Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer suchen sich eine gemütliche Ecke/eine bequeme Sitz- oder Liegeposition. Die Jugendlichen schließen die Augen und lassen die Bilder des vergangenen Tages/der vergangenen Woche vor ihrem inneren Auge Revue passieren. Währenddessen erklingt eine meditative Musik. Nach einigen Minuten werden sie von der Mitarbeiterin/vom Mitarbeiter aufgefordert, eines dieser inneren Bilder festzuhalten. Anschließend setzen sich immer zwei Jugendliche zusammen und erzählen sich von ihrem “Bild” und von dem Erlebnis, welches hinter diesem Bild steht. Wenn die Zeit eher kurz bemessen ist, ist es auch möglich, das gegenseitige Erzählen wegzulassen.
Noch einmal machen es sich die Teilnehmenden bequem, schließen die Augen und hören auf den Bibeltext, der nun von der Mitarbeiterin/vom Mitarbeiter zweimal langsam vorgelesen wird. Vor dem inneren Auge soll der Text lebendig werden. Die Hörenden sollen sich ausmalen, wie die Personen des Textes ausgesehen haben: ihre Mimik, Körperhaltung, die Umgebung, Ablauf des Geschehens.
Nun erhalten alle Teilnehmenden ein “Tagebuch”. In das Tagebuch sollen die Bilder eingetragen werden, die man sich besonders gut vorstellen konnte und was spontan und was den Betreffenden jetzt in diesem Moment zum Bibeltext einfällt. Keine Nacherzählung, sondern ein Meinungsbild zum Text sowie die Bilder, die hier und heute persönlich wichtig waren. Im Hintergrund läuft leise meditative Musik.
Die Jugendlichen bewegen sich zu etwas lebhafterer Musik (ohne Text) im Raum. Nun erfolgen Impulse durch die Mitarbeiterin/den Mitarbeiter: gehe “normal” durch den Raum – drücke in deiner Gangart, Körperhaltung und Mimik Traurigkeit aus (aber jede/r ganz für sich) – nachdenklich stehen bleiben – losgehen und aufbrechen, zuerst langsam, dann schneller gehen, ein interessantes Ziel liegt vor dir – Erschrecken mit Körperhaltung und Mimik ausdrücken – zuerst erschrecken, dann schnell zu einem bestimmten Punkt laufen – beruhigend nach links und rechts schauen, beschwichtigend mit den Händen gestikulieren, dabei langsam weitergehen – eine bestimmte Person zuerst mit den Augen fixieren, dann schnell auf diese Person zugehen – vor der Person stehen bleiben, genau anschauen, dann wieder abwenden und zurückgehen – dies mehrmals hintereinander mit verschiedenen Personen machen… – zuletzt wieder eine bestimmte Person fixieren, auf sie zugehen, genau anschauen, dann umarmen – jubelnd und beschwingt weiterlaufen, hüpfen, freuen (langsam dann die Musik ausblenden)
Nun erhalten alle den Bibeltext (hochkopiert auf DIN A3-Größe) und viele verschiedene Farbstifte oder Wachsfarben. Jede/r kann nun den Bibeltext bunt bearbeiten: Fragezeichen oder Ausrufezeichen in den Text malen, bestimmte Worte oder Sätze hervorheben, Strichmännchen in oder neben den Text zeichnen, farblich jeweils die Stimungen des Textes/der Personen hervorheben, etc. Dadurch vertiefen sich die Jugendlichen in den Text und der Text wird zum “eigenen Text”.
Mit einem Stift sollen nun alle Handlungsworte in dem Text umkreist werden und jede/r sucht sich für sich ein Handlungswort heraus, das sie/ihn jetzt im Moment am meisten anspricht.
Auf einem DIN A3-Blatt (alternativ: Plakat) haben die Einzelnen nun die Möglichkeit, “ihr” Handlungswort zu gestalten. Dazu werden Wachsmalfarben benutzt. Das Wort kann als Bild gestaltet werden, es ist aber auch möglich, das betreffende Wort in einer angemessenen Farbe, Schriftart oder in unterschiedlichen Größen zu schreiben (z.B. könnte “Angst” ganz klein, zittrig und schwarz umrandet in eine Ecke geschrieben werden, “warm” mit vielen warmen Farben und fließenden Formen…).
