Aus Liebe geliebt

Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft (Dtn 6,5 E)

Ganz schön viel, was dieser Vers hier fordert. Gott zu lieben mit allem, was man ist und hat. Ist das etwas, das man jemandem vorschreiben kann? Doch der Vers steht ja nicht allein da. Wenn man ihn im Zusammenhang liest, entdeckt man, dass er nicht nur einfach etwas fordert, sondern dass Gott schon in Vorleistung gegangen ist.

Es geht hier nicht darum, alles richtig zu machen, jeden Tag die Bibel zu lesen und immer in den Gottesdienst zu gehen. Es geht nicht um dein Tun, sondern um die Beziehung.

Gott ist einzig und er will dein Gott sein. Er liebt dich und ist für dich da. Deshalb können wir ihn zurück lieben. Nicht aus uns heraus oder weil wir uns besonders anstrengen, sondern nur, weil er uns zuerst geliebt hat und uns annimmt wie wir sind. Das sollen wir uns immer wieder bewusst machen.

Deshalb sind diese Verse auch das Glaubensbekenntnis der Jüdinnen und Juden. Es hängt an ihren Türpfosten, es ist am Gebetsriemen an der Hand und auch am Kopf. Es soll ihr Denken, ihr Handeln und jeden Schritt prägen. Das Wissen: Gott selbst geht mit mir und ich bin sein geliebtes Kind.

Deshalb soll alles, was wir sind, haben, denken und tun von dieser Liebe durchdrungen sein. Wir Christinnen und Christen binden es uns vielleicht nicht an den Kopf oder die Hand. Ich glaube dennoch, dass es gut ist, wenn wir uns immer wieder daran erinnern: Gott liebt uns und diese Liebe soll in unserem Leben Ausdruck finden.

Das schaffe ich nicht immer. Aber ich darf mich daran erinnern und wissen: Gott liebt mich zuerst und schenkt mir seine Liebe immer wieder neu! Das will ich mir hinter die Ohren schreiben.

Zum Nachdenken: Lies Dtn 6,4-9: Welche Dinge im Alltag erinnern einen daran, dass Gottes Liebe über dem Leben steht und diese Liebe das eigene Denken und Handeln durchdringen soll?

Du sollst fröhlich sein und dich freuen über alles Gute, das der HERR dein Gott, dir und deiner Familie gegeben hat. (Dtn 26,11 E)

Gute Tipps? Immer her damit! Es gibt unzählige Ratgeber und kluge Köpfe, die uns erklären, wie wir unser Leben gut gestalten können. Doch einige der besten Ratschläge sind schon richtig alt – wie dieser hier aus der Bibel.

Mose spricht zum Volk Israel. Nach einer langen Wanderung durch die Wüste gibt er ihnen letzte Anweisungen, bevor sie das verheißene Land betreten. Er beschreibt, wie die Israelitinnen und Israeliten die ersten Früchte ihrer Ernte und den Zehnten – eine Art religiöse Abgabe – vor Gott bringen sollen. Diese Leitlinien sind Teil seiner großen Rede, in der er Gottes Gebote für die neue Generation in Kanaan zusammenfasst. Und dann sagt er etwas Bemerkenswertes: Freut euch gemeinsam über das Gute, das ihr erlebt habt – über das, was Gott in eurem Leben tut und im Leben eurer Liebsten!

Spannend, oder? Mose wusste schon vor tausenden von Jahren, wie wichtig ein dankbarer Blick ist. Wer sich auf das konzentriert, was gut läuft, wird entspannter und zufriedener. Und das Beste daran: Wenn wir Freude und Dankbarkeit teilen, wächst sie – in unseren Familien und bei den Menschen, die uns wichtig sind.
Heute zeigen viele Studien: Dankbarkeit und Freude haben positive Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, unsere Beziehungen und unsere Lebensenergie. Sie stärken uns im Alltag, fördern unsere Resilienz und helfen uns, mit mehr Zuversicht durchs Leben zu gehen.

Wer lernt, den Blick auf das Gute zu richten, wächst innerlich und entwickelt eine zuversichtliche Grundhaltung. Das macht es einfacher, das Leben mutig, freudig und mit Zufriedenheit zu gestalten.
Also: Nimm diesen alten, kraftvollen Tipp mit in deinen Alltag. Schau auf das Gute, das Gott dir geschenkt hat!

Zum Nachdenken: Wofür bist du dankbar? Wo kannst du heute Gutes entdecken? Was möchtest du davon mit anderen teilen?

Da weinte Jesus. (Joh 11,35 E)

Es war eine unendliche Traurigkeit im Herzen Jesu. Schmerz, Leere und dann die Tränen. Jesus heulte Rotz und Wasser! Er schämte sich nicht dafür. Hier, am Grab seines Freundes Lazarus, neben Maria und Martha, war Jesus einfach nur todtraurig.


Abschiede tun weh. Die Beziehung, um die wir vergeblich gerungen haben. Der geliebte Mensch, der nie mehr durch die Tür kommen wird. Jeder Verlust, von dem wir hören, lässt uns fürchten, wen wir noch verlieren können. Der Tod scheidet. Und dann ist nichts mehr, wie es war. Da fehlt, mit wem man alles besprechen konnte.


Und so stehen sie da, die traurigen Schwestern Maria und Martha und Jesus. Sie weinen und reden. Sie sprechen über das, was noch zu hoffen ist. Martha scheint weiterzugeben, was sie von den vielen Jüdinnen und Juden, die bei der Trauerfeier ebenfalls anwesend sind, gehört hat. „Unser Lazarus wird wieder leben, am jüngsten Tag wird er vom Tod auferweckt.“


Was wird Jesus dazu sagen? Lobt er das Wissen von Martha? Er sagt etwas Ungeheuerliches, etwas, das die, die dabei waren, niemals vergessen haben und so hören wir es bis heute: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.”


Jesus erzählt nicht von einem Leben nach dem Tod. Er sagt: Ich selbst, Jesus, bin das Leben und die Auferstehung. Wer sich mir anvertraut, bekommt daran Anteil: an Leben und Auferstehung. An der oder dem beißt sich der Tod die Zähne aus. Sie gehen zwar auch durch das bittere Sterben, aber nicht vom Leben in den Tod, sondern vom Leben ins Leben. Damit es nicht bei Worten bleibt, spricht Jesus zu dem toten Lazarus: „Komm heraus!“ Lazarus kommt aus dem Grab.


Wenn ein Toter zu neuem Leben erweckt wird, dann bricht Gottes neue Welt an. Die dabei stehen, erfasst fassungsloses Staunen. Jesus gibt ein starkes Zeichen, wie es nur dem Sohn Gottes möglich ist. Sein Trost erschöpft sich nicht in Worten. Sein Trösten ist ein Tun.

Es gibt viele Gelegenheiten, um mal intensiv über die Schöpfung nachzudenken. Im Kirchenjahr bietet sich zum Beispiel Erntedank dafür an. Aber egal, wann du das Thema “beackern” willst: Wir bieten dir hier ein paar Bausteine für einen Jugendgottesdienst oder eine Stunde im Jugendkreis dafür. Baue alles so zusammen, wie es für euch vor Ort passt. Wenn es euch möglich ist feiert draußen in der Natur oder holt ein bisschen was von der Schöpfung zu euch: vielleicht mit einem schönen Blumenstrauß, einer Bildershow oder einem toll geschmückten Erntedank-Altar…

