Mit Arm und Herz

Das Ziel

Starter

Mit Jesus zu leben ist herausfordernd. Es gilt, herauszutreten aus der bequemen Beobachterrolle, um das zu tun, was Jesus möchte.

Checker

Barmherzigkeit klingt eher wie etwas für Schwächlinge. Aber das Gegenteil ist der Fall. Man braucht starke Arme und ein großes Herz.

Der Text an sich

Dieser Bibelvers ist Teil der so genannten „Feldpredigt“ (Verse 17-49)
Nachdem in Vers 17 viele Menschen „aus ganz Judäa, Jerusalem und dem Küstenland von Tyrus und Sidon“ zuhören, hat Jesus ab Vers 20 ganz gezielt seine Jünger vor Augen.
Ihnen predigt er die „Seligpreisungen“ (20-23).
Dann warnt er eindringlich vor Einstellungen und Situationen, die für die Jünger gefährlich werden können (Vers 24-26).

Schließlich richtet er sich in Vers 27ff. an die, die wirkliches Interesse an seiner Botschaft haben („die ihr zuhört“). Dies mögen Menschen über den engen Jüngerkreis hinaus sein, Menschen, die es mit Jesus und seiner Botschaft ernst meinen. Ihnen kann er nun Dinge sagen, die herausfordernd sind. Hier ist deutlich zu spüren, dass sich die Botschaft Jesu zum Teil krass von den Gepflogenheiten der damaligen Zeit unterscheidet:

In der Parallelstelle in Matthäus 5, der so genannten Bergpredigt, steht im Vers 43f.: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: ,Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.‘ Ich aber sage euch: ,Liebt eure Feinde …‘.“

In den folgenden Versen wird dann dieser neue Umgang mit schwierigen, unangenehmen, belastenden Menschen ausgeführt: Das lässt sich mit Stichworten ausdrücken: Liebe üben, Gutes tun und leihen, ohne Lohn dafür zu erwarten. Die Herzenshaltung wird den ganzen Menschen prägen (Vers 43-45).

Diese Feldrede endet dann damit, dass Jesus die, die diese Worte hören und befolgen, mit dem Mann vergleicht, der sein Lebenshaus auf ein solides Fundament baut (Vers 46-49).

Der Vers 36, die Jahreslosung, ist in der Feldrede die zentrale Aussage, der Kern der Botschaft. Er fasst all das zusammen, bündelt, was vorher ab Vers 27 und nachher bis Vers 42 gesagt ist. Barmherzigkeit ist die Grundlage allen Handelns, die Herzenshaltung, die Motivation, der Lebensstil.

Barmherzigkeit wird von Käte Hamburger (Philosophin und Literaturwissenschaftlerin) 1985 so definiert: „Barmherzigkeit als tätige Nächstenliebe. Der Nächste sei jeweils der, den der Mensch durch barmherziges Handeln zu seinem Nächsten machte. Mitleid sei hingegen keine Charaktereigenschaft, sondern gehöre dem menschlichen Gefühlsleben an. Barmherzigkeit bezeichnet somit eine existenzielle Betroffenheit im Innersten und ein Tun, das mehr ist als bloßes Gefühl des Mitleidens“ (aus Wikipedia, aufgerufen am 19.10.2020).

Nicht nur das Herz nimmt die Situation wahr, sondern der Arm handelt, um die Situation zu verändern.

Im Gegensatz zu anderen Religionen, die durch Opfer und kultische Handlungen ihren Gott / ihre Götter gnädig, barmherzig stimmen müssen, ist unser Gott von sich aus barmherzig und wir sollen sein wie er. Nicht wir müssen Gott gnädig stimmen, damit er uns gnädig ist, sondern er ist es (Psalm 103,8) und wir sollen, können es deshalb auch sein.

Nicht nur im Christentum und Judentum, sondern auch im Islam wird die Barmherzigkeit als herausragende Eigenschaft Gottes angesehen. Der Gott des Judentums und des Christentums fordert jedoch zur Liebe und Barmherzigkeit zu allen Menschen auf, nicht nur zu Gleichgesinnten.

Der Text für mich

Die gesamte „Feldrede“ Jesu (Lk 6,17-49) ist eine Herausforderung. Wie in einer Regierungserklärung stellt Jesus besonders ab Vers 27 einen Katalog auf, nach dem wir in seinem Sinne handeln sollen. Unmissverständlich stellt er dar, wie er sich ein Zusammenleben vorstellt, wie wir in seinem Herrschaftsbereich mit anderen umgehen sollen. In manchen Punkten unterscheidet sich das total von dem, was gesellschaftlich gelehrt wird. Hier ist nicht von Ellenbogenmentalität die Rede, die man haben müsste, um es zu etwas zu bringen. Bei Gott werden wir belohnt, wenn wir in seinem Sinne handeln (Vers 35+38).

Unsere Gesellschaft lebt in einem Widerspruch:
Barmherzigkeit scheint gerade im Berufsleben nicht möglich zu sein. Einer will oder muss besser, stärker sein als der andere. Barmherzigkeit klingt nach Schwäche. Wer barmherzig ist, scheint der Dumme zu sein, zu defensiv.
Dann wiederum sind die hoch angesehen, die Barmherzigkeit leben (z. B. Mutter Theresa).
Und wir wünschen uns sehnlichst, selbst barmherzig behandelt zu werden.
Es ist gut zu wissen, dass diese Barmherzigkeit (auch „Fürsorge“ genannt) ein grundlegender Aspekt unseres Sozialstaates ist.

Der Text für dich

Starter

Das Wort „barmherzig“ kommt nicht unbedingt in deinem täglichen Sprachgebrauch vor. Du würdest vielleicht lieb, nachsichtig, mitfühlend sagen. Ist es dir sogar peinlich, barmherzig, fürsorglich zu sein? Klingt das für dich nach Schwäche, vielleicht sogar erniedrigend, fürsorglich zu sein? Barmherzigkeit ist aber etwas ganz Großes. Barmherzige Menschen sind keine Weicheier. Sie haben nicht nur rührselig Mitleid, sondern sie packen an, z. B. die Not zu lindern, Ungerechtigkeit zu beenden, die Spirale des Hassens zu durchbrechen.

Gott selbst ist barmherzig. Nicht wir müssen ihn gnädig, barmherzig stimmen, wie das in manchen anderen Religionen der Fall ist. Sondern er ist die Barmherzigkeit in Person. Wenn Gott nicht barmherzig wäre, sondern so gnadenlos, wie wir manchmal mit anderen umgehen, dann hätten wir nichts zu lachen. Und genau so, wie er barmherzig ist, so sollen wir es auch sein: Unser Herz öffnen für andere, uns für sie einsetzen, ihnen vergeben, ihnen helfen.

