Das gibt jetzt `ne Karte!

Das Geschrei ist groß. Spieler rennen aufgebracht auf den Schiri zu. Sie winken wild mit einer imaginären Karte. „Es ist Zeit ein Zeichen zu setzen“, wird lautstark gefordert. Ihr Mitspieler liegt am Boden. Er wurde gefoult. Ein Anlass sich für ihn und die Gerechtigkeit einzusetzen.

Wir kennen die Szenen. Sie gehören zum Sportalltag. Zusammenhalt ist gut. Aber muss dieser Eifer immer nur auf das eigene Recht ausgerichtet sein? Könnte nicht gerade der Sport der Raum sein, wo wir uns für ein wohltuendes und wertvolles Miteinander – auch mit den sogenannten „Gegnern“ einsetzen sollten? Wäre das nicht der wahre Gewinn für uns und unsere Spielpartner?

Klar, zum Sport gehört das Gegenüber. Und man möchte natürlich auch gewinnen. Klar, zum Sport gehören ebenfalls die Regeln. Ansonsten herrscht Chaos. Da ist es gut, wenn man sich einig darüber ist, wie das Spiel läuft. Und wenn sich jemand nicht an die Regeln hält, dann braucht es regulierende Maßnahmen. So kommen die gelben und roten Karten ins Spiel. Soweit so gut.

Es geht aber auch anders. Beim Ultimate Frisbee zum Beispiel. Hier wird ohne Schiedsrichter gespielt. „Ohne Schiedsrichter? Das funktioniert doch nicht“, höre ich immer wieder. Offenbar doch. Beim Ultimate sind alle Spielenden in der Verantwortung. Sie müssen miteinander Regelübertretungen benennen bzw. sich immer wieder darüber einig werden. Klar, kommt es da auch zu Streit. Aber vor allem kommen die Akteure ins direkte Gespräch. Und alle sind gefragt. Und nicht einer der Buhmann.

Es ist Zeit ein Zeichen zu setzen. Im sportlichen Spiel sollten wir das Miteinander neu einüben. Das was im Sport gelingt, strahlt in die Gesellschaft. Und jetzt, wo es auch im Schiedsrichterwesen einen Fachkräftemangel gibt, könnte man sich im Sport – im positiven Sinne – neu „zusammenraufen“. Warum nicht ein Pilotprojekt „Spielen ohne Schiedsrichter“ z.B. im Jugendbereich starten?

Und wenn es nicht gleich ohne eine Schiedsperson gehen kann, dann sollte sie zumindest eine weiße Karte zücken können. „Was soll das?“, denkst du vielleicht. Seit 2015 gibt es in Portugal, in mehreren Sportarten die „weiße Karte“. Dort werden Spieler, Trainer und auch Zuschauer für „ethisch relevantes Verhalten“ öffentlich mit dieser weißen Karte „belohnt“. Eine tolle Initiative, die den Blick für das wirklich Wichtige schärft und die Kultur des Miteinander stärkt. Ich wünsche dir, dass auch du bald mal diese weiße Karte gezeigt bekommst.

„Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.“ Ein Wunsch aus dem Epheserbrief (1,18) an uns Menschen.

Die KON-Themenreihe 2023 »Wie geht eigentlich…? startet mit »Wie geht eigentlich … glauben?«.

In den Stundenentwürfen, Themenartikeln und Bibelarbeiten wird das Thema am Vaterunser entfaltet. So geht es um das Vaterverhältnis genauso wie um den Himmel – Begriffe wie »heilig«, »Reich«, »Schuld und Vergebung«, »Erlösung« … geben Impulse für biblische und auch spielerische Gruppenstunden. Die Themenartikel sind ein wertvolles Angebot für Mitarbeiterinnen (und Mitarbeiter) zur persönlichen Reflexion.

Ich weiß nicht, wie es dir mit deinem Vater geht. Ob er noch lebt, ob ihr noch Kontakt zueinander habt oder du ihn überhaupt kennst. Ob du für dich sagen würdest, dass dein Vater dir eine gute Kindheit ermöglicht hat. Eine Kindheit, an die du dich heute noch gerne erinnerst – mit Momenten voller Freude, die dich heute noch zum Lachen bringen. Oder ob genau das Gegenteil der Fall ist. Ich weiß nicht, ob dein Vater dich lieb hat oder ob du ihn lieb hast. Aber ich weiß, dass es Menschen gibt, die ein eher gestörtes Verhältnis zu ihrem Vater haben und dass dieses gestörte Verhältnis auch ihre Beziehung zu Gott stören, verändern, erschweren oder sogar verhindern kann. Weil diese Menschen nie erfahren durften, wie es ist, mit einem liebenden Vater aufzuwachsen. Ich gehöre dazu. Und es ist nicht selbstverständlich, dass ich heute für mich sagen kann, dass ich eine positive Einstellung zu dem Gottesbild „Gott als der gute Vater“ entwickeln konnte. Und das, was ich erlebt habe, ist für das eine oder andere Mädchen in deiner Gruppe vielleicht vergleichbar mit dem, was sie selbst erleben.

Meine Eltern trennten sich, als ich ca. 8 Jahre alt war. Mein Vater war Alkoholiker und er hat es nicht aus diesem Sumpf geschafft. Ich weiß, dass Alkoholismus eine Krankheit ist – aber für mich ist es der Grund, dass ich tatsächlich keine einzige schöne Erinnerung an meine Kindheit oder Jugendzeit ohne ein „aber“ hatte. Denn bei jedem kleinen Zipfel an „das war doch eigentlich ganz schön“-Erinnerung kommen sofort viel stärkere und größere „aber“-Erinnerungen dazu, die einfach nur traurig sind.

Dass es meinem Vater auf diese Weise gelang, nicht nur die Kindheit sondern auch meine Jugend negativ zu beeinflussen lag zum einen daran, dass es auch nach der Trennung meiner Eltern immer wieder mal Phasen gab, in denen ich Kontakt zu meinem Vater hatte – und zum anderen waren er und der Alkohol irgendwie immer in der Familie präsent.

Als ich nach dem Tod meiner Oma mit ca. 19 oder 20 Jahren mal wieder versucht habe, einen regelmäßigen Kontakt zu meinem Vater aufzubauen, habe ich in dem Moment aufgegeben, als er wieder einmal völlig betrunken die Tür geöffnet hat. Es fielen viele böse Worte – auch von mir – und ich bin gegangen. Das war das letzte Mal, dass ich ihn lebend gesehen habe.