In der Raummitte wird viel Platz geschaffen, alle setzen sich mit ihrem gestalteten Wort um die noch leere Mitte im Kreis. Die Mitarbeiterin/derMitarbeiter liest noch einmal langsam den Bibeltext vor. Wenn das Wort, das gestaltet wurde, genannt wird, wird das gestaltete Blatt von der betreffenden Person in die Mitte gelegt. Bewusst einen Platz wählen, der zum Wort passt (z.B. eher an den Rand des Kreises, oder genau in die Mitte, oder neben ein anderes Wort, auf das es Bezug nimmt, erhöht auf einen Stuhl, o.ä.). Wichtig ist, dass die Worte nicht ausschließlich in der Reihenfolge abgelegt werden, sondern dass sie bewusst in Beziehung zu dem Platz und den anderen Worten gesetzt werden. So geschieht eine eindrückliche Textauslegung der besonderen Art…Danach Zeit lassen, damit alle sich die ausgelegten Wörter anschauen können.
Immer 3-5 Personen (je nach Gesamtgruppengröße) bilden eine Kleingruppe. Die Kleingruppen finden sich dadurch, dass sich die Einzelnen mit denjenigen zusammenfinden, deren Bild besonders interessiert. Sinnvoll ist, wenn sich Personen mit unterschiedlichen Worten zusammenfinden. In der Kleingruppe berichten die Einzelnen nun, warum sie gerade dieses Wort angesprochen hat, was sie damit verbindet und warum sie es gerade so gestaltet haben. Die anderen können gerne nachfragen. Im Hintergrund läuft leise Musik, damit niemand das Gefühl hat, die anderen Gruppen hören der Erzählung in der eigenen Kleingruppe zu.
Der bearbeitete Bibeltext wird ins Tagebuch eingeklebt. Danach bekommen die Jugendlichen kurz Zeit, um mit wenigen Sätzen aufzuschreiben, warum gerade dieses Wort gewählt wurde. Das gestaltete Wort wird ebenfalls eingeklebt.
Nun überlegen die Einzelnen, wie sie ihr Wort in einer kurzen Bewegung darstellen könnten. Anschließend stellen die Teilnehmenden ihre Bewegung in der Kleingruppe vor. Diese gibt Tipps, wie die Bewegung evtl. noch klarer darzustellen wäre. Nun werden die einzelnen Bewegungen der Kleingruppe zu einer Bewegungseinheit zusammengebaut: eine Bewegung geht in die nächste über, so, dass es einen fließenden Übergang gibt –auch vom Sinn passend (passt auf jeden Fall, schließlich sind alle “Handlungs-Bewegungen” aus dem gleichen Bibeltext…). Alle Mitglieder einer Kleingruppe stellen sich in eine Reihe nebeneinander. Der/die erste Jugendliche beginnt mit der ersten Bewegung (z.B. suchend hin- und herschauen), dann wird diese Bewegung “eingefroren”, die zweite Person schließt ihre Bewegung an (z.B. etwas entdecken und aufspringen), diese wird wieder eingefroren, etc. Impuls an die Kleingruppen: überlegt euch, was ihr darstellen wollt – worauf kommt es euch an? Anschließend treffen sich die Kleingruppen im Plenum. Jede Kleinruppe führt den anderen ihre Bewegungseinheit vor und nennt die zugehörigen Handlungsworte aus dem Bibeltext. Gerade diese Phase ist sehr eindrücklich und hebt nochmals auf besondere Art und Weise die einzelnen Stellen des Bibeltextes auf ganz neue Weise hervor!
Anschließend wird der Bibeltext noch einmal vorgelesen. Danach wird im Plenum oder in den Kleingruppen noch einmal über den Bibeltext und die dargestellten Handlungsworte geredet. Was sagt mir der Text jetzt? Was ist mir in der näheren Auseinandersetzung mit dem Bibeltext aufgefallen? Welche Worte/Handlungen beschäftigen mich besonders?
Nun werden nochmals die Tagebücher gebraucht. Impulse für den Tagebucheintrag könnten sein (müssen nicht alle “bearbeitet” werden, jede/r kann wählen, zu welchem Impuls sie/er etwas aufschreiben möchte):
Welche Handlungsworte aus dem Text sprechen mich besonders an?
Was ärgert mich an dem Text?
Was gefällt mir an dem Text?
Wo sehe ich Parallelen zu meinem Leben?
Was sagt mir der Text jetzt?
