Güte vs. Bosheit

1. Erklärungen zum Text

Wenn wir die Überschrift und den Anfang des Psalms lesen, stolpern wir vielleicht über die nähere Beschreibung Davids. Hier ist nicht von David, dem Hirten, oder David, dem König, die Rede, sondern von David, dem Knecht/Diener Gottes. Das drückt aus unserer heutigen Sicht ein Abhängigkeitsverhältnis aus: Der Knecht hat zu tun, was sein Herr ihm sagt. Allerdings umfasst der Begriff zur damaligen Zeit auch die Tatsache, dass der Herr seinen Knecht schützen und versorgen muss. Der Herr sorgt für seine Untergebenen, gibt ihnen das, was sie zum Leben brauchen. Deshalb passt diese Selbstbeschreibung besonders gut in den Kontext von Psalm 36.

Es gibt Menschen, die uns durch ihr Handeln einfach nur klagen lassen. Weil sie Böses im Sinn haben, weil sie nicht die gleichen Werte und Vorstellungen teilen, weil sie sich niemandem gegenüber verantwortlich fühlen, weil wir ihnen ausgeliefert sind. David macht seiner Verzweiflung Luft, indem er seine Beobachtungen vor Gott bringt.
Ohne die göttliche Perspektive in den eigenen Gedanken ist der Mensch sich selbst der Nächste und kann nur über das nachdenken, was ihm selbst dient. Dadurch schadet er unter Umständen anderen. Wer allerdings ganz eng mit Gott verbunden ist, dem wird besonders dieses egoistische Verhalten des anderen schmerzlich bewusst, so, wie wir es hier bei David lesen können.

Indem David das Verhalten der Ungläubigen beschreibt, wird ihm unmittelbar deutlich, welchen Schatz er in Gott hat. Er kann nicht anders, als ihn und seine Größe und Güte zu loben, gerade weil er ein Kind Gottes und kein Ungläubiger ist.
Seine Klage wendet sich in einen Lobgesang über Gottes Wesen und seine Taten. Dieses Lob bringt einen Perspektivwechsel mit sich. Denn weil Gott so unfassbar groß ist und weil wir in seinem Licht die wirkliche Orientierung für das Leben bekommen, hat er auch das mächtige, letzte Wort. Das Handeln seiner Gegner kann Gott nicht ins Wanken bringen.

Diese Tatsache verlieren wir jedoch leicht aus dem Blick, was die Bitte um Gottes Beistand und Schutz gegen Ende des Psalms erklärt. In den Momenten, in denen wir durch Menschen, die nicht nach Gottes Willen streben, angefochten sind, brauchen wir Gottes Schutz und Leitung ganz besonders.

2. Bedeutung für heute

Beide Themenbereiche, das Klagen und das Loben, sind genauso aktuell für das heutige Leben, wie das schon zu Davids Zeiten der Fall war.

Die einen kennen vielleicht „nur“ die anstrengenden Diskussionen (die oftmals keine wirklichen Diskussionen sind) mit Mitschülern, Kommilitonen oder Kollegen, in denen es um den eigenen Glauben geht. Andere merken auf physische oder psychische Art, dass es da diese „Gottesfernen“ gibt, die ihnen das Leben schwer machen, sie vielleicht bloßstellen, mobben, angreifen. Und (zurecht) fragt sich der Eine oder die Andere: „Ist es die Sache wirklich wert? Wäre mein Leben nicht viel einfacher, wenn ich mit meinem Christsein brechen würde?“

Das wäre eine recht düstere Ausgangslage für das heutige Treffen und auch nicht das, was David als Hauptaussage seines Psalms vermitteln will. Denn was ginge uns nicht alles verloren, wenn wir Gott nicht mehr hätten! Er begegnet uns gütig und treu – und seine Güte und Treue haben kein Ende , genau wie wir nicht genau sagen können, wo der Himmel oder der Lauf der Wolken beginnen und enden. Gott bietet uns Zuflucht an und weist uns nicht ab. Er bietet Versorgung und Orientierung für ein Leben in Fülle.

