Gleichnisse für Verstockte und die pünktliche Gnade

1.     Erklärungen zum Text

Jesus hatte sein Boot in eine Kanzel umfunktioniert (V. 3), um zum Volk in Gleichnissen zu sprechen. Dabei hatte er noch im vorigen Kapitel zu den Schriftgelehrten und Pharisäern, dem „bösen und abtrünnigen Geschlecht“ (Mt 12,39), ganz anders geredet. Sie hatte er ermahnt, den Jüngern wiederum Gottes Liebe als Ruf in die Nachfolge verkündigt, zum Volk hingegen in Gleichnissen gesprochen. Warum eigentlich so kompliziert? Gleichnisse versteht man ohnehin kaum und jeder irgendwie anders. Eine Deutung der Gleichnisse gibt Jesus ja nur den Jüngern (etwa beim Gleichnis vom Sämann: V. 1-9, s. V. 18)!

In der Antwort von Jesus sind vier Dinge wichtig:

1. Es gibt „Geheimnisse des Himmelreiches“ (V.11), die tatsächlich nicht jeder kapiert.
2. Dabei hat dieses Verstehen nichts damit zu tun, wie schlau man ist, sondern allein damit, ob „man hat“ (V. 12) – also ob man zu Jesu Jüngern gehört, seine Auslegung hört und weiß, wer er wirklich ist.
3. Das Volk hingegen „hat“ nicht, es ist verstockt, sodass die Prophetie von Jesaja erfüllt werden kann (V. 14).
4. Deshalb werden die Jünger nicht gelobt, weil sie etwas gut gemacht haben. Sondern seliggepriesen, weil ihnen das geschenkt wird, wonach sich alle Gerechten und Propheten im ganzen Alten Testament gesehnt haben: Jesus zu sehen und das Evangelium zu hören (V. 17).

Warum also wählt Jesus die Gleichnisse, um zum Volk zu sprechen? In Römer 9-11 lernen wir, dass nur durch die Verstockung eines Großteils der Juden das Heil für die Heiden geöffnet werden kann. Hätten alle Juden an Jesus als den Messias geglaubt, wären wir Heiden vermutlich nie als Töchter und Söhne in das Reich Gottes aufgenommen worden (vgl. die Konzentration von V. 34 auf das Volk). Hätten die Römer erkannt, wer Christus ist, wäre er nie für unsere Schuld gestorben. Wäre Judas nicht geldgierig gewesen, wäre Jesus nicht als reines Passahlamm für unsere Schuld geopfert worden. So komisch es klingt: Gott darf sich nicht zu früh erbarmen (V. 15), damit Christus am Kreuz stirbt. Nur durch die Verstockung der meisten Juden kann Gott seine Liebe am Kreuz wirklich allen Menschen schenken.

2. Bedeutung für heute

Die Weissagung aus Jesaja 6,9-10 (auch aus Ps 78,2 – vgl. V. 35) ist mit Pfingsten abgewendet. Nach seinem Tod und seiner Auferstehung spricht Jesus nicht mehr in Gleichnissen. Für uns ist daher die Rede von der Verstockung für Gleichnisse nicht mehr relevant, denn auch in Briefen oder Predigten der Apostel finden wir nichts, was dem entspricht.

Verhärtung

Dass Leute Gottes frohe Botschaft nicht annehmen, kann aber auch heute an ganz unterschiedlichen Dingen liegen: Manchmal sehen Leute nicht, wie Gott in ihrem Leben handelt oder hören nicht, was Gott ihnen in der Bibel sagt. Ihr Herz – in der Antike der Sitz des Verstandes – möchte einfach nicht erkennen, wer Gott ist (V. 15). Viele lesen die Bibel heute nur als klugen Lebensratgeber, als poetisches Meisterwerk abendländischer Kultur oder sehen vor lauter Gnadenerweisen in ihrem Leben nicht die große Gnade Jesu. Ihnen wird das genommen werden, was sie nie wirklich hatten.

Bequemlichkeit

Das zweite große Problem ist, dass das Volk zwar Jesus bei der Predigt zuhört – aber ihm nicht nachfolgt. Sie interessieren sich für Jesus, gehen sonntags ab und an in den Gottesdienst, zahlen Kirchensteuer und besuchen christliche Festivals – aber ihr Herz gehört nicht Jesus allein. Man kann mit vielen religiösen Erlebnissen und hochgebildet über das Christentum doch in die Hölle kommen. Ein halber Christ bleibt ganzer Unsinn. Ihm wird auch das bisschen „churchy image“, was er noch hat, genommen werden. Es ist wichtig, dass wir erkennen: Wir sind nicht krank durch unsere Sünden, sondern tot in ihnen (Eph 2,5; Kol 2,13). Wer zum Glauben kommt, erholt sich nicht von einer Krankheit. Er ist geistlich vom Tod zu den Lebenden gekommen.