Bei seiner Beerdigung habe ich mich von ihm verabschiedet. Ich habe einen Brief geschrieben und alles formuliert, was ich ihm übelnehme: die traurigen Erinnerungen an früher, die zerplatzten Träume, die enttäuschten Hoffnungen … einfach alles. Und ich habe ihm verziehen. Ich habe akzeptiert, dass er krank war und den Kampf nicht gewinnen konnte. Und ich habe erkannt, dass ich ihn niemals hätte retten können.

Ich habe mittlerweile meinen Frieden damit gefunden – und dabei hat mir mein Glaube geholfen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir dabei eine eindrückliche Erfahrung, die mich fast 10 Jahre nach der Beerdigung meines Vaters sehr bewegt hat. Darüber findest du im Stundenentwurf „Schuld und Vergebung“ noch etwas mehr.

Aus so einer schwierigen Ausgangssituation heraus zu einem positiven „Gott als Vater“-Bild durchzudringen, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn viele Menschen, deren Vater-Erfahrungen ähnlich negativ oder sogar noch traumatischer sind, haben eine große Distanz zu dem Gott, von dem wir gemeinhin als unserm Vater im Himmel sprechen – dem wir liebevolle Eigenschaften zusprechen, von dem wir sagen, dass wir ihm vertrauen dürfen, dass er uns in Liebe begegnet und uns treu zur Seite steht. Weil sie all diese Dinge niemals erleben konnten.

Was hat mir damals geholfen, den eigenen Blickwinkel zu verändern bzw. zu weiten? Zum einen kann ich rückblickend erkennen, dass dieser Fokus auf „Gott als Vater“ bei mir nie die tragende Rolle gespielt hat – für mich waren andere Gottesbilder von größerer Bedeutung. Darin liegt meiner Meinung nach auch ein großer Schatz. Denn wer sich mit der Bibel beschäftigt, findet so viele verschiedene Bezeichnungen und Bilder, wie andere Menschen Gott erlebt haben, dass im Grunde für alle ein passender Vergleich bzw. ein gutes Bild gefunden werden kann. Für mich war es lange dies, dass Jesus mir als Freund zur Seite stehen möchte.

Die vielen Geschichten der Bibel haben mir dann gezeigt, dass dieser Jesus jemand ist, dem ich vertrauen kann. Ich habe Geschichten gefunden, wie er die Menschen in seinem Umfeld behandelt hat – und dabei nicht nur nett und freundlich zu denen war, die ihm nachfolgten oder zuhörten, sondern auch den anderen gegenüber. Dass er sich bei Menschen wie Zachäus einlud, ließ in mir die Hoffnung wachsen, dass er auch mich nicht wegschicken würde. Je mehr ich mich auf die Geschichten Jesu im neuen Testament einlassen konnte, desto stärker wurde das gemeinsame Fundament.

Und dann kam ich irgendwann an den Punkt, dass ich auch die Worte Jesu aus Johhannes 14, 9 für mich ganz neu lesen konnte: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen!“ Ich habe erkannt, dass wir in dem Leben von Jesus erkennen können, wie Gott sich um uns als unser Vater eigentlich kümmern möchte. Das es also gar nicht darum geht, dass mein Vater wie Gott ist – sondern dass ich in Gott all das finden kann, was ich von meinem Vater nicht bekommen habe: bedingungslose Liebe, Treue, Verbindlichkeit, erfüllte Hoffnung und erlebte Träume.

Und ich bin mir sicher, dass Gott sich in dieser Form allen gegenüber zeigen möchte, die von ihrem irdischen Vater enttäuscht, verletzt oder missbraucht wurden. Was ihnen zu dieser Erfahrung verhelfen kann, sind Menschen, die ihnen nachgehen. Die sich von den erlittenen Verletzungen und all dem Misstrauen nicht abschrecken lassen, sondern dranbleiben und durch ihr eigenes Leben erfahrbar machen, was es bedeuten kann, sich von Gott lieben zu lassen.

Hey Sandra,
erinnerst du dich noch an den Gottesdienst in der Freikirche in Hamburg, in dem wir mit unserer Jugendgruppe waren? Ich weiß, das ist schon etwas her, aber ich musste da jetzt nochmal dran denken.

Der Gottesdienst war ja eigentlich ganz cool. Das haben auch die Jugendlichen gesagt. Wir waren da in so einem Industriebunker. Dort gab es eine Bar und Getränke und Salzstangen und kleine Snacks zur Begrüßung. Vorne im Raum war eine Bühne aufgebaut mit DJ-Pult, Keyboard und einigen Scheinwerfern. Vorm Gottesdienst war noch Zeit zu quatschen und die Menschen aus der Gemeinde haben uns gleich angesprochen und wollten uns gern ein wenig kennenlernen und erfahren woher wir kommen und wer wir sind.

Im Gottesdienst gab es dann viel Worship. Und dann kam die Predigt. Davon weiß ich noch recht viel und ich hatte nach dem Gottesdienst auch noch ein paar Gespräche mit den Jugendlichen darüber. Auch die haben sich viel von dem gemerkt, was der Prediger gesagt hat. Sie hatten da einige Fragen.

Es ging in der Predigt um die Frage, wie viel mein eigener Wille eigentlich vor Gott zählt. Weil Gott ja eben Gott ist – der Allmächtige … Spielt vor ihm mein Wille wirklich eine Rolle?

Der Prediger hat damals gesagt – das weiß ich fast noch wörtlich: „Vergiss deine Träume. Wichtig ist nicht, was du willst, sondern nur, was Gottes Wille ist.“ Diese Worte sind bei mir richtig hängen geblieben.

Und bei den Jugendlichen eben auch. Die waren da sehr kritisch und haben mir in unseren Gesprächen dann erzählt, dass sie das so nicht glauben können. Weil Gott uns ja gemacht hat und uns dabei auch unseren eigenen Willen geschenkt hat. Und weil Gott uns ja liebt. Aus diesen beiden Gründen ergibt es für sie keinen Sinn, dass unser Wille vor Gott so gar keine Rolle spielen soll.

Und ehrlich gesagt, ich schließe mich ihnen da an. Ich glaube auch, dass Gott mein Wille nicht egal ist. Ich glaube, dass Gott sich für mich, für meinen Willen, für meine Vorstellungen von meinem Leben, für meine Pläne und Träume interessiert.

