Tod gesucht, Gott gehört, Perspektive gefunden – Elia am Horeb

Was zuvor geschah…

Um zu verstehen, was der Prophet Elia in dieser Geschichte erlebt, muss man gleichzeitig mitdenken, was vorher geschah. Elia war schon lange unterwegs. Er war von Gott damit beauftragt worden, die Israeliten wieder an ihn zu erinnern, denn Gottes geliebtes Volk hatte schwere Schuld auf sich geladen. Sie verleumdeten ihren Gott, der sie aus Ägypten geführt und vor allerlei Übel bewahrt hatte und huldigten schon seit einiger Zeit anderen Götzen. Vor allem die phönizischen Götterbilder, Baal und Aschkera, hatten es ihnen angetan. Dieser Götterkult war nach Israel gekommen, nachdem König Ahab Isebel, die Tochter des phönizischen Königs, geheiratet hatte. Isebel brachte nicht nur einen üblen Charakter, Machteifer und fragwürdige Regierungsmethoden mit in ihr neues Reich, sondern auch eben jenen Kult um »ihre« Gottheiten. Und die Israeliten waren voll darauf hereingefallen. 

Elia war deshalb von Gott auserkoren worden, dieser sinnlosen Anbeterei anderer Götzenbilder ein Ende zu setzen. Schon einige Zeit kämpfte er mit Wort und Tat erfolgreich gegen den Götzendienst des Volkes. Isebel selbst sah dabei natürlich nicht tatenlos zu, sondern versuchte mit allen Mitteln Elia schleunigst aus dem Weg zu schaffen. 

Auch der Geschichte in 1. Könige 19 ging eine solche Szene voraus. Isebel drohte Elia mit dem Tod. Sie schickte ihm ihre Soldaten hinterher, woraufhin Elia es ordentlich mit der Angst zu tun bekam. Er war in die Wüste gelaufen und hielt sich dort seit einigen Tagen versteckt. Es ging ihm elend. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig und geistlich war Elia sprichwörtlich »fertig« – einfach am Ende. Keinen Schritt mehr. Danke nein, es reicht. »Mission endet hier.« Elia will sterben.

Steh auf, wenn du am Boden bist!

Elia ist fertig. Aber Gott ist mit Elia nicht fertig. Er sieht ihn in seinem Elend und nimmt sich seiner an. Und wie so oft, wenn Gott sich eines Menschen annimmt, macht er ihm erst einmal was zu essen. Brot und Wasser werden Elia von einem Engel gebracht. Gebacken im Himmel und noch heiß serviert. Gott dient Elia und Elia nimmt diesen Dienst an. Seine Niedergeschlagenheit endet genau in dem Moment als er in den köstlichen Fladen beißt. Wasser und Brot. Elia schöpft neue Kraft. Und es geht weiter … 

Nachdem Elia sich gestärkt hat, lässt Gott ihn in seiner verzwackten Situation nicht allein. Elia sollte sich stärken, um eine Reise anzutreten. Gott wird ihm am Ende dieser Reise begegnen. Nicht irgendwo, sondern an einem ganz besonderen Ort. Elia soll losgehen und zwar in Richtung Horeb. 

Der Berg

Wenn Menschen im Alten Testament der Bibel eine göttliche Erfahrung machen, tun sie das ziemlich oft auf einem Berg. Auf Bergen hat sich Gott einige Male offenbart, hat seine Menschen einen kleinen Einblick gewinnen lassen in seine nicht zu fassende Herrlichkeit, sein Wesen, seine Majestät. Abraham erlebte Gott auf dem Berg, Noahs Arche landete nach der Sintflut auf einem Berg, Mose empfing die Zehn Gebote auf einem Berg und auch Elia wird Gott auf dem Berg erleben und zwar auf einem besonderen Berg. Es ist der Horeb, der Gottesberg, an dem Gott auch Mose begegnete. 40 Tage ist Elia dorthin gelaufen, gestärkt mit göttlicher Nahrung und ungewiss, was er dort erleben wird. Aber er ist gegangen, wissend, dass er das Richtige tut.

Nachdem er dort angekommen ist, legt er sich zum Schlafen in eine Höhle und wird von Gott persönlich geweckt. »Elia, was tust du hier?«, spricht Gott seinen Propheten an. Da bricht es aus Elia heraus: »Herr, ich habe mich leidenschaftlich für dich, den Gott Israels und der ganzen Welt, eingesetzt; denn die Leute von Israel haben den Bund gebrochen, den du mit ihnen geschlossen hast; sie haben deine Altäre niedergerissen und deine Propheten umgebracht. Ich allein bin übrig geblieben und nun wollen sie auch mich noch töten.«

So. Damit ist alles gesagt. Elia zittert vor Angst und Verzweiflung. Er hat das in Worte gefasst, was ihn so umtreibt, er hat seinem Gott sein Leid geklagt. Und Gott hat ihn gehört. Mehr noch als das. Gott hat Elia nicht nur gehört, sondern auch erhört. Er weiß um die Gefühle, die in Elia toben. Gott weiß um seine große Angst. Deshalb möchte Gott ihm groß begegnen. Elia darf und soll etwas erleben, was nur wenige Menschen in der Bibel überhaupt erfahren: Gott will an Elia »vorübergehen«. Er will sich ihm offenbaren, ihm zeigen, dass es weitergeht und dass er einen Plan für ihn hat.