Checker

Bei diesem Vers merken wir spätestens, dass es nicht reicht, viel über Jesus zu wissen und sonst so zu leben, wie alle um dich herum. Jesus möchte, dass du gegen den Strom schwimmst. Jesus fordert dich auf, dein Herz, dein Mitgefühl groß werden zu lassen. Und dann sollst du dich für deinen Freund – aber auch für den, den du nicht leiden kannst (deinen Feind) – einsetzen. Er will, dass du barmherzig bist. Auf vielerlei Arten. Lies dazu die Verse 27-45. Gott selbst macht es uns vor.

Der Text erlebt

Material siehe unten

Hinführung

Idee 1

Alle rennen im großen Kreis am äußersten Rand des Raumes nebeneinander und hintereinander her. Ein Mitarbeitender steht in einer Ecke und tippt einem Vorüberlaufenden auf die Schulter. Der beginnt nun sofort, gegen den Strom zu rennen. Dabei versucht er, mit niemandem zusammen zu stoßen, aber einzelne freundlich am Arm zu berühren. Jeder, der berührt wurde, schlägt nun auch seine Richtung ein. Dies geht so lange, bis alle die Richtung geändert haben. Dann tippt der Mitarbeitende wieder jemanden an.

Idee 2

Gegenteiltag: Manchmal wird etwas deutlicher, wenn man das Gegenteil davon aufzeigt.

Sucht zu folgenden Worten jeweils das am besten passende Gegenteil:
Weich, gnädig, nachsichtig, sanftmütig, hart, brutal, eisig, unsozial, grausam, mitleidig, fürsorglich, hilfsbereit, freigiebig, liebevoll, freundlich, sanft, tolerant, mitfühlend, barmherzig, lieb.

Verkündigung

Verkündigungsart: Gruppenarbeit

Jeder erhält eine Bibel (GNB) und schlägt Lukas 10,25-37 auf. Gemeinsam wird diese Geschichte gelesen.

Die Gruppe teilt sich in vier Teams. Jedes Team bekommt eine Aufgabe:
Schreibt eine moderne Version dieser Geschichte aus der Sicht

und verwendet so viele passende Adjektive wie möglich.

Die andere Idee

Spontantheater: Aus der Gruppe melden sich spontan Kinder, die die Rolle der Räuber, des Überfallenen, des Priesters, des Leviten, des Samariters, des Esels, des Wirtes übernehmen.
Ein Mitarbeitender liest den Text aus Lukas 10,25-37 langsam vor. Die Kinder spielen ab Vers 30 jeweils ihre Rolle pantomimisch mit.

Der Text gelebt

Wiederholung

Die Teams aus „Verkündigung“ stellen ihre Geschichten der gesamten Gruppe vor.

Nach jeder Version werden die verwendeten Adjektive herausgesucht, ggf. passende hinzugefügt. Jedes Team erstellt davon eine Liste. Am Ende werden die Listen der Teams miteinander verglichen.
In welcher Rolle würden sich die Jungscharler wohlfühlen? Welche ärgert sie?

Bei Idee 2 wird hier nachgefragt: Wie charakterisiert ihr die Räuber, den Überfallenen, den Priester, den Leviten, den Samariter, den Wirt. Nennt jeweils passende Adjektive

Gespräch

Unversehens finden wir uns in der Rolle der Räuber wieder. Gnadenlos machen wir andere nieder, wollen besser dastehen als sie, machen mit, wenn andere ausgegrenzt werden.
Auch die Rolle des Priesters und des Leviten ist uns nicht fremd. Allzu oft gehen wir am Leid anderer vorüber, ignorieren sie.
Der Samariter gefällt uns. Aber so zu sein wie er erfordert Mut. Er wusste nicht, ob die Räuber ihn in Ruhe lassen würden. Er musste mit Zurückweisung rechnen. Denn der Verwundete in der Geschichte war einer, der nichts mit Samaritern zu tun haben wollte.

Der Wirt hat für Geld geholfen. Gehören wir auch zu denen, die nur das tun, wofür sie bezahlt werden, die nur helfen, wenn sie eine Belohnung dafür bekommen? Erwarten wir nicht mindestens einen Dank oder ein Lob?

Jetzt schlagen alle ihre Bibeln unter Lukas 6,36 auf.

Jesus fordert seine Jünger dazu auf, barmherzig zu sein. Was verstehen die Jungscharler unter dem Wort? Anhand der Definition aus „Der Text an sich“ wird der Begriff erklärt. Die Worte aus „Gegenteiltag“ und den Teamlisten werden erneut aufgegriffen. Nun werden Situationen aus dem Alltag der Jungscharler gesucht, in denen Barmherzigkeit erforderlich wäre oder gelebt wurde.

Auf diese Weise zu handeln erfordert Überwindung, Mut und Kraft. Jesus selbst gibt uns diese Kraft. Er gibt uns Rückendeckung, stärkt uns den Rücken. Er liebt uns aus vollem Herzen. Auch er bewegt seinen starken Arm, um für uns da zu sein. Von dieser Liebe können wir verschwenderisch weitergeben. Siehe dazu Lukas 6,45. Das Herz voller Liebe bewegt unsere Arme. Das heißt Barmherzigkeit.

„Streben wir stets danach, unsere Herzen wachsen zu lassen, denn je ausladender die Äste einer Eiche, umso mehr Zuflucht bieten sie.“ (Richard Jefferries 1848-1887)

Merkvers

Versucht, den Vers Lukas 6,36 rückwärts, also von hinten nach vorne, zu lesen, vielleicht sogar auswendig zu lernen. Das kann das Jahr über euer Geheimcode sein, um euch an die Challenge zu erinnern.

Oder:

Schreibt den Merkvers mit der linken Hand (Linkshänder mit der rechten Hand) auf. Ihr merkt, das, was da steht, kann man nicht einfach so „mit Links“ erledigen.

Gebet

Friedensgebet (Franz von Assisi):

Oh Herr, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens.
Dass ich Liebe übe, da wo man mich hasst;
dass ich verzeihe, da wo man mich beleidigt;
dass ich verbinde, da wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, da wo Irrtum herrscht;
dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel ist;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Dein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Oh Herr, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens. Amen

Kreatives

„Challenge für das Jahr“ – Schachtel

Die Schablonen werden auf buntes Tonpapier DIN A 4 kopiert. Alles wird entlang der durchgezogenen Linien ausgeschnitten. Auf den Deckel wird die Jahreslosung (die Challenge für das Jahr) geschrieben. Dann wird alles entlang der gestrichelten Linien gefaltet und durch die schraffierten Felder zusammengeklebt. Der Deckel kann noch mit bunten Dekorationssteinchen, Stickern o.ä. beklebt werden. In die Schachtel kommen leere Zettel.

