Exegetische Einführung zur Jahreslosung 2025

Allgemeine Informationen zum 1.Thessalonicherbrief

  • Der Brief wurde von Paulus um das Jahr 50 n. Chr. geschrieben. Somit ist er der älteste uns bekannte Paulusbrief und eines der ältesten erhaltenen Dokumente der Christenheit.
  • Er richtet sich an die Gemeinde in Thessalonich. Paulus hatte die Gemeinde auf seiner zweiten Missionsreise gegründet (vgl. Apg 17,1-9). Es handelt sich also um eine sehr junge Gemeinde.
  • Apg 17,1-9 erzählt, dass Paulus in der Synagoge predigt und einige Menschen daraufhin zum Glauben an Jesus Christus kommen. Aber eine große Gruppe von Anwesenden macht Stimmung gegen Paulus und die Botschaft von Jesus. Die Lage wird so bedrohlich, dass Paulus bereits nach kurzer Zeit aus Thessalonich fliehen muss. Die Gemeinde befindet sich „unter Bedrängnis“.
  • Der Brief ist in zwei große Teile aufgeteilt:
    » Die Vergangenheit der Gemeinde (Anfänge, Abschied, Timotheus und sein Bericht) und
    » Die Zukunft der Gemeinde (Leben in der Heiligung, Naherwartung Jesu, Schlussermahnungen und Ratschläge).
  • Anders als im Korintherbrief/ Galaterbrief hat Paulus wenig an der Gemeinde auszusetzen, im Gegenteil, er lobt sie für ihren treuen Glauben.
  • Großes Thema des Briefes ist die Wiederkehr Jesu und die Auferstehung der Toten. Vermutlich antwortet Paulus damit auch auf eine Frage, die aus der Gemeinde an ihn gerichtet wurde.
  • Paulus beendet den Brief mit Ermutigungen, bzw. Ermahnungen zum Leben in der Gemeinde – aus diesem Schlussteil stammt auch die Jahreslosung.

Schaue dir die Zusammenfassung des „Bibel-Projekts“ zum 1. Thessalonicherbrief an: Buchvideo: 1.Thessalonicher (youtube.com)

Themen des 1. Thessalonicherbriefes – frühe Fragen der Christenheit
Was passiert mit Verstorbenen?
Paulus hatte der Gemeinde verkündet, dass Jesus bald wiederkommen würde, um seine Gemeinde zu sich zu rufen. Nun waren einige Gemeindeglieder gestorben. Das hat die Gemeinde in Thessalonich verunsichert: Was würde mit den verstorbenen Gläubigen passieren? Paulus gibt eine tröstliche Antwort:
„Brüder und Schwestern, wir wollen euch nicht darüber in Unkenntnis lassen, was mit den Verstorbenen geschieht. Denn ihr sollt nicht um sie trauern wie die anderen, die keine Hoffnung haben. Wir sind doch davon überzeugt, dass Jesus gestorben und auferstanden ist. Ebenso gewiss wird Gott die Verstorbenen durch Jesus und gemeinsam mit ihm aus dem Tod herausführen.“ (1. Thessalonicher 4,13-14 BB)
Paulus ist sich sicher, dass ein Mensch, der mit Jesus Christus verbunden ist, nach dem körperlichen Tod, wie Jesus Christus selbst, zu neuem Leben auferstehen wird.

Die Wiederkunft Jesu
Dennoch ist sich Paulus zum Zeitpunkt der Abfassung noch sehr sicher, dass Jesus bald wiederkommen wird. Er glaubt sogar, dass er den Tag selbst noch miterleben wird, wenn er schreibt:
„Der Herr selbst wird vom Himmel herabsteigen – wenn der Befehl ergeht, die Stimme des Erzengels erklingt und die Trompete Gottes ertönt. Dann werden zuerst die Toten auferweckt, die zu Christus gehören. Und danach werden wir, die dann noch am Leben sind, zusammen mit ihnen weggeführt. Wir werden auf Wolken in die Höhe emporgetragen, um dem Herrn zu begegnen. Dann werden wir für immer beim Herrn bleiben.“ (1. Thessalonicher 4,16-17 BB)
Die frühen Gemeinden, die Paulus auf seinen Missionsreisen gegründet hatte, rechneten demnach vermutlich mit einer baldigen Wiederkunft Jesu und richteten ihr Leben daran aus.

Theologische Entwicklung des Paulus
Es ist interessant zu bemerken, dass sich diese Einstellung nicht nur in den christlichen Gemeinden, sondern auch bei Paulus verändert hat. In einem seiner letzten bekannten Briefe, dem Philipperbrief, schreibt Paulus ganz anders als zuvor:
„Ich habe Lust, aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein.“ (Phil 1,23 L)
Paulus wirkt in diesen Worten nicht mehr so zuversichtlich, dass er die Wiederkunft Jesu erleben wird. Das Leben und seine Erfahrung haben ihm deutlich gezeigt, dass Gott vielleicht andere Pläne hat, als er zuvor meinte. Er verkündet nicht mehr, dass Jesus bald kommt, aber er ist sich ganz sicher, dass sein Leben durch den Glauben mit Jesus Christus verbunden ist. So kann er sagen:
„Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.“ (Phil 1,21 L)
Diese Hoffnung trägt ihn durch alle Schwierigkeiten und Herausforderungen.

Gibt es theologische Einstellungen oder Überzeugungen, die sich im Lauf deines Lebens verändert haben? Welche fallen dir ein?

Die Stadt Thessalonich

  • Die Stadt Thessalonich ist identisch mit der heutigen griechischen Stadt Thessaloniki.
  • Sie liegt in der nördlichen Ägäis am Thermaischen Golf und war und ist daher eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt.

Recherchiere die Lage von Thesslonich/Thessaloniki im Internet oder in einem Atlas.

  • Thessalonich wurde im Jahr 316/315 v. Chr. vom makedonischen König Kassander gegründet.
  • Der Name der Stadt geht auf seine Ehefrau Thessaloniki zurück, eine Halbschwester Alexanders des Großen.
  • Über die Gründungszeit der Stadt ist sehr wenig bekannt.
  • Im Jahr 168 v. Chr. eroberten die Römer Thessalonich. Es wurde die Hauptstadt der römischen Provinz und war Sitz des römischen Statthalters.
  • Mit dem Anschluss an die wichtige Handelsstraße „Via Egnatia“ wuchs die Attraktivität Thessalonichs: Handel und Verkehr blühten auf.
  • Neben den Kaufleuten ließen sich auch Dichter und Philosophen in der Stadt nieder.
  • Nach der Ermordung Cäsars schlug sich Thessalonich auf die Seite Octavians, der den Krieg gewann und später – inzwischen als Kaiser Augustus – der Stadt den Status der Freistadt (civitas liberta) zugestand. Damit war der Stadt politische und wirtschaftliche Souveränität gegenüber Rom zugesichert.
  • Anders als andere Städte konnte Thessalonich stets seinen griechischen Charakter bewahren. So wurde fast ausschließlich Griechisch gesprochen. Selbst ansässige Römer passten sich diesem Trend an.

Die Jahreslosung in ihrem näheren Kontext
„Freut euch zu jeder Zeit! Betet ohne Unterlass! Dankt für alles; denn das ist der Wille Gottes für euch in Christus Jesus. Löscht den Geist nicht aus! Verachtet prophetisches Reden nicht! Prüft alles und behaltet das Gute! Meidet das Böse in jeder Gestalt!“ (1. Thessalonicher 5,16-22 E)

  • Die Jahreslosung steht im Kontext vieler kurzer Imperative, die Paulus an die Gemeinde richtet.
  • Diese Aufforderungen erinnern die Christinnen und Christen in Thessalonich an ihre besondere ethische Verantwortung, die Paulus sieht.
  • Wichtig: Weil die Gemeinde im Glauben von Gott erwählt ist, deshalb sollen sie ein rechtschaffenes „Leben in der Heiligung“ führen. (1. Thessalonicher 4,1-12) Es geht nicht darum, sich das Heil zu verdienen.
  • Die Ermahnungen ab V.19 zielen auf die gottesdienstliche Ordnung und den darin enthaltenen Gebrauch der Geistesgaben, wie wir es ähnlich aus dem Brief an die Korinther kennen. (vgl. 1. Korinther 12+14)
  • Der unmittelbar vorangehende Vers ordnet pneumatische Redebeiträge im Gottesdienst, die sog. „Prophetische Rede“, die zur Erbauung des Einzelnen und der Gemeinde dienen sollten. Solche Redebeiträge waren damals üblich und wurden auf das Wirken des Geistes Gottes zurückgeführt.
  • Die Jahreslosung bezieht sich zuallererst auf den unmittelbar vorangehenden Vers: Die Gemeinde soll von Verführung und falscher Lehre geschützt werden, deshalb legt Paulus Wert auf den Inhalt aller prophetischen Rede: Nicht die Form – auch nicht die beeindruckende Form der pneumatischen Ekstase – legt den Wahrheitsgehalt fest, sondern der Bezug zum Guten!
  • Was ist das Gute? Im biblischen Kontext wird allein Gott als vollkommen gut bezeichnet. Deshalb muss das Gute bei Gott zu finden sein.
  • Paulus kann mit dem Guten eigentlich nur das Evangelium von Jesus Christus meinen, das Evangelium Gottes, das die Gemeinde im Glauben angenommen hat und an dem sie festhalten soll. Der Bezug zum göttlichen Erlösungshandeln in Jesus Christus legitimiert den Platz in der Gemeinde.

