Sintflut und Arche: Ein Lebenszeichen Gottes

1. Erklärungen zum Text

V.5-8: Die Menschheit steht fatal in der Nachfolge von Kain und Abel! Pläne und Vorhaben zielen rücksichtslos auf den Konkurrenzkampf und die Verdrängung anderer. (Achtung: Das Herz ist in der Bibel Sitz von Denken und Verstand! Gefühle sind im Unterbauch, insbesondere den Nieren verortet. Es geht hier also nicht um eine Grundverfasstheit „des Herzens“, sondern um die Ziele seines Planens und Handelns.) Der Mensch reißt alles Leben mit hinein in dieses Elend. (Vgl. auch Röm 8,19ff.)

V.6: Ein äußerst wertvoller Vers. Gott ist nicht der unbewegte Beweger (Aristoteles), den nichts verändern kann! Im Gegenteil: Wir sehen hier einen lebendigen Gott, der sich berühren, bewegen und sogar verletzen lässt, von dem, was Menschen tun. Sein Schmerz entspricht dem Schmerz der Mutter bei der Geburt und der Mühsal des Menschen, der sein Tagwerk vollbringen muss (1Mose 3,16f.)!

Kleiner Exkurs:

Es entstehen hier Fragen: Wie kann ein allwissender Gott Reue empfinden? Er müsste doch vorher wissen, was geschieht? Solche Fragen scheinen klug, führen aber nicht weiter. Denn die Reue Gottes ist eindeutig Grundbestand der Rede von Gott. Die Bibel lehrt keine Allmacht und kein Allwissen Gottes, das ihn unberührbar macht und dem Leben entfremdet. Im Gegenteil: Die Allmacht Gottes wird in der Bibel nicht als philosophischer Satz gelehrt, sondern sie wird erfahren als Rettung in der Not. Sein Wissen durchdringt die Wirklichkeit, es wird aber nicht gegen das menschliche Wirken und Hoffen in der Geschichte ausgespielt. Vielmehr ist ER ein lebendiger Gott, der auf Menschen reagiert, sie begleitet und einen Weg mit ihnen geht. Die Verheißung: „Ich bin mit Dir!“ ist die Grundverheißung der Bibel schlechthin. Sie ist auch wesentlicher Bestandteil des Gottesnamens JHWH (2Mose 3,15!). Dem entspricht, dass die Reue Gottes in der Bibel darauf zielt, Leben zu retten, zu schützen, lebenswerter zu machen. Hier führt sie zu dem notwendigen Neuanfang der Menschheit in Noah.

V.9 und 22: Noah ist nicht vollkommen im Sinne eines ethischen Ideals, sondern Noah ist verlässlich und integer. Am Anfang und am Ende seiner Beauftragung wird diese Verlässlichkeit Noahs unterstrichen. Noah lässt gelten, was Gott ihm zeigt. So wird er zum Partner Gottes für die Bewahrung der Menschheit und mit ihr für alles Leben. In 9,20 wird uns gezeigt, dass die Neugründung der Menschheit in Noah gelingt. Der Weingarten, den Noah pflanzt, entspricht dem Garten Eden.

V.10-21: Die Bewahrung des Lebens durch Gott angesichts der Lebensverachtung der Menschen, das ist die zentrale Botschaft der Sintflut-Geschichte. Gottes Fürsorge wird in der detailreichen Schilderung spürbar. Bemerkenswert: Die Arche und die Stiftshütte sind die einzigen Bauten, die die Mosebücher so im Detail beschreiben. Beide haben die Funktion, das Leben zu retten und zu bewahren!

2. Bedeutung für heute

(1.) Alle Kulturen des Vorderen Orients kennen das Sintflut-Ereignis in irgendeiner Form. Keiner dieser Texte zielt jedoch auf eine protokollarische Wiedergabe der Ereignisse, dazu lässt die Darstellung zu viele praktische Fragen offen. Zu Fragen der Gotteslehre und nach Gericht und Rettung ergeben sich jedoch gerade im biblischen Text wertvolle Perspektiven.

(2.) Angesichts heutiger (Natur-)Katastrophen wird häufig die Frage nach Gottes Gericht laut. ABER: Jegliche Spekulationen darüber, ob eine Katastrophe das Gericht über ein bestimmtes Land oder eine bestimmte Bevölkerungsgruppe bringt, zerbricht Jesus ein für allemal: Lies Lk 13,1-5! Uns Menschen steht es nicht zu, das Unglück anderer als Gericht zu verbuchen, vielmehr sollte uns jedes Unglück, das Menschen trifft, Ansporn auch zur persönlichen Umkehr zu Gott werden.

(3.) Die Menschheit ist nach der Flut nicht grundsätzlich anders. Wo man die Bibel aufschlägt, findet man entsprechende Klagen der Propheten. Und auch wir heute können, ja, müssen diese Klagen ungeschmälert mitsprechen.