Spielerisches

„Mensch ärgere dich nicht“ mal anders

Das bekannte Spiel wird zunächst ganz normal gespielt. Aber anstatt den anderen rauszuwerfen, darf der betroffene Mitspieler die Anzahl an Feldern vorwärts gehen, mit der er getroffen wurde. Trifft er dann auch selbst auf einen anderen Mitspieler, darf der auch die entsprechende Zahl nach vorne springen.

„Bibel hoch“

Alle haben eine Bibel in der Hand. Beim Ruf des Mitarbeiters „Bibel hoch“ strecken alle ihre Bibel geschlossen in die Höhe. Nun nennt der Mitarbeiter eine Bibelstelle und sofort schlagen alle diese Stelle nach. Wer sie zuerst gefunden hat, reckt seine Bibel wieder hoch, behält aber dieses Mal einen Finger zwischen den entsprechenden Seiten. Wenn alle Bibeln nach oben gereckt sind, liest einer dann den Vers vor.

Ps 103,13; 2. Mose 34,6; 2. Chr. 30,9; Neh 9,17; Ps 78,38; Ps 86,15; Ps 103,8; Ps 116,5; Micha 7,18; 1. Petrus 3,8

Rätselhaftes

Lückentext: (siehe Arbeitsblatt)

Der Text der Geschichte des „barmherzigen Samariters“ ist mit Lücken versehen, die mit passenden Adjektiven gefüllt werden sollen. An manchen Stellen passen auch mehrere. Unter dem Text stehen Adjektive zur Auswahl. Besondere Herausforderung: Jedes Adjektiv darf nur einmal verwendet werden.

(T)Extras

Lieder

Aktionen

Die Jahreslosung ist eine „Challenge für das Jahr“.

Im Jungscharraum wird ein Plakat mit der Jahreslosung aufgehängt. Die Jungscharler, die sich an der Challenge beteiligen, schreiben ihren Namen mit Edding auf das Plakat. Sie haben damit die Challenge, die Herausforderung, angenommen, das Jahr hindurch barmherzig zu sein und dies auch zu dokumentieren. Solche Taten könnten sein

Die jeweiligen barmherzigen Taten notieren die Jungscharler auf einen der Zettel aus der „Challenge-Box“ (siehe „Kreatives“). Im Laufe des Jahres wird diese Box immer mal wieder aufgegriffen. Am Ende des Jahres wird es eine Belohnung geben für alle, die sich beteiligt haben.

Hier kommt die erste Themenreihe der JUMAT 1/2021. Es geht um Josef. In insgesamt 8 Lektionen geht es um Josefs Familiengeschichte, die Hochs und Tiefs seines Lebens, Verrat, Intrige, Träume und Wunder und darum, dass Gott am Ende alles gut macht.

Ergänzend als Lektion 1 ein Stundenentwurf zur Jahreslosung Lk 6,36.

Lektion 2 1. Mose 37,1-11 Getreide und Gestirne

Lektion 3 1. Mose 37,12-36 Verraten und verkauft

Lektion 4 1. Mose 39 Abgehauen und bestraft

Lektion 5 1. Mose 40 + 41 Ähren und Kühe

Lektion 6 1. Mose 42 Angst und Bange

Lektion 7 1. Mose 43 + 44 Noch einmal Angst und Bange

Lektion 8 1. Mose 45 Versöhnung und Freude

Lektion 9 1. Mose 50,1-20 Rückblick und Ausblick

Die einzelnen Lektionen sind nach dem gleichen Schema aufgebaut: Im ersten Teil sind exegetische Überlegungen, sowie Gedanken über Auswirkungen des Textes für mich und für die Kinder. Im zweiten Teil geht es um die praktische Umsetzung. Dabei werden mehrere Methoden und Möglichkeiten vorgestellt, wie die Umsetzung aussehen kann. Zur Vertiefung stehen jeweils 7 unterschiedliche Elemente zur Verfügung: Wiederholung, Gespräch, Merkvers, Gebet, Kreatives, Spielerisches und Rätselhaftes.

Das Ziel

Starter

Jesus liebt uns Menschen so sehr, dass er sogar kurz vor seinem Tod für seine Feinde und auch für uns um Vergebung bittet.

Checker

So wie Jesus seinen Vater für andere um Vergebung bittet, dürfen auch wir ihn bitten, unseren Mitmenschen zu vergeben.

Der Text an sich

Die Kreuzigung ist mit der Auferstehung der Höhepunkt der Guten Nachricht der Evangelisten. Die Ereignisse rund um den Tod Jesu sind daher besonders wichtig. Jesus wurde von vielen Menschen abgelehnt. Der Höhepunkt dieser Ablehnung ist die Hinrichtung am Kreuz. Trotzdem wendet er sich in seinen letzten Stunden den Menschen zu. In der sogenannten Feldrede (Lk 6,27.28) fordert Jesus seine Zuhörer auf, die Feinde zu lieben und für sie zu beten. Genau das tut er nun und wird damit seinem eigenen Anspruch gerecht. Er geht mit gutem Beispiel voran und setzt seine eigenen Aussagen um.

Allerdings bleibt offen, wer mit „sie“ gemeint ist. Vielleicht sind die Soldaten gemeint, die die Hinrichtung beaufsichtigen und nun um seine Kleider würfeln. Jesus spricht damit möglicherweise auch die jüdische Elite an, die ihn mit allen Mitteln beiseiteschaffen wollte und es nun erreicht hat. Auch die Jünger können gemeint sein, die aus Angst bei der Gefangennahme Jesu geflohen sind. Möglich ist aber auch, dass es Lukas mit Absicht offenlässt. Dadurch wird jeder Leser angesprochen und kann ins Fragen kommen. „Bittet Jesus Gott, dass auch mir vergeben wird? Bin ich damit angesprochen?“

Deutlich wird aber auch, dass sich vor Gott niemand herausreden kann. Selbst die Verfehlungen aus Unwissenheit zählen vor Gott. Auch für unbewusste Abkehr von Gott müssen wir uns vor ihm verantworten. Doch können wir uns darauf verlassen, dass Jesus auch dafür gestorben ist. Wenn wir uns zu Jesus wenden und er uns vergibt, ist alles eingeschlossen. Selbst die Dinge, bei denen wir uns gar nicht bewusst sind, dass wir da Fehler vor Gott begangen haben.

In Psalm 22,19 findet sich eine Parallele zum Verteilen der Kleider von Jesus. Die Soldaten erfüllen mit ihrem Handeln dieses Wort aus dem Psalm. Das ist dem Evangelisten hier wichtig. Er möchte zeigen, dass das ganze Geschehen rund ums Kreuz nicht das größte Desaster ist. Sondern es ist Gottes Plan zur Rettung von uns Menschen. Gott verliert hier nicht die Kontrolle. In dem ganzen Geschehen um das Kreuz zeigt sich seine große Liebe.

