| Materialart: | Andacht |
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| Zielgruppen: | Jugendliche, Junge Erwachsene, Mitarbeitende |
| Einsatzgebiete: | Freizeiten, Gottesdienst, Gruppenstunde |
| Verband: |
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| Redaktion: |
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| Zeitbedarf: | 10-20 Min. (Vorbereitung: 5-10 Min.) |
| Bibelstelle: |
Markus 2,14 anzeigen Bibelstelle
Markus 2,14 14Und als er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. |
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Silvesternachmittag. Zwei Freunde sitzen beisammen und unterhalten sich über das, was kommen wird. Plötzlich fragt der eine: „Und deine Liste mit den Vorhaben fürs neue Jahr?“ Der andere schlägt sich an die Stirn und springt auf. „Momentchen“, ruft er. Dann läuft er quer durchs Zimmer zu einem eng beschriebenen Zettel, der dort an der Wand hängt. Er zückt seinen Kuli – streicht bei der Jahreszahl die 0 durch und ersetzt sie durch eine rot geschriebene 1 ….
Knapper als in dieser Karikatur lassen sich missratene Versuche, das eigene Leben zu ändern, kaum beschreiben. Sie gelingen uns selten. Woran liegt das? Vielleicht an einem grundlegenden Irrtum: Viele Menschen brauchen ein besonderes Datum, um neu zu starten. Was bietet sich da Besseres an als ein Jahreswechsel, wenn die Zeit scheinbar von vorne beginnt?
Wir erleben sie als eine Befreiung. Mit einem Mal ist wieder alles möglich – was eben noch festgefahren und unabänderlich schien, das kommt in Bewegung und gibt die Aussicht frei auf eine hellere Zukunft. Vielen geht es so, wenn sie in der Silvesternacht das alte Jahr verabschieden und das neue begrüßen. Das ist die Zeit der großen Vorsätze, der überschäumenden Freude, der geräuschvollen Hoffnung. Eine kurze Nacht lang sehnen sich Unzählige ein anderes Leben herbei; eine kurze Nacht lang erleben sie, wie die Zukunft ihnen offen steht und alles (mit ihnen) geschehen kann. Ein neues Jahr, das ist wie ein zugeschneiter Weg ohne Fußspuren, unberührt und unbegangen; es ist pure Zukunft, reines Morgen, nicht befleckt von unseren Fehlern und Nachlässigkeiten – alles scheint möglich.
Aber nüchtern betrachtet, liegt einfach nur eine Nacht hinter uns – zufällig eine, nach der wir uns einen neuen Kalender an die Wand hängen. Und inzwischen haben wir bereits wieder eine ganze Reihe von Blättern umgeschlagen. Die Euphorie ist verflogen. Wir wissen längst, dass der bloße Wechsel einer Jahreszahl uns wieder nicht zu anderen Menschen hat werden lassen. Ja, manchmal würden wir gerne glauben, dass es doch möglich ist. Manchmal meinen wir auch, dass es einzig und allein an uns liegt: etwas mehr Willenskraft und Durchhaltevermögen, etwas mehr Konsequenz – und schon würde alles besser werden. Wer das glaubt, wird nicht selig! Wir entkommen uns nämlich nicht. Wir werden immer wieder eingeholt von uns selbst, von unserer Geschichte. Etwas anderes ist nötig, damit sich Veränderung ereignen kann.
Und als er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach. (Markus 2,14)
Levi sitzt total im verkehrten Leben – aber es geht ihm nicht schlecht dabei. Das ist ja gerade das Problem: dass sich das Verkehrte meist gar nicht so verkehrt anfühlt, sondern eigentlich ganz angenehm. In vieler Hinsicht hat auch Levi keinen Grund, sich zu beklagen. Er verdient reichlich, seine Investitionen haben sich mehr als gelohnt. Zöllner arbeiteten auf eigene Rechnung. Sie pachteten gegen Zahlung einer genau festgelegten Summe einen kleinen oder größeren Zollbereich und mussten dann zusehen, den Betrag wieder hereinzuholen und zu vermehren. Es gab alle Arten von Zoll: Brückenzölle, Schiffszölle, Stadtzölle. Und nahezu alles, was man sich vorstellen mag, konnte mit Gebühren belegt werden – von Kleidungsstücken bis hin zu Sklaven.