Theologische Grundlegung
Um die Schöpfung soll es heute gehen. „Schöpfung“ ist ein Begriff, der alles Geschaffene meint: alles Lebendige, aber auch die gesamte Welt und selbst das Universum. Der Begriff impliziert, dass das alles nicht zufällig entstanden ist, sondern dass jemand dabei gesteuert, gelenkt, gestaltet hat: ein Schöpfer eben. Unsere Erde, sagt die Bibel, ist kein Zufallsprodukt. Keine blaue Murmel, die einsam und ziellos durchs Weltall treibt. Wir sprechen von Schöpfung, weil wir glauben, dass es einen Schöpfer gibt, der diese Welt gemacht hat. Manche sagen: nach der Schöpfung hat Gott sich zurückgezogen. Er hat uns auf die Erde gesetzt und jetzt müssen wir selbst klar kommen.
Die Bibel zeigt mir andere Charakterzüge Gottes. Da ist ein Gott, der von Beginn an leidenschaftlich Beziehung zu seinen Menschen sucht. Der den Menschen diese Erde zum Geschenk macht, um sie zu bebauen und zu bewahren. Ein Gott, dem diese Welt so sehr am Herzen liegt, dass er selbst Mensch wird um uns ganz nahe zu kommen. Und dieser Gott verspricht im Blick auf diese Welt: „Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,5). Petrus schreibt im 2. Petrusbrief 3,13: „Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ und Johannes erzählt in Offenbarung 21,1: „Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr.“
Wenn Gott eines Tage alles neu macht – wie genau wird das aussehen? Macht er etwas Neues aus dem, was da ist? Upccling sozusagen? Wird die Schöpfung dann einfach ausgetauscht oder wächst das Neue aus dem Alten?
Über die Frage, wie das Reich Gottes, seine neue Welt, mit unserer jetzigen zusammenhängt haben sich Theolog*innen schon seit vielen Jahrhunderte die Köpfe zerbrochen. Dabei gibt es zwei Pole: Manche erwarten eine radikale Neuschöpfung am Ende der Zeiten, andere betonen, dass das Reiches Gottes jetzt schon mitten in der Welt wächst und sich entfaltet. Diese Spannung zwischen „Schon jetzt“ und „noch nicht“ prägt die gesamte Diskussion.
Diejenigen, die eine Neuschöpfung vertreten, erwarten, dass unsere Welt vergeht. Sie betonen die radikale Veränderung, die Gott bringen wird und erwarten die Wiederkunft Christi mit Weltgericht.
Diejenigen, die sich vorstellen, dass Gottes neue Welt langsam heranwächst betonen, dass mit Jesu Wirken das Reich Gottes bereits angebrochen ist. Ihnen ist wichtig, dass Gotts Heil, seine gute Herrschaft, jetzt schon wirkt – auch wenn es noch nicht vollendet ist und die endgültige Transformation noch aussteht. Wir alle sind dazu eingeladen, an diesem Reich mit zu bauen und es im Alltag sichtbar zu machen. Dieses Bild steckt in vielen Gleichnissen Jesu, zum Beispiel das vom Sauerteig, der nach und nach alles durchdringt und verwandelt (Matthäus 13,33).

Das gute ist: diese beiden Ideen von der “neuen Erde” stehen sich nicht unversöhnlich gegenüber, sondern bilden ein Spannungsfeld, in dem Kraft steckt. Ohne den Glauben, dass Gottes Reich schon jetzt – auch mit und durch uns – in die Welt kommt könnten wir unsere Verantwortung für die Schöpfung vernachlässigen nach dem Motto „Wenn Gott uns sowieso eine komplett neue Erde gibt können wir mit dieser hier eigentlich machen, was wir wollen.“ In der Konsequenz hieße das, dass es keinen Grund gäbe, sich für Klima- oder Naturschutz einzusetzen – oder auch für andere Menschen. Doch selbst wenn Gott einmal etwas komplett Neues schafft – er hat uns als Verwalterinnen und Verwalter auf diese Erde gestellt. Die Schöpfungsgeschichte am Anfang der Bibel erzählt davon, welche Verantwortung der Mensch von Gott bekommen hat: Unser Job ist, auf sie aufzupassen, neues zu entwickeln und alles so zu gestalten dass gutes Leben für alle möglich ist. Manchmal kann diese Aufgabe ziemlich überwältigend sein. Wenn wir nur noch die bedrohten und bedrohlichen Seiten der Schöpfung wahrnehmen. Wenn wir darüber nachdenken, wie riesig diese Welt ist und wie klein der Unterschied, den wir als einzelne Menschen machen können. Wenn der Alltag uns fordert und so viele andere Probleme und Aufgaben unsere Kraft und Konzentration brauchen. Darum brauchen wir gleichzeitig auch die Hoffnung, dass Gott wirklich alles nigel-nagel-neu machen wird und alles Bedrohliche nur vorläufig ist.

Geschichte zum Einstieg
Aus Indien wird sich folgende Geschichte erzählt: Es war einmal ein Wasserträger. Auf seinen Schultern ruhte ein schwerer Holzstab, an dem rechts und links je ein großer Wasserkrug befestigt war. Nun hatte einer der Krüge einen Sprung. Der andere hingegen war perfekt geformt und mit ihm konnte der Wasserträger am Ende seines langen Weges vom Fluss zum Haus seines Herren eine volle Portion Wasser abliefern. In dem kaputten Krug war hingegen immer nur etwa die Hälfte des Wassers, wenn er am Haus ankam.
Für volle zwei Jahre lieferte der Wasserträger seinem Herren also einen vollen und einen halbvollen Krug. Der perfekte der beiden Krüge war natürlich sehr stolz darauf, dass der Wasserträger in ihm immer eine volle Portion transportieren konnte. Der Krug mit dem Sprung hingegen schämte sich, dass er durch seinen Makel nur halb so gut war wie der andere Krug.
Nach zwei Jahren Scham hielt der kaputte Krug es nicht mehr aus und sprach zu seinem Träger: “Ich schäme mich so für mich selbst und ich möchte mich bei dir entschuldigen.”
Der Wasserträger schaute den Krug an und fragte: “Aber wofür denn? Wofür schämst du dich?”
“Ich war die ganze Zeit nicht in der Lage, das Wasser zu halten, so dass du durch mich immer nur die Hälfte zu dem Haus deines Herren bringen konntest. Du hast die volle Anstrengung, bekommst aber nicht den vollen Lohn, weil du immer nur anderthalb statt zwei Krüge Wasser ablieferst.” sprach der Krug.
Dem Wasserträger tat der alte Krug leid und er wollte ihn trösten. So sprach er: “Achte gleich einmal, wenn wir zum Haus meines Herren gehen, auf den Straßenrand.” Der Krug konnte daraufhin ein wenig lächeln und so machten sie sich auf den Weg. Am Ende des Weges jedoch fühlte sich der Krug wieder ganz elend und entschuldigte sich erneut zerknirscht bei dem Wasserträger.
Der aber erwiderte: “Hast du die Wildblumen am Straßenrand gesehen? Ist dir aufgefallen, dass sie nur auf deiner Seite des Weges wachsen, nicht aber auf der, wo ich den anderen Krug trage? Ich wusste von Beginn an über deinen Sprung. Und so habe ich einige Wildblumensamen gesammelt und sie auf deiner Seite des Weges verstreut. Jedes Mal, wenn wir zum Haus meines Herren liefen, hast du sie gewässert. Ich habe jeden Tag einige dieser wundervollen Blumen pflücken können und damit den Tisch meines Herren dekoriert. Und all diese Schönheit hast du geschaffen.”
Autor unbekannt, aus dem Englischen übersetzt

Wie gut, dass der Wasserträger den Krug trotz seines Fehlers brauchen konnte. Wie gut, dass Gott uns trotz unserer Macken und Sprüngen brauchen kann. Und wie gut, dass auf unserem Lebensweg immer wieder wunderschöne Blumen blühen. Was war denn für dich in der letzten Woche ein „Blumen-Moment“ – eine Erfahrung, ein Erlebnis oder auch nur ein Augenblick, der bunt
aufleuchtet? Tausche dich kurz mit deinen Nachbar*innen darüber aus!

Was bringt dich zum Staunen? – Collage
Gott hat unsere Erde wunderbar gemacht. „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“, so steht es in 1. Mose 1. Es gibt vieles, worüber ich staunen kann.
Sammelt gemeinsam, was euch in der Natur und der Schöpfung fasziniert. Gut eignet sich dafür die Methode einer Collage. Dafür braucht ihr jede Menge Zeitschriften, aus denen alle ausschneiden und ausreißen können, was sie spontan anspricht. Das wird dann aufgeklebt – entweder auf ein großes gemeinsames Plakat oder in kleinen Teams. Je mehr unterschiedliche Bilder und Materialien ihr habt, desto besser. Tauscht euch danach über die Ergebnisse aus.