Der Text für mich

Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie Jesus sich am Kreuz verhält. Auf der einen Seite ist er ganz Mensch und leidet unwahrscheinlich unter den Qualen der Kreuzigung. Auf der anderen Seite handelt er aber ganz göttlich und wendet sich sogar in diesem Moment den Menschen zu, die ihn in diese Situation gebracht haben. Jesus durchbricht den Kreislauf von Hass und Gewalt, indem er für seine Feinde bittet. Das möchte ich auch versuchen, in meinem Leben umzusetzen. So kann etwas von Gottes Liebe in dieser Welt sichtbar werden. Natürlich funktioniert das mal besser und mal schlechter. Doch darf ich wissen, dass Jesus mich trotz meines Scheiterns annimmt. Das ist die gute Botschaft vom Kreuz.

Das sollen die Kinder gerade in der Jungschar merken. Ich bete für sie und sehe sie als von Gott geliebte Kinder. Gerade auch dann, wenn sie mal unaufmerksam und wild sind und meine ganze Jungscharstunde auf den Kopf stellen.

Der Text für dich

Starter

Die Kinder erleben in ihrem Umfeld oft, dass nach dem Grundsatz „Wie du mir, so ich dir“ gehandelt wird. Nicht selten fällt die Reaktion auf eine Handlung noch um einiges härter aus. Zum Beispiel schaukelt sich eine harmlose, mit Worten geführte Stichelei unter Schülern schließlich zu einer Schlägerei hoch. Oder es treten Konflikte mit Kindern anderer Nationalitäten auf, weil der andere nicht verstanden wird. Doch ist keiner bereit zurückzustecken. Jeder versucht sich zu behaupten.

Die Kinder sollen erfahren, dass Jesus anders ist und anders handelt. Er bittet sogar in der schlimmsten Situation noch für seine Feinde. Er durchbricht die Spirale der Gewalt.

Checker

Kinder, die schon viel von Jesus gehört haben, kennen die Geschichten rund um das Kreuz sehr gut. Doch lesen oder hören sie manchmal über die wichtigen Details hinweg. Für sie ist klar, dass Jesus Gottes Sohn ist und er in vielen Situationen auf besondere Art und Weise handelt. Doch fehlt oft der Übertrag ins eigene Leben. Sie sollen lernen, dass Jesus sie auffordert, auch anders zu handeln. Die Kinder können dadurch Gottes Liebe zu ihren Mitschülern und Freunden tragen. Das wird sie selbst verändern und vielleicht auch den anderen zu Jesus einladen.

Der Text erlebt

Hinführung

Idee 1: Mensch ärgere dich nicht

Es werden einige Runden „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Nachdem einige Male Figuren der Spieler durch andere Spieler rausgeworfen wurden, wird das Spiel abgebrochen. Nun wird zum Thema übergeleitet:

„Wenn eure Figuren aus dem Spiel geworfen werden, seid ihr nicht begeistert. Manchmal ärgert ihr euch vielleicht auch richtig über euren Mitspieler oder eure Mitspielerin. Aber hier geht es nur um ein Spiel. Jesus wurde von anderen aus dem Leben geworfen. Er musste sterben, weil andere ihn nicht leiden konnten. Doch seine Reaktion ist ganz anders. Das werden wir uns heute zusammen anschauen.“

Idee 2: Stille Post

Es wird einige Runden „Stille Post“ gespielt. Dazu sitzen alle im Kreis und der Startspieler sagt seinem Nachbarn ein Wort oder einen Satz leise ins Ohr. Dieser muss nun das, was er verstanden hat, seinem anderen Nachbarn ins Ohr flüstern. Der Letzte in der Runde sagt laut, was er verstanden hat.

Überleitung: „Manchmal kamen bei unserem Spiel ganz andere Wörter raus, als der Erste sie sich ausgedacht hatte. Da hat sich manchmal viel verändert. Es waren aber auch keine wichtigen Dinge. Bei dem, was Jesus gesagt hat, haben die Menschen darauf geachtet, dass es nicht verändert wird. Denn das waren wichtige Worte. Heute geht es um ein paar Worte, die Jesus in seinen letzten Stunden gesagt hat.“

Verkündigung

Erzählung und Darstellung mit allen Teilnehmern

Die Geschichte wird vorgelesen. Die Kinder werden den Personengruppen zugeordnet und spielen das Vorgelesene nach. In die Mitte des Raumes wird ein größeres Kreuz gestellt, um das sich die Geschichte abspielt. Die Kinder verkleiden sich mit Tüchern. Die Soldaten bekommen ein Stück Stoff und Würfel. Die, die vorübergehen, tragen etwas (Körbe, Beutel). Die Mitglieder des Hohen Rates haben besonders schöne Tücher an. Die Jünger verhüllen mit ihren Tüchern ihre Gesichter, um nicht erkannt zu werden.

Personengruppen: Soldaten, viele andere Menschen, Jünger, Mitglieder des Hohen Rates, einige, die vorübergehen

Es ist kurz vor dem Sabbat, dem jüdischen Feiertag. Da wird ein Mann – Jesus – zum Tode verurteilt. Er selbst sagt, dass er der Sohn Gottes ist. Er lädt die Menschen ein, ihr Leben mit Gott zu leben. Er zeigt den Menschen, was in ihrem Leben falsch ist und fordert sie auf, Gott dafür um Vergebung zu bitten. Doch das gefällt nicht allen.

Die Mitglieder des Hohen Rates sehen in ihm einen Aufrührer und Gotteslästerer. Sie klagen schließlich Jesus bei den Römern an. Und nun muss er am Kreuz sterben.

Vor dem Kreuz sind römische Soldaten. Für sie ist eine Hinrichtung etwas ganz Normales. Sie interessieren sich gar nicht für Jesus. Sie drehen dem Kreuz den Rücken zu und würfeln lieber um die Kleider von Jesus. Da vergeht wenigstens die Zeit.

Etwas abseits vom Kreuz stehen die Jünger von Jesus. Sie waren seine Schüler und hatten viel mit ihm erlebt. Sie haben Angst, weil sie nicht mehr wissen, was sie glauben sollen. Die meisten von ihnen sind bei der Festnahme geflohen. Sie hatten Angst um ihr Leben. Sogar Petrus hatte der Mut verlassen und er log, als er sagte, dass er Jesus nicht kenne. Jetzt tuscheln sie miteinander. Laut getraut sich keiner zu sprechen. „Ist er doch nicht der versprochene Retter? Wir waren doch fest davon überzeugt.“ – „Er hat doch viele Wunder getan. Ich verstehe nicht, wieso sie ihn verurteilt haben. Er war doch gut zu den Menschen.“ – „Was wird nun aus uns? Wie geht es jetzt weiter?“ Sie schauen auch weg vom Kreuz. Sie können nicht mit ansehen, wie ihr Freund, Jesus, leidet.