Ich habe bestimmt nicht immer die besten Ideen für mein Leben – zumindest nicht im Vergleich mit Gottes Ideen für mich. Gott weiß ja so viel und kennt mich und Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er kann natürlich vieles deutlich besser einschätzen als ich das kann. Gott kann Konsequenzen viel besser absehen, klar. Aber das heißt ja noch lange nicht, dass ihn überhaupt nicht kümmert, was ich möchte.

Ich glaube sogar, dass Gott mich meine eigenen Entscheidungen treffen lässt, selbst wenn er weiß, dass die vielleicht nicht ganz so gut für mich sind. Gott lässt mich auch meine Fehler machen und mich ausprobieren – auch wenn er es besser weiß. Ich glaube, so ist Gott. Er ist nicht der, der alles alleine bestimmen will. Sondern er will eine Beziehung mit mir. Er will wissen, was mich bewegt und was ich mir wünsche.

Ich stell es mir etwa so vor wie die Beziehung zu meinen Eltern. Die sind natürlich nicht Gott. Die wissen und können nicht alles. Aber die haben mehr Lebenserfahrung als ich und konnten, gerade als ich noch jünger war, viele Konsequenzen von dem, was ich tue, auch viel besser abschätzen als ich.

Aber deshalb haben sie mir trotzdem nicht einfach alles, was ich gerne wollte, verboten und verhindert. Sie haben versucht, mir Tipps und gut Ratschläge zu geben. Mir Argumente zu nennen, warum etwas nicht gut für mich ist. Aber sie haben mich meistens dann eben trotzdem machen lassen. Haben zugelassen, dass ich mich ausprobiere. Ich durfte meine Fehler machen und wenn ich dann Hilfe gebraucht habe, dann waren sie für mich da.

Wie siehst du das? Glaubst du nicht auch, dass es bei Gott ähnlich ist? Oder kannst du dir vorstellen, dass der Prediger damals Recht hatte?

Liebe Grüße
Almut


Hallo Almut!
Tatsächlich kann ich mich auch noch gut an den Gottesdienst erinnern. Vor allem daran, wie freundlich die Leute dort waren und gleich das Gespräch zu uns gesucht haben. Da dachte ich gleich daran, dass sich so manche Gemeinden bei uns sich da etwas von abschauen können: einfach mal auf die Neuen zugehen und anquatschen, statt immer nur zu den Bekannten zu gehen!

Aber darüber hinaus geht es mir wie dir: Auch die Predigt hat bei mir Eindruck hinterlassen. Ich weiß auch noch, dass ich den Start der Predigt richtig missglückt fand: wie sich der Prediger über den Typen aus dem Haus gegenüber lustig gemacht hat, der volltrunken auf dem Balkon stand und sich über das Balkongeländer übergeben hat. Das fand ich so gar nicht witzig … also die Witze, die darüber gemacht wurden. Doch auch die restlichen Aussagen der Predigt sind mir ähnlich in Erinnerung geblieben.

Ich glaube, bei der Frage nach dem Willen Gottes sollte man zwei Dinge unterscheiden: zum einen das, worum wir im Vaterunser beten, wenn es heißt „dein Wille geschehe […] auf Erden“ – und zum anderen das, was wir uns für unser Leben wünschen, welche Träume wir hegen und wie wir unsere Zukunft träumen.

Wenn ich darum bete, dass Gottes Wille auf der Erde geschieht, dann denke ich vor allem an die „großen Dinge“ auf unserer Welt: dass endlich alle Kriege aufhören, wir die Hungernden satt machen statt trotz Lebensmittelüberschuss sterben zu lassen, dass alle Menschen auf der Welt Zugang zu Bildung und Trinkwasser bekommen, wir die Klimakatastrophe in den Griff bekommen oder sogar überwinden können.

Also bete ich für all die Dinge, die ich alleine niemals in den Griff bekommen, sondern bei denen ich bestenfalls einen kleinen Teil zur Lösung beitragen könnte.

Die Frage nach den eigenen Träumen und Sehnsüchten, dem eigenen Willen für mein Leben steht dabei auf einem ganz anderen Blatt. Ich denke nämlich auch, dass Gott uns einen eigenen Kopf geschenkt hat, damit wir selber denken können. Er zeigt uns immer wieder, was er für unser Leben vorbereitet hat. Aber er liebt uns gleichzeitig auch so sehr, dass er uns die Freiheit schenkt, alleine Entscheidungen zu treffen – also unseren Träumen und Sehnsüchten zu folgen, unseren Willen um- bzw. durchzusetzen. Dabei bringt er die Kraft auf, uns auch mal in die falsche Richtung laufen zu lassen. Nicht seinem Willen zu folgen, sondern den eigenen Ideen. Selbst, wenn wir uns dadurch von ihm entfernen, hält er das aus.

Manchmal merken wir ja recht schnell, dass unsere Ideen nicht so funktionieren wie gedacht – dann kehren wir zurück auf unseren Weg. Manchmal dauert es aber länger, bis wir erkennen, dass unser Wille uns in die Irre geleitet hat. Und selbst dann noch steht Gott in seiner Liebe am Wegesrand, um uns wieder in seine Arme zu schließen.

Ich denke, gerade weil wir so viel Leid und Not auf der Welt erleben, die ihren Ursprung im Handeln des Menschen haben, wird deutlich, dass Gott uns in Freiheit Entscheidungen treffen lässt. Denn dieser Zustand entspricht nicht dem, was Gott sich für uns wünscht – zumindest nicht dem, wie ich die Bibel verstehe.

Doch ich vertraue darauf, dass Gott sich in seiner Allmacht nicht von unseren falschen Entscheidungen abhalten lässt, um seinen guten Plan für die Welt umzusetzen. Und ich kann mich jeden Tag neu dafür entscheiden, Teil seines Plans zu sein und seinem Willen für diese Welt und für mein Leben zu folgen. Aber ich muss es nicht. Ich sollte nur anschließend nicht traurig sein und darüber meckern, wenn das „Leben in Fülle“ an mir vorbeigezogen ist.

Verstehst du, was ich meine? Ich bin gespannt auf deine Antwort.

Viele liebe Grüße
Sandra


Liebe Sandra,

ja, ich verstehe gut, was du meinst und ich glaube, du hast Recht. Ich hab dabei nur noch ein Problem – nämlich die Sache mit Gottes Willen.