Die ForuM-Studie, die von der Evangelischen Kirche Deutschland Ende Januar 2024 veröffentlicht wurde, brachte genau das ans Licht, was bereits von vielen geahnt, gewusst, persönlich leidvoll erfahren und doch auch gezielt von der Institution vertuscht wurde:

  • JA – es gab (und gibt) auch in der Evangelischen Kirche sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern, Jugendlichen und anderen Schutzbefohlenen.
  • JA – auch in der Evangelischen Kirche gab (und gibt) es Strukturen und systemische Bedingungen, die sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch möglich machen und sogar unterstützen.
  • JA – auch in der Evangelischen Kirche muss viel dafür getan werden, präventiv diese Missstände zu beheben und bestmöglich dafür Sorge zu tragen, dass »Kirche« der sichere Schutzraum für Menschen ist, den wir uns für uns selbst, unsere Kinder und alle Schutzbedürftigen wünschen.

Ein Werkzeug, dass dabei als ein erster Schritt auf dem Weg zu ebendiesem SafeSpace gesehen werden kann, ist die Entwicklung und Ausarbeitung eines Schutzkonzeptes. In den Gliedkirchen der EKD wird es von den Landessynoden eingefordert. So muss sich jeder Kirchenkreis mit seinen Einrichtungen und jede Kirchengemeinde mit den je individuellen Risiken und bereits vorhandenen Ressourcen auseinandersetzen, um zu schauen, wo Handlungsbedarf besteht und welches Potential bereits vorhanden ist und sich vielleicht ausbauen lässt. Nur wenn ich mir Gedanken dazu mache, welche Rahmenbedingungen bei uns die Gefahr von Übergriffen und Gewalt erhöhen, kann ich versuchen, rechtzeitig gegenzusteuern. Dabei reichen die Herausforderungen von Raum-Fragen (z. B. »Wer hat einen Schlüssel?«, »Wo gibt es dunkle Ecken?«) über Struktur-Fragen (z. B. »Wer trifft bei uns die Entscheidungen?«, »Welche Möglichkeiten habe ich, Kritik zu äußern?«) bis hin zu Mitarbeiter-Fragen (z. B. »Wer kann bei uns mitarbeiten?«, »Welche Voraussetzungen muss ein Mitarbeiter erfüllen?«). Dass es nicht ausreicht, einfach dem Gedanken »Bei UNS passiert doch so etwas nicht« zu folgen, haben die Erfahrungen der Betroffenen aus der ForuM-Studie sehr bitter und deutlich gezeigt.

Welche Schritte ihr bei euch gehen könnt, um ein eigenes Schutzkonzept zu entwickeln, findest du im Stundenentwurf/Artikel »How to … wie ein Schutzkonzept entsteht«.

Aber kommen wir nochmal zu den Ergebnissen, die uns die ForuM-Studie genau geliefert hat – wobei wir bei einer gezielten Betrachtung schon an dem Wort »genau« scheitern, denn genaue Zahlen liefert die Studie leider nicht. Obwohl die Verantwortlichen bereits Ende 2020 die Arbeit aufgenommen haben, reichten die drei Jahre Forschung nicht aus, um sichere Ergebnisse vorweisen zu können. So geht man aktuell von rund 1.259 Beschuldigten und 2.225 Betroffenen aus, die in dem Zeitraum vom 01. Januar 1946 bis einschließlich 31. Dezember 2020 ermittelt werden konnten. Allerdings wurde bei der Vorstellung der Studie deutlich, dass es sich hierbei lediglich um die Fälle handelt, bei denen die Betroffenen der sexualisierten Gewalt zum Tatzeitpunkt noch minderjährig waren – zum Tatzeitpunkt bereits Erwachsene wurden nicht als Betroffene erfasst. Zum anderen sind im Rahmen der Studie nicht von allen Landeskirchen die im Vorfeld vereinbarten Personalakten zur Untersuchung rechtzeitig zur Verfügung gestellt worden, sondern zum Teil nur die Akten, bei denen es aufgrund von Disziplinarakten einen Anfangsverdacht auf sexualisierte Gewalt gegeben hat. Wie hoch also die Gesamtzahl der betroffenen Personen ist, welche Anzahl von Fällen sexualisierter Gewalt noch im Dunkeln liegen, kann leider nur geschätzt werden. Dieses Dunkelfeld noch weiter zu erforschen, ist ein zukünftiges Projekt.

Doch es soll ja nicht alleine um die Aufarbeitung der Fälle gehen, die es in der Evangelischen Kirche bereist gegeben hat – sondern auch um die Frage, wie sich »Kirche« aufstellen muss, um das Risiko für sexualisierte Gewalt zu minimieren. Dabei ist es, neben der Erstellung eines Schutzkonzeptes unumgänglich, eine Haltung zu diesem Themenfeld zu entwickeln:

  • NICHT länger wegsehen, wenn einem etwas seltsam vorkommt
  • NICHT länger weghören, wenn man über Grenzverletzungen und Übergriffe informiert wird
  • NICHT länger tatenlos bleiben, wenn Unrecht geschieht.

Diese Punkte sind zu lange alltägliches Verhalten gewesen, weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf. Der tolle Jugend-Mitarbeiter, der ehrwürdige Pfarrer, … die doch nicht!

Es gibt verschiedene Täterinnen- bzw. Täter-Gruppen, gegen die Beschuldigungen vorgebracht wurden – aber die größte Zahl richtete sich gegen männliche Pastoren. Die hatten (und haben?) kaum ein externes Gegenüber, das auf ihr Tun und Lassen schaut und zugleich alleine durch ihr Amt eine gewisse Macht-Position, die sich nur zu leicht ausnutzen lässt. Jeder Gruppenleiter, jede Diakonin und auch die Küster und Gemeindesekretärinnen können Wege finden, wenn sie zu Täterinnen bzw. Tätern werden wollen. Das muss, so gut es eben geht, verhindert werden – auch wenn es einen hundertprozentigen Schutz wohl nie geben kann.

Es gilt also, hinzuhören, hinzuschauen und zu handeln – sich der Verantwortung zu stellen, die wir für die Menschen übernehmen, die zu uns kommen – egal ob als Teilnehmende unserer Arbeit oder als Mitarbeitende. Es gilt, nicht nur ein Schutzkonzept zu erstellen, sondern vor allem, dieses Konzept im Alltag der Gemeinde, der Gruppe oder des Vereins auch zu leben. Wer sich noch tiefer in die Ergebnisse der ForuM-Studie einlesen möchte, findet alle Informationen zu dem Thema unter www.forum-studie.de.

Alle Organisationen, Gemeinden und Vereine, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, sind seit einigen Jahren bereits gesetzlich dazu verpflichtet, ein eigenes Schutz- & Präventionskonzept zu entwickeln. Solch ein Schutz- und Präventionskonzept will einen sicheren Rahmen schaffen und unsere Gemeinden und Vereine zu sicheren Orten machen, an denen Minderjährige, also schutzbefohlene Menschen, in unseren Gebäuden und bei unseren Angeboten auch geschützt werden – vor sexualisierter und auch vor jeder anderen Form der Gewalt. Selbstverständlich lässt sich ein solches Konzept auch auf alle Menschen der Gemeinde/des Vereins, unabhängig ihres Alters problemlos ausweiten. Schutzkonzepte dienen aber nicht nur dazu, sichere Rahmenbedingungen festzuhalten, sie machen diese auch transparent und nachzulesen für alle. Gleichzeitig geben sie Mitarbeitenden klare Verhaltensregeln an die Hand und somit (Handlungs-)Sicherheit in Situationen, in denen es zu Grenzverletzungen oder Gewalt kommt.


Exkurs: Was bedeutet eigentlich …?

Grenzverletzung:

Von Grenzverletzungen sprechen wir, wenn die persönlichen Grenzen oder Gefühle eines Menschen verletzt oder überschritten werden.

Alle Menschen haben ihre eigenen individuellen Grenzen (z.B. wie viel Nähe möchte ich zulassen?). Deswegen kann auch das Empfinden, wann eine Grenzverletzung stattgefunden hat, Gefühle oder das Schamempfinden eines Menschen verletzt worden sind, sehr unterschiedlich sein. Grenzverletzungen passieren oft ungewollt und unbewusst. Wichtig ist, sie (gemeinsam) zu reflektieren und aufzuarbeiten und dabei natürlich immer die Gefühle und Eindrücke der betroffenen Person ernst zunehmen.