Auf der anderen Seite stehen die Mitglieder des Hohen Rates. Sie sind das ganze Gegenteil zu den Jüngern. Sie haben gute Laune. Endlich sind sie ihn los, diesen Jesus. Er hatte ihnen viel Ärger gemacht. Nicht nur, dass er ihrer Meinung nach Gott lästerte, weil er behauptete, sein Sohn zu sein. Nein, er brachte Unruhe unter das Volk. Viel zu viele Menschen liefen ihm nach. Doch das ist nun vorbei. Sie machen sich sogar noch lustig über ihn: „Hey, Jesus, hast du nicht anderen geholfen? Hilf dir doch jetzt selbst!“ – „Wenn du Gottes Sohn bist, warum macht Gott jetzt nichts?“

Es stehen aber auch noch viele andere Menschen dabei. Sie sind neugierig. Sie waren oft dabei, wenn Jesus von Gott sprach. Vor allem fanden sie die Wunder toll. Davon konnten sie gar nicht genug bekommen und sehen. Und wenn sie eins gesehen hatten, warteten sie schon auf das Nächste. Nun stehen sie unter dem Kreuz und fragen sich gespannt: „Was wird nun passieren?“ – „Sehen wir vielleicht noch ein Wunder?“ – „Vielleicht wird sich jetzt zeigen, ob er wirklich etwas Besonderes ist.“ – „Vielleicht sehen wir aber, dass er doch nur ein Mensch ist.“ – „Noch ist es nicht vorbei. Warten wir erst einmal ab.“

Da das Ganze sich in aller Öffentlichkeit abspielt, kommen auch einige Menschen zufällig an dieser Hinrichtungsszene vorbei. Sie gehen ihren Geschäften nach. Manche von ihnen kommen von Jerusalem und haben gut verdient. Sie freuen sich darüber. Sie schauen nur kurz zum Kreuz und denken sich: „Na, da hat es mal wieder so einen armen Schlucker erwischt.“ – „Wer weiß, was der da angestellt hat. Wahrscheinlich hat er es auch verdient.“

Jesus sieht die Menschen um sich herum. Er sieht die Soldaten, die sich nur für seine Kleider interessieren. Er sieht die Jünger, die nicht den Mut haben, zu ihm zu halten. Er sieht die Mitglieder des Hohen Rates, wie sie sich über sein Unglück freuen. Er sieht die vielen anderen, die nur aus Sensationslust dastehen. Er sieht die, die vorbeigehen und sich überhaupt nicht um ihn scheren. Alle diese Menschen leben nicht so, wie es sich Gott, sein Vater, vorstellt. Sie haben versagt. Jesus könnte über sie ärgerlich und zornig sein. Doch das ist er nicht. Er liebt sie. Deshalb bittet er Gott: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“

Die andere Idee

Gespräch über die Kreuzigungsszene

Die Mitarbeiter spielen Personen, die die Kreuzigung miterlebt haben. Sie unterhalten sich darüber, wie sie Jesus beeindruckt hat. Vor allem seine letzten Worte („Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“) gehen ihnen nicht mehr aus dem Kopf. Sie fragen sich, wen Jesus mit „ihnen“ gemeint hat. Eine Person fragt sich, ob sie selbst vielleicht auch gemeint ist. Eine andere Person fragt in die Runde, ob man auch so handeln müsse. Die Personen kommen nun in eine Diskussion. Was würde sich verändern, wenn sie den Mitmenschen vergeben würden, die ihnen etwas angetan haben?

Der Text gelebt

Wiederholung

Es liegen Gegenstände auf dem Boden verteilt, mit denen die Personengruppen unterm Kreuz in Verbindung gebracht werden können. (Würfel und ein Stück Stoff für die Soldaten; ein Korb für die, die vorübergehen; besonders schöne Tücher für den Hohen Rat, eine „11“ für die Jünger; ein Haufen verschiedener Schuhe für die vielen anderen Leute, ein Kreuz für Jesus) Die Kinder werden gefragt, für welche Menschen in der Geschichte diese Gegenstände stehen könnten und wie sie sich verhalten haben. Wenn das Gespräch zur Person Jesus kommt, wird nachgefragt, was er für wichtige Worte gesagt hat und was diese bedeuten können.

Gespräch

Die Kinder überlegen sich eine Situation, in der einer Person Unrecht getan wird (z. B.: die Brotdose eines Schülers wird durch den Klassenraum geworfen, sodass sie kaputtgeht; ein Freund leiht einem anderen ein Spielzeug, dieser geht damit aber nicht sorgsam um und es geht etwas daran kaputt, er streitet aber ab, dass er es war). Die Kinder können diese Situationen auch nachspielen. Nun werden Fragen dazu / zu ähnlichen Situationen gestellt:

  • Hast du schon ähnliche Situationen erlebt?
  • Wie geht es dir, wenn dir Unrecht getan wird?
  • Welche Gefühle hast du dann?
  • Wie verhältst du dich dem anderen gegenüber, der so gehandelt hat?

Jesus musste zu Unrecht am Kreuz sterben.

  • Wie hat er reagiert?
  • Hast du schon anderen vergeben? In welcher Situation?
  • Wurde dir schon einmal von jemandem vergeben? Was war geschehen?

Jesus hat nicht nur den Menschen damals unterm Kreuz vergeben. Er hat auch uns alle Schuld vergeben, die uns von Gott trennt. Deshalb können wir auch anderen vergeben, die uns Unrecht tun.

Merkvers

Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!

Lukas 23,34, Luther17

Der Vers wird ausgedruckt und so zerschnitten, dass immer nur ein Wort auf einem Zettel steht. Diese bekommen die Kinder. Sie müssen die Worte wieder zum Vers zusammensetzen. Als Hilfsmittel bekommen sie die Buchstabenanzahl der einzelnen Worte und an welcher Stelle sie im Satz stehen (5, 6 – 5; 4 – 3 – 6 – 5, 3 – 3 – 3!)

Gebet

Die Kinder bekommen Stifte und Zettel. Sie schreiben auf, wer ihnen schon einmal vergeben hat und/oder wem sie vergeben müssten. Für diese Personen können sie nun beten, also danken und bitten. Es fassen sich alle an den Händen und ein Mitarbeiter fängt an zu beten. Wenn er fertig ist, drückt er die Hand des Nachbarn. Dieser kann laut oder leise beten. Wenn das Kind fertig ist, drückt es wieder die Hand des nächsten Kindes und dieses betet usw. Den Schluss bildet der Mitarbeiter, der angefangen hat.

Kreatives

Eine Geste des Vergebens ist, dem anderen die Hand zu reichen. Die Kinder erhalten eine Vorlage, auf der zwei Hände zu sehen sind, die sich berühren. Diese kann ausgedruckt werden. Die Kinder können die Hände ausschneiden und den Merkvers hineinschreiben.