Also klar, ich glaube auch, dass Gott eigentlich möchte, dass wir in Frieden zusammenleben und es keine Kriege gibt. Und dass wir uns um einander kümmern, uns unterstützen, wertschätzend und liebevoll mit allen Menschen, aber auch mit den Tieren, mit der ganzen Natur umgehen. Und wenn ich dafür etwas tun kann, dann entspricht das sicher Gottes Willen.

Aber ich finde es manchmal gar nicht so einfach, Gottes Willen für mein Leben zu erkennen. Also, z. B. bei so Fragen wie meiner Berufswahl. Da hat Gott sicher auch seine Vorstellungen für mich. Aber wie krieg ich die raus? Manchmal bete ich dafür, dass Gott mein Leben lenkt und frage ihn nach seinem Plan – aber weiß nicht, ob ich seine Antworten immer gut verstehe. Oder ob er überhaupt darauf antwortet. Geht dir das auch manchmal so?

Hab noch einen schönen Abend,

Almut


Moin Almut,

ich weiß genau, was du meinst. Manchmal wünschte ich mir auch, Gott könnte seinen Willen (oder besser seinen Plan?!) etwas deutlicher ausdrücken, wenn es um mein Leben geht. Als ich z. B. vor der Überlegung stand, ob ich mich auf meine neue Stelle bewerben soll … da habe ich leider keine direkten Hinweise in der Bibel gefunden. Und auch beim Beten ist mir die Antwort nicht wie eine Leuchtreklame präsentiert worden.

Ich habe darum zusätzlich noch die Menschen gefragt, die mich gut kennen – die meisten davon haben auch gute Kontakte zu Gott. Und so kamen dann ganz unterschiedliche Stimmen zum Zug; dieses Mal haben sich sogar alle in die gleiche Richtung ausgesprochen. Und darum habe ich den Schritt gewagt und fühle mich jetzt in meiner neuen Stelle und der neuen Heimat auch von Gott begleitet und geführt.

Das klappt natürlich nicht immer, dass sich alle Freunde so einig sind. Aber im Grunde habe ich gemerkt: Meistens habe ich auch ein ganz gutes Bauchgefühl … als ob Gott ganz leise in mein Leben flüstert und ich einfach nur mal ruhig und still werden muss, um das zu hören. Das erfordert mitunter auch etwas Geduld – was ich ja so gar nicht habe. Aber ich vertraue darauf, dass Gott mir dann zur rechten Zeit antworten wird.

Immerhin kennt er den kosmischen Zeitplan ja ganz genau. Und wenn es mit der Antwort dauert, ist die richtige Zeit eben noch nicht gekommen. In den Psalmen finde ich viele Gebete anderer Menschen, die genau diese Erfahrung auch gemacht haben: Manchmal dauert es etwas länger, bis Gott antwortet. ABER: Er antwortet und handelt und dann ist am Ende auch alles gut!

Liebe Grüße und bis bald, Sandra

… Schöpfer, Erbauer, Gestalter ist. Der Nahrung gibt und Wasser, den Sonnenuntergang und auch die Berge geschaffen hat. Die Vielfalt der Farben stammt aus deiner Feder. Du bist ein Gott, der Künstler ist!

Sie stehen vornehmlich in Eingangsnähe von Buchhandlungen: in Greifhöhe aufgestellte, flache Verkaufskörbe – besser bekannt als Wühltische. Und sie machen ihrem Namen alle Ehre. Liebesromane stehen – oder besser liegen – neben Thrillern, Reiseführer reihen sich an Gedichtsammlungen und Biographien liegen quer über Wörterbüchern. Eine Ordnung gibt es nicht und die Folie, in der die Bücher zu Beginn ihres Lebens einmal schützend eingeschweißt waren, fehlt ebenfalls. Trotzdem üben sie eine gewisse Anziehungskraft auf mich aus. Kann ich doch hier das ein oder andere Schnäppchen erwerben. Mein besonderes Interesse gilt historischen Romanen, und tatsächlich: Ich werde fündig. Dass sich über das Cover ein sicht- und fühlbarer, tiefer Kratzer zieht, nehme ich erst beim zweiten Blick wahr. Dieser deutliche Mangel ist der Grund, warum das Buch nicht mehr der Buchpreisbindung unterliegt, vom Händler mit dem Stempel „Mängelexemplar“ gekennzeichnet und für einen Bruchteil des ursprünglichen Preises an den Mann oder die Frau gebracht werden darf. Irgendwie geht es da den Büchern wie uns Menschen. Wie oft drücken wir Menschen einen Stempel auf oder stempeln sie sogar ab, weil sie nicht mehr der Norm entsprechen. Verletzungen und Narben kosten sie ihre äußere Schönheit und in anderen Augen auch ihren Wert. Dabei steht in dem Mängelexemplar Buch immer noch derselbe Inhalt wie vor dem Moment, als ihm der Kratzer zugefügt wurde. Während ich mit dem Finger die Kerbe entlangfahre, wird mir bewusst, dass ich hier ein Unikat in Händen halte. Auch wir Mängelexemplare Mensch sind Einzelstücke. Individuen, die durch das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, Erfolgen und Enttäuschungen, Fortschritten und Rückschlägen zu dem geworden sind, was wir sind.

Auf Jesus übten die Schwachen und von Krankheit und dem Leben gezeichneten Menschen auch eine besondere Anziehungskraft aus. Die, die am Rande der Gesellschaft standen und aufgrund äußerer Mängel gemieden wurden, sah er an. Sah ihren Wert – nicht den sichtbaren und äußerlich schillernden, sondern den verborgenen. Sah tiefer. Sah ihren Glauben und ihre Potenziale. Oft nahm er die Mängel weg, ihre Blindheit, den Aussatz und half ihnen aus der Isolation. Er heilte sie äußerlich, aber – viel wichtiger – innerlich. Manchmal blieben die Mängel aber auch bestehen. Paulus bat dreimal, Gott möge ihm seinen „Stachel“, eine Krankheit oder Behinderung, doch nehmen, ihn sozusagen heilen, doch Gott tat dies nicht.

Hadern wir nicht mit unserer Unvollkommenheit, sondern freuen wir uns an unserer Einzigartigkeit und an Jesus und den Menschen, die unseren Wert unabhängig von Schönheit und Leistung kennen und schätzen. Nicht der von anderen aufgedruckte und reduzierte, sondern der innere und unbezahlbare.