Gleichzeitig ist unsere Schöpfung aber auch bedrohlich und bedroht: Klimakrise, Krankheiten, Artensterben, Regenwaldabholzung, Hunger, Kriege, Katastrophen (schreibt diese Worte auf rote Zettel und legt sie auf die Collage).
Wenn ich an die Schöpfung denke, denke ich aber auch an diese „andere Seite“. Krisen und Kriege, Krankheiten und Katastrophen gab es schon immer. Aber in den letzten Jahren ist uns das gefühlt alles näher gekommen. Der Natur geht es schlecht. Überflutungen und Hitzerekorde lassen sich schon lange nicht mehr als Wetterphänomene abtun. Wir sind nicht im Klimawandel, sondern in der Klimakrise. Und die ist so umfassend und bedrohlich, dass sich in Deutschland eine ganze Jugendbewegung den Namen „Letzte Generation“ gegeben hat weil sie befürchtet, genau das zu sein, wenn sich nicht bald Gravierendes ändert.
Neben der Klimakrise wird das Artensterben als größte Bedrohung für unser Leben und unseren Planeten gesehen. WWF sagt: aktuell sind wir im größten Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier. Fast ein Drittel der bekannten Tier- und Pflanzenarten ist mehr oder weniger stark bedroht.
Die Klimakrise, aber auch Verfolgung und Kriege führen dazu, dass aktuell mehr Menschen auf der Flucht sind als jemals zuvor in der Menschheitsgeschichte. Ende 2024 waren es über 123 Millionen Menschen laut UNO-Flüchtlingshilfe. Globale Flüchtlingskrisen verändern auch unser Zusammenleben.


Wenn wir von der Schöpfung reden meinen wir oft nur die Natur, die Tiere und Pflanzen, vielleicht auch die Luft, den Boden und die Meere. Aber auch wir selbst sind Teil der Schöpfung und untrennbar damit verwoben. Die meisten Faktoren, die Schöpfung bedrohen, sind menschengemacht. Und die Menschheitsfamilie leidet, weil sie Teil dieser Schöpfung ist.
„Wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in den Wehen liegt.“, so schreibt es Paulus in Römer 8,22. Die ganze Schöpfung leidet. Alles betroffen: die Natur – die Menschheit – ich als Person.
Beides nehme ich war: die Schöpfung, die sehr gut ist – und seit Adam und Eva das Paradies verlassen haben gibt gleichzeitig auch die Schöpfung, die leidet, die bedroht ist und manchmal auch bedrohlich.
Wie geht es dir gerade damit? Wenn du an die Welt denkst, an die Natur, an deine Mitmenschen und an dich selbst: Wo kannst du grade dankbar genießen, was es Gutes in der Schöpfung gibt? Und wo leidest du eher oder machst dir Sorgen um deine Mit-Welt? Nimm dir kurz eine Minute Zeit, in dich hineinzuhören.

Fürbitt-Gebet
Unser Gott,
Der unendliche Sternenhimmel und das winzige Senfkorn: du hast beides geschaffen. Berge und Meere, die Tiere, Pflanzen und wir Menschen sind dein Werk.
Es gibt so viel wunderbares zu entdecken. Dafür danken wir dir. Und wir bitten dich: lass uns das Staunen über deine Welt nicht verlernen.
Halte unsere Augen und Herzen offen für diese Wunder und hilf uns, sie bewusst wahr zu nehmen.
Gott, wir Menschen gehen nicht immer gut mit deiner Erde um. Wir zerstören Lebensräume und beuten Menschen und Tiere aus.
Wir bitten dich um Vergebung. Hilf uns, Lösungen zu finden und gemeinsam für das Gute zu arbeiten.
Hilf uns, dass wir verantwortungsvoll mit der Natur und unseren Mitmenschen umgehen.
Mit Nachdruck bitten wir dich für die Menschen, die unter Naturkatastrophen leiden. Hunderttausende verlieren ihre Heimat und ihre Ernten.
Die Folgen von Überschwemmungen, Hungersnöten, Dürren und daraus entstehenden Krankheiten sind auch Monate nach solch erschütternden Ereignissen noch groß.  
Gib den betroffenen Menschen Trost und neue Hoffnung.
Wir beten gemeinsam: Vater unser…

Liedersammlung
Es gibt viele tolle Lieder zur Schöpfung, die ihr singen könnt! Hier eine kleine Auswahl:

  • Astronaut, DAS LIEDERBUCH 2, 110
  • Beautiful things, DAS LIEDERBUCH 1,135
  • Danke, DAS LIEDERBUCH 1, 23
  • Der Mond ist aufgegangen, DAS LIEDERBUCH 1,99
  • Du bist, der du bist, DAS LIEDERBUCH 1, 157
  • Du machst alles neu, DAS LIEDERBUCH 2, 216
  • God of wonders, Feiert Jesus 3, 65
  • Gott gab uns Atem, DAS LIEDERBUCH 1, 212
  • Größer, DAS LIEDERBUCH 2, 144
  • Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer Evangelisches Gesangbuch – Regionalteil Württemberg, 643
  • Höher, DAS LIEDERBUCH 2, 168
  • Ins Wasser fällt ein Stein Evangelisches Gesangbuch – Regionalteil Württemberg, 637
  • Laudato si Evangelisches Gesangbuch, 515
  • Morning has broken, DAS LIEDERBUCH 1,88
  • Neuer Tag, neues Glück, DAS LIEDERBUCH 2, 78
  • Poiema, DAS LIEDERBUCH 2, 114
  • So will I, DAS LIEDERBUCH 2, 150
  • The earth is yours DAS LIEDERBUCH 2, 151
  • The earth song DAS LIEDERBUCH 2, 202
  • Tiefer als das Meer, DAS LIEDERBUCH 2, 147
  • Viele kleine Leute Evangelisches Gesangbuch – Regionalteil Württemberg, 662
  • What a wonderful world, DAS LIEDERBUCH 2, 94
  • Weißt du, wieviel Sternlein stehen, Evangelisches Gesangbuch, 511
  • Wir haben Gottes Spuren festgestellt, Evangelisches Gesangbuch – Regionalteil Württemberg 656
  • Wir pflügen und wir streuen, Evangelisches Gesangbuch, 508
  • Welt der Wunder, DAS LIEDERBUCH 2, 155

Übrigens: ein toller “Schöpfungspsalm” ist Psalm 104! 🙂


In Aktion kommen
Es gibt viele Möglichkeiten, wie ihr das Thema praktisch bearbeiten könnt. Eine kleine Sammlung:

  • Was gibt mir Mut und Kraft, mich für die Schöpfung einzusetzen? Sammelt in einer Blitzlichtrunde
  • Was kann ich tun, um die Schöpfung zu bewahren? Sammelt konkrete Ideen auf Post-Its und klebt sie auf eine große Wand. Am Ende darf jede*r ein Post-It mit der Idee einer anderen Person mitnehmen und sich daheim als Reminder an den Spiegel oder in den Kalender kleben.
  • Upcycling praktisch: Bastelaktion! Blumentöpfe aus alten Dosen, Stiftehalter aus Kassetten, Deko-Sterne aus Zeitschriften… Upcycling-Ideen gibt’s jede Menge. Die Idee ist, aus etwas, das eigentlich Müll ist, etwas zu gestalten, das man benutzen und gebrauchen kann. Dabei wächst auch das Bewusstsein für unseren Konsum und unsere Müllproduktion.
  • Müllsammelaktion. Zieht los, sammelt Müll. Gerätschaften dafür leiht euch vielleicht die Stadt aus. Belohnt die Helfenden mit einem leckeren Essen oder setzt einen Preis aus für den verrücktesten Müllfund…
  • “Dankbarkeitsbaum”: schreibt auf Papier-Blüten, wofür ihr dankbar seid und hängt die Zettel in einen Baum. Vielleicht inspiriert das auch andere?