Demut

Die Antwort, die Jesus den Jüngern auf ihre Frage gibt, hatten sie bestimmt nicht erwartet. Das sollte auch uns immer wieder ermahnen, voller Demut auf Gottes Wort in der Heiligen Schrift neu zu hören. Und besonders auf das AT: Zu dieser Zeit gab es schließlich sogar Gerechte (V.17)! Bei den Alten in der Gemeinde, unseren Freunden außerhalb der Gemeinde oder dem unbekannten Fremden – immer gilt: keine Überheblichkeit, sondern Demut! Wir Nachfolger kriegen kein Lob von Jesus, sondern werden von ihm seliggepriesen. Darum sei nicht stolz, sondern „fürchte dich“ (Röm 11,20)!

3. Methodik für die Gruppe

Begrüßung

Zur Begrüßung kann man fragen: Was hast du in der letzten Woche beim Bibellesen nicht verstanden? Was stört dich am Christentum schon länger? Mit den Problemen der Jugendlichen und Jungen Erwachsenen an Gottes Wort und Gott selbst ist man schon beim Kontext der Bibelstelle: Die Jünger nehmen Jesus beiseite und stellen ihre Fragen (V. 1-2).

Die Geschichte selbst steht auf einem großen Flipchart-Papier in der Mitte, auf dem die Jugendlichen 5 Minuten ein „stilles Gespräch“ über den Text beginnen können. Alles ist dabei erlaubt! Kritik, Zustimmung, Reaktionen auf andere Kommentare etc. Danach zerredet man das Ergebnis nicht, sondern lässt es in der Mitte liegen, betet kurz und singt ein Lied (etwa Who am I in FJ! 4 Nr. 65; Aus der Quelle FJ! 5 Nr. 102).

Verstockung

Nach dem Lied legt man auf einen Stuhl in der Mitte etwas Begehrenswertes (Süßigkeiten, Geld etc. – je nach Zusammensetzung der Gruppe). Nach einem kurzen Moment der Verwirrung in der Gruppe sagt man dann: „Wer es nimmt, dem gehört es.“ Erfahrungsgemäß werden zumindest einige kritisch sitzen bleiben. An die kann man jetzt die Frage richten: Warum seid ihr sitzen geblieben? Haben eure Ohren nicht zugehört? Habt ihr nicht geglaubt, dass es stimmt? Denkt ihr, dass ihr ohnehin keine Chance gehabt hättet? So wird Verstockung erkennbar: Der Mensch bleibt immer lieber sitzen, als aufzustehen. In Jesus zeigt sich Gott ganz neu – logisch, dass die meisten das zunächst nicht verstehen.

Verblendung

Als Nächstes zeigt man der Gruppe eine Reihe von Mehrfachbildern. Unter dem Stichwort findet man bei Suchmaschinen im Internet leicht verschiedene Beispiele zum Ausdrucken. Jetzt kann man in die Gruppe fragen: Was seht ihr? Die Teilnehmenden realisieren, dass nicht nur die Frage, ob man aufsteht oder nicht – sondern auch die Frage, was man eigentlich sieht oder nicht, von Erfahrung oder Zufall abzuhängen scheint. Was die Leute von Jesus erkannt haben, war häufig immer nur das Bild des coolen Wunderpredigers. Sie haben nicht vermutet, dass es noch ein zweites Bild gibt! Und selbst von den Wenigen, die beide Perspektiven sehen, laufen nur ein paar Menschen los.

Wenn die Gruppe schon häufiger mit Mehrfachbildern konfrontiert wurde, kann man alternativ eine Blindverkostung machen. (Achtung: vorher über Allergien informieren!) Es bietet sich etwa an, verschiedene Joghurt-Sorten mitzubringen und die Teilnehmenden dann mit verbundenen Augen raten zu lassen, welche Geschmackssorte sie gerade essen. Wie das Volk eigentlich das AT kannte und man selbst Joghurt kennt, so fällt es einem doch oft schwer zu realisieren, womit man es eigentlich genau zu tun hat. Auch hier gilt: Die Wahrnehmung ist mein Problem – nicht das Problem des Joghurts.

Erkennen und Nachfolgen gehören also zusammen: Wer, wie das Volk nur zuschaut, wird den Siegeskranz nicht erlangen. Jesus möchte den Einzelnen als entschiedenen Nachfolger.

Kurze Auslegung und Abschluss

Nach einer kurzen Auslegung anhand der Erklärung zum Text, einer Gebetsgemeinschaft und Liedern zum Abschluss (etwa: Ich folge Dir in FJ! 5, Nr. 123 oder Von den Gipfeln der Welt in FJ! 4, Nr. 47), kann man noch eine Herausforderung an die Gruppe stellen: Verändere deinen Alltag! Stehe in der kommenden Woche eine halbe Stunde früher auf. Oder: Schalte das Handy nur zwischen 12 und 20 Uhr an. Oder: Morgens statt abends duschen. Vermeintlich kleine Dinge lassen uns häufig schon scheitern. Warum ist es so schwierig, Dinge, die man sich vornimmt, im Leben umzusetzen? Tauscht euch nächste Woche über eure Erfahrungen aus! Vielleicht hat sich ja manch einer wie ein sinkender Petrus gefühlt (dem Thema der nächsten Woche)?

Click to access the login or register cheese
Wähle dein Team!

Wähle das Team, für das du jetzt Materialien suchst, oder auf dessen Materialien du zugreifen möchtest.

Du kannst jederzeit oben rechts über das Team-Menü ein anderes Team auswählen.

Wechsel zu deinem Konto