Zu Hause angekommen, beginne ich das Buch zu lesen, versinke schnell in die Handlung und bin fasziniert von den immer neuen Wendungen. Den Mangel nehme ich gar nicht mehr wahr – zu fesselnd und manchmal auch bewegend ist die Geschichte. Ein Bild, wie wir mit der Lebensgeschichte des anderen und unserer eigenen umgehen dürfen. Lassen wir uns doch mehr berühren von dem, was der andere von sich preisgibt, hören wir unvoreingenommen hin, lesen wir zwischen den Zeilen und lassen wir uns überraschen von den Veränderungen, die das Leben schreibt.

Einstieg für diese Andacht ist der packende spanische Kurzspielfilm „ Am seidenen Faden“, der neun Minuten dauert (hier auf YouTube). Er zeigt, wie ein Bergsteiger eine Steilwand unter großen Anstrengungen hinaufklettert. Dieser will den Zweikampf mit dem Berg unbedingt gewinnen. Zweimal rutscht er ab und stürzt in die Tiefe, jeweils aufgefangen vom Sicherungsseil. Am Ende hängt er völlig alleine und hilflos im Seil, nur umgeben von der Dunkelheit der Nacht. Er beginnt zu beten, bittet Gott um Rettung. Gott antwortet ihm: „Glaubst du wirklich, ich hätte die Macht, dich zu retten? … Dann kapp‘ das Seil!“

So groß ist der Glaube des Bergsteigers dann doch nicht. Und am nächsten Morgen…

 …findet man ihn erfroren. Die Stimme eines Radiosprechers verkündet: „Überraschenderweise hing der Körper nur einen Meter über dem Boden. Rätselhaft, wieso der Bergsteiger das Halteseil nicht durchtrennt hatte, um der Kälte zu entfliehen…“

Festhängen im Seil – eine aufreibende Sache

Ein Film, der mich immer wieder fasziniert. Weil er mich mit meiner eigenen Angst konfrontiert. Ich selber hing bisher nur einmal so am Seil. Zugegebenermaßen war es weniger dramatisch als im Film, aber Angst hatte ich auch. Einer meiner Freunde – ein begeisterter Kletterer – hatte mich mit auf die Alb genommen. Seine Worte: „Das ist ganz einfach!“
Problemlos stieg er selbst die Wand hoch, hatte mich am Seil gesichert und meinte: „Jetzt komm nach!“ Die ersten Meter klappten noch, dann aber fand ich immer weniger Halt. Ich rutschte ab und hing im Seil. Von oben kam die Stimme „Auf geht’s – kämpfen!“ Immer wieder probierte ich es. Immer wieder verlor ich den Halt. Immer wieder war das Seil die Endstation. Ganz so wie im Film ging es am Ende nicht aus. Ich sagte irgendwann: „Schluss jetzt, lass‘ mich runter!“ So endete meine Kletterkarriere.

Eines wurde mir aber klar. Nämlich, was das heißt: Leben am seidenen Faden. Wenn nur noch das Seil Halt gibt. Wenn man fest hängt und nicht weiter weiß. Diese Erfahrung machen nicht nur Bergsteiger. Das Gefühl zu haben: Ich hänge fest, ich komme nicht mehr weiter. Das Gefühl, dass sich der Himmel über mir verdunkelt, dass mir der Wind ins Gesicht bläst. Die Furcht: Ich verliere den Halt. So sehr ich mich auch anstrenge und kämpfe – ich komme einfach nicht weiter.

Gibt es da wirklich ein Seil, einen seidenen Faden, der mich hält?

Für den Handballcrack beispielsweise war immer klar: Mit meiner Leistung komme ich ziemlich weit. Mit meinem Trainingsfleiß komme ich noch weiter. Mein Talent ist das Seil, an dem ich hänge. Darauf kann ich mich verlassen. Dann folgte der blöde Sturz – Diagnose: „Bänderriss“. Die anschließende Operation verlief nicht ganz optimal. Die Reha-Phase dauerte länger als geplant. Und plötzlich hängt er fest – trotz seines Talents. Und die Frage kommt auf: Was zählt jetzt? Was hält mich jetzt?

Oder die Schülerin: Englisch zählte noch nie zu ihren Stärken. Endlich gibt sie sich einen Ruck: Jetzt hänge ich mich rein, dass das in diesem Schuljahr klappt. Sie zieht sich Vokabeln rein, bis die Birne raucht. Sie paukt vor der Klassenarbeit, verzichtet auf das Date mit dem Freund. Und am Ende steht… – doch die Fünf.
Und die Frage kommt auf: Ist das Seil schon gerissen? Das Seil, auf dem steht: Leistung lohnt sich? Solche Rückschläge kommen und sie tun weh.

Auch ich hänge im Seil

Natürlich sind diese Beispiele weniger dramatisch als die schreckliche Situation des Bergsteigers im Film. Aber es bleibt: lch hänge an irgendeinem Seil im Dunkeln. Und weiß nicht: Nützt es mir überhaupt noch etwas? Wie geht es weiter? Hängt mein Leben am seidenen Faden? Was nun?

Der Bergsteiger weiß, er hat keine Chance, und beginnt deshalb zu beten. Er schreit in die Nacht, ruft gegen die dunkle Felswand zu Gott: „Rette mich!“ Kennst Du solche Gebete? Man betet sie dann, wenn alles hoffnungslos scheint. Man schreit sie irgendwo ins Dunkle hinein, gegen eine Wand, gegen die Decke, in die Nacht hinaus. Aber was wird daraus?

Sieht mich überhaupt jemand in meiner Situation?

Ehrlich gefragt: Wer von uns, der den Film das erste Mal gesehen hat, hätte diese Reaktion erwartet? Das Licht. Und die Gegenfrage mit klarer Anweisung: „Sei kein Angsthase. Schneide das Seil durch. Verlass dich ganz auf mich!“
Aber die Furcht ist groß. Die Angst vor dem freien Fall ins Dunkle ist sogar noch größer als die Verzweiflung, in der ich mich am nutzlosen Seil festklammere.