Gewalt und ihre Formen:

Verbale Gewalt:

Gewalt durch Sprache, durch Worte, Beleidigungen, Drohungen usw.

Körperliche Gewalt:

Von körperlicher Gewalt (auch als physische Gewalt bezeichnet) sprechen wir, wenn ein Mensch absichtlich körperlich angegangen wird. Solche Körperverletzungen können herbeigeführt werden u.a. durch Tritte, Schläge, den Einsatz von Waffen oder Gegenständen, um Menschen Schmerzen zuzufügen. Auch körperliche Vernachlässigung zählt zu dieser Art der Gewalt. Und auch psychische Gewalt kann physische Folgen nach sich ziehen.

Psychische Gewalt:

Sie wird auch seelische oder emotionale Gewalt genannt. Diese Art von Gewalt wirkt sich vor allem auf das psychische Wohlbefinden eines Menschen aus. Emotionale Gewalt geschieht z.B. durch:

  • Abwertung und Beschimpfung
  • Ungerechtfertigte Kritik
  • Einschüchterung und Drohung
  • Gezielte Manipulation und Kontrolle
  • Erniedrigung
  • Mobbing
  • Ignorieren oder Ausschließen
  • Emotionale Vernachlässigung
  • Übermäßigen Druck

Sexualisierte Gewalt:

Unter den Begriff der sexualisierten Gewalt fällt jede Form von Gewalt, bei der die Sexualität im Mittelpunkt steht. Sexualisierte Gewalt beginnt z.B. bei sexueller Belästigung mit Worten und weitet sich aus bis hin zu handgreiflichen Übergriffen, nicht einvernehmlichen sexuellen Handlungen und Vergewaltigung.


Ein eigenes Schutzkonzept

Ein eigenes Schutzkonzept zu entwickeln, ist wichtig und auch machbar. Damit das gut läuft und das Konzept wirklich tragfähig wird, sind aber ein paar Dinge zu beachten:

Partizipation

Das fertige Schutzkonzept sollte von der gesamten Gemeinde/dem Verein mitgetragen, gelebt werden. Alle sollten es kennen und auf seine Einhaltung achten. Das gelingt am besten, wenn schon während der Erstellung des Konzept möglichst viele Menschen mit einbezogen werden. So entsteht ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Haltung.

Wenn ihr also noch ein Schutzkonzept schreiben wollt oder eures überarbeiten möchtet, dann ladet doch möglichst viele Menschen, Mitarbeitende, Eltern, Teilnehmende dazu ein, mit euch zu denken und zu schreiben. Ihr könnt auch für jeden Schritt, jeden Teil eures Konzepts wieder neue oder weitere Menschen dazu bitten, die eure Arbeit unterstützen.

Außerdem sollte das Schutzkonzept folgende Punkte umfassen:

Risiko- & Potentialanalyse

Während der Risikoanalyse schaut ihr euch eure Gemeinde oder euren Verein genau an. Ihr betrachtet dabei eure Räumlichkeiten und eure Strukturen. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen dabei vor allem zwei Fragen:

  1. Welche Strukturen oder Bedingungen könnten mögliche Täter:innen ausnutzen?
  2. Finden betroffene Menschen vor Ort schnell Ansprechpersonen, die sensibilisiert sind, zuhören und helfen können?

Um diese Fragen beantworten zu können, sind die Ansichten und Einschätzungen der Kinder und Jugendlichen, eurer Teilnehmenden unverzichtbar. Um sie zu Wort kommen zu lassen, kann eine Umfrage gut dienen, die ihr online oder als Fragebogen in ausgedruckter Form verteilen könnt. Auf diese Weise könnt ihr alle Menschen, die zu euren Angeboten und in eure Räumlichkeiten kommen, berücksichtigen und fragen, wie sie sich bei euch fühlen.

Wie sicher fühlen sie sich in euren Räumen? Gibt es dort evtl. schlecht einsehbare Ecken, in denen Menschen sich unwohl fühlen könnten?

Wie sicher fühlen sich die Kinder und Jugendlichen während eurer Angebote? Haben sie Vertrauen zu den Mitarbeitenden? Wissen sie, wen sie ansprechen können, wenn sie sich in einer Situation unwohl fühlen?

Diese Analyse bleibt nicht beim Risiko stehen. Das Risiko zu erkennen ist der erste Schritt, aber schaut außerdem auch auf eure Potentiale. Was unternehmt ihr bereits, um Menschen zu schützen? Welche sinnvollen Regeln, Verhaltensweisen und Werte gelten schon bei euch? Welche positiven und schützenden Strukturen sind bei euch installiert, so dass Machtmissbrauch erschwert wird?

Selbstverpflichtungserklärung

In der Selbstverpflichtungserklärung legt ihr eure Werte und Grundsätze für eure Arbeit fest. Diese Erklärung verfasst ihr gemeinsam und unterschreibt sie anschließend am besten als ein Zeichen ihrer Wichtigkeit und Gültigkeit. Ihr verpflichtet euch mit ihr selbst z. B. dazu, respektvoll miteinander umzugehen, zu Offenheit, Toleranz, Wertschätzung oder Friedfertigkeit.

Verhaltenskodex

Die Selbstverpflichtungserklärung liefert den großen Rahmen für alle – der Verhaltenskodex konkrete Handlungsanweisungen passend zu seiner jeweiligen Zielgruppe.

Jede Gruppe und jede Freizeit benötigt ihren eigenen für sie erstellten Verhaltenskodex. Diesen könnt ihr gemeinsam mit den Mitarbeitenden und Teilnehmenden der Angebote schreiben. Es geht darum, ganz konkrete Regeln für diese Gruppe/Freizeit und diese Zielgruppe festzulegen. Auch Kinder können dabei schon sehr gut mitreden und sagen, welche Regeln sie für ihre Angebote wichtig finden.

Solche konkreten Handlungsvorgaben könnten z. B. lauten: Bevor ich während der Freizeit ein Zimmer betrete, klopfe ich an und warte, bis ich hereingebeten werde. Ich gehe nicht allein in fremde Zimmer …

Fortbildungen und Personalverantwortung

Zur Erarbeitung eines Schutzkonzept gehört es auch, sich Gedanken darüber zu machen, wie ihr eure eigenen Mitarbeitenden schulen möchtet.

Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, sollte über ein gewisses Wissen und eine Qualifikation auch im Bereich der (sexualisierten) Gewaltprävention verfügen. Denn Wissen und die regelmäßige Beschäftigung mit diesem Thema schafft Sensibilität und Sicherheit im Umgang damit, um bei einem Verdachtsfall angemessen handeln zu können.

Wann sprecht ihr dieses Thema mit neuen Mitarbeitenden an? Könnt ihr eigene passende Fortbildungen organisieren, in dem ihr z. B. externe Experten als Referentinnen bzw. Referenten einladet? Oder veranstaltet euer Kirchenkreis regelmäßig thematische Fortbildungen, zu denen ihr eure Mitarbeitenden schicken könnt?

Beschwerdemanagement

Zentraler Teil eines Schutzkonzeptes ist auch das sogenannte Beschwerdemanagement – und eine wichtige präventive Maßnahme. Dabei geht es darum, als Verein oder Gemeinde eine gute Struktur zu entwickeln, die es allen Menschen ermöglicht, sicher und niederschwellig auch Bedenken, Kritik oder Unbehagen zu äußern.

Wenn die Menschen wissen, wen sie auch bei diesen Anliegen ansprechen können und dass sie ernst genommen und ihre Anliegen gemeinsam bearbeitet werden, entsteht viel Vertrauen – im Idealfall so viel, dass auch wirklich schwerwiegende Konflikte und Situationen angesprochen werden.

Für ein gelingendes Beschwerdemanagement ist wichtig, dass die Wege der Kommunikation klar und leicht sind. Die Anlaufstellen und -personen müssen bekannt und auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen sein (z. B. per Telefon, Mail und zu einer Sprechzeit im Büro). Außerdem versteht sich von selbst, dass alle Beschwerden vertraulich behandelt werden. Darüber hinaus sollten alle Beschwerden und die darauf folgenden Schritte der Bearbeitung dokumentiert werden. Wer eine Beschwerde geäußert hat, sollte außerdem auch transparente Rückmeldung bekommen, wie mit der Beschwerde verfahren wird.

Krisenintervention

Akute Vorfällen von (sexualisierter) Gewalt können leider überall vorkommen – ein gutes Schutz- und Präventionskonzept trägt dazu bei, solche Situationen zu vermeiden bzw. frühzeitig zu erkennen.