Es folgen einige exegetische Anmerkungen zu dem Bibeltext, die von der Mitarbeiterin oder dem Mitarbeiter vorgetragen werden. Wer möchte, kann sich Notizen im Tagebuch machen.
Geschehen vor 1.Sam. 16: Das Volk Israel hat manche Höhen und Tiefen erlebt. Sie wünschen sich einen König, weil auch alle Nachbarvölker einen solchen König haben. Saul wird von Gott ausgewählt und durch Samuel, der in Gottes Auftrag handelt, zum König über Israel gesalbt. Saul herrscht als König, doch mit der Zeit gehorcht er Gott nicht mehr. Samuel ist darüber traurig. Daran schließt der Text 1.Sam. 16 an.
Vers 1-3: Gott lenkt Samuels trauernden Blick in eine hoffnungsvolle Zukunft. Der neue Auftrag an Samuel eröffnet einen neuen Abschnitt in der Geschichte mit dem Volk Israel. Die Erwählung von David soll noch ein Geheimnis bleiben, seine offizielle Salbung vor dem Volk folgt erst viel später. Damit die Salbung verborgen bleibt – vor allem vor Saul – bildet ein Opferfest einen unverfänglichen Anlass.
Vers 4-5: Da die Propheten Israels oft Unheil vorherzusagen hatten, fragen die Ältesten ängstlich nach dem Grund seines Kommens.
Vers 6-7: Die Söhne Isais werden vorgeführt, bevor man sich zum Opfermahl setzt. Da Eliab sehr groß ist, erinnert er an Saul (vgl. 9,2; 10,23). Aber Gottes Wahl folgt einem anderen Maßstab. Das Herz ist die unsichtbare Mitte des Menschen, der Ort, wo er sich für oder gegen Gott entscheidet.
Vers 8-13: David ist gar nicht da. Einer, an den keiner gedacht hat, ist der Erwählte. Auch wenn Gott das Herz ansieht, muss es nicht heißen, dass seine auserwählten Menschen nicht auch optisch etwas hermachen – aber es ist für Gott nicht die Voraussetzung, er lässt sich dadurch nicht beeindrucken oder blenden, wie es bei uns Menschen oft geschieht. David wird als Gesalbter Gottes dauerhaft zum Träger des Geistes Gottes (vgl. 2.Sam. 23,2) – so, wie es dann noch im gesteigerten Sinne von dem Davidsnachkommen Jesus gesagt wird (Mk 1, 10;Lk 4, 1; 14, 18). Nachdem Samuel seinen Auftrag erfüllt hat, geht er wieder. Immer wieder geht es in diesem Text um das Sehen, um die Wahrnehmung. Samuel hat zuerst immer noch Saul vor Augen. Dann werden ihm die optisch vor Kraft strotzenden und schönen älteren Söhne Isais vorgeführt. Sie symbolisieren Macht und Stärke – das, was man sich von einem künftigen König wünscht. Samuel (und wir auch!) hätte bestimmt einen dieser Männer ausgewählt. Gott hat aber eine andere Wahrnehmung. Er macht uns vor, was wirklich zählt. Er kennt jeden Menschen. Sein Blick fällt auf einen einfachen Hirtenjungen. Wie schwierig ist oft die richtige Deutung dessen, was vor Augen ist. Und doch wäre manches zu erkennen, wenn wir genauer hinschauten und uns nicht nur vom Äußeren blenden ließen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen eine Karteikarte und notieren darauf eine Meinung oder eine Frage zum Bibeltext, die sie jetzt gerade bewegt. Je nach Gesamtgruppengröße werden alle Kärtchen der Reihe nach gezogen und Antworten gesucht oder Meinungen darüber ausgetauscht. Bei größeren Gruppen ist es sinnvoll an dieser Stelle wieder Kleingruppen zu bilden. Ähnliche Kärtchen werden zusammen genommen. Es ist eine sehr interessante Runde, sie sollte aber nicht extrem in die Länge gezogen werden. Wer möchte, kann sich wiederum Notizen im eigenen Tagebuch machen. Wichtig sollte aber das Gespräch und der Austausch sein, nicht ein stures Mitschreiben wie in der Schule…
Der Bibeltext wird nochmals gelesen. Dabei wird besonders auf die Personen geachtet, die evtl. mit einer besonderen Farbe markiert werden. Anschließend suchen die Teilnehmenden die verschiedenen Rollen in sich selbst (evtl. Notizen im Tagebuch machen).