Segen
Gott segne deine Augen,
dass du immer wieder neu die Schönheit seiner Schöpfung entdeckst.
Er segne deine Ohren,
dass sie offen sind für seine zarte Stimme in deinem Alltag.
Gott segne deinen Mund,
dass du Worte der Ermutigung sprechen kannst.
Er segne deine Hände,
dass du sie für das Gute einsetzt.
Gott segne deine Füße,
dass sie dich sicher an den Ort tragen, an dem er dich haben möchte.
Gott segne dein Herz,
dass Glaube, Hoffnung und Liebe darin wohnen.
So segne dich Gott –
der Vater, der Sohn, und der Heilige Geist.
Amen

Mehr Material
Mehr zum Thema Schöpfung findest du zum Beispiel auch bei initiative-schoepfung.de oder bei klimafasten.de

»Hoffnungsvoll«

Je intensiver ich das Motiv zur Jahreslosung 2026 von Dorothee Krämer betrachte, umso mehr habe ich den Eindruck: Es ist, als ob ein Vorhang aufgezogen wird und wie durch einen geöffneten Spalt mitten im Bild strahlt das helle Licht hindurch. Ich wünsche mir, dass genau dies durch die Jahreslosung 2026 geschieht: dass ein Lichtstrahl aus Gottes Ewigkeit in unser Leben scheint und etwas neu wird in uns. So, wie es die Jahreslosung verspricht: „Siehe, ich mache alles neu!“

Die Offenbarung – der Vorhang geht auf
Schon immer war das letzte Buch der Bibel eine geheimnisvolle Schrift – sprichwörtlich ein Buch mit sieben Siegeln. Aber der Seher Johannes formuliert hier keine abstrusen Weltuntergangsfantasien, sondern Gott hat ihm ein wenig den Vorhang geöffnet, damit er mehr sieht als die scheinbare Realität unserer Welt mit all ihrem Leid und ihrer Not. Er sieht, dass Gott alles zu einem guten Ende führen wird: wenn Gott Tränen trocknet wie liebevolle Eltern bei ihren Kindern, wenn der Tod und alles Böse keine Macht mehr haben. Die Offenbarung erzählt in ihren beiden letzten Kapiteln davon, wie Gott alles neu macht. Diese Hoffnung ist keine Vertröstung auf ein besseres Jenseits. Sondern: Wenn ich darauf hoffe, dass Gott die Macht hat, eine leidzerrissene Welt neu zu machen, dann kann er auch hier und heute in unser Leben eingreifen. Ob dann jetzt schon alles neu wird oder ob er uns auf andere Weise hilft, das können wir getrost ihm überlassen.

Zum Nachdenken: Ist es für mich ein hoffnungsvoller Gedanke, dass Gott alles neu macht, oder kann ich damit nur wenig anfangen? Wie könnte die Hoffnung, dass Gott alles neu macht, mein Leben jetzt positiv beeinflussen?

Wie kann etwas neu werden, wenn scheinbar alles beim Altem bleibt? Die untere Hälfte des Bildes zur Jahreslosung ist in dunklen Farben gehalten. Hier schimmert nur wenig hervor von diesem Licht, das so hell und klar durch den Vorhang dringt. Blautöne und schraffierte Flächen dominieren. In diesem Ineinander von dunklen Motiven und hellen Strahlen erkenne ich mein Leben wieder. Denn oft sind Licht und Schatten, schöne und schwierige Momente eng verbunden. Da ist nicht alles hell und schön – auch nicht, wenn wir Jesus Christus vertrauen. Es gibt dunkle Momente und Wunden, die das Leben hinterlassen hat. Ja, manchmal scheint alles beim Alten zu bleiben, auch wenn wir uns noch so sehr danach sehnen, dass etwas neu wird. Wenn ich auf unsere Welt blicke, dann sehe ich überall Not und Leiden und scheinbar keine Aussicht auf Besserung. Und auch wir selbst bleiben oft die alten. Vielleicht wollten wir alles gut machen und am Ende bleiben nur Scherben. Mitten in all das hinein kommt Gott. Er hat den Vorhang beiseite gezogen, als er in Jesus Christus Mensch geworden ist. Durch ihn dringt ein Lichtstrahl aus der Ewigkeit in unser Leben. Darum kann mitten im Alten schon jetzt Neues beginnen. Das Motiv zur Jahreslosung lässt den ersten und den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets erkennen: Alpha und Omega. In der Offenbarung sagt Jesus von sich, dass er Alpha und Omega ist. Er ist es, der am Anfang der Welt steht als Schöpfer und am Anfang unseres Lebens. Und er ist es, der am Ende auf uns warten wird. Die Offenbarung erzählt davon: dann wird er uns die Tränen trocknen und alles wird gut sein. Aber darauf warten wir noch!

Zum Nachdenken: Wo wünsche ich mir, dass etwas neu wird in meinem Leben?

Sieh genau hin!
Das Bild zur Jahreslosung mit seinen unterschiedlichsten, ineinander verwobenen Farbschattierungen lädt ein, genau hinzuschauen und Entdeckungen zu machen. Damit wird die Aufforderung der Jahreslosung aufgenommen: „Siehe!“ Sieh genau hin!

Manchmal müssen wir genau hinschauen, um zu entdecken, wo Gott Neues entstehen lässt in unserem Leben. Vielleicht manchmal verborgen und beinahe unmerklich. Aber das Neue hat begonnen. Und darum: Sieh hin und entdecke, was Gott in deinem Leben tut! Wir stehen oft in der Gefahr, das zu sehen, was nicht gut ist. Und darum braucht es dieses Signalwort: „Siehe!“ Sieh hin und entdecke, was Gott tut! Manchmal leuchtet das Neue schon jetzt zwischen den Ritzen einer alten Welt hindurch. Und der Tag wird kommen, an dem Gott wirklich alles neu macht: wenn Tränen trocknen, Wunden heilen und seine Liebe den Hass für immer vertreibt.

Nimm dir bewusst Zeit, um zu entdecken, was Gott schon längst in deinem Leben neu gemacht hat.

Gott spricht: Siehe, ich mach alles neu! (Off 21,5 L)

Die Offenbarung ist sicher eines der geheimnisvollsten Bücher des Neuen Testaments und eines der umstrittensten: Wer hat dieses Buch geschrieben? Beschreibt es einen göttlichen Fahrplan der Endzeit oder ist es ein verschlüsselter Einblick in die damalige Zeit der römischen Herrschaft? Und dies spitzt sich in der Frage zu: Welche Bedeutung haben diese alten Worte für uns heute?

Wenn die Offenbarung einen göttlichen Fahrplan für die Zukunft beschreibt, dann würde es darum gehen, sie so aufzuschlüsseln, dass wir genau wissen, was gemeint ist. Die Extremposition dieser Haltung wäre dann, zu berechnen, wann Jesus wiederkommt. So hat der berühmteste pietistische Theologe des 18. Jahrhunderts Johann Albrecht Bengel z. B. die Wiederkunft von Jesus berechnet aufgrund der Zahlenangaben der Offenbarung und ist auf das Jahr 1836 gekommen.

Die Extremposition auf der entgegengesetzten Seite der Deutung der Offenbarung ist die Einschätzung der liberalen Theologie des 19./20. Jahrhunderts, dass dieses Buch der Bibel mit unserem heutigen Leben rein gar nichts mehr zu tun hat.

Die Frage ist nun: Wie lesen wir die Offenbarung und was bedeutet dies für unser Verständnis der Jahreslosung 2026?

Tipp: Schau dir die Zusammenfassung Teil 1 und 2 des »Bibel-Projekts« zur Offenbarung und ihrer Botschaft an.

Die Offenbarung als Buch der Bibel


Ein erster Überblick
• Die Offenbarung des Johannes gehört zur Gattung apokalyptischer Schriften der Bibel (wie z. B. auch das Buch Daniel). Apokalypse meint nicht etwas Schreckliches (wie in Filmtiteln vorausgesetzt, z. B. „Apocalypse Now“), sondern das griechische Wort „apokalyptein“ bedeutet schlicht „aufdecken, offenbaren“.
• Der Theologe Florian Förg bringt es so auf den Punkt: „Die Autoren (der Apokalyptik) wollen ihr Publikum innerlich in die neue Welt Gottes mitnehmen: Sie sollen schon jetzt ihre Lebensumstände im Licht einer Zukunft sehen, die dort im Himmel schon längst vorbereitet ist und eines Tages auch auf der Erde Realität werden wird“.
• Martin Luther war zunächst sehr skeptisch gegenüber der Offenbarung, da sie die Täufer- und Schwärmerbewegungen der Reformationszeit stark beeinflusste. Später gewann er einen anderen Zugang und formulierte: „Wir sehen hier in diesem Buch, dass Christus durch und über alle Plagen, Tiere, böse Engel dennoch bei und mit seinen Heiligen ist und endlich obliegt“.
• Die Offenbarung hat also nicht das Ziel, Menschen zu verängstigen, sondern soll die Perspektive dafür öffnen, dass Jesus der Sieger ist und durch alles Chaos hindurch die Welt zu einem guten Ende führt.
• Die Kanonizität der Offenbarung (also die Frage, ob die Offenbarung wirklich zur Bibel gehört) blieb auch in der frühen Kirche lange umstritten. Erst mit dem Osterfestbriefs des Bischofs Athanasius (367 n.Chr.) wurde der neutestamentliche Kanon mit 27 Schriften festgelegt.