Kommt es trotzdem zu einem Vorfall oder Verdachtsfall, benötigt jede Gemeinde, jeder Verein einen Kriseninterventionsplan, also ein Handlungskonzept, das vorschreibt, wie nun agiert wird. Wer muss wann informiert werden? Welche externen Stellen werden einbezogen? Wie wird solch ein Verdachtsfall bearbeitet?

Es geht um ein koordiniertes Vorgehen, um schnelle Hilfe und Unterstützung für die betroffene Person (emotional wie auch rechtlich), um die Einbeziehung von Spezialistinnen bzw. Spezialisten und um Nach- und Aufarbeitung des Vorfalls. Besonders an diesem Punkt müsst ihr euch nicht alle Gedanken allein machen, denn viele Kirchenkreise haben bereits eigene Handlungspläne für Krisensituationen aufgestellt. Daraus ergibt sich oftmals auch für eure Gemeinde oder euren Verein viel, da dort bereits festgelegt ist, wann z. B. Fälle gemeldet und Vertreterinnen bzw. Vertreter des Kirchenkreises mit einbezogen werden müssen.

Aufarbeitung

Kam es zu einem Vorfall, ist die Aufarbeitung und Reflexion wichtig, um zu lernen, um eigene Strukturen weiter zu verbessern und somit den Menschen einen noch sichereren Ort zu bieten.

Hierbei stellt sich die Frage, welche Ursachen und welchen Ablauf der Vorfall hatte. Wie, wann und wo hat er sich ereignet? Welche Maßnahmen können dabei helfen, solche Situationen in Zukunft zu vermeiden?

Weitere wichtige Infos, gute (Begriffs-)Erklärungen zum Thema und Hinweise, worauf du achten und was du bei der Erarbeitung eines Schutzkonzepts bedenken solltest, findest du u.a. hier:

Wer sich mit den Ergebnissen der ForuM-Studie beschäftigt, wer vielleicht schon eine Grundschulung zur Prävention vor sexualisierter Gewalt besucht hat oder sich aus anderen Gründen darüber informiert, wird feststellen: Wir reden in diesem Kontext möglichst nicht von „Opfern“ – sondern es handelt sich um „Betroffene“. Wir schreiben auch nicht von „sexuellem Missbrauch“ – sondern bezeichnen die Taten als „sexuelle Gewalt“. Warum ist das so? Der Hintergrund ist ganz einfach: weil unsere Sprache Wirklichkeit schafft. Der englische Autor Samuel Johnson hatte es im 18. Jahrhundert so ausgedrückt: „Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken“.

Wenn wir im Zusammenhang von sexualisierter Gewalt gegen ein Kind von „sexuellem MISSbrauch“ sprechen würden, biedert sich der Gedanke an, es könne auch eine positive Form eines „sexuellen GEbrauchs“ geben. Dieser Gedanke kann dann daher rühren, dass es in anderen Bereichen sehr wohl eine negative, MISSbräuchliche Handlung als auch eine positive Gebrauchsform gibt. Wir sprechen ja z. B. von der MISSbräuchlichen Nutzung im Sinne einer Alkohol-, Drogen oder Spielsucht, und kennen zugleich die „positiven“ Formen dieser Dinge: z. B. den Alkoholkonsum im Sinne von „Genuss“, der Einnahme von Schmerzmitteln im Rahmen einer ärztlichen Therapie oder die Nutzung von Spielekonsolen in einem gesundheitlich stabilen Bereich. Bei sexualisierter Gewalt ist dies aber absolut nicht der Fall, da spricht die Gesetzeslage in Deutschland zum Glück eine deutliche Sprache.

Ähnlich verhält es sich mit dem Bergriff „Opfer“: Häufig wird dieses Wort mit negativen Konnotationen wie Passivität, Fremdbestimmung, Abhängigkeit, Ohnmacht und Hilflosigkeit verbunden und darum von vielen Betroffenen abgelehnt. Sie empfinden den Begriff eher als stigmatisierend, denn sie fühlen sich ja nicht (nur) schwach, hilflos oder ohnmächtig. Das Gegenteil ist der Fall, denn mit den Erfahrungen von sexualisierter Gewalt umzugehen und diese beispielsweise öffentlich zu machen, zeugt von Stärke und Selbstwirksamkeit. Manche Betroffene sprechen von sich in diesem Zusammenhang auch von „Überlebenden“.

Welche Macht Sprache im Übrigen hat, erlebst du im Alltag immer wieder. Das beginnt bei den so genannten „performativen Äußerungen“, die deine erlebte Wirklichkeit durch Worte verändern. Ganz klassisch ist da das „Ja“-Wort beim Standesamt, dass aus zwei Menschen ein EHE-Paar mit einem ganz eigenen rechtlichen Rahmen macht. Ein anderes Beispiel ist die zugesprochene Sündenvergebung bei der Beichte.) Es betrifft aber vor allem die soziale Wirklichkeit der Gesellschaft. Der Schwerpunkt auf der „sozialen Wirklichkeit“ liegt darin begründet, dass ich z. B. nicht einfach über mehr finanzielle Mittel verfüge, einfach weil ich immer wieder davon erzähle, dass ich reich bin.

Die soziale Wirklichkeit wird durch unsere Sprache aber sehr wohl verändert – und darum sollten wir mit unseren Worten auch weise umgehen. So erleben wir zur Zeit auf der einen Seite eine Gender-Debatte, um die geschlechtliche Vielfalt unserer Gesellschaft auch sprachlich auszudrücken und nicht im „generischen Maskulinum“ verschwinden zu lassen (was besonders dann peinlich wird, wenn wir z. B. von pauschal „Grundschullehrern“ sprechen, dabei natürlich auch alle Grundschullehrerinnen einbeziehen und die Lehrkräfte an Grundschulen dabei tatsächlich zu fast 90% weiblich sind und man alleine von dem Verhältnis her eher das „generische Femininum“ hätte nutzen sollen).

Wir erleben dabei viel Ablehnung à la „das ist doch nicht nötig“ und „das haben wir doch immer schon gemacht“ und verkennen dabei die Realität, dass es in unserem Verständnis aus diesen Gründen immer noch eher „Männerberufe“ bzw. „Frauenberufe“ in ihrer Bezeichnung gibt (z. B. Pilot, Maurer, Feuerwehrmann, Krankenschwester, Haushälterin), bei denen wir eher das eine oder andere Geschlecht erwarten – und gleichzeitig keine Bezeichnung für eine männliche Hebamme haben.

Auf der anderen Seite verschiebt sich Stück für Stück die Grenze des Sagbaren im politischen Diskurs in unserem Land, basierend auf vorgeschobenen „das wird man ja wohl noch sagen dürfen“– oder „nichts darf man mehr sagen“-Argumentationen aus der rechtsnationalen Ecke, die sich aus fehlgeleitetem Wahlkampf-Kalkül auch zunehmend in manchen demokratischen Parteien wiederfinden. Hier sollten wir wachsam bleiben, uns davor hüten, die „Messer-Männer“, „kleinen Paschas“ und „Kopftuch-Mädchen“ als neue Bedrohung in unserem Land anzusehen, sondern es klar benennen und aufzeigen, wenn Menschen versuchen, durch menschenverachtende Sprache, der Reproduktion rassistischer Begriffe und Verdrehung gesellschaftlicher Tatsachen eine Wirklichkeit zu schaffen, in der ein friedliches Miteinander nicht mehr möglich ist.

Im Themenartikel »Warum Schutzkonzept« hast du ja schon einiges zu den Gründen gelesen, warum ein Schutzkonzept nicht nur nötig, sondern wirklich sinnvoll für deine Gemeinde, deinen CVJM und deine Gruppe ist. Tatsächlich ist es so, dass ein Schutzkonzept in der Tragfähigkeit und Qualität nur gewinnen kann, wenn möglichst viele Menschen sich an der Erstellung beteiligen. Es ist wichtig, die Fragen, die für ein Schutzkonzept zu beantworten sind, aus möglichst vielen Blickrichtungen zu betrachten. Darum wird auch dazu geraten, dass es möglichst eine Gruppe von verschiedenen Menschen ist, die bei der Entstehung mitwirkt und einbezogen wird. Nicht nur die Gemeindeleitung bzw. der Vorstand alleine sollte das Konzept schreiben, oder noch schlimmer, nur die Pfarrperson oder die vorsitzende Person, sondern ein Team, das in seiner Diversität das Bild der Gemeinde und des Vereins gut abbildet.

Was könnt ihr tun, um eine Unterstützung für diese Menschen zu sein – und dafür Sorge zu tragen, dass euer Blick auf die Sache und eure Belange in der Erstellung eines Schutzkonzeptes Berücksichtigung finden?