(4.) Noahs Integrität ist der Schlüssel. So kann Gott mitten in der Katastrophengeschichte dennoch seine Rettungsgeschichte schreiben. Dies heißt nicht, dass Noah der Retter ist; aber es heißt, dass Menschen, die auf Gott hören, anderen zum Heil dienen können. Dabei geht es nicht um Perfektion, sondern um eine Grundeinstellung von Ehrlichkeit und Verlässlichkeit. Sie ermöglicht Vertrauen.

(5.) Christlicherseits wird gerne vom Spott der Mitmenschen über Noah erzählt – und wie Noah das alles aushält. Nichts davon im Bibeltext! Man darf ruhig fragen, ob nicht mancher christliche Frust über eigene „Nerdigkeit“ hier der Noahgeschichte untergeschoben wird. Noah jedenfalls erscheint nicht als „Trottel“, sondern als ein Mensch, der souverän handeln kann, weil Gott ihn angesprochen hat.

(6.) Die Zerstörungsgeschichte wird zur Rettungsgeschichte. Auch Gott wandelt sich, seine Reue wird fruchtbar: Er garantiert nun das Leben der Menschen, begrenzt aber ihren Hang zum Bösen durch das Recht, das er nun setzt (Mose 9,4-6).

(7.) Im Fortgang der Erzählung zeigt sich: Noah ist in der Tat ein neuer Beginn der Menschheit, ein zweiter „ADAM“. 1Mose 9,7, aber auch 9,20 machen dies hörbar. Denn hinter dem deutschen „Ackerbauer“ steht ein hebräisches „Mensch der Erde “ (ADAMAH = Erde, Anklang an HA-ADAM = Menschheit). Noah ist der Mensch, mit dem Gott weitermacht. Ihm gibt die Erde ihre wertvollste Frucht: die Trauben des Weinstocks, dazu Oliven und Weizen. Noah ist aktiv. Wer gerettet ist, hat etwas beizutragen für diese Welt und die Menschen. Noah schöpft aus, was ihm gegeben ist. Dazu sind auch wir herausgefordert.

3. Methodik für die Gruppe

3.1 Einstieg: Unheilvolles

Bilder und / oder Schlagworte zu verschiedenen Situationen, die unheilvolle Aspekte des menschlichen Miteinanders andeuten (Kriege, Unterdrückung, Verbrechen, Prostitution, Menschenhandel, Flüchtlinge, Terrorismus, Verfolgung, Pornografie, Drogenmissbrauch, streitende Eltern, überzogener Konsum, (Cyber-)Mobbing, Umweltverschmutzung, kollabierende Finanzmärkte, u.a.), werden in die Mitte auf ein schwarzes Tuch gelegt. Nach einer Zeit der stillen Betrachtung werden die Teilnehmer aufgefordert, sich eines zu wählen und auszuführen, was ihnen dazu in den Sinn kommt.

3.2 Gespräch: Es reute Gott

Anschließend wird als weiterführender Gesprächsimpuls ein großes rotes Papierherz mit der Aufschrift „Es reute Gott“ auf das Tuch gelegt. Dabei wird bewusst offen gehalten, in welcher Weise Gott handeln könnte, da auch im Text selber sowohl vernichtendes als auch rettendes Handeln ersichtlich wird. Nach einem Gespräch wird der Text gelesen und weiter unter dem Gesichtspunkt der Reue Gottes bedacht.

3.3 Gespräch: (Ein Mensch wie) Noah

Gottes rettendes Handeln verwirklicht sich durch den Menschen Noah. Dies soll in zwei weiteren Schritten bearbeitet werden. Zunächst sollen die Teilnehmer darüber nachdenken, was ihres Erachtens Noah kennzeichnet. Dazu wird eine biblische Erzählfigur auf das Tuch gestellt oder eine beliebige Abbildung Noahs hinzugelegt. Auf Papierstreifen haben die Teilnehmer nun die Möglichkeit Eigenschaften Noahs aufzuschreiben, um sie anschließend zur Figur bzw. Abbildung zu legen. Daran anknüpfend wird grundsätzlich darüber nachgedacht, was einen Menschen dazu befähigt, ein Mensch wie Noah zu sein.

3.4 Gespräch: Meine Arche

Als letzter Schritt werden die Teilnehmer dazu eingeladen sich darüber Gedanken zu machen, welche „Arche“ sie bauen könnten, um in dieser Welt im Namen Gottes bewahrend das Leben zu gestalten. Dazu bekommt jeder ein Blatt Papier in Form einer Arche, die er mit seinen Gedanken beschriften kann. Je nach Gruppengröße wird entweder in der großen Runde oder aber in kleinen Gruppen darüber gesprochen.

3.5 Abschluss: Gebet und / oder Segen

Zum Abschluss wäre es denkbar, diese persönlichen Überlegungen betend vor Gott zu bewegen und sich jeweils gegenseitig dafür zu segnen. Zudem könnte man die unheilvollen Aspekte des ersten Teils gemeinsam Gott klagen und ihn um sein rettendes Eingreifen bitten.

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