Spielerisches

Domino-Day: Viele Dominosteine werden in einer Reihe aufgestellt. Wenn der Erste angestoßen wird, fallen alle anderen als Folge um.

Hintergrund: Das Handeln von Gott und von uns hat Folgen. Es hat Folgen, dass Jesus uns am Kreuz vergibt. Wir können wieder zu Gott kommen. Aus Dankbarkeit können auch wir anderen Menschen vergeben. Dadurch werden sie vielleicht neugierig auf Jesus und lernen ihn kennen.

Rätselhaftes

Die Kinder erhalten ein Arbeitsblatt mit einem Rätsel. Das Lösungswort lautet „Vergebung“.

(T)extras

Lieder

Ich bin von innen, außen, oben, unten

Wer bittet, dem wird vergeben

Jesus kam für dich

Spiele

Fingerrocket

Die Kinder bekommen Schutzbrillen und eine Anzahl von Einkoch-Gummiringen. Es werden zwei Mannschaften eingeteilt. Je nach Möglichkeit können im Raum noch Hindernisse aufgestellt werden, die der Deckung dienen (auf die Seite gekippte Tische, Stühle mit Tüchern behangen). Nun können die Mannschaften versuchen, sich gegenseitig abzuschießen. Je nach Spielvariante ist ein Spieler nach ein oder mehreren Treffern aus dem Spiel.

Es kann auch eine Variante gespielt werden, bei der eine Mannschaft sich aus Tischen und Stühlen usw. eine Burg baut.

In der Burg ist ein Gegenstand (z. B. Gummischwein), den die andere Mannschaft aus der Burg stehlen und zu einem vorher festgelegten Punkt bringen muss. Es wird zu Beginn des Spieles eine Zeit festgelegt. Wenn innerhalb dieser Zeit der Gegenstand nicht aus der Burg entwendet wurde, hat die Mannschaft in der Burg gewonnen. Wurde der Gegenstand aber zum festgelegten Punkt gebracht, hat die andere Mannschaft gewonnen.

Aktion

Steine schleppen

Die Kinder bekommen einen Rucksack mit einigen Steinen. Den tragen sie eine bestimmte Strecke. Man kann auch einen Hindernisparcours aufbauen, durch den der Rucksack getragen werden muss. Am Ende kommen sie zum Kreuz und können den Rucksack dort abstellen. Sie können erleben, was für ein befreiendes Gefühl es ist, eine Last abzulegen. Genauso befreiend ist es, wenn Jesus uns unsere Schuld vergibt.

Diese Themenreihe enthält die alle Gruppenstunden zu den 7 Worten von Jesus am Kreuz aus JUMAT 1/18 wie sie in den Passionsgeschichten der Evangelien überliefert sind.

Die einzelnen Einheiten sind nach dem gleichen Schema aufgebaut: Im ersten Teil sind exegetische Überlegungen, sowie Gedanken über Auswirkungen des Textes für mich und für die Kinder. Im zweiten Teil geht es um die praktische Umsetzung. Dabei werden mehrere Methoden und Möglichkeiten vorgestellt, wie die Umsetzung aussehen kann. Zur Vertiefung stehen jeweils 7 unterschiedliche Elemente zur Verfügung: Wiederholung, Gespräch, Merkvers, Gebet, Kreatives, Spielerisches und Rätselhaftes.

Außerdem enthält die Themenreihe eine kreative Idee, wie ein Kreuz gebaut und in die Themenreihe eingebunden werden kann. Ergänzt wird die Reihe durch einen Grundsatzartikel für Mitarbeiter über die Umsetzung von Passionsgeschichten in der Jungschar.

Eine Bibelarbeit rund um das Vaterunser

Mit dem Vaterunser ist es so eine Sache. Auf der einen Seite ist es das Gebet, das alle Christen auf der ganzen Erde verbindet und vielen Menschen schon Kraft und Trost gegeben hat. Auf der anderen Seite wird sicher kein anderes Gebet so gedankenlos „heruntergeleiert“ wie das Vaterunser. Schon vor 500 Jahren war das wohl nicht anders. Martin Luther klagt: „Es ist Jammer über Jammer, dass ein solches Gebet ohne alle Andacht zerplappert und zerklappert wird in aller Welt.“
Was ist das Vaterunser nun? Wichtigstes Gebet der Christen oder alte Leier? Immerhin ist es das einzige Gebet, das Jesus seinen Jüngern mit auf ihren Glaubensweg gegeben hat. Und er hat ja nicht dazu gesagt: „Vorsicht, bei übermäßigem Gebrauch nutzt sich dieses Gebet ab!“ Diese Bibelarbeit soll eine Hilfe sein, das Vaterunser neu zu entdecken als ein Gebet, in dem wir mit unserem alltäglichen Leben vorkommen.

Das Vaterunser – ein Blick in die Bibel

Vgl. Matthäus 6, 9-13 und Lukas 11, 2-4

An zwei Stellen im Neuen Testament wird uns das Vaterunser überliefert: In Matthäus 6, 9-13 und in Lukas 11, 2-4. Die beiden Versionen des Vaterunser sind nicht identisch, was darauf hinweist, dass das Vaterunser wohl in unterschiedlichen Fassungen im Umlauf war. Interessant ist auch, dass der Schluss des Vaterunser „… denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen“ nicht von Jesus stammt, sondern erst am Ende des 1. Jahrhunderts an das Originalgebet von Jesus angehängt wurde (deshalb stehen diese Worte in den Bibelausgaben auch nur im Kleingedruckten; wer möchte, kann das ja mal in der eigenen Bibel nachprüfen).
Ich beziehe mich mit meinen Gedanken zum Vaterunser im Folgenden auf die Version von Matthäus.

„Unser Vater im Himmel“

Vgl. Matthäus 6, 7+8

Es lohnt sich, einen Blick darauf zu werfen, was Jesus vor dem Vaterunser sagt. In Matthäus 6, 7+8 wendet sich Jesus dagegen, dass man beim Beten viele Worte macht, um damit bei Gott Eindruck zu schinden. In Vers 8 heißt es: „Euer Vater weiß, was ihr braucht, bevor ihr ihn bittet.“ Beim Beten geht es also nicht darum, Gott über unsere Lage zu informieren oder ihm ein paar Vorschläge zu machen, wie er uns helfen könnte. Gott weiß am besten, was wir brauchen. Nachdem Jesus erklärt hat, wie man nicht beten soll, gibt er seinen Jüngern ein Beispiel, wie sie beten können. Das Vaterunser ist ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Vater im Himmel, das ernst macht damit, dass Gott schon am besten weiß, was wir brauchen.
Darum beginnt das Vaterunser auch mit der Anrede: „Unser Vater im Himmel.“ Immer, wenn wir das Vaterunser beten, kann uns diese Anrede daran erinnern: Jetzt hört mir der zu, der weiß, was ich wirklich brauche. Und schon aus unserem ganz alltäglichen Leben wissen wir, dass wir dann Vertrauen zu jemandem haben, wenn wir spüren: Hier versteht mich jemand und ahnt, wie es mir geht und was ich brauche.
Für uns Christen im 21. Jahrhundert ist es vielleicht schon normal, Gott als Vater anzusprechen. Doch die Geschichten und Worte von Jesus versprühen bis heute eine enorme Freude und Begeisterung darüber, dass der heilige und allmächtige Gott wie ein guter Vater ist. Denken wir nur z. B. an die Geschichte vom verlorenen Sohn.