Der erste Schritt ist sicherlich, dass es mindestens eine Person aus eurem Kreis gibt, die in das Team bzw. die Arbeitsgruppe aufgenommen wird – besser zwei. Natürlich nicht aus jeder einzelnen Gruppe, die es bei euch vielleicht gibt, aber aus den unterschiedlichen Bereichen, wie z. B. der Jugendarbeit. Damit diese Vertreter:innen der Jugendarbeit auch wissen, was euch als Gruppe wichtig ist, entwickelt ihr im Rahmen eurer Möglichkeiten ein eigenes Konzept, das dann in der Entwicklung des »Gesamtkonzeptes« zu Rate gezogen werden kann. Kleiner Tipp: Solltet ihr tatsächlich nicht in dem Team, das euer Schutzkonzept schreibt, einberufen und vertreten sein, könnt ihr »euer« Konzept trotzdem entwickeln und den Verantwortlichen öffentlich (z. B. nach dem Gottesdienst, zu Beginn einer Sitzung …) überreichen und in euerer SocialMedia-Arbeit darüber berichten. Das macht es zumindest eine ganze Ecke schwerer, eure guten Impulse zu ignorieren.

Wichtig vor dem ersten Treffen:

  1. Es gibt Statistiken, die nahelegen, dass in jeder Schulklasse 1–2 Personen sitzen, die bereits eigene Erfahrungen mit dem Thema sexualisierte Gewalt gemacht haben. Es mag also sehr hilfreich sein, dass du dir bereits vor dem Treffen Kontakte raussuchst, wo Betroffene im Bedarf Hilfe finden können, die im Rahmen der Schutzkonzept-Arbeit getriggert werden. Möglichkeiten sind: Pastoren, Beratungsstellen der Diakonie, Telefonseelsorge, die »Nummer gegen Kummer«, das örtliche Jugendamt … Wichtig ist zu wissen, dass an vielen Stellen die Beratung auch anonym erfolgen kann!
  2. Sich mit dem Thema zu beschäftigen, ist »harte Kost«. Es fällt leichter, wenn du dabei für eine angenehme Atmosphäre sorgst, vielleicht etwas zu essen und zu trinken bereitstellst oder für den Abschluss der Treffen ein kleines »Abschluss-Ritual« vorbereitest, das es möglich macht, für diesen Abend mit dem Thema abzuschließen und z. B. schwere Gedanken abzugeben.

Und jetzt geht’s los – wir fangen an: Auf unterschiedlichen Seiten im Internet findest du eine Art »Maske«, mit der ihr auch bei euch in der Gruppe sinnvoll arbeiten könnt. Sie hilft euch zum einen bei der Gliederung und stellt zum anderen sicher, dass ihr nichts vergesst. Aufgrund meiner eigenen Arbeit zum Thema stelle ich euch das Material vor, das ihr auf der Seite der Fachstelle für Prävention der hannoverschen Landeskirche unter www.praevention.landeskirche-hannovers.de finden könnt. Hier gibt es neben der angesprochenen »Maske« auch Beispiele für gelungene Konzepte.

In Grunde gliedert sich der Aufbau jedes Konzepts in verschiedene Bausteine. Ich markiere fett, welche von euch auf jeden Fall bearbeitet werden sollten, um eure Anregungen in ein Gesamtkonzept einfließen zu lassen. Auf diese Punkte gehe ich später noch einmal genauer ein.

Grundverständnis

Mit welcher Haltung geht die Gemeinde bzw. der CVJM an das Thema heran, welche z.B. rechtlichen Grundlagen finden Anwendung?

Partizipation

In welcher Form werden verschiedene Menschen aus der Gemeinde/dem Verein in der Entstehung beteiligt und wie sieht das Zusammenspiel z. B. von ehren- und hauptamtlich Engagierten aus?

Risiko- und Ressourcen-Analyse

Was für Risiken sehen wir bei uns – z.B. aus Aspekten der Raum-Frage, bei Entscheidungsprozessen, bei Veranstaltungen …
Zugleich aber auch: Was machen wir schon gut und können es vielleicht ausweiten, z. B. die Vorlage von Führungszeugnissen, Team-Verträge …

Personal-Verantwortung

Wer kann wann, wo und unter welchen Voraussetzungen bei uns mitmachen – und wer entscheidet das?

Verhaltenskodex/Selbstverpflichtung

Wie wollen wir eigentlich miteinander umgehen – im Verhältnis des Teams untereinander, im Austausch mit den Hauptamtlichen, gegenüber den Teilnehmenden an unseren Angeboten? Wer legt das fest? Und wie wird das gegenüber Neuen kommuniziert?

Beschwerdemanagement

Wenn ich eine Beschwerde habe, ich einen Übergriff erlebt habe, ich nach Beobachtung einer Situation ein »schlechtes Bauchgefühl« habe: An wen kann ich mich dann wenden? Sind die Ansprechpartner:innen bekannt, wie sieht der Beschwerdeweg danach aus, wie wird so etwas dokumentiert?

Krisen-/Interventionsplan

Was passiert, wenn etwas passiert? Wie wird sichergestellt, dass Vorfälle Betroffene begleitet?

Präventionsangebote

Wie kann man im Vorfeld dafür Sorge tragen, dass die Menschen sensibel für das Thema werden, eine Sprachfähigkeit entwickeln und achtsam im Umgang miteinander sind?

Fortbildungen

Wer wird wann aus dem Feld der Ehren- oder Hauptamtlichen zu dem Thema geschult, was wird verpflichtend vorausgesetzt?

Kooperationen

Mit welchen Fachstellen oder Partner:innen vor Ort kann in diesem Themenfeld kooperiert werden?

Aufarbeitung

Wie wird im Anschluss an eine Situation mit den Betroffenen und den Täter:innen umgegangen? Gibt es Hilfs-Angebote oder Pläne zu Rehabilitation bei zu Unrecht Beschuldigten? Wie findet das Ganze in der Fortschreibung des Schutzkonzeptes Berücksichtigung?

Öffentlichkeitsarbeit

Wie wird von wem und über welche Medien im Vorfeld über die Prävention und das Schutzkonzept kommuniziert – und wie im Fall einer Aufarbeitung?

Uff – das ist tatsächlich eine ganze Menge, was? Nur gut, dass ihr nicht zwingend zu allen Bereichen arbeiten müsstet. Aber hier nochmal etwas genauer die Bereiche, in denen euer Blick auf die Situation echt wichtig sein kann:

Risiko- und Ressourcen-Analyse

Hier findest du einige hilfreiche Fragen, die ihr aus eurer Sicht beantworten könnt:

  1. Wie sicher finden wir das Gemeindehaus bzw. unsere Räume?
    Gibt es »dunkle Ecken«, fehlen vielleicht Lichtschalter, wer hat eigentlich alles einen Schlüssel, unter welchen Voraussetzungen finden bestimmte Angebote statt (z. B. vertrauliche Gespräche bei abgeschlossener Tür und zugezogenen Gardinen …)
  2. Bei welchen Gelegenheiten bzw. Situationen haben wir uns schon einmal unwohl gefühlt oder denken heute, das könnte jemandem eine Möglichkeit zur sexualisierten Gewalt bieten?
  3. Wie regeln wir eigentlich Übernachtungen, Fahrgemeinschaften – oder ein »nach Hause bringen?«
  4. Wie gehen wir mit »unbekannten« Räumen um, z. B. auf einer Freizeit?
  5. Wie regeln wir (ob in »unseren Räumen« oder unterwegs) die Frage nach Übernachtung, Nutzung der sanitären Anlagen …, um einen geschlechter-sensiblen Umgang einzuüben, der auch non-binäre Personen berücksichtigt?
  6.  Was für konkrete Änderungsideen können wir vorschlagen?
  7. Arbeiten wir bereits mit Führungszeugnissen oder Team-Verträgen?

Verhaltenskodex und Selbstverpflichtung

Fragen zu diesem Aspekt können sein:

  1. Was für ein Verständnis von Nähe und Distanz pflegen wir?
    Wird jeder z. B. immer in den Arm genommen, wie kann ich meine persönlichen Grenzen einhalten, was für einen sprachlichen Umgang haben wir – und achten wir dabei z. B. auf verbale Gewalt, Sexismus oder die Reproduktion von rassistischen oder diskriminieren Äußerungen …
  2. Wie können wir zu einheitlichen Regeln und Werten finden – und dafür Sorge tragen, dass diese auch eingehalten werden?
  3. Wie können wir neue Mitarbeitende gut mit auf »unseren Weg« nehmen, und wie kommunizieren wir das gewünschte Verhalten bzw. unsere Werte mit neuen Teilnehmenden?
  4. Unterscheiden sich unsere Werte davon, mit wem wir es im Gegenüber zu tun haben – also ob es andere Mitarbeitende, die Hauptamtlichen, die Teilnehmenden oder vielleicht Eltern oder Außenstehende sind?
  5. Was passiert, wenn jemand (Ehrenamtliche, Hauptamtliche, Teilnehmende) diese Regeln und Werte immer wieder missachtet und absichtlich ignoriert?