Natürlich bin ich froh, dass ich mich nicht so entscheiden muss wie der Mann am Seil. Für ihn geht es wirklich um Leben und Tod. Unsere Situationen sind in der Regel nicht lebensbedrohlich. Unsere Seile sind andere. Aber wir hängen eben auch fest, haben Angst, verlieren den Durchblick. Wir geraten schnell und unerwartet in die Situation der Schülerin oder des Handballers. Auf einmal erleben wir, wie das Seil nutzlos wird, auf dem steht: Nur deine Leistung zählt.

In diesen Situationen kann es sein, dass wir Stimmen hören, die uns gut zureden. Vielleicht nicht die Stimme Gottes, die uns wie im Film begegnet, aber die Stimme des Kumpels, der uns sagt: „Das Leben besteht nicht nur aus Handball.“ Oder die Freundin, die ermutigend sagt: „Du kannst doch viel mehr als nur Englisch.“ Diese Stimmen bieten uns neue Chancen an, aber es fällt gleichzeitig so schwer, ihnen zu glauben.

Mut zum Durchschneiden, und zwar immer wieder…

Jetzt braucht es Mut: den Mut, das Seil zu kappen. Die Stand-by-Stellung aufzulösen und darauf zu vertrauen: Da ist einer, der mich nicht fallen lässt. Ich kann ganz relaxt sein.

Ich denke an mein eigenes Leben. Wie viele der liebgewordenen Seile musste ich kappen und wie schmerzhaft war es immer. Dass ich nicht der große Sportler werde, den meine sportliche Mutter aus mir machen wollte, war schon nach den ersten Abenden im Kinderturnen klar. Auch dass mein musikalischer Vater sich mit mir nicht verwirklichen konnte, machte nach zwei Jahren Blockflötenunterricht die FIötenlehrerin meinen Eltern drastisch klar, damals mit den Worten: „Trösten Sie sich, ich habe auch ein dummes Kind daheim.“ Aus dem Traum vom Spitzenabi bin ich nach den ersten Klausuren in Klasse 12 aufgewacht. Und dass ab dem Zeitpunkt, wenn ich Pfarrer werde, eine neue Epoche der Kirchengeschichte Württembergs anfängt – das scheiterte nach meiner zweiten Stunde im Konfirmandenunterricht im Nordschwarzwald, als eine Konfirmandin zur anderen sagte: „Du, das war heute stinklangweilig!“

… und die Erfahrung machen, dadurch beschenkt zu werden

Das Seltsame aber war: Je mehr meiner Seile ich kappen musste, je mehr ich mich von Iieb gewordenen Illusionen trennen musste, je mehr ich zu akzeptieren begann, ein unsportlicher, unmusikalischer, durchschnittlicher Pfarrer zu sein – desto mehr bekam ich geschenkt.

Heute mache ich mehr Sport als mancher frühere Sport-Crack aus meiner Schulzeit. Und manchmal bekomme ich zu meiner Arbeit positivere Feedbacks als damals von der Konfirmandin. Ich habe mir vorgenommen, einfach weiterzumachen, so lange, bis mir Gott etwas Neues zeigt. Und meine Erfahrung ist: Wenn ich mein Seil kappe, dann lässt er mich nicht ins Bodenlose fallen. Sondern er bringt mich auf festen Boden und zeigt mir neue Schritte, die ich gehen kann.

Schwach sein und deshalb stark werden

„Lass dir an meiner Gnade genügen. Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“ (2. Korinther 12,9) So hat Jesus es bereits dem Apostel Paulus zugesagt, als der an seiner Krankheit zu verzweifeln drohte. Und so sagt er es heute zu dir und zu mir. Die Botschaft ist: Hab keine Angst vor deiner Schwäche. Und vertraue auf die Gnade Jesu. Denn in seiner Gnade hat Gott offene Augen und offene Ohren für dich. Ihm entgeht es nicht, wenn du fällst. Mit seinen offenen Händen ist er bereit, dir beizustehen.
Amen.

Warum es manchmal einfach Stress gibt

Manchmal fällt es einem auf, in der Gruppenstunde oder auf Freizeiten: Plötzlich verhält die Jungschargruppe sich schon komisch. Eben noch schien alles palletti und auf einmal ist ein riesigen Streit in der Gruppe. Wie konnte das geschehen? Im ersten Moment hat man keine Erklärung dafür. Und gerade auf Freizeiten erlebt man immer wieder dasselbe Phänomen. Doch eigentlich ist das sehr einfach zu erklären, und wenn man die Mechanismen dahinter kennt, wird man beim nächsten Mal gut vorbereitet reagieren können. Dasselbe gilt übrigens auch für Mitarbeiterkreise.

Tuckmans 4-Phasenmodell

Das sind vier Phasen, die eine Gruppe durchlaufen kann. Meistert sie alle Hürden und gelangt zur vierte Phase, entwickelt sich eine stabile Gruppe, die auch mit Niederlagen gut umgehen kann und deren Zusammenhalt sehr groß ist.

Orientierungsphase (Forming)

Die Gruppen-Mitglieder sehen sich das erste Mal. Man lernt sich kennen. Vorfreude und Begeisterung macht sich breit. Jeder in der Gruppe hat seine Erwartungen. Aber jeder ist auch ein bisschen unsicher. Da gibt es viele ungeklärte Fragen. Werde ich meinen Platz in der Gruppe finden? Werde ich meine Gaben einsetzen können? Werde ich akzeptiert und respektiert? Die Beziehungen untereinander sind noch unklar und völlig offen.

Konfilktphase (Storming)

Nach einiger Zeit (auf Freizeiten ca. der 2. bis 3. Tag) entstehen Frust und Ärger. Die eigenen Erwartungen werden nicht erfüllt. Kritik wird offen und verdeckt angebracht. Manche ziehen sich aber auch zurück. Es entstehen Revier- und Machtkämpfe, um die einzelnen Posten in der Gruppe. Wer hat was zu sagen, wer nimmt welche Rolle ein, welche Regeln sollen in der Gruppe gelten, wie erreicht man am besten das nächste Ziel? Es können auch Allianzen geschlossen werden, um die Macht auszubauen.

Organisationsphase (Norming)

Wenn die Phase der Konflikte abgeschlossen ist, kann das Team zusammenwachsen. Man hat sich jetzt gründlich kennengelernt. Jeder kennt die Stärken und Schwächen der Anderen. Es werden Regeln festgelegt, die in der Gruppe respektiert werden. Jeder unterstützt und motiviert die anderen in der Gruppe. Jeder wird da eingesetzt, wo er die größten Stärken hat.