Ob Elia wusste, was jetzt passieren würde? Zumindest hört er auf Gottes Worte und stellt sich auf den Berg »vor den Herrn«. Auf der Spitze des Gottesberges steht er und wartet, schaut sich um, blinzelt in den Himmel. Was wird geschehen? 

»Und siehe, der HERR ging vorüber. Da kam ein Wind, groß und stark, der die Berge zerriss und die Felsen zerschmetterte vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht in dem Wind. Und nach dem Wind ein Erdbeben; der HERR aber war nicht in dem Erdbeben. Und nach dem Erdbeben ein Feuer, der HERR aber war nicht in dem Feuer.« (Verse 11–12)

Die Erde brennt, es wackelt, es kracht, Steine wirbeln um Elia herum, er kann sich kaum halten, der Wind pfeift ihm um die Ohren. »Das muss doch Gott sein!« Elia begreift es nicht, er versteht die Welt nicht mehr. »Wo ist Gott denn, wenn nicht in diesen Gewalten?« Er klammert sich fest, er schließt die Augen und auf einmal ist es …

… still und leise!

Nichts ist zu hören. Alles vorbei. »Gott, wo bist du?« Elia horcht auf und da, leise, kaum merklich: »der Ton eines leisen Wehens. Und es geschah, als Elia das hörte, verhüllte er sein Gesicht…«

Elia weiß nichts zu sagen. »Hier bist du, Gott!« Es ist unmissverständlich klar. In diesem Wehen ist Gott! Ein Windhauch, Gott in einem Windhauch! Gott ist da! Ganz nah! »Gott, du bist da!« Was für ein Gott! Ein Gott, der sich nichts macht aus dem Lautesten, dem Krassesten, dem Heißesten, dem Stärksten. Ein Gott, der sich in einem sanften Windhauch offenbart. »Gott, wie anders bist du!« Elia beginnt zu verstehen. Langsam erkennt er. Gott ist ein Gott, der sich für die Schwachen einsetzt. Gott hat einen Plan, auch für ihn, den Propheten, der längst aufgeben wollte. Gott geht mit und er lässt von sich hören. Gott ist da!

Und Gott spricht Elia wieder an: »Was tust du hier, Elia?« Gott will, dass die Beziehung zu seinem Propheten nicht mit dieser göttlichen Erfahrung aufhört. Nein, es geht gerade erst los! Elia soll sagen, wie es ihm jetzt geht und Elia spricht. Wenn Gott so ist, dann darf er seine Angst zeigen und zum zweiten Mal klagt er Gott seine Sorgen und seine Not: »Ich habe sehr geeifert für den HERRN, den Gott der Heerscharen. Deinen Bund haben die Söhne Israel ja verlassen, haben deine Altäre niedergerissen und deine Propheten mit dem Schwert umgebracht. Und ich bin übrig geblieben, ich allein, und nun trachten sie danach, auch mir das Leben zu nehmen.«

Und was tut Gott? Gott hört ihm wieder zu. Gott, der die Naturgewalten beherrscht und das Universum geschaffen hat, ist dort bei Elia auf dem Berg. Und er geht auf Elias Sorgen ein. Und seine Antwort ist ebenso Zusage wie Herausforderung, denn Gott schickt Elia zurück nach Damaskus. Er soll dort den neuen König von Israel salben und Elisa zu seinem Nachfolger als Prophet machen. Gott selbst wird dabei an seiner Seite sein. Und Gott verspricht Elia noch viel mehr: Er lässt ihn Einblick gewinnen in das, was kommt. Israel ist nicht verloren. Es gibt noch 7000 Menschen, die nicht vor den Götzenbildern niedergekniet sind. Mit ihnen wird es weitergehen und Elisa wird das, was Elia begonnen hat, weiterführen. Gottes Plan ist so gut, er gibt seine Menschen nicht auf.

Elia versteht immer mehr und plötzlich ist für ihn alles gut. Gott hat es gut gemacht. Er hat Elia in seiner Not gesehen und ist ihm begegnet. Die Offenbarung auf dem Horeb war ein Schlüssel-erlebnis. Die Begegnung mit Gott war alles, was Elia brauchte. Nur ein Windhauch? Nein, Elia hat Gott gehört! Nicht im Lauten, sondern im fast ganz Stillen. Da, wo er ihn nicht vermutet hat. Und mit diesem Gott wird er weitergehen und seinen Auftrag erfüllen. 

Und wir?

Wo haben wir ein solches Gipfelerlebnis mit Gott erlebt? Wo ist oder war unser Horeb, auf dem wir mit Gott persönlich gestanden haben? In aller Verzweiflung, Sorge und Not?