vgl. Lukas 15,11-32

„Geheiligt werde dein Name“

Bei Gott ist der Name Programm. Denn der Name Gottes sagt etwas aus über ihn. Wenn wir z. B. Gott mit dem Namen „Vater“ anreden, dann bringen wir ja damit zum Ausdruck, dass Gott wie ein guter Vater ist. Der Name steht also für die Person Gottes, für Gott selber. „Geheiligt werde dein Name“ meint dann soviel wie „Du Gott, sollst heilig sein, dein Name soll in Ehren gehalten werden.“ Martin Luther hat – so finde ich – den Sinn dieser Vaterunser-Bitte gut erfasst, wenn er sagt: „Gottes Name ist zwar an sich selbst heilig; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er auch bei uns heilig werde.“ Es geht also darum, dass Gott in unserem Leben heilig gehalten wird, dass wir Ehrfurcht haben vor ihm oder mit anderen Worten gesagt: Dass wir Gott an die erste Stelle setzen in unserem Leben. Ganz schön herausfordernd!

„Dein Reich komme“

Hinter dieser Bitte steckt die Sehnsucht, dass Gott mit seiner Herrschaft in unser persönliches Leben und unsere Welt kommt. Schon jetzt, wo wir unter Unfrieden und Angst leiden, und dann am Ende der Zeit, wenn Gott für alle sichtbar seine neue Herrschaft aufrichtet.

 „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“

Bei dieser Bitte ist es hilfreich, noch einmal darauf zu achten, was vor dem Vaterunser steht: „Euer Vater weiß, was ihr braucht.“ Wie eine Überschrift über das ganze Vaterunser ist dieser Satz. Wir überlassen uns im Vaterunser nicht dem Willen eines Tyrannen, der uns fertig machen will, sondern dem Vater im Himmel. Gottes Wille soll in unserem Leben geschehen, weil Gott es gut mit uns meint. Wenn wir darum bitten, dass Gottes Wille wirklich überall – das meint „wie im Himmel so auf Erden“ – geschehen möge, dann schließt das zugleich auch ein, dass wir danach fragen, was wir dafür tun können, dass Gottes Wille verwirklicht wird auf unserer Erde. Die zehn Gebote und die Worte von Jesus zeigen uns, wie Gott sich das Leben auf unserer Erde vorstellt. Wer betet „dein Wille geschehe“, der kann sich nicht gemütlich im Sessel zurücklehnen, sondern muss auch bereit sein, sich dafür einzusetzen, dass Gottes Wille geschieht.

„Unser tägliches Brot gib uns heute“

Typisch Jesus, denke ich bei dieser Bitte. Denn Jesus war kein übernatürlicher Guru, der schon einen halben Meter über dem Boden schwebte. Sondern er hat sich um die Bedürfnisse seiner Anhänger gekümmert. Zweimal wird uns sogar davon berichtet, dass er Menschen mit Brot und Fisch satt gemacht hat (vgl. Matthäus 14, 1321; Matthäus 15,29-39). In der Bitte um das tägliche Brot vertrauen wir unser Leben Gott an mit allem, was wir zum Leben brauchen. Wieder lohnt sich ein Blick in die Erklärung von Martin Luther zum Vaterunser: „Gott gibt das tägliche Brot auch ohne unsere Bitte allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, dass er’s uns erkennen lasse und wir mit Danksagung empfangen unser tägliches Brot. Ums Dankbarwerden für das, was wir haben, geht es also.

 „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“

Tag für Tag werden wir schuldig an Gott und an Menschen. Ich vermute, wir alle wissen nur zu gut, wie es einen belasten kann, etwas nicht mehr wieder gut machen zu können. Die Vaterunser-Bitte gibt uns die Chance, ehrlich zu werden und zu uns selber und zu unserer Schuld zu stehen. Zu uns selber stehen können wir nur, weil Gott vergibt, was zwischen ihm und uns steht. Vergeben meint, dass unsere Schuld im wahrsten Sinn des Wortes ver-geben, weggegeben wird. Gott befreit uns von dem, was uns eigentlich niemand abnehmen kann. Weil Gott uns vergibt, können wir auch denen vergeben, die an uns schuldig werden. Dem vergeben, der mich verletzt hat, das kostet Kraft und funktioniert manchmal nicht von jetzt auf nachher. Doch jedes Vaterunser erinnert uns daran, dass Gottes Vergebung und unsere Vergebungsbereitschaft zusammenhängen. Eine anschauliche Beispielgeschichte dafür erzählt Jesus in Matthäus 18,23-35.

vgl. Matthäus 18, 23-35

„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen“

Das Wort „Versuchung“ beschreibt eine Situation, in der wir in der Gefahr stehen, nicht mehr den Willen Gottes zu tun. Jede und jeder weiß wahrscheinlich ziemlich gut, wo die eigenen wunden Punkte liegen. Wir bitten mit dieser Vaterunser-Bitte darum, dass Gott uns vor solchen brenzligen Situationen bewahrt. Die zweite Bitte „erlöse uns von dem Bösen“ ist wie ein sehnsüchtiger Schrei, dass Gott uns endlich von allem befreit, was uns zerstört und niederdrückt. Endgültig wird dieser Wunsch in Erfüllung gehen, wenn Gottes neue Welt anbricht (vgl. Offenbarung 21).