Integrationsphase (Performing)

Jetzt erst beginnt die Gruppe als TEAM zu funktionieren. In den ersten Phasen ist die Gruppe mit sich beschäftigt. Jetzt zeigt das Team was es kann. Es ist auf einmal hoch motiviert. Jeder in der Gruppe hat seinen Platz gefunden und kann seine Gaben voll entfalten und bekommt von der Gruppe dafür positives Feedback.

Was kann schiefgehen?

Verschiedene Dinge können dafür sorgen das eine Gruppe in einer Phase stecken bleibt, z.B. in der Konfliktphase. Sollte das der Fall sein, wird die Gruppe weiterhin nur mit sich selbst beschäftigt sein. Man demotiviert sich. Es kann zur Eskalation des Konfliktes führen. Zu einer Abwärtsspirale. Auch hier gibt es ein gutes Modell: „Die 9 Stufen der Konflikteskalation“, von Friedrich Glasl

Siehe: Konfliktlösung: Die 9 Eskalationsstufen nach Friedrich Glasl (hubspot.de)

Was kann man tun?

Erst einmal ist es wichtig dieses Modell zu kennen. Anschließend kann man zu Beispiel sein Freizeitprogramm entsprechend auslegen. Man sollte sich Zeiten einräumen, um die Phasen in der Gruppe zu begleiten.

Phase 1

In der ersten Phase ist es wichtig, dass man mit der Gruppe die Ziele bespricht, die es zu erreichen gilt. Jeder sollte eine Aufgabe bekommen die er gut erledigen kann. Außerdem sollte man der Gruppe deutlich machen, dass jeder seine Schwächen hat und dass man damit rücksichtsvoll umgehen sollte.

Phase 2

Konflikte sollte man nicht unbedingt negativ sehen. Wenn sie gut geleitet sind, bieten sich immer neue Chancen, Möglichkeiten und Wege, die man vorher vielleicht nicht gesehen hat. Eine gute Mediation kann hier echt helfen. Manchmal hilft es einfach, wenn man sich mal richtig ausspricht.

Phase 3

In Phase 3 sollte man dann strukturiert Werte und Ziele festlegen und von allen Gruppenmitgliedern bestätigen lassen. Auch hier, wie in Phase 1, sind die Aufgaben deutlich an die Gruppenmitglieder zu verteilen. Die Verteilung kann auch aus der Gruppe kommen.

Phase 4

Jetzt kann es richtig losgehen. Es ist darauf zu achten, dass die Gruppennormen eingehalten werden und dass jeder jeden motiviert.

Natürlich helfen in allen Phase Kooperationsspiele. Die machen jede Menge Spaß und helfen der Gruppe ein Team zu werden.

Überlegungen und Hilfen zur methodischen Gestaltung einer ersten Begegnung mit Jesus

Warum sollen Jugendliche überhaupt öffentlich auf die Einladung zum Glauben reagieren?

Jugendliche zeigen gern, was ihnen wichtig ist. Sicher ist es in unserer schnelllebigen Zeit schwierig, Entscheidungen zu treffen, die ein ganzes Leben betreffen. Dennoch wollen wir Jugendliche dazu ermutigen. Was daraus wird, liegt in Gottes Hand. Aus folgenden Gründen ermutigen wir Jugendliche zu einer konkreten Reaktion:

1. Das öffentliche Bekenntnis entspricht dem Wesen des christlichen Glaubens

In unserer Gesellschaft wird Religion häufig als Privatsache angesehen. Doch das Evangelium zeigt: Die Nachfolge Jesu ist immer auch eine soziale und damit öffentliche Angelegenheit. Es gehört nicht nur in den persönlichen Bereich und ist erst recht keine Privatsache.

2. Das öffentliche Bekenntnis hilft zur Gemeinschaft

Der Glaube an Jesus ist immer Gemeinschaftssache. Wer Jesus nachfolgt, braucht dazu die Gemeinschaft mit anderen Glaubenden. Eine wahrnehmbare Reaktion auf die Einladung zu Jesus hilft, Menschen zu begleiten und ihnen in der Gemeinde geistliche Heimat zu geben.

3. Was passiert beim öffentlichen Aufruf?

In der Verkündigung laden wir ausdrücklich dazu ein, das Gebet als einen Beginn der Beziehung mit Gott zu verstehen. Bei Jugendwochen erleben wir, dass etwa ein Drittel derer, die nach vorne kommen, diesen Schritt als einen Beginn des Glaubens an Jesus verstehen. Ein zweites Drittel sieht darin eine Erneuerung des Glaubens. Das dritte Drittel kommt, um konkrete Lebensfragen anzusprechen oder auch, um einfach für sich beten zu lassen.

Möglichkeiten, wie die erste Begegnung mit Jesus gestaltet werden kann

Es gibt viele Möglichkeiten, wie eine erste Begegnung mit Jesus aussehen kann. Natürlich ist es zuerst eine Sache des Herzens. Ein Jugendlicher kann die Beziehung mit Jesus ganz unspektakulär mit einem einfachen Gebet in seinem Herzen beginnen. Aber vielleicht hilft auch eine der folgenden konkreten Gestaltungsmöglichkeiten.

1. Die Einladung zum Kreuz

Die Einladung zum Treffpunkt Kreuz ist eine hilfreiche Möglichkeit, Menschen zu helfen, aus der Masse herauszutreten, und ihr Ja zu Jesus Christus öffentlich und fröhlich zu bekennen. Das Kreuz ist und bleibt das Markenzeichen von Jesus. Gerade auch für junge Menschen, die bereits in christlichen Kreisen unterwegs sind, kann diese Form eine hilfreiche Möglichkeit sein, um für sich Klarheit im Blick auf Jesus zu schaffen. Viele Menschen sind in christlichen Kreisen unterwegs, ohne jemals eine Beziehung zu Jesus zu beginnen. Diese Form kann eine geeignete Möglichkeit sein, um das zu ändern. Dabei hilft ein Kreuz, das irgendwo im Raum positioniert ist und an dem sich Jugendliche gemeinsam mit Mitarbeitern zu einem ersten Gebet treffen.

2. Sich an Jesus festmachen

Jugendliche können einen Wollfaden an ein Kreuz binden und sich so symbolisch an Jesus festmachen. Besonders eindrücklich ist es, wenn diese Wollfäden noch eine Zeit lang am Kreuz bleiben und verdeutlichen, dass Jugendliche mit Jesus begonnen haben.