An dieser Stelle sei – auch wenn das halbe Jahr schon wieder um ist – an das „Jahresmotto“ der Losung verwiesen, das auch im Psalm Anklang findet: Gott will uns ausschenken aus der Quelle des Lebens. Im Psalm lesen wir von dieser Quelle des Lebens und davon, dass aus ihr frisches Wasser sprudelt, ob wir davon trinken oder nicht. Aber wie gut tut es (vielleicht gerade an einem heißen Sommertag), wenn wir mit diesem frischen Wasser unseren Durst stillen können. Das können wir uns gut vorstellen. Wenn uns bereits ein wenig Wasser so gut tun kann – wie grandios wird es dann erst sein, wenn wir es uns an der Quelle des Lebens gut gehen lassen, zu der Gott uns führen will? Es geht nicht darum, für Gott irgendwelche Regeln einzuhalten und To-do-Listen abzuarbeiten, sondern mit dem Schöpfer der Welt eine Beziehung zu haben, aus der heraus er uns Orientierung schenken und Licht in unser Dunkel bringen möchte. Vielleicht ist es genau jetzt an der Zeit, dich Gott von Neuem zuzuwenden und dich von der im Psalm beschriebenen Quelle erfrischen zu lassen?

3. Methodik für die Gruppe

Einstieg

Wähle entweder nur einen Einstieg, teile die Gruppe in drei Untergruppen (die sich je nach Interesse mit unterschiedlichen Schwerpunkten beschäftigen) oder verbinde die drei Varianten miteinander:

1. Für Bastler (V. 6)
Bereite Blätter vor, aus denen ihr Wolken ausschneiden könnt (entweder mit Kopiervorlage oder frei Hand). Befestigt nun Fäden an diesen Wolken und hängt sie mit Klebeband an die Decke oder an zuvor vorbereitete Leinen. Legt euch auf den Boden und betrachtet eine Weile eure Wolken von unten. Was für Erlebnisse kommen euch in den Kopf? Schaffe nun einen Bezug zum Text, indem du Vers 6 vorliest. Tauscht euch darüber aus, was ihr mit dem Begriff „Treue“ verbindet.

2. Für An-Ecker (V. 2-5.11-13)
Denkt über „Gottesferne vs. Gottesnahe“ nach: Malt zwei Figuren auf eine Flipchart und sammelt Stichworte dazu, was Menschen konkret tun, denken, wie sie ihre Zeit verbringen etc., die a) nichts von Gott wissen (wollen) oder b) ihr Leben mit Gott gestalten. Was ist an der jeweiligen Lebensweise aus eurer Sicht reizvoll?

3. Für Spielerische (V. 10)
Stellt einen Bezug zum Text her, indem ihr euch den Begriffen rund ums Thema „Quelle“ mit einem Wasserspiel oder einem Songkontest nähert.

Spiel „Aus der Quelle schöpfen“ (Schwamm aussitzen)

Ziel des Spiels ist es, durch das „Aussitzen“ eines in Wasser getauchten Schwammes den Messbecher möglichst weit zu füllen.

Ablauf: Zwei Teams treten in einer Art Staffellauf gegeneinander an. Hierzu stellen sich beide Teams in einer Reihe hinter ihrem mit Wasser gefüllten Eimer auf. Die Messbecher werden unter die Getränkekisten oder die sonstige Sitzfläche gestellt. Außerdem wird die Plastiktüte für jedes Team auf oder neben die Sitzfläche gelegt.

Person 1 aus jedem Team bekommt nun den Schwamm in die Hand, lässt diesen im Wassereimer voll saugen und rennt damit zur Sitzfläche. Hier wird der Schwamm möglichst über dem Messbecher positioniert und die Plastiktüte wird auf den Schwamm gelegt (um den eigenen Hosenboden vor dem Wasser zu schützen). Die Person setzt sich auf die Tüte und wringt so den Schwamm bestmöglich aus. Danach rennt sie mit dem Schwamm zu Person 2, übergibt ihr den Schwamm und die Prozedur wiederholt sich so oft, bis das ganze Team den Schwamm ausgesessen hat und es zum Vergleich der Messbecherfüllhöhe kommt.

Spiel „Liederhut

Ziel des Spiels ist es, als letzte Person ein passendes Lied anstimmen, das keiner zuvor angestimmt hat.