Verfasser
• Die Offenbarung formuliert gleich zu Beginn den Anspruch, dass es sich hierbei um Worte des auferstandenen Herrn Jesus Christus handelt. Als Übermittler dieser Botschaft dient der „Knecht Johannes“
(Off 1,1).
• Die Frage, ob es sich bei diesem Johannes um den Jünger Jesu handelte, beantwortet die Offenbarung selbst nicht. Johannes bezeichnet sich darin als Bruder, Mitgenosse oder Knecht und versteht sich selbst als Seher/Prophet (1,2f.; 1,19f; 22,9).
• In der altkirchlichen Tradition wird die Offenbarung dem Jünger Johannes, dem Sohn des Zebedäus, zugeschrieben.
• Heute wird eher davon ausgegangen, dass die Offenbarung aus der sog. johanneischen Schule stammt, also aus derselben urchristlichen Tradition wie der Jünger Johannes und seine Schüler. Jedoch wird ein anderer Verfasser angenommen, der aber in Verbindung mit dem Jesusjünger Johannes stand.

Ort und Zeit der Abfassung
• Laut Off 1,9 befindet sich Johannes beim Empfang der Offenbarung auf der griechischen Insel Patmos. Aufgrund der Bemerkung, dass er sich dort „um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus“ befand, legt nahe, dass er auf die Insel ins Exil verbannt wurde.
• Als Abfassungszeit wird das Ende des 1. Jh. angenommen. Man geht davon aus, dass die Offenbarung sich mit Konflikten am Ende der Regierungszeit des Kaisers Domitian auseinandersetzt, was eine Abfassungszeit zwischen 90—95 n. Chr. bedeuten würde. Kaiser Domitian war der erste Kaiser, der sich als „Gott und Herr“ bezeichnen und anbeten ließ. Damit waren die Christinnen und Christen automatisch verdächtig, dem Kaiser nicht zu gehorchen, weil sie ausschließlich Jesus als Gott und Herrn anbeteten.

Empfänger
• Obwohl die Offenbarung als Gattung der jüdischen Apokalypse nahesteht, ist sie als Rundschreiben an sieben kleinasiatische Gemeinden adressiert: Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea (Off 1,11).
• In sieben Sendschreiben (Off 2 und 3) wendet sich Johannes an jede einzelne Gemeinde und richtet Worte des Auferstandenen aus.
• Zugleich formuliert die Offenbarung eine Zukunftshoffnung, die über die sieben angeschriebenen Gemeinden hinausgeht und die gesamte Christenheit betrifft (deshalb wurde die Offenbarung auch in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen).
Sinn der Abfassung
• Die Offenbarung dient als Trostbuch für die Christinnen und Christen der verfolgten Gemeinden: Die Zeit der Verfolgung und des Todes wird vorüber gehen. Gott wird Gericht halten über die Welt. Am Ende der Zeit wird das Böse vernichtet und das neue Reich der Gottesherrschaft bricht an. Die Offenbarung hat das Ziel, die geängstigte christliche Gemeinde zu trösten.

• Die Offenbarung beschreibt mit ihrer Zahlensymbolik und Bildsprache die ablaufende Geschichte einer vergänglichen und vom Bösen geprägten Welt und die anlaufende Geschichte Gottes mit dieser Welt, die am Ende darin mündet, dass er eine neue Erde schafft: „Siehe, ich mache alles neu!“

Wie geht es dir mit der Offenbarung als biblischem Buch: Was ermutigt dich? Was hilft dir? Was verstehst du nicht oder bleibt dir rätselhaft?

Die Jahreslosung im Zusammenhang von Offenbarung 21


• Offenbarung 21 beschreibt in Bildern, wie Gott eine neue Welt schafft. Vom neuen Jerusalem ist die Rede als Inbegriff einer Stadt, in der Gerechtigkeit, Liebe und Solidarität herrschen.
• Es fällt auf, dass es in der Bildsprache von Offenbarung 21 vor allem um Beziehung und Gemeinschaft geht:
» Gott wohnt bei den Menschen (wie es das AT voraussagt, z. B. Hes 34,30).
» Gott trocknet den Menschen, die in seiner Gegenwart ankommen, die Tränen ab.
» Es geht um eine persönliche Beziehung zwischen Menschen und Gott.
» Als Negativformulierung benennt die Offenbarung, dass in Gottes neuer Welt nichts Böses Platz hat. Der Gedanke eines Weltgerichts, vor dem sich alle Menschen verantworten müssen (Off 20), macht deutlich: Niemand kann sich aus der Verantwortung stehlen vor diesem höchsten Gericht, sondern Gott wird alles ans Licht bringen und kein Mensch kann vor Gott bestehen. Es ist Gott selbst, der durch Jesus Rettung bringt. Der Richter ist zugleich der Retter (Off 3,18 usw.).

  • Die Formulierung „Siehe, ich mache alles neu!“ ist wie eine Zusammenfassung für Off 21-22: Gott verändert alle bisherigen Verhältnisse: Gott schafft eine neue Welt, in der verwandelte Menschen leben: Nicht mehr das Böse hat Macht, Menschen zu korrumpieren und das Leben zu zerstören, sondern allein der dreieinige Gott herrscht und garantiert Frieden und Gemeinschaft für immer (in der Bildsprache der antiken Welt wird beschrieben, dass er wie ein Herrscher auf dem Thron sitzt).

Das Themenpaket “Mission Schöpfung” bildet das nachhaltige Kondenz der gleichnamigen Tagung der CVJM-Hochschule, der VRK-Akademie und der SCM-Verlagsgruppe vom 24.-25. Oktober 2025 in Köln. Gestaltet und aufbereitet wurden die Inhalte von verschiedenen Studierenden der CVJM-Hochschule. Mit dabei sind ganz konkrete Andachts-, Gruppenstunden- und Gebets-Formate, sowie Hintergrundgedanken für die Schulung von Mitarbeitenden oder die eigene Weiterbildung. Viel Freude beim Stöbern und in die Praxis umsetzen!

Warum braucht es christliche Naturspiritualität? Was ist das überhaupt? Der hier enthaltene Vortrag, die schriftliche Zusammenfassung und die Reflexionsfragen sollen helfen sich als Mitarbeitende weiter zu schulen, die eigene Haltung in Bezug auf Nachhaltigkeit und Jugendarbeit zu reflektieren und dadurch die eigene Sprachfähigkeit im Dialog mit Jugendlichen und Jungen Erwachsenen auszubauen.


  • Ist die Haltung das Grundlegendste – noch vor der Bearbeitung politischer Systeme?
  • Wie ist das Verhältnis der Betonung von Schöpfung und Gott zu verstehen?
  • Was wird unter Natur überhaupt verstanden?
  • Wie kann man das Segnen, wie Franziskus es betont, in der christlichen Jugendarbeit einfließen lassen, sodass es Jugendliche auch anspricht?
  • Geht solidarische Schöpfungsgemeinschaft über Menschen hinaus?
  • In welchem “Abschnitt” finde ich mich gerade wieder: Erlebe ich Natur eher als stille Oase, als Spiegel meiner Selbst, als Ort der Gottesbegegnung oder als Raum für Abenteuer?
  • Wie möchte ich künftig die Haltung einüben, Natur als Schöpfung zu begreifen, was verändert sich dadurch in meinem Handeln?
  • Was bedeutet für mich persönlich “Schöpfung” im Glauben? Wie verknüpfe ich mein Schöpfungsbewusstsein mit meiner Gottesbeziehung?

Die Ausarbeitung der Reflexionsfragen erfolgte von Studierenden der CVJM-Hochschule. Grundlegend war der Vortrag von Pfr. Dr. Detlef Lienau bei einer Tagung zu “Mission Schöpfung” der VRK-Akademie, der CVJM-Hochschule und der SCM Verlagsgruppe.

Am Ende des Jahres bietet es sich an, eine Standortbestimmung zu machen. Was war? Wie geht’s mir gerade? Wohin soll es gehen? Wir haben dir hier ein paar Fragen zusammengestellt, die dabei helfen können. Du musst sie nicht alle akribisch durcharbeiten – such dir das aus, woran du hängen bleibst und was dich interessiert. Nimm dir Zeit, die Fragen in Ruhe durchzugehen und das, was dir aufgeht, im Gebet mit Gott zu besprechen. Eine Kurz-Version der Fragen zum Ausdrucken und reinkritzeln hängen wir dir mit an!

