Mutig, mutig!

Geschichten von Esther und Mordechai

Die biblische Geschichte von Esther und Mordechai ist eine Geschichte von zwei mutigen Menschen. Zwei Menschen, die sich einsetzen für ein ganzes Volk, die ihre eigenen Interessen hintanstellen – zum Vorteil für viele. Zwei Menschen, die gegen Machtspiele und Intrigen kämpfen. Zwei Menschen, die an ihrem Glauben festhalten, auch unter schwierigen Bedingungen.
Esther und Mordechai, zwei Vorbilder in Sachen Mut. Zwei Vorbilder für die Kinder (und nicht nur für Kinder!). Denn oft stehen Kinder vor Situationen, die Mut fordern. Zum Beispiel Mut, sich für Schwächere in der Klasse einzusetzen. Mut, zu eigenen Fehlern zu stehen. Mut, ihre Grenzen auszuprobieren und dabei ihre Gaben zu entdecken.

Wasti wird als Königin abgesetzt

Vorüberlegung für Mitarbeitende

König Ahasveros feierte ein prunkvolles Fest, um seine Macht zu demonstrieren. Als Höhepunkt sollte seine Frau Wasti (der Name bedeutet „schön“ oder „begehrt“) auftreten und für ihn und
seine männlichen Gäste tanzen. Doch sie weigert sich! In der damaligen Gesellschaft waren Mann und Frau strikt getrennt.
Wasti gab daher ein eigenes Fest speziell für die Frauen (Vers 9). Der Mann war in der antiken persischen Vorstellung das Oberhaupt von Staat und Familie, (s)eine Frau musste ihm gehorchen.
Verständlich, dass der König auf Wastis Verhalten reagieren musste. Sie hatte sich nicht nur gegen irgendeinen Mann, sondern sogar gegen den König aufgelehnt – eine Staatsaffäre!

Erlebniswelt für Kinder

Viele Kinder können sich heute wohl kaum noch in die Situation der Wasti damals hineinversetzen, eher wohl in die Rolle des Königs Ahasveros. Sie werden von ihren Eltern oder ihrem Umfeld wie kleine Könige behandelt, und jeder Wunsch wird ihnen umgehend erfüllt. Wie fühlen sie sich, wenn diese Wunscherfüllung plötzlich ausbleibt?
Aber es gibt auch noch die Kinder, deren Meinung und Wünsche zu Hause nichts zählen. Sei es, weil es die Eltern nicht besser wissen, oder weil sie es zum Beispiel aus finanziellen Gründen
nicht anders können. Diese Kinder kennen vermutlich das Gefühl der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins gegenüber den (vor-)herrschenden Bedingungen.
Und dann müssen einzelne Kinder immer wieder erfahren, wie andere (Kinder/Erwachsene) Macht gegen sie aufbauen und sie gehorchen müssen, da sie sonst mit üblen Konsequenzen
zu rechnen haben.

Einstieg

Ein chic angezogener Mitarbeiter kommt souverän herein. „Alle stehen auf!“ Wer nicht gehorcht oder nicht schnell genug ist, wird von seinen Helfern abgeführt. Weitere Befehle folgen (z. B. auf den Boden knien, hinlegen, Finger schnipsen, um die Bank rennen …).
Ein weiterer Mitarbeiter betritt die Bühne und gebietet Einhalt.
„Was soll das, warum erteilst du hier solche Befehle?“
„Weil ich der Chef bin, und was der sagt, das wird gemacht!“
„Du bist der Chef? Das wüsste ich aber!“
„Macht einen super Spaß, endlich tanzen mal alle nach meiner Pfeife!“
„Super Spaß – für dich vielleicht! Und so als Frühsport auch für ein paar andere. Aber wenn du den ganzen Tag so weitermachst, dann werden etliche nicht mehr mitmachen!“
„Das traut sich keiner! Schließlich habe ich ja meine Leute und bin außerdem noch bewaffnet!“ (Steckt seinen Finger in den Pulli und deutet somit eine Pistole an.)

In kleineren Gruppen wird nun überlegt:

  • Was ist es für ein Gefühl, Macht über andere zu haben?
  • Hättet ihr gerne Macht über andere?
  • Wie fühlen sich die Untergebenen?
  • Wie weit würdet ihr als Untergebene mitmachen? Wann steigt ihr aus?
  • Kennt ihr heute Situationen, z. B. in der Schule, in der Macht auf eine ungute Art ausgeübt und Mitschüler z. B. unterdrückt oder gar erpresst werden? Welche Konsequenzen müssen die Betroffenen fürchten, wenn sie nicht oder wenn sie wie gefordert funktionieren? Wie könntet ihr ihnen helfen, wie sie unterstützen?

Variante
Statt der hier vorgestellten Eingangsszene kann auch Szene 1 von Rudi und Ronja gespielt
werden: die zwei Raben landen im Palast von Susa und wundern sich, was da los ist.