Ablauf: Die Spieler (max. 7) stellen sich nebeneinander Schulter an Schulter in einer Reihe auf (mit Blick in dieselbe Richtung). Die Spielleitung gibt ihnen den Auftrag, sich möglichst viele Lieder ins Gedächtnis zu rufen, in denen die Worte „Quelle“, „Wasser“, „Licht“ oder „Leben“ (hier könnt ihr natürlich noch passend zum Psalm variieren) vorkommen. Sowohl deutsche als auch englische Songs sind erlaubt. Nach kurzer Bedenkzeit startet das Spiel.

Die Spielleitung stellt sich hinter der Reihe auf und setzt den Hut einer beliebigen Person auf. In diesem Moment muss der bzw. die HutträgerIn die passende Liedtextstelle ansingen/performen. Nach 2-5 Sekunden nimmt die Spielleitung den Hut wieder ab und setzt ihn einer anderen Person auf, die als nächstes dran ist. Fällt jemandem auf die Schnelle kein Lied ein oder wird ein bereits angestimmtes Lied wiederholt, scheidet diese Person aus.

Beschäftigung mit dem Text

Lest den Psalm gemeinsam laut vor. Hierbei bieten sich drei Sprecher an, die den Text entsprechend der unten stehenden Aufteilung vorlesen. Teile anschließend die Gruppe in Kleingruppen auf. Kopien der Fragen für die Gruppen sind hilfreich.

Verse 1-5

  • Kennst du Menschen, auf die die Davids Beschreibung zutrifft? Beschreibe sie kurz, ohne Namen zu nennen.
  • Warum denken oder handeln diese Leute so, wie sie es tun – was ist ihr Maßstab (und haben sie überhaupt einen)?
  • Wie sähe dein Leben aus, wenn du dich nicht an Gott orientieren würdest? Hätte das Auswirkungen auf deinen Tagesablauf? Würde es dein Leben einfacher oder komplizierter machen?

Verse 6-10

  • Weite; Zuflucht finden; gesättigt werden; die Quelle; Licht, das Orientierung gibt; …
    Mit welchen sprachlichen Bildern würdet ihr Gott beschreiben? Schreibt diese Verse passend zu eurem Lebensumfeld um.
  • Welche Vorteile und welche (empfundenen) Nachteile ergeben sich für uns Menschen dadurch, dass Gott „gerecht“ ist – und was bedeutet Gerechtigkeit für euch in diesem Zusammenhang?
  • Wie wirkt es sich auf euren Alltag aus, dass Gott die Quelle des Lebens ist? Woran wird dies (für andere) sichtbar? (Vgl. Joh 4,13)

Verse 12-13

  • Welchen Sinn ergeben die Bitten am Ende des Psalms?
  • Wie könnt ihr euch vorbereiten, um euch in schwierigen Situationen nicht von den Ansichten und Kommentaren derer, denen Gott egal ist, „runterziehen“ zu lassen?
  • In welchem Verhältnis steht Vers 13 zu den Versen 1-5?

Tragt zum Abschluss dieser Phase eure Gruppenergebnisse in der Großgruppe vor (Welche Frage habt ihr behandelt, zu welchem Schluss seid ihr gekommen?). Falls sich daraus Rückfragen ergeben, besprecht sie erst, wenn alle Kleingruppen vorgetragen haben.

Verankern

Dieser Psalm thematisiert zweierlei Aspekte: Die Verzweiflung über die Menschen, die Gott verachten, aber viel mehr noch die Begeisterung über Gott. Deshalb soll auch dieser Blickwinkel als Ausblick für die kommende Zeit ausschlaggebend sein.
Nehmt euch Zeit, um Gott mit eigenen Worten oder mit Liedern zu loben und denkt euch einen „Anker“ aus, der euch an Gottes Eigenschaften erinnert. Wenn ihr als Einstieg die Wolken gebastelt habt, nehmt euch z.B. eine davon mit nach Hause und schreibt eine Eigenschaft Gottes darauf, die euch besonders froh macht oder über die ihr in der kommenden Woche verstärkt nachdenken und in der Bibel nachlesen wollt.

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