Übrigens: Wenn du den Fragebogen nicht nur für dich alleine sondern für eine Gruppe oder im Rahmen eines Gottesdienstes nutzen möchtest lege eine feste Zeitspanne dafür fest und bitte die Teilnehmenden, währenddessen nicht miteinander zu sprechen sondern die Zeit für sich zu nutzen. Leise Hintergrundmusik kann zur Konzentration helfen. Überlege dir im Vorfeld, ob du aufgreifen möchtest, was alle notieren, oder ob die Ergebnisse bei den Teilnehmenden bleiben. Schließe mit gemeinsam gesungenen Liedern und deinem Segen ab. Hier kommen unsere Fragen:

Rückblick auf das vergangene Jahr
Zeichne einen Zeitstrahl für das letzte Jahr und markiere, was dir besonders in Erinnerung geblieben ist. Vielleicht hilft es deiner Erinnerung auf die Sprünge, wenn du durch die Fotogalerie auf deinem Handy zu scrollst oder deinen Kalender durchblätterst.
Was waren die schönsten Erlebnisse? Markiere diese “Sternstunden” mit einem Stern.
Welche Momente bleiben dir besonders in Erinnerung – und warum?
Was hat dich im vergangenen Jahr am meisten überrascht?
Überlege: was war neu in diesem Jahr? Was hast du gelernt, was zum ersten Mal erlebt?
Auf welche gemeisterte Herausforderung bist du im Rückblick stolz?
Was war schwer im letzten Jahr? Was hat dich verletzt und dir die Kraft genommen?
Womit hast du deine Zeit verbracht? Male dafür ein “Kuchendiagramm”. Bist du zufrieden mit dieser Aufteilung?
Welche drei Begriffe beschreiben dein Jahr am besten?
Gibt es einen Bibelvers, der dir in diesem Jahr wichtig geworden ist?

Blick in den Spiegel
Stelle dich vor einen Spiegel und betrachte dich für eine Minute. In Psalm 139,14 steht: “Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.” Was an dir ist wunderbar?
Kannst du dich annehmen? Bist du mit dir zufrieden?
Wo lässt du dich von anderen und ihrer Meinung über dich bestimmen?
Wer bist du? Was ist dir wichtig?
Wie kümmerst du dich um dich selbst – wie tust du dir etwas Gutes?
Wie geht es dir mit den Menschen in deiner Umgebung? Wünschst du dir Veränderung für manche Beziehungen?
Gibt es etwas, das du mit einem anderen Menschen noch klären solltest? Wann willst du das wie konkret angehen?
Welchen Stellenwert hat Gott in deinem Leben? Wieviel Zeit verbringst du mit ihm? Gibt es Fragen oder Zweifel, die du mal gründlich durchdenken müsstest – vielleicht auch gemeinsam mit anderen?
“Wir sind Gottes Mitarbeiter” steht in 1. Korinther 3,9. Wo wird das in deinem Leben deutlich? Wie sieht deine Mitarbeit aus? Gibt es etwas, das du ändern oder aufhören möchtest? Gibt es etwas, das neu für dich dran sein könnte?

Ausblick auf das Jahr kommende Jahr
Wenn du auf das blickst, was du dir bisher notiert hast: was willst du abgeben, aufhören, loslassen?
Gibt es etwas, das du im kommenden Jahr anders machen möchtest?
Welche Herausforderungen warten im neuen Jahr auf dich? Welche konkreten Pläne hast du schon geschmiedet?
Was willst du dir neu vornehmen? Wie können konkrete Schritte in dafür aussehen? Wer könnte dich dabei unterstützen?
Die Jahreslosung 2026 lautet: “Gott spricht: Siehe, ich mache alles neu!” (Offenbarung 21,5). Was wünschst du dir, das neu in dein Leben kommen soll?

Wenn du willst packe das, was du dir notiert hast, in einen Briefumschlag und versieh ihn mit einem Datum innerhalb des nächsten halben Jahres. Öffne ihn erst an diesem Tag wieder und lies dir durch, was du geschrieben hast. Das kann dich erinnern an das, was du dir vorgenommen hast und dir helfen, dran zu bleiben.

Biblische Survivaltipps für Mitarbeiterinnen (und andere Überlastete)

Ein wahrscheinlich nicht ganz so bekannter Bibeltext ist die Grundlage für diesen Programmvorschlag. Und weil er eine lange, lange Vorgeschichte hat, stellen wir vor allem einen einzigen Satz in den Mittelpunkt, der es aber durchaus in sich hat: »Mach dir’s leichter!«. Aber auch der Rest des Textes hält einige »Nuggets« bereit, kleine Schätze für Menschen, denen etwas Entlastung guttun würde.

Gut passen würde diese Bibelarbeit zum Beispiel im Rahmen eines Mitarbeiterkreises oder MA-Wochenendes, auch eines kleineren Teams oder z. B. eines Frauenabends.

Optionaler Einstieg: Eine Belastungs-Challenge

Gerade wenn ihr viele Jüngere im Team habt, kann diese Aktion zu Beginn dabei helfen, das Thema zu veranschaulichen und erlebbar zu machen:

Ihr braucht einen oder eine Freiwillige, gerne jemanden mit etwas Belastungspotenzial. Für einen bestimmten, begrenzten Zeitraum (beispielsweise 10–15 Minuten) bekommt sie oder er eine Reihe von Aufgaben und Auflagen, die zu erledigen sind, z. B. während ihr mit der gesamten Gruppe noch vor dem eigentlichen Programmstart einen Abendimbiss genießt oder eine Austauschrunde zum Ankommen macht. Die Person kann gerne dabei sein und mitmachen/mitessen, muss aber dabei ihre Aufgaben für die Challenge innerhalb des festgesetzten Zeitraums erledigen. Vielleicht überreicht ihr dazu sogar eine To-Do-Liste, damit nichts vergessen wird. Das Material für die Aufgaben habt ihr zuvor bereitgelegt, eventuell läuft irgendwo (über Beamer?) sichtbar ein Countdown mit – oder die Zeit ist irgendwann einfach ganz überraschend vorbei, das hat auch einen guten Effekt.

Zu den To-Do’s könnte z. B. gehören:

  • Einen richtig, richtig schweren Tourenrucksack während der ganzen Challenge auf dem Rücken tragen (gefüllt mit Büchern, Steinen oder anderen schweren Gegenständen)
  • Einen Kerzenhalter oder ein Teelicht (bitte mit »Tropfschutz«!) die ganze Zeit in der Hand halten, dessen Flamme nicht ausgehen darf und das aber nicht abgesetzt werden darf – ansonsten: sofort zurück zum Auftraggeber und sich dort neues Feuer holen!
  • 15 Kniebeugen machen (müssen nicht alle hintereinander sein, aber alle innerhalb des Zeitrahmens)
  • Eine Mandarine schälen (ja, mit dem Teelicht in der anderen Hand!) und essen
  • Jemanden aus der Gruppe erkennbar portraitieren
  • Einen längeren Bibelvers auswendig lernen und am Ende der Challenge aufsagen
  • Einen flugfähigen Papierflieger falten
  • Einmal das Gemeindehaus außen umrunden (evtl. mit Begleitung zum Flamme-Überwachen)
  • Einen Faden einfädeln
  • Drei Leuten aus der Gruppe ein originelles Kompliment machen
  • Insgesamt 3x unter einem Tisch durchkriechen
  • Ein Bilderrätsel lösen
  • Jemandem ein Glas zu trinken eingießen
  • … oder vielleicht habt ihr noch ganz andere Ideen …

Was der Kandidat bzw. die Kandidatin vorher nicht gesagt bekommt: Es ist natürlich nicht schlimm, wenn nicht alle Aufgaben geschafft werden – im Gegenteil, das unterstreicht ja das Gefühl von Überforderung und das Ziel der Challenge.