Ich denke, dass jeder Mensch in seinem Leben an einen solchen Punkt kommt, einen Punkt, an dem nichts mehr geht, einen Punkt, an dem wir uns alleine fühlen. Vielleicht auch, weil Gott nicht so reagiert wie wir es gerne hätten. Wir warten auf Antwort und suchen nach Hilfe. Genauso wie Elia. Wir lauschen angestrengt Richtung Himmel und fragen uns auch: Wieso schickt Gott nicht einen Blitz vom Himmel? Wieso lässt er dieses und jenes zu, obwohl es schlecht ist und uns verzweifeln lässt? Warum handelt Gott – scheinbar – nicht oder warum handelt er so und nicht so, wie wir es uns vorstellen? 

Das sind Momente, in denen Gott uns persönlich auf den Horeb schickt, damit er uns dort liebend in die Arme schließen kann und uns zusagt: »Alles wird gut! Es geht weiter! Der Plan steht!« Wir Menschen neigen dazu, Gott in eine Schublade zu stecken, die wir mit großen Dingen beschriften. Wir denken: Wo Gott eingreift, bebt die Erde, ist Feuer, zumindest aber ein bisschen »Bumbum«. Ja, so denken wir. So dachte auch Elia, und wurde eines Besseren belehrt. Gott ist anders als wir ihn uns vorstellen und er handelt auch anders, als wir denken. Gott ist oft im Stillen, weniger im Lauten. Gott ist Geist! Ich bin überzeugt: Wer sich diese Erkenntnis schenken lässt, bekommt den Blick frei und die Ohren auf für Gottes leisen Windhauch im Alltag. Und dann kann Großes geschehen. Nicht nur damals im Alten Testament, sondern auch heute: Gottes Geschichte mit seinen Menschen ist nicht zu Ende! Sie geht weiter. Manchmal laut und mit Karacho, aber manchmal eben auch leise, kaum merklich und doch hörbar!

Praktisches für die Gruppe:

Gipfelzeit bzw. -picknick: 

Besteigt gemeinsam einen Berg (bzw. einen Hügel) oder lasst sogar die Bibelarbeit dort stattfinden. Optional dazu: Picknick! 

Lasst euch dabei bewusst von dem Gefühl »Auf einem Berg sein« inspirieren und versucht, auch die Mädchen altersgerecht mit hinein in dieses besondere Erleben zu nehmen. 

Einstiegsidee: Das geheimnisvolle Geräusch

Spielt mit den Mädels »Das geheimnisvolle Geräusch«. Dazu schreibt ihr auf kleine Zettel Geräusche, die die Mädchen vor Ort erstellen müssen (zum Beispiel: Zuschlagen einer Tür, Regen, Meeresrauschen). Teilt dann die Mädels in entsprechend so viele Teams ein, wie es Geräusch-zettel gibt. Dann müssen die Teams ausschwärmen und heimlich ihr Geräusch erstellen, welches sie aufzeichnen (funktioniert z. B. super mit der Whatsapp-Voicemail-Funktion). Anschließend kommen alle wieder zusammen und nacheinander müssen die Geräusche dann erraten werden. 

Sinn und Zweck: Die Mädels sollen erfahren, wie schwierig es manchmal ist, das »Richtige« zu hören. Auch in der Beziehung zu Gott fällt es uns manchmal schwer zu hören, was Gott von uns möchte.

Gespräche in der Gruppe: Mein Gipfelerlebnis

Lasst die Mädchen von ihren »Gipfelerlebnissen« berichten. Wo haben sie Momente erlebt, die ihnen eine neue Perspektive eröffnet haben und sogenannte Schlüsselmomente waren? (Wie) haben sie dort Gott gehört? Lasst die Austauschrunde solange laufen, bis alle, die wollen, etwas gesagt haben.

Zum Weiterdenken für ältere Mädchen

Wo bin ich Elia? Wo kämpfe ich (vermeintlich) alleine für eine Sache? Wie geht es mir damit? Und höre ich dabei auf Gott?

Extras: Die Windmaschine

Wer gute Connections zu Bühnentechnikern oder dem örtlichen Theaterverein hat, leihe sich eine Windmaschine. Von »Orkan« bis »sanfte Brise« könnt ihr den Mädels in der Gruppe dann ordentlich Wind entgegenblasen und sie dann (ansatzweise) das erfahren lassen, was Elia auf dem Berg erlebt.

Fragt sie anschließend was sie dabei fühlen, dass Gott nicht im Sturm, sondern im sanften, eher schwachen und kaum hörbaren Säuseln des Windes zu finden ist? Lasst die Austauschrunde laufen.

Alltagslärm, Radio, Streamingdienste, Lieblingsplaylists auf dem Smartphone, In-Ears, dicke Kopfhörer, fette Boomboxen – wie können wir da eigentlich noch aufeinander hören? Und wie wird Gott in unserem Leben hörbar? Diese Themenreihe lädt ein, das Hören neu zu üben, aufeinander und auf Gott.

Eine Themenreihe mit Artikeln für Mitarbeiterinnen, Bibelarbeiten, Andachten, Stundenentwürfen und Kreativangeboten, ausgedacht für Mädchen von 12 bis 17, meistens aber auch in gemischten Gruppen zu verwenden.

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