Präventionsangebote bzw. Fortbildungen

Hier fasse ich mal zwei Themenfelder zusammen, weil die doch recht ähnlich sind bzw. eine Schnittmenge haben:

  1. Was für Fortbildungen zu dem Thema haben wir bei uns in der Region?
    Bieten wir die »Grundschulungen zur Prävention sexualisierter Gewalt« selber an?
    Wo gibt es vielleicht Schulungen zum Thema »Peer-to-Peer«-Seelsorge?
  2. Wer muss bei uns (welche) Fortbildungen machen, um als Teamer:in oder in der Leitung aktiv sein zu können?
  3. Welche Bedeutung hat bei uns die JuLeiCa – die bundesweit anerkannte Jugend-Leiter-Card?
  4. Wie stehen wir zu Fortbildungen zu geschlechter-sensiblem Arbeiten?

Ich halte es für empfehlenswert, nicht alle Bereiche an einem Treffen »durchzuackern«, sondern bei den Treffen auch Zeit einzuplanen, um einfach miteinander im Gespräch zu sein. Manchmal gibt es eben doch einen gewissen Redebedarf, weil das Thema »sexualisierte Gewalt« immer noch eher ein Tabuthema ist. Eure Ergebnisse sind dann wichtige Bausteine, die von den Verantwortlichen des Schutzkonzeptes unbedingt gehört werden sollten.

Idee für den Abschluss:

  • Singen
  • Abgeben: Wir geben einen Stein rum und jede:r kann sagen, was an diesem Tag besonders belastend war (alternativ kann man das aufschreiben und in die Tonne werfen, den Abfall-Eimer ohne Zettel einzuwerfen weiterreichen, die Zettel am Ende verbrennen …)
  • Singen
  • Erleuchten: Jede:r kann eine Kerze entzünden und sagen, wo heute »ein Licht aufgegangen ist« oder »wo im Leben etwas hell geworden ist«
  • Singen
  • Gebet
  • Segen

Die Selbstverpflichtungserklärung ist ein immens wichtiger Teil eines Schutz- und Präventionskonzeptes. Sie legt den Rahmen fest, in dem eure Arbeit stattfindet, bildet sozusagen euer Fundament. Wie gelangt man vom leeren Blatt Papier zur ausformulierten Selbstverpflichtungserklärung? Ein Schutzkonzept muss gelebt werden und nicht nur auf dem Papier bestehen. Damit möglichst viele Menschen das Konzept kennen und achten, ist es wichtig, schon in die Erarbeitung viele Menschen mit einzubeziehen – besonders bei der Selbstverpflichtungserklärung, denn die hat den Anspruch für alle Menschen in eurer Gemeinde oder eurem Verein gleichermaßen zu gelten.

Schritt 1: Die Einladung

Ladet ein und motiviert verschiedene Menschen, mit euch gemeinsam die Selbstverpflichtungserklärung zu verfassen: Vertreter*innen aus eurem Vorstand, ehrenamtlich Mitarbeitende, Kinder und Jugendliche, vielleicht auch Eltern …

Am besten plant ihr einen Workshop-Tag ,zu dem ihr einladet, denn ein wenig Zeit benötigt ihr sicher.

Schritt 2: Die Vorbereitung

Wenn ihr erfolgreich einladen konntet, habt ihr nun wahrscheinlich eine diverse Gruppe aus Erwachsenen, Jugendlichen und vielleicht sogar Kindern, aus Mitarbeitenden, Haupt- und Ehrenamtlichen und Eltern zusammen. Um mit diesen Menschen konstruktiv und konzentriert arbeiten zu können, sollten natürlich die Voraussetzungen stimmen. Organisiert im Vorfeld also Snacks, Getränke und am besten auch ein warmes Mittagessen, das ihr später am Tag gemeinsam genießen könnt.

Der Workshop–Tag

Schritt 3: Der Start

Beginnt euren Tag mit der Begrüßung und der Vorstellung eures Planungs-Teams. Damit alle sich ein wenig kennenlernen und miteinander warm werden können, bieten sich anschließend 2–3 kleine gemeinsame Spiele an. Hier eine Auswahl, die ihr beliebig ergänzen könnt:

  • Namensrunde: Alle nennen ihren Namen und ihre Funktion/Aufgabe in der Gemeinde/im Verein oder erzählen, an welchen Veranstaltungen/Gruppen/Freizeiten sie teilnehmen
  • Aufstellen: Die gesamte Gruppe bekommt die Aufgabe sich in einer Reihe aufzustellen und dabei zu sortieren nach:
    • AlterDauer der Ehrenamtlichkeit: Wer ist die längste Zeit schon aktiv?
    • Freizeit-Erfahrung: Wer war schon auf den meisten Freizeiten mit dabei?
  • Alle, die … Im Stuhlkreis steht eine Person in der Mitte und sagt eine Aussage (z. B. alle, die schon einmal an einem Schutzkonzept mitgearbeitet haben). Alle, auf die die Aussage zutrifft, müssen aufstehen und sich einen neuen Platz suchen – die Person in der Mitte ebenfalls.

Schritt 4: Der Einstieg ins Thema

Um mit dem eigentlichen Thema des Tages noch mehr in Berührung zu kommen, betrachtet nun verschiedene Situationen, in die ihr bei eurer Arbeit in der Gemeinde oder dem Verein kommen könntet. Diese kurzen Situationsbeschreibungen müsst ihr vorher vorbereiten, euch überlegen und aufschreiben. Dann lest ihr sie der Reihe nach vor und zu jeder Situation ordnen sich die Menschen im Raum. Auf die eine Seite stellen sich alle, die der Ansicht sind, dass in dieser Situation ihre Grenze verletzt wäre. Auf die Gegenseite stellen sich alle, die finden, dass die genannte Situation kein Problem darstellt. Das gesamte Spektrum des Raumes darf für diese Aufgabe genutzt werden.

Die Situationen sollten auf eure Arbeit und Menschen abgestimmt sein. Manche von ihnen können sehr eindeutig sein, manche sollten aber auch Spielraum für Diskussionen bieten, damit ihr gemeinsam ins Gespräch kommen könnt. Besonders gut eignen sich ohnehin Situationen, die nicht alle Informationen vorgeben, sondern Interpretationsraum lassen. Der Austausch über die eigenen Einschätzungen, Meinungen und Empfindungen bei diesen Situationen ist ausschlaggebend und wichtig für die weitere Arbeit am Schutzkonzept. Hier ein paar Beispiele:

  • Auf der Kinderfreizeit weint ein Mädchen und daraufhin nimmt ein Mitarbeiter das Kind auf den Schoß, um es zu trösten.
  • Nach dem Konfi-Treffen laden zwei Konfirmanden den Pastor zu einem Eis ein.
  • Während der Gruppenstunde macht eine Mitarbeiterin immer wieder Fotos der Kinder, die anschließend im Internet veröffentlich werden, um weitere Kinder zur Gruppe einzuladen.

Sicher fallen euch noch viel mehr für eure Arbeit passende Situationen ein, die ihr besprechen könnt. Sechs bis zehn Situationen solltet ihr für einen guten Einstieg ins Thema diskutieren.

Schritt 5: Die Selbstverpflichtungserklärung

Nun geht’s ans Formulieren eurer Selbstverpflichtungserklärung. Ihr legt damit fest, welche Normen und Werte euch wichtig sind, wie ihr in eurer Gemeinde oder im Verein zusammenarbeiten wollt. Mit mehr als drei bis fünf Menschen lassen sich Texte meistens nicht mehr gut formulieren. Deshalb kann es sich anbieten, euch in Kleingruppen aufzuteilen, die alle unterschiedliche Schwerpunkte eurer Erklärung entwerfen:

  1. Einleitung: Für wen und welche Angebote gilt die Selbsverpflichtungserklärung? Was sind ihre Ziele?
  2. Schutz vor Gewalt jeder Art
  3. Zusammenarbeit, Feedback und Macht
  4. Partizipation und Mitbestimmung
  5. Rechte und Pflichten als Mitarbeitende

Hier ein Beispiel einer Selbstverpflichtungserklärung als Anregung:

Selbstverpflichtungserklärung aus dem Schutz- & Präventionskonzept der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona-Ost in Hamburg für den Bereich der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen:

Diese Selbstverpflichtungserklärung gilt für alle Ehren- und Hauptamtlichen und für alle Angebote, Gruppen und Freizeiten für und mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona-Ost.

Ich trage dazu bei, einen möglichst sicheren Ort für alle in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona-Ost zu schaffen.

Ich begegne allen Menschen mit Offenheit, Wertschätzung und Respekt.