Das Vaterunser – ein Gebet für’s Leben

Martin Luther hat das Vaterunser sehr geliebt. Er hat einmal gesagt, dass er „nicht satt werden“ könnte vom Vaterunser und es für ihn das „allerbeste Gebet“ sei. Von Luther können wir uns begeistern lassen für dieses Gebet. Weil das Vaterunser ein Gebet ist, das wir nicht selber formulieren müssen, sondern vielleicht sogar auswendig können, bietet es eine große Chance. Vielleicht hat die eine oder der andere schon Situationen erlebt, in denen einem die Worte zum Beten fehlen. Weil man so sorgenvoll oder traurig ist und einfach keine Kraft mehr hat zum Beten. Oder weil uns die eigenen Worte so leer und hohl vorkommen. Dann tut es gut, ein vorformuliertes Gebet zu haben, in das wir alles hineinlegen können, was uns bewegt. Da muss ich nicht mehr selber Worte finden, sondern kann mich sozusagen in die alten Worte einhüllen, die schon Tausende von Menschen vor mir gebetet haben. Gewiss kann das Vaterunser zur Leier werden, doch bewusst gebetet entfalten seine Worte eine Kraft, die den Beter tragen kann. Geben wir dem Vaterunser eine Chance, zu unserem Gebet zu werden!
Ideen für eine Gruppenstunde rund ums Vaterunser
Wahrscheinlich werden die Jugendlichen das Vaterunser aus dem Religionsunterricht oder dem Konfirmandenunterricht kennen, vielleicht sogar auswendig beten können. Ob sie etwas mit diesem Gebet anfangen können, ist eine ganz andere Frage. Wirklich genial wäre es, wenn die Jugendlichen merken würden, dass das Vaterunser ein Gebet fürs Leben ist.

Einstieg

Material: Lied: „Schick dein Gebet zum Himmel“ von Beatbetrieb (als Download im Internet zu finden)

Beginnen könnte man mit dem Lied „Schick dein Gebet zum Himmel“ von der Band „Beatbetrieb“. Für mich wäre diese Aufforderung „Schick dein Gebet zum Himmel“ so etwas wie der rote Faden, der sich durch die gesamte Gruppenstunde zieht. Denn es geht ja ums Beten oder besser gesagt: Es geht darum, wie wir beten können und was Jesus darüber denkt.

Das Vaterunser und ich

Material: Ein Plakat: „Ja“, ein Plakat „Nein“ Statements

In einer sogenannten „soziometrischen Übung“ zeigen die Jugendlichen, welche Beziehung sie zum Vaterunser haben und was sie über dieses Gebet denken. Dies funktioniert folgendermaßen: Im Raum werden an einer gedachten Linie auf dem Boden zwei beschriftete Plakate verteilt: Links steht „Ja“, rechts steht „Nein“. Den Jugendlichen werden nun Statements vorgelesen und sie stellen sich auf der Linie an einen Punkt je nachdem, ob sie diesem Statement zustimmen können oder zumindest eher zustimmen, eher nicht oder überhaupt nicht. Es werden dann jedesmal ein oder zwei Jugendliche kurz interviewt, warum sie sich gerade an diesen Punkt der Linie gestellt haben.

Mögliche Statements:

  • Ich kann das Vaterunser auswendig.
  • Ich bete das Vaterunser einmal oder mehr als einmal in der Woche.
  • Das Vaterunser ist für mich ein wichtiges Gebet. Ich kann das Vaterunser (oder zumindest einen Teil) in einer fremden Sprache beten.
  • Ich finde es wichtig, dass das Vaterunser im Gottesdienst gebetet wird.
  • Das Vaterunser leiern doch eh die meisten Menschen nur runter.
  • Das Vaterunser ist ein völlig veraltetes Gebet, das keiner mehr versteht.
  • Ich kenne jemanden, dem das Vaterunser sehr wichtig ist.

Das Vaterunser – ein Gebet, das ich verstehe?

Material: 8 DIN A3-Plakate mit je einer Vaterunser-Bitte

Im Raum werden DIN A3-Plakate aufgehängt, auf denen jeweils eine Bitte des Vaterunser notiert ist. Während nun noch einmal das Lied von Beatbetrieb läuft, haben die Jugendlichen die Möglichkeit, zu jedem Plakat Aussagen, Fragen oder einfach ihre Meinung dazuzuschreiben. Anschließend werden die Plakate gemeinsam angeschaut und evtl. kurz ausgewertet (für die Gruppenleiterin oder den Gruppenleiter sind diese Aussagen der Jugendlichen insofern hilfreich, um auszuloten, was die Jugendlichen am Vaterunser interessiert).

Das Vaterunser im Gespräch

In Gruppen werden nun die einzelnen Bitten des Vaterunser in den Blick genommen. Es ist wahrscheinlich am besten, wenn die Jugendlichen selber auswählen, mit welcher Bitte bzw. mit welchen Bitten sie sich beschäftigen möchten:

Anregungen zum Gespräch in der Gruppe:

  • Kurzes Gespräch darüber, was die Jugendlichen über die jeweilige Bitte denken, was sie interessiert, welche Fragen sie haben (hier kann nochmal auf die Plakate Bezug genommen werden).
  • Die Bitten könnten ins heutige Deutsch übertragen werden, um dann zu überlegen, was sie mit unserem Leben zu tun haben.
  • Jede Gruppe kann das, was sie besprochen haben, noch kreativ darstellen, indem sie eine kurze Theaterszene zu ihrer Bitte entwirft oder ein Standbild darstellt, das dann mit der Digitalkamera fotographiert wird (aus den Fotos könnte dann eine Vaterunser-Collage entstehen, die im Gemeindehaus aufgehängt wird).

Vaterunser-Spiel

Material: Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel, Aufgaben (siehe Druckvorlage) in Briefumschlägen

Nach so viel Denken und kreativ Sein können die Jugendlichen in einem Spiel testen, wie gut sie das Vaterunser kennen. Das Spiel ist als Hausspiel konzipiert und lehnt sich an „Mensch, ärgere dich nicht“ an. Vier Gruppen treten gegeneinander an. Als Spielplan dient ein Mensch-ärgere-dich-nicht-Spiel. Ziel ist es natürlich, am schnellsten alle vier Spielfiguren in Sicherheit zu bringen. Zusätzlich zu den normalen Spielregeln gelten folgende Regeln: Bei jeder „6“ muss die Gruppe eine Nummer mit einer entsprechenden Aufgabe suchen, die im Haus (oder auch im Freien) versteckt ist. Die Gruppe muss dann zurück zur Spielleitung und dort ihre Aufgabe erfüllen. Erst, wenn sie die Aufgabe erfüllt hat, darf der Spielzug durchgeführt werden. Auch, wenn die Spielfiguren zweier Gruppen auf demselben Feld zusammentreffen, muss eine Aufgabe gesucht und erfüllt werden. Die Spielfigur derjenigen Gruppe, die schneller ist bei der Suche und der Erfüllung der Aufgabe, darf auf dem Feld stehenbleiben.

Andacht

Eine kurze Andacht (evtl. noch einmal auf das Lied von Beatbetrieb Bezug nehmen) und ein Vaterunser kann die Gruppenstunde beschließen. Möglich wäre auch, den inzwischen wahrscheinlich ziemlich bekannten Text „Unterbrich mich nicht“ zu lesen oder vorzuspielen. Hier wird eine Unterhaltung zwischen Gott und einem Menschen, der gerade das Vaterunser betet, geschildert. Dieser fiktive Dialog ist z. B. im Kursbuch Konfirmation, S. 115 abgedruckt, das man sicher im Pfarramt ausleihen kann.

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