Anschließend darf die Person berichten, wie es ihr ergangen ist und wie sich das angefühlt hat – und in einem zweiten Schritt überlegen, was vielleicht geholfen hätte, es leichter zu machen: z. B. den blöden Rucksack absetzen oder zumindest teilweise entleeren; jemanden bitten dürfen, zwischendurch mal die Kerze zu übernehmen und so die Flamme am Leben zu halten; überhaupt: mal jemanden als »dritte Hand« zur Unterstützung zu haben; die To-Do-Liste abkürzen; einen Anhaltspunkt haben, welche Aufgaben die Wichtigsten sind; usw.

Gegebenenfalls können anschließend noch andere aus der Gruppe Ideen beisteuern, was es dem- oder derjenigen leichter gemacht hätte. Und letztendlich hätte es ja immer noch die Möglichkeit gegeben zu sagen: »Nö! Es reicht mir jetzt! Warum mache ich das hier eigentlich?!«

Mose: Eine Blitz-Biografie

In unserem Bibeltext geht es um einen Mitarbeiter, der ebenfalls am Rande seiner Belastungsgrenze agiert und es anscheinend noch nicht so richtig gemerkt hat: Es geht um Mose. Und weil sein persönlicher Hintergrund nicht ganz unwichtig für die Geschichte ist, um die es gleich geht, hier ein kurzer Blick auf seine Lebensgeschichte in ganz groben Zügen:

Mose wurde als Sohn einer Israelitin geboren, während das Volk Israel in Ägypten in der Gefangenschaft lebte. Weil der Pharao alle jüdischen Jungen umbringen lassen wollte, setzte Moses Mutter ihn – aus Angst um sein Leben – in einem kleinen Korb im Fluss aus. Die Tochter des Pharaos fand ihn dort und nahm ihn bei sich auf, so dass er am ägyptischen Königshof aufwuchs. Als er später von seiner israelischen Herkunft erfuhr und miterlebte, wie brutal die Ägypter sein Volk behandelten und wie ein Aufseher einen israelischen Sklaven erschlug, brachte er den Ägypter um. Daraufhin musste er fliehen, kam in das Land Midian und verdiente sich dort seinen Lebensunterhalt als Schafhirte bei dem Priester Jitro. Er heiratete dessen Tochter Zipporah und bekam mit ihr zwei Söhne.

Eines Tages beim Hüten der Schafe hat Mose eine eindrückliche Begegnung mit Gott (die Geschichte mit dem brennenden Dornbusch …) und bekommt von ihm den Auftrag, nach Ägypten zurückzukehren und das Volk der Israeliten in die Freiheit zu führen. Obwohl er ein sprachliches Handicap hat und ziemlich Respekt vor der Aufgabe, stellt Mose sich der Herausforderung. Es folgen 40 Jahre Wanderung durch die Wüste auf der Suche nach dem verheißenen Land, inklusive der spektakulären Flucht durchs Rote Meer, täglichem Brot vom Himmel, mit dem Gott sein Volk versorgt, viel Nörgelei und Zoff unter den Israeliten – und später (erst nach unserer heutigen Geschichte) dann die Zehn Gebote, das Goldenen Kalb, die Bundeslade und andere Abenteuer.

Wüste Zeiten in der Wüste – und ein Familienbesuch

Mitten in dieser langen, langen Wanderung durch die Wüste als Anführer eines ganzen Volkes, das nicht ganz pflegeleicht ist und Mose viel Mühe und Kopfzerbrechen bereitet, ergibt sich die Gelegenheit, dass er Besuch von seiner Familie bekommt: Sein Schwiegervater Jitro macht sich gemeinsam mit Moses Frau und ihren beiden Söhnen auf den Weg, um Mose zu treffen. Und dieser Besuch wird zu einem Wendepunkt in Moses Art zu leiten und Gott zu dienen – und das genau zur richtigen Zeit.

Wir lesen gemeinsam den Bibeltext: 2. Mose 18, 1–27.

Ein gutes Gespräch, ein weiser Rat – und eine entlastende Veränderung

Im Grunde ist es ein einziger zentraler Satz, ein einzelner kluger Rat, der den Knoten löst und Mose dabei hilft, wieder mit neuer Kraft seinen Dienst zu tun: »Mach dir‘s leichter!«. Gar nicht so einfach, wenn man bis zum Hals in Verantwortung steckt… Aber die Geschichte gibt uns ein paar kleine Schätze und Tipps mit, wie das mit dem »es sich leichter machen« gehen kann.

(An dieser Stelle könnt ihr – je nachdem, wie es für eure Gruppe am besten passt – einzeln oder in kleinen 2er/3er-Gruppen am Text und den folgenden Punkten arbeiten und hinterher zusammentragen – oder ihr geht gemeinsam die Punkte durch, die sich aus dem Text ergeben, und gebt als Leitung den Impuls in die Gesamtgruppe hinein. Die Fragen dienen als Anregung zum Austausch miteinander, können aber auch zuvor jeweils von jeder und jedem für sich bearbeitet werden.)

Platz schaffen in einem vollen Alltag (Vers 5-7)

Obwohl Mose alle Hände voll zu tun hat und mit seiner Leitungsaufgabe stark gefordert ist, nimmt er sich in diesem Moment Zeit für seine Familie, die er so lange nicht gesehen hat – seine Frau, die ihn vermisst hat, und die Söhne, die ihn vermutlich kaum kennen, weil er schon so lange weg ist. Sein Zelt bietet einen geschützten Raum für Begegnung und Gespräche. Mose hat erkannt, was jetzt gerade »dran« und wichtig ist und Priorität hat.

Fragen: Wann ist bei mir eine Pause dran? Wann nehme ich mir Zeit für Beziehungen, die mir wichtig sind – obwohl ich vielleicht gerade wirklich viel zu tun habe? Wann bräuchten wir als Team mal wieder eine Unterbrechung, um nicht atemlos von Einem ins Andere zu stolpern? Wie schaffen wir uns Pausen-Raum?

Einfach mal erzählen tut gut! (Vers 8)

Mose nimmt sich die Zeit, von all den Erlebnissen und Ereignissen der letzten Zeit zu erzählen – vielleicht auch, wie es ihm selbst dabei ergangen ist. Vermutlich hat er gemerkt, wie gut das tut. Gerade auch, wenn jemand echtes Interesse zeigt, der oder die selbst nicht zum »System« gehört und deshalb neutral und unvoreingenommen ein offenes Ohr hat. Und: Mose schreibt sich die Erfolge und das Positive nicht nur auf die eigene Fahne, sondern weiß und bezeugt, dass in allem Gott derjenige ist, der sein Tun gelenkt hat und seine Hand über das Volk gehalten hat.

Fragen: Bei wem kann ich mal unbefangen erzählen, wie es mir geht? Meine Highlights, aber auch Misserfolge offen und ehrlich teilen? Verantwortung kann einsam machen – wem möchte ich vertrauen und mich anvertrauen? Wo kann ich mich – ohne falsche Bescheidenheit – über Gelungenes freuen, und gleichzeitig Gott die Ehre dafür geben? Wer freut sich mit?

Zwischendurch: dankbarer Rückblick und das Gute feiern (Vers 9–12a)

Jitro scheint ein empathischer und aktiver Zuhörer zu sein: Er freut sich über die guten Erfahrungen, die die Israeliten unterwegs mit Gott gemacht haben. Das verändert sogar sein eigenes Bild, das er von Gott hatte (»jetzt weiß ich: Der Herr ist größer!«), und bewegt ihn dazu, einen spontanen Dankgottesdienst zu feiern. Weitere Verantwortungsträger kommen dazu und feiern mit einem Festmahl Gottes Treue auf dem bisherigen, herausfordernden Weg.

Fragen: Wie sieht es mit unserer Dank- und Feierkultur aus in unserem Vorstand, MA-Team, im CVJM, in der Gemeinde? Gönnen wir uns dankbaren Rückblick, gemeinsames Feiern, sich gegenseitig ruhig auch mal loben, und Gott die Ehre geben für alles Gelungene? Wofür hat Gott (und haben wir) längst mal wieder eine Party verdient?

Transparenz: Einblick gewähren in Leitungsarbeit (Vers 13)

Nach dem Fest, dem Gottesdienst, dem »Sonntag«, geht der Alltag wieder los: Bei Mose ist es hier das Sortieren, Vermitteln, Schlichten, Beruhigen, Brückenbauen, Ermahnen und Urteilen in Streitfällen – und das waren wohl nicht wenige, wenn man bedenkt, dass er die Verantwortung für ein großes Volk hatte in einer lange andauernden Situation höchster Anspannung. Sein Schwiegervater Jitro ist dabei anwesend, bekommt den Stress mit, die Anspannung, unter der Mose steht, die Ungeduld der Menschen, die logistischen Herausforderungen bei solchen Menschenmassen – kurz: Er bekommt keine makellose Hochglanz-Performance zu sehen, sondern einen überforderten Menschen in seiner alltäglichen Arbeit.