Ich schaffe Raum dafür, dass persönliche Gefühle, Empfindungen und Grenzen geäußert werden können und ernstgenommen werden. Ich weiß, an wen ich mich wenden kann, wenn ich mich unsicher oder unwohl fühle und kommuniziere Beschwerdemöglichkeiten auch an andere. Ich übe keine körperliche, seelische, verbale, sexualisierte oder digitale Gewalt aus und achte die individuellen Grenzen meiner Mitmenschen und auch von mir selbst. Ich schütze im Rahmen meiner Möglichkeiten meine Mitmenschen vor Diskriminierung und Ausgrenzung, Grenzverletzungen und jeglicher Art von Gewalt, solange ich mich nicht selbst dabei gefährde. Ich bin mir meiner Verantwortung, Vorbildfunktion und der Aufsichtspflicht, die ich als verantwortliche Person ausübe, bewusst und verhalte mich entsprechend. Den mir anvertrauten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen biete ich mich als Vertrauensperson an. Ich bin zum Austausch und zur Reflexion meiner Handlungen bereit und nehme das Feedback von anderen ernst.
Ich bemühe mich um konstruktive Kritik anderen gegenüber.
Mir ist bewusst, dass in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen allgemein, zwischen und innerhalb der verschiedenen Personengruppen Machtstrukturen bestehen und Gruppendruck entstehen kann.

Ich nutze meine Macht nicht aus und achte darauf, dass andere Menschen ihre Macht ebenfalls nicht missbrauchen. Ich bemühe mich um Partizipations- und Mitgestaltungsmöglichkeiten für alle Teilnehmenden.

Ich informiere mich über die gesetzlichen Vorschriften zum Schutz minderjähriger Menschen und achte sie.
Mir ist bewusst, dass jede sexuelle Handlung mit anvertrauten und hilfesuchenden Personen eine strafbare Handlung mit entsprechenden rechtlichen Folgen ist.

Schutz- & Präventionskonzept der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Altona-Ost für den Bereich der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen

Wenn ich von sexualisierten Grenzverletzungen oder Gewalt weiß oder eine entsprechende Vermutung habe, wende ich mich entweder an Hauptamtliche Personen der Kirchengemeinde oder an die Meldebeauftragten Personen des Kirchenkreises Hamburg- West/Südholstein (0173–2598282 oder meldebeauftragte@kirchenkreis-hhsh.de).
Dabei achte ich den Schutz und die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen. Ich weiß, dass ich mir Hilfe suchen darf – innerhalb und außerhalb der Kirche.
Mir ist bewusst und ich trage es mit, dass Verstöße gegen diese Selbstverpflichtung und die in meinem Arbeitsbereich geltenden Regeln Konsequenzen zu Folge haben.
Wenn ich von Regelverstößen höre oder sie mitbekomme, handle ich verantwortlich, ignoriere sie nicht und halte sie auch nicht geheim.


Schritt 6: Das Puzzle

Nachdem alle Gruppen ihre Textbausteine geschrieben haben, trefft ihr euch wieder und stellt euch gegenseitig eure Ergebnisse vor. Jede Gruppe liest ihren Text vor und erklärt gerne auch kurz, warum der so geworden ist, wie er nun vorgetragen wurde. Anschließend ist Raum und Zeit für Rückfragen und Optimierungsvorschläge, damit die Formulieren am Ende auch so sind, dass sie von allen Menschen möglichst gut verstanden werden. Hat jede Gruppe ihren Text präsentiert, braucht ihr die einzelnen Bausteine nur noch zusammenzufügen. Dabei könnt ihr sie auch in die für euch passende Reihenfolge bringen.

Fertig! Herzlichen Glückwunsch zur Selbstverpflichtungserklärung!

Einen Verhaltenskodex benötigt jede Gruppe, jede Freizeit, jedes Angebot eurer Gemeinde oder eures Vereins, denn ein Verhaltenskodex bezieht sich immer ganz konkret auf bestimmte Situationen und Zielgruppen. Er ist ein bedeutendes Präventionsinstrument, denn er bietet (Handlungs-)Sicherheit und gibt Orientierung für Mitarbeitende und Teilnehmende. Wie so oft ist es auch hier sehr sinnvoll, den Verhaltenskodex gemeinsam mit allen Menschen einer Gruppe zu erstellen. Ihr könnt dazu also einfach eine Gruppenstunde oder eine Einheit auf einer Freizeit nutzen.

Im Gegensatz zur Selbstverpflichtungserklärung ist der Verhaltenskodex sehr konkret. Die Selbstverpflichtungserklärung legt den Rahmen fest und die Werte und Normen, die eurer Handeln prägen sollen. Der Verhaltenskodex besteht aus präzisen und klaren Verhaltensregeln. In einem Verhaltenskodex können beispielsweise Sätze stehen wie:

  • Wir hören uns gegenseitig zu und lassen uns ausreden.
  • Wir halten uns an unsere Gruppen-Regeln.
  • An fremden Zimmern klopfen wir und warten, bis wir hereingebeten werden.

Ideen für eine Gruppenstunde zum Verhaltenskodex

Spiel ohne Regeln

Ihr könnt irgendein Spiel auswählen, dass auch ohne Regeln gespielt werden kann. Es sollte ein Spiel sein, das in der Gruppe noch nicht so bekannt ist, dass sich automatisch alle an die vorgegebenen Regeln halten. Für diesen Einstieg könnt ihr euch auch ein kleines Spiel selbst ausdenken.

Spielvorschlag: Teebeutel-Weitwurf
Alle bekommen dafür einen Teebeutel und müssen ihn möglichst weit werfen. Mehr Regeln erklärt ihr nicht. Manche werden den Beutel vielleicht zusammenknüllen und dann werfen. Andere werden ihn vielleicht vorher nass machen, damit er schwerer ist und besser fliegt. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, denn ihr erklärt keine weiteren Regeln und versucht das Spiel so schnell umzusetzen, dass auch keine Zeit für Rückfragen bleibt.

Austausch darüber

Tauscht euch über das gerade gespielte Spiel aus. Jetzt ist Zeit für Rückfragen, für Kritik und Frust – all das ist durchaus gewollt, um die Bedeutung von Regeln aufzuzeigen. Den Kindern oder Jugendlichen wird in diesem Gespräch sicher deutlich werden, dass Regeln längst nicht nur nervig und hinderlich sind, sondern dass Regeln auch Sicherheit geben, weil man dank der Regeln weiß, wie man sich verhalten sollte. Außerdem sorgen Regeln für Fairness, weil alle bei einem Spiel mit Regeln unter den gleichen Bedingungen starten.

Gottes 10 Gebote

Wer mag kann an dieser Stelle auch einen kleinen Exkurs zu Gottes Geboten einschieben. Auch Gott hat uns Menschen seine Gebote ja nicht einfach gegeben, um uns unter Kontrolle zu halten und einzuschränken. Vielmehr hat er sie uns genannt, um uns zu schützen und etwas Gutes zu tun – um uns Sicherheit und Orientierung zu geben, zu zeigen, wie ein Leben gelingen kann.

Verhaltenskodex aufstellen

  • Zunächst finden sich alle in Paaren zusammen und überlegen sich 10 wichtige Regeln für die Gruppe. Diese werden notiert.
  • Als nächstes kommen jeweils zwei Paare zusammen, zeigen sich gegenseitig ihre 10 Regeln und einigen sich gemeinsam auf insgesamt 10 Regeln.
  • Im nächsten Durchgang finden sich nun zwei Vierergruppen zusammen, tauschen sich wieder über ihre Regeln aus und legen sich nun zu acht auf 10 Regeln fest.
  • Anschließend kommen alle Gruppen wieder zusammen, präsentieren sich ihre Regeln und die Gesamtgruppe einigt sich nun auf 10 Regeln.
    • Dabei dürft ihr die einzelnen Regeln auch nochmal umformulieren. Bringt sie außerdem in eine passende Reihenfolge.
    • Zum Abschluss könnt ihr auch ergänzen, was jetzt noch fehlt und unbedingt noch festgehalten werden soll.

Egal, ob euer Jugendgottesdienst schon seit Jahrzehnten besteht oder ihr ganz frisch überlegt, einen zu starten: hier gibt’s eine Checkliste und Tipps, was ihr bedenken und entscheiden solltet, wenn ihr regelmäßige JuGos bei euch anbieten möchtet. Nicht alle Punkte treffen immer und überall zu – pickt euch einfach raus, was für euch passt!

Team

O Wir haben jemand (1-2 Personen), die regelmäßig und verlässlich die Hauptleitung übernehmen: Termine festlegen, Team einladen, Gesamtüberblick behalten
O Unser Team ist divers: es beinhaltet Menschen, die schon lange dabei sind und welche, die ganz neu am Start sind, Menschen mit verschiedenen Glaubensprägungen, verschiedenem Alter, unterschiedlichen Gaben…
O Die Leute im Vorbereitungsteam sind verlässlich und regelmäßig dabei.