Als Anregung: Bei Samuel: wo habe ich um altes getrauert und Gott öffnete mir den Blick für neues? Bei der Auswahlszene: wann habe ich ein Auswählen erlebt (Schule/Beruf/Partnerschaft/Geschwister…)? In welcher Rolle war ich? Wie habe ich mich gefühlt, wenn ich nicht gewählt wurde, wie, als ich ausgewählt wurde? In welchen Situationen geht es auch mir so, dass ich nur das sehe, was “vor Augen ist”? Wann war es für mich wichtig, einen neuen Aufbruch gewagt zu haben? Und wann war es wichtig, ein “Eliab” zu sein, der in der alten Umgebung bleibt und auch dort wirkt und wichtig ist? Wie kann ich merken, was jeweils für mich richtig ist? Was hilft mir dabei?
Diese Impulse sind auf Tageslichtprojektor oder Flip Chart nachzulesen. Jeder hat wieder sein Tagebuch zur Hand und macht sich Notizen zu seinen Gedanken. Wichtig: Genügend Zeit lassen!!
Da es in dieser Phase sehr tief gehen kann, sollten nun die Kleingruppen selbst gewählt werden können. Nun wird sich über die letzte Phase ausgetauscht. Mögliche Fragestellungen: Was beschäftigt mich gerade besonders von den Impulsen? In welcher Rolle/welchen Rollen habe ich mich wiedergefunden, was hat mich am meisten bewegt? Was sagt mir der Bibeltext dazu?
Jede/r nimmt zum Abschluss noch einmal das Tagebuch und stellt sich vor, dass Gott selbst einen Brief an sie/ihn persönlich schreibt (so auch ins Tagebuch formulieren: Liebe/r XY, Dich bewegt im Moment …. Ich möchte Dir … Eine Hilfe ist, sich vorzustellen, was Gott mir im Moment zusprechen würde).
Zum Abschluss treffen sich alle noch einmal im Plenum. Die Mitarbeiterin/der Mitarbeiter spricht der Gruppe einen Segen zu und schenkt allen zur Erinnerung die Jahreslosung, die im neu erarbeiteten und sehr persönlich gewordenen Zusammenhang nun eine ganz neue Bedeutung und Tiefe gewonnen hat. Das Tagebuch dürfen alle als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Als Anregung für die Jugendlichen: Das Tagebuch zu Hause für sich alleine weiterführen (Bilder malen, Texte schreiben, aufschreiben, was bewegt,… Eine besondere Hilfe wäre es, wenn die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter bereits eine kleine Auswahl an Texten erstellt hat, welche dann von den Jugendlichen mitgenommen werden können.
Je nach Gruppengröße, Vertrautheit untereinander und Offenheit/Redelust der Jugendlichen, kann die Dauer der einzelnen Einheiten sehr unterschiedlich ausfallen. Die Zeitangaben sind daher nur Richtwerte und sind je nach Gruppe zu überprüfen. Um eine kleine Hilfe zu geben, stellen wir in Kurzform einen Vorschlag für einen kürzeren Abend vor (ca. 90 Minuten). Bibliodrama ist eine Form der intensiven persönlichen Bibelbegegnung. Ich befasse mich nicht nur kognitiv mit einem Bibeltext, sondern setze mich sehr persönlich damit auseinander und versuche, herauszufinden, wo ich mich selbst im Text wieder finde. Dies kann sehr in die Tiefe gehen und muss berücksichtigt werden.
Es ist sinnvoll, wenn nicht nur eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter diesen Abend gestaltet. Falls eine Teilnehmerin/ein Teilnehmer besonders berührt werden sollte, kann hier durch Gespräch und Begleitung vieles aufgefangen werden. Aber keine Angst, die einzelnen Formen sind so ausgewählt, dass man nicht psychologisch geschult sein muss… Nur Mut, was kann es schöneres geben, als dass Bibeltexte neu entdeckt und persönlich relevant werden!!
• Text hören
• Tagebuch
• Gehen im Raum mit Spielleiterimpulsen
• Handlungsworte heraussuchen
• Wort gestalten
• Bibeltext auslegen
• Worte finden sich
• Bewegungseinheit erarbeiten
• Tagebuch
• Austausch über den Bibeltext
• Bemerkungen zum Text
• Brief an mich
• Abschluss
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