Was machte die Zöllner bei der Bevölkerung nun so verhasst? Sie verlangten oftmals nicht nur unverschämt hohe Summen, sondern galten vor allem als Profiteure der römischen Besatzung. Sie waren Verräter des eigenen Volkes – und damit genau so Verräter Gottes. Zugegeben, es wäre schöner, wenn man allseits geachtet ist – aber von Achtung allein kann man nicht leben. Levi lässt sich seine Ablehnung teuer bezahlen. Mögen sie doch hinter ihm ausspucken – er kann sich Dinge leisten, von denen andere nicht einmal zu träumen wagen. Levi ist im verkehrten Leben gelandet; es geht ihm recht gut dabei, aber ganz zu Hause fühlt er sich darin letztendlich nicht. Manchmal gibt es so eine Ahnung, ein Aufflackern von Wahrhaftigkeit, der schüchterne Wunsch, alles anders zu machen. Doch dann braucht er nur in die Gesichter der Menschen zu blicken, um zu wissen, dass ihm das niemals gelingen wird.
Wer einmal die verkehrte Abzweigung genommen hat, der kann nicht mehr zurück; der muss so weitermachen – und der macht so weiter, bis aus Scham und Trauer Zynismus wird. Am bitterklügsten sind immer die, die nichts mehr erwarten. Für solche ist die Welt durchgerechnet –eine Formel, die sich lösen lässt und dann nicht mehr interessiert. Solche kann scheinbar nichts mehr retten.
Oder doch!? Levi begegnet eines Tages einem Mann, der mit einem einzigen Satz die Verknotungen seines alten Lebens auflöst. „Folge mir nach!“ Das ist alles. Eine Aufforderung, drei simple Worte. Hier wird nichts erklärt, keine Erklärung gegeben, keine Belohnung in Aussicht gestellt. Es wird noch nicht einmal gesagt, wohin es denn gehen soll. Aber Levi steht auf und lässt sein altes Leben hinter sich. Das ist ganz unheroisch. Er geht einfach davon – angezogen von diesen drei Worten, die so unscheinbar einfach daherkommen – und die eine solche Wucht entwickeln können, dass sie alle Ausweglosigkeiten durchschlagen.
Der Zöllner Levi wird gewissermaßen von drei Meteoriten getroffen, die ihn aus einem Gleichgewicht bringen, das eigentlich nur eine Schieflage war. Mit einem Mal haben sämtliche Bedenken kein Gewicht mehr; mit einem Mal schweigt die Stimme der Selbstverurteilung; mit einem Mal verwandelt sich die Welt in ein offenes Buch, in dem alles noch möglich und das Ende der Geschichte noch nicht bekannt ist.
Veränderung, aus christlicher Perspektive, hat nichts mit hehren Vorsätzen zu tun; Veränderung, aus christlicher Sicht, vollzieht sich in der Begegnung – Levi wird nicht überzeugt; er wird angesprochen. Das genügt.
Glaube ist kein System. Glaube ist etwas Lebendiges. Er ist Begegnung zwischen Menschen, worin plötzlich mehr aufscheint; worin etwas aufleuchtet von Gottes Nähe.
Jede und jeder kann für einen anderen Menschen zu einem Boten werden, einem „angolos“, einem Engel. Wann das geschieht, haben wir nicht in der Hand. Es ist unvorhersehbar. Wir können nicht wie Jesus sagen: Folge mir nach! Aber manchmal wird in dem, was wir tun und wie wir es tun, sein Aufruf deutlich. Manchmal sind wir die, die andere ansprechen; manchmal sind wir jene, die angeredet werden. „Folge mir nach“ – das gilt immer! Auf all unseren Wegen kann uns die Forderung Christi begleiten, die im Tiefsten ein Versprechen ist: Siehe, du wirst nicht zerbrechen – ich mache dich heil. Du kannst noch einmal von vorn anfangen!
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