Vorbereitung

O Wir reservieren rechtzeitig die benötigten Räume und Materialien bei zuständigen Personen.
O Wir kommunizieren Inhalte, Konzept und Änderungen mit den zuständigen Gemeindeleitungen (Kirchengemeinderat, Presbyterium, Leitungskreis der Gemeinde…)
O Wir haben ein klar definiertes Thema für den JuGo, das sich durch alle Bereiche zieht: Werbung, Raumgestaltung, Moderation, Predigt, Liedauswahl…
O Wir haben Mitarbeitende für alle Bereiche, die bei uns wichtig sind. Das KÖNNTEN sein: Werbung/Öffentlichkeitsarbeit, Moderation, Raumgestaltung, Anspiel/ Kreativaktion, Predigt, Küchenteam (für Mitarbeitende und / oder Snacks für JuGo-Besuchende), Technik (Ton, Beamer, Licht…), Band…
O Wir denken bei aller Orga auch im Gebet an unseren JuGo. Im Idealfall finden wir Menschen, die für unseren Jugo beten.

Werbung/Öffentlichkeitsarbeit

O Wir bewerben unseren JuGo rechtzeitig auf den Kanälen, die für unsere Zielgruppe relevant sind. Wir wissen, auf welchen Sozialen Medien unsere Jugendlichen unterwegs sind und bespielen sie entsprechend. Auch Printmedien haben wir im Blick.
O Während dem Jugo machen wir Bilder, die wir hinterher (auch auf unserer Homepage, im Gemeindebrief usw.) mit einem kleinen Rückblick veröffentlichen. Dabei beachten wir die Bildrechte.

Jugo-Ablauf

O Wir haben einen klar definierten Ablauf, der allen bekannt ist. Er enthält die verantwortlichen Ansprechpersonen und die angestrebten Zeiten für die einzelnen Punkte.
O Wir sprechen laut und klar – und benutzen keine besondere “Gottesdienstsprache”, sondern reden “wie im normalen Leben”.

Auf- und Abbau / Aufräumen

O Wir treffen uns rechtzeitig zum Aufbau von Deko, Technik, Stühle stellen und Co.
O Alle Materialien, die wir brauchen, sind vor Ort.
O Vorschlag für einen Ablauf: 15 Uhr Aufbau, 16 Uhr Durchlaufprobe, 17.30 Uhr Gebet mit allen Beteiligten, 18 Uhr Gottesdienstbeginn mit Countdown, 19 Uhr Ende – Zeit zum Reden und Connecten, 19.30 Uhr Abbau und Aufräumen

Schon länger dabei? Tipps für den Glow-Up

Tipp 1: lasst mal Leute “von außen” auf euren JuGo schauen – Menschen, die sonst nicht dabei sind und die Erfahrungen mit anderen JuGos gesammelt haben und wertschätzend Feedback gaben können. Idealerweise sind sie beim Jugo und bei der Vorbereitung dabei und haben einen “Beobachterauftrag”: was fällt dir auf – bei uns im Team, bei der Vorbereitung und beim Abbau, bei der Themenauswahl, in den einzelnen Phasen des Jugos…? Wo hast du Fragezeichen? Was findest du schön, besonders, lobenswert? Was erscheint dir merkwürdig, verbesserungsfähig…? Nehmt euch Zeit, ihre Rückmeldungen in Ruhe zu besprechen! Oft bekommt man als “Alter Hase” “blinde Flecken” und denkt über manche Abläufe und Traditionen gar nicht mehr bewusst nach. Da hilft es enorm, wenn jemand mit einem frischen Blick draufschaut und euch seine bzw. ihre Gedanken dazu zurück spiegelt.

Tipp 2: Routine ist super – aber manchmal beschränkt sie auch die Kreativität. Nehmt euch im nächsten Jahr vor, bei jedem JuGo EINEN Punkt in eurem Jugo anders zu machen, als ihr es gewohnt seid: mal den Segen, mal die Begrüßung, die Predigt oder die Vorbereitung… und dann schaut mal, wie sich das für euch anfühlt und ob ihr da vielleicht dauerhaft eine Veränderung einläuten wollt.

Tipp 3: Die Raumgestaltung ist bei einem JuGo besonders wichtig – denn auch der Raum “predigt mit”. Hilfreiche Fragen und Gedanken dazu findet ihr in diesem Artikel.

Pommes oder Pizza? Chillen oder Joggen? Selbst bei solchen Alltagsfragen fällt es uns manchmal schwer, eine Entscheidung zu treffen. Und wenn es dann erst darum geht, wie man den Sommerurlaub verbringt, welchen beruflichen Weg man einschlagen möchte oder wo und mit wem man zusammenwohnen will… dann wird’s erst richtig kompliziert! In diesem Text bekommst du Infos zum Thema Entscheidungen und Impulse, was zur Entscheidungsfindung helfen kann.

Was entscheiden schwer macht:

  • Entscheiden heißt wählen! Wer sich für eine Sache entscheidet entscheidet sich automatisch gleichzeitig gegen viele andere Möglichkeiten – und verzichtet vielleicht auf etwas das (auch) schön und gut wäre
  • Wir können nicht in die Zukunft sehen. Ob eine Entscheidung sich als „richtig“ erweist kann man manchmal erst im Rückblick sehen. Wer entscheidet muss also auch gegen die Angst kämpfen: die Entscheidung könnte falsch sein. Es gibt keine Garantie, dass bei Entscheidungen das Erhoffte eintreten wird.
  • Wir haben nicht immer alle Infos. Manchmal erfährt man erst nach einer Entscheidung Wichtiges, das im Vorfeld zu einer anderen Entscheidung geführt hätte. Oft ist es gar nicht möglich, sich einen wirklich umfassenden Überblick zu verschaffen über die Möglichkeiten, die man eigentlich hat.
  • Nicht wissen, was man will. Wenn du grundsätzlich nicht weißt, in welche Richtung dein Leben gehen soll, kann es schwerer fallen, große Entscheidungen zu treffen.

Aber: entscheiden zu dürfen ist ein Privileg! Wir sind keine Marionetten. Gott schenkt uns einen freien Willen. Wir können in vielen Bereichen über unser Leben selbst entscheiden. Das bedeutet: Verantwortung übernehmen! Und es bedeutet, darin zu vertrauen, dass Gott mir bei Entscheidungen zur Seite steht und mit mir auch trotz Umwegen zum Ziel kommt.

Entscheidungs-Methoden

Wie man sich gut entscheiden kann – dazu gibt’s jede Menge Theorien und Methoden. Vielleicht willst du ja mal was ausprobieren? Los geht’s!

CAF: „Consider all Facts“
Alle Faktoren aufschreiben, die mit meiner Fragestellung, meiner Entscheidung, meinem Problem zusammenhängen; möglichst viele Informationen und Einflussfaktoren sammeln und die Ergebnisse wie eine Checkliste benutzen. Dazu musst du dich ganz automatisch ausführlich mit deinem Thema befassen

PMI: Plus – Minus- Interessant
Kriterien für die Entscheidung mit verschiedenen Alternativen aufschreiben und gewichten. Aufmerksamkeit gezielt nacheinander für jeweils 2-3 Minuten auf einzelne (positive und negative) Aspekte richten und das Ergebnis der Gedanken aufschreiben. Für Aspekte, die weder positiv noch negativ sind, bei denen die Auswirkung noch nicht einschätzbar ist sowie für offene Fragen eine weitere Kategorie mit der Bezeichnung „interessant“ einführen. Es wird deutlich: hier besteht noch weiterer Informations-bedarf. Die PM-Kategorien gewichten (1-6 Punkte), das Ergebnis zusammenzählen und überdenken.

„Zwei Wege“
Wenn es um eine Lebens-Entscheidung geht kannst du versuchen „in die Zukunft zu sehen“ ;-). Dazu stellst du dich auf einen Punkt im Raum – das ist der Zustand JETZT. Dann blickst du in eine Richtung und überlegst: wenn ich diesen Weg einschlage, wo bin ich dann wahrscheinlich in einem Jahr, in fünf, in Zehn? Schreibe deine Überlegungen auf Zettel und lege sie auf einen „Zeitstrahl“. Dann drehe dich um 90 Grad von deinem Ausgangspunkt und mache einen neuen Zeitstrahl für die andere Entscheidungsmöglichkeit. Stelle dich bewusst zu den einzelnen Zetteln und finde heraus, wie es dir dabei geht. Nimm dir Zeit. Dann mach das Selbe mit dem anderen Zeitstrahl.

Intuitive Entscheidungsmethoden
Das Prinzip besteht darin, die Kraft und das Wissen unseres Unterbewusstseins zu nutzen. Dieses hat viel mehr Erfahrungen, Eindrücke und Erlebnisse gespeichert als wir bewusst abrufen können (Bauchgefühl). Je mehr wir lernen, unsere Intuition wahrzunehmen