Fragen: Wem gewähren wir einen ehrlichen und auch schonungslosen Einblick in unsere Abläufe als Verantwortungsträger? Wer darf mitbekommen, wo wir überfordert sind oder auch mal scheitern trotz unserer guten Absichten? Bei wem ist ein ehrliches Bild von uns gut aufgehoben? Wo könnte uns – persönlich oder als Team – mehr Transparenz guttun?

Offenheit für Korrektur und guten Rat (Vers 14–16)

Jitro schreibt keine seitenlange Unternehmens-Analyse, sondern stellt dem Mose ganz einfache Fragen: Warum machst du es dir selbst so schwer? Warum machst du das alles alleine? Dadurch hilft er ihm, einen Schritt zurückzutreten, quasi auf eine Meta-Ebene, und mit etwas Abstand sein eigenes Handeln und die Situation anzuschauen und zu reflektieren – und auch, für seine Überforderung und Ratlosigkeit Worte zu finden.

Fragen: Von wem lasse ich mich hinterfragen und mir etwas sagen, ohne mich dauernd rechtfertigen zu müssen? Wer darf mir reinreden? Wem gebe ich Autorität, mein Handeln wohlwollend anzuschauen, kritische Fragen zu stellen und zu korrigieren?

Von »So geht’s nicht mehr!« hin zu »Mach dir’s leichter!“« (Vers 17–23)

»Es ist nicht gut, wie du das tust.« – So schonungslos und ehrlich ist Jitros Feedback. Sicher nicht das, was man gerne hören möchte – aber es ist realistisch: Es tut dir nicht gut, du verheizt dich selber. Und den anderen Menschen tut es auch nicht gut – sie müssen lange warten, bis ihr Anliegen bearbeitet wird, und erleben einen angespannten und irgendwann wahrscheinlich ausgebrannten Leiter. Aber Jitro kritisiert nicht einfach stumpf, sondern hat auch konkrete und hilfreiche Vorschläge, was Mose verändern könnte, um es sich »leichter zu machen«: Delegieren, sortieren, priorisieren, ausmisten, loslassen, sich entbehrlich machen … Alles Dinge, die vielen Leitungspersönlichkeiten nicht unbedingt leicht fallen oder die sie gar nicht erst hören wollen. Geteilte Verantwortung bedeutet ja letztendlich z. B. auch geteilte Macht und geteilte Anerkennung. Wenn ich andere mehr beteilige, kann es auch durchaus sein, dass etwas nicht so oder so gut gemacht wird, wie ich es gerne hätte oder selber machen würde.


Fragen: Wann ist bei mir oder bei uns der Zeitpunkt, wo es so nicht mehr geht? Haben wir selbst ein Gespür dafür, oder brauchen wir vielleicht den Impuls von außen? Wer könnte konstruktive Ideen beisteuern, wie Entlastung möglich wäre? Woran hänge ich besonders, was würde mir schwerfallen loszulassen? Wo steht mir vielleicht mein Perfektionismus im Weg? Wem könnte ich/könnten wir durchaus mehr zutrauen bzw. zumuten? Wenn nicht Überforderung oder Überlastung – was könnten andere Faktoren sein, die ein gesundes, effektives und fröhliches Weiterarbeiten erschweren? Welche Veränderung würde mir/uns und unseren Abläufen mal guttun? Was würde passieren, wenn sich nichts ändert, bzw. wenn wir nichts ändern?

Und dann: einfach mal machen! (Vers 24–26)

In der Geschichte passiert etwas Erstaunliches: Mose ist nicht eingeschnappt, verärgert oder frustriert, als ihm gesagt wird »Es ist nicht gut, wie du das tust«. Zum einen kommt diese Rückmeldung von einem Menschen, der ihm wohlgesonnen ist und nicht will, dass er irgendwann komplett ausbrennt. Und zum anderen hört Mose genau hin: Die Botschaft lautet nicht »Es ist nicht gut, was du tust«, sondern »wie du es tust«. Und es folgen ganz konkrete Ideen und Vorschläge, was er ändern könnte, um die Situation zu verbessern. Mose gehört nicht zu denen, die sich endlos viele Expertenmeinungen und Gutachten einholen, aber nicht bereit sind, etwas zu ändern; oder die haufenweise Selbstoptimierungs-Ratgeber ansammeln, aber es dann bei der Theorie belassen. Stattdessen probiert er die Idee seines Schwiegervaters einfach mal aus: strukturiert die Arbeit, die er bisher alleine gemacht hat, neu und verteilt sie auf mehrere Schultern; holt Menschen mit ins Boot, die das Potenzial haben, Verantwortung zu übernehmen, schafft sich selbst damit Entlastung und den Anderen die Möglichkeit, in Aufgaben hineinzuwachsen. Eine wichtige Aufgabe von Leitungsmenschen übrigens: das Potenzial in anderen entdecken, sie fördern und ihnen Möglichkeiten und Handlungsfelder eröffnen.

Fragen: Wie reagiere ich persönlich bzw. reagieren wir als Team, als Gemeinschaft, auf kritische Rückmeldungen? Lassen wir uns davon entmutigen und ziehen wir uns zurück? Ignorieren wir sie, weil sie unsere Abläufe stören könnten oder wir vielleicht zu überzeugt sind von unseren gewohnten Abläufen? Welche Rückmeldung sollten wir ernst nehmen, und welche konkrete Idee von außen sollten wir einfach mal ausprobieren, welche Anregung umsetzen? Was hätten wir zu verlieren? Und wen sollten wir endlich ins Boot holen, wem etwas zutrauen, wen empowern für neue Aufgaben? An welcher Stelle könnte uns das entlasten – wofür könnten wir die freiwerdende Energie nutzen?

Und schließlich: Begleitung auf Zeit (Vers 27)

Nach diesem Besuch mitten in der Wüste, der sich – unerwarteterweise – zu einer so intensiven Begegnung mit Elementen von Coaching, Seelsorge, Therapie, geistlicher Gemeinschaft und Unternehmensberatung entwickelt hat, verabschiedet Mose seinen Schwiegervater, als die ersten Umsetzungsschritte Wirklichkeit geworden sind und die Veränderungen greifen. Er lässt ihn ziehen und Jitro kehrt zurück in sein eigenes Land. Ein schönes Bild dafür, dass Begleitung »auf Zeit« geschehen kann – intensiv, situationsangepasst. Und dass Mose als kompetenter, mündiger, selbständiger Leitungsverantwortlicher ernstgenommen wird, der mit dieser kleinen Hilfestellung seines weisen Beraters im Gepäck seinen Weg neu und erfrischt und selbst ein bisschen weiser weitergeht.

Fragen: Wer könnte mich, könnte uns eine Zeitlang auf unserem Weg begleiten? Was könnte unsere konkrete Fragestellung sein? Welche Kompetenzen oder Perspektive könnte jemand mitbringen, der uns auf unserem Weg ein Stück weiterhilft? Welche Art von »Weisheit« bräuchten wir? Und woran würden wir merken, dass sich etwas verändert hat?

Und ein Fazit?

»Mach dir’s leichter« – sagt sich so leicht, aber mit Offenheit und Ehrlichkeit von beiden Seiten ist in dieser Geschichte viel möglich geworden. Der Rucksack wurde leichter, die müden Schultern entlastet, die To-Do-Liste etwas kürzer und menschenfreundlicher, die eigene Überforderung wurde weniger und die Förderung Anderer nahm zu – und die Flamme ist nicht verloschen. Und wo war Gott in dem ganzen Prozess? Mittendrin. Im dankbaren Rückblick und Feiern wurde er in den Mittelpunkt gerückt, und in allem, was danach kam, war er der entscheidende Faktor: »Ich will dir raten, und Gott wird mit dir sein.« (Vers 19). Jitro hat seine Begleitung, sein Zuhören, seine Kritik, seinen Rat immer ganz eng an Gottes Begleitung und Rat angebunden gesehen. So wurde Neues, Frisches, Befreiendes möglich im Leben und Wirken von Mose.

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