3. Symbolische Handlungen

Symbolische Handlungen sind bei Jugendlichen beliebt und helfen eine erste Begegnung mit Jesus zu gestalten. Vielleicht ist es der Stein, den ich ans Kreuz legen kann, um sinnbildlich meine Schuld bei Jesus abzugeben. Vielleicht ist es das kleine Herz, das ich in Empfang nehme und das mir deutlich macht: Ich bin von Gott unendlich geliebt. Auch die Schatzkiste am Kreuz, aus der ich einen goldenen Stein nehmen kann, hilft, um deutlich zu machen: Ich habe Jesus als Schatz für mein Leben entdeckt. Vielleicht ist es auch der Briefkasten am Kreuz, in den ich einen kleinen ersten Brief an Jesus schreibe. Auch die Kerze, die ich am Kreuz anzünde, kann Symbol dafür sein, dass mir ein Licht aufgegangen ist und ich Jesus entdeckt habe.

Hier gibt es viele kreative Möglichkeiten. Wichtig ist, dass das Ziel vor Augen bleibt: Wir wollen Jugendlichen helfen, diese erste Begegnung mit Jesus zu gestalten. Die Aktion an sich muss dieser Sache dienen.

4. Der persönliche Segenszuspruch

Ein persönlicher Segenszuspruch kann die erste Begegnung mit Jesus zu einem besonderen Ereignis machen. Durch Handauflegung oder ein Salbkreuz in die Hand oder auf die Stirn des Jugendlichen kann deutlich werden: Du gehörst zu Jesus.

1. Das Bibel Projekt

„Das Bibel Projekt“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die biblischen Erzählungen und Themen in kurzen, kreativen Videos anschaulich zu vermitteln.

Diese Videos helfen dir, den Aufbau eines biblischen Buches oder ein biblisches Thema besser zu verstehen und anderen weiterzugeben. Die kurzen Videos sind besonders für junge Menschen hilfreich, um die komplexen Zusammenhänge der biblischen Erzählungen zu verstehen. Die Videos können aber auch in Gottesdiensten, Jungschar- und Teenkreisen, im biblischen Unterricht oder in vielen anderen Kontexten verwendet werden. Mir helfen sie persönlich in der Vorbereitung einer Bibelarbeit, um schnell und unterhaltsam große Zusammenhänge zu verstehen. Aktuell gibt es die fünf Bücher Mose und die vier Evangelien als Serie. In Zukunft sollen weitere Videos folgen.

http://www.dasbibelprojekt.de

2. Stay on fire

Du kennst keine christlichen YouTuber? Dann solltest du dir mal Thaddäus Schindler von „Stay on fire“ reinziehen. Ein unglaublich flippiger und begeisternder Typ, der mit kurzen Motivationsclips Evangelium auf den Punkt bringt. Seine Videos finden immer mehr Follower und seine Themen reichen von Alltagsthemen wie Angst und Reichtum bis hin zu Gottes Versöhnung durch Jesus am Kreuz. Die Machart der Videos ist professionell und passt super in die Teen- und Jugendarbeit. Für Leitende ist der Blog gut, denn dort kommen auch andere Autoren zu Wort und schreiben über Veränderung, Scheitern und Gemeinde. Mich persönlich begeistern seine Videos, seine kurzen Erklärungen und es sind auch Clips, die ich gern mit meinen Jungen Erwachsenen und Mitarbeitern teile.

Youtube: Stay on fire

3. Bibelentdeckungen.de

Der Geheimtipp für guten und unterhaltsamen Input zur Welt der Bibel. Guido Baltes, Dozent am Marburger Bibelseminar, reist nach Israel und filmt historische Orte und Schauplätze biblischer Geschichten. Die Videos sind nicht professionell, aber durch Selfiestick, Sonnenbrille und 3-Tage Bart nimmt dich Guido mit in eine interessante Zeitreise. Die Videos erklären viel Kontext, zeigen, wie es heute dort aussieht und Guido hat immer auch ein FunFact dabei, den ich so noch nie gehört habe. Außerdem verlinkt er zu interessanten Büchern und Veröffentlichungen. Auch einige seiner Vorträge und Texte findest du auf diesem Blog. Was für mich besonders interessant ist, sind die historischen Texte aus der Zeit Jesu. Für alle historisch Interessierten und Hobby-Archäologen eine tolle Seite.

http://www.dasbibelprojekt.de

4. The Bible Tool

Das ultimative Hilfsmittel für alle sprachbegeisterten Bibelforscher. Das „Bible Tool“ zeigt dir die parallele Darstellung der Bibeltexte von Englisch, Hebräisch und Griechisch. Vielleicht nicht für den kurzen Einstieg in eine Jungscharandacht geeignet, aber zur Vorbereitung von sprachlichen Nuancen einer Bibelarbeit. Du findest dieses mächtige Werkzeug unter

www.crosswire.org/study/parallelstudy.jsp

5. Bibelwissenschaft.de

Das Nachschlagewerk, das weltweit Maßstäbe in Sachen Qualität und Wissenschaftlichkeit setzt. Die wissenschaftlichen Textausgaben vom wissenschaftlichen Bibellexikon (WiBiLex) zählen zu den international anerkannten Standardwerken. Es ist fundiert und wird regelmäßig mit den neuesten Erkenntnissen der Bibelwissenschaft aktualisiert. Das Beste daran: Diese hochqualitativen Texte gibt es kostenlos. Es entsteht als Projekt der Bibelgesellschaft, um ein umfangreiches wissenschaftliches Lexikon zur gesamten Bibel zusammenzustellen. Aktuell sind über 1700 Artikel, vor allem zum Alten Testament, eingestellt. Bei seiner Fertigstellung wird das Lexikon über 3000 Artikel zum Alten und Neuen Testament umfassen. Die Stichwortsuche und der Themenkatalog führen dich zu deinem gewünschten Text voller Hintergrundinfos aus mehreren Hundert Jahren der Bibelforschung. Ich nutze das WiBiLex gern zu Predigtvorbereitungen oder Bibelarbeiten, wo ich historischen Kontext, Lebensumstände und Denkweisen der Menschen der Bibel nacherzählen will. Und es ist mal was anderes als ständig Wikipedia zu fragen.

http://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/

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