Erzählung

Ein Diener von König Ahasveros erzählt:
„Ihr glaubt es nicht, was gerade passiert ist! Ich fass’ es ja selber noch nicht. Das hat noch niemand gewagt! Stellt euch vor: seit Wochen, ja seit Monaten wird hier im Palast gefeiert! König Ahasveros hat ein Riesen-Mega-Fest für alle seine Fürsten gegeben – und seine Frau, Königin Wasti, hat mit den Frauen der Fürsten gefeiert. 180 Tage lang haben sie gefeiert.
Und anschließend wurde sieben weitere Tage mit den normalen Menschen hier in Susa gefeiert. Das war vielleicht genial! Das beste Essen für alle und Getränke so viel man wollte! Einfach gigantisch! Und jetzt das! So ein Ende hat keiner erwartet …
Der König wollte am Ende dieses Festes allen zeigen, wie schön seine Frau ist. Er beauftragte mich, dass ich sie holen soll. Als ich an ihren Festsaal kam, gab ich diesen Befehl des Königs weiter an eine Dienerin der Königin. Ich darf ja die Gemächer der Frauen nicht betreten. Und wisst ihr was? Die Dienerin kam zurück und schickte mich weg. Ich sollte Ahasveros sagen, dass seine Frau sich weigert, sich den Männern zu zeigen!
Ich kapierte erst mal gar nichts. Jemand weigert sich, dem Befehl des Königs zu gehorchen? Seine Ehefrau sagt einfach ‚das mache ich nicht’? Wo gibt es denn so was? Wo kommen wir denn da hin, wenn Frauen sich den Befehlen ihrer Männer verweigern?
Der König dachte wohl ähnlich wie ich. Als ich ihm die Nachricht von Wasti überbrachte, ist er erst mal ausgerastet. Er hat getobt wie noch nie – und dann hat er seine Berater gefragt, was er machen soll. Die Beratung hat nicht lange gedauert. Sie waren sich einig: wenn die Königin nicht macht, was der König will, dann denken andere Frauen im Land, sie müssen auch nicht mehr machen, was ihre Männer sagen. Schlechtes Vorbild, so eine Königin. Und jetzt muss ich Königin Wasti die Nachricht überbringen, dass sie nicht mehr Königin ist. Dass sie aus diesem Palast ausziehen muss. Konsequent ist das ja von Ahasveros. Aber er ist ihm schwer gefallen. Er liebt seine Frau schon. So ist das im Leben: wer sich weigert, muss die Konsequenzen tragen, auch eine Königin …“

Andachtsimpuls

„Das traut sich keiner, einen Befehl zu verweigern“ hat es vorhin geheißen. Wer sich doch widersetzt, muss sehr mutig sein, wie die Königin Wasti. Die Männer hatten damals im Staat und in der Familie das Sagen. Es war undenkbar, nicht zu gehorchen.
Ihr kennt bestimmt Situationen, wo euch etwas massiv stört, ihr eventuell selbst unter Druck gesetzt werdet, bei etwas nicht mitmachen wollt – und dann?
Vielleicht denkt ihr: wenn ich nicht mitmache, werde ich zum Außenseiter, verliere meine Freunde. Wasti war sich sicherlich darüber im Klaren, dass ihr Verhalten Konsequenzen haben
würde. Wahrscheinlich hat sie sogar um ihr Leben fürchten müssen. Und doch war sie mutig und hat sich dem König widersetzt.
Weil sie nicht alles mitmachen wollte. Wir müssen nicht immer alles mitmachen – aber die Konsequenzen der Weigerung müssen wir dann auch tragen.

Gebet

Lieber Vater,
wir danken dir, dass du nicht wie ein beherrschender König zu
uns bist, sondern du bist zu uns wie ein Vater, der uns liebt. Du
schenkst uns deine Gebote, damit wir gut miteinander leben
können. Bitte gib uns immer wieder den Mut, aufzustehen und
den Mund aufzumachen, wenn wir von anderen unterdrückt
oder bevormundet werden, oder wenn wir sehen, dass
anderen Unrecht angetan wird. Wir danken dir dafür.
Amen.

Spielvorschläge

Alle hören auf mein Kommando!

Je ein Jungscharler ist der König, er darf sich zwei oder drei Befehle ausdenken, die von allen anderen (auch Mitarbeitende) ausgeführt werden müssen.

Alle hören auf mein Kommando – aber schnell!

Die Gruppe sitzt im Kreis, ein Stuhl fehlt. Die Person ohne Stuhl steht in der Mitte und erteilt möglichst schnell hintereinander Befehle an die (im Kreis sitzenden) Untertanen. Diese haben
Zeit, den Befehl (z. B. auf den Stuhl stehen) auszuführen, bis der König auf fünf gezählt hat. Gelingt es dem Untertanen, bleibt der König in der Mitte. Gelingt es ihm nicht, darf sich der König
setzen, und ein neuer König erteilt seine Befehle.

Mutproben – wie weit gehst du?

siehe unter Bausteinen „Bist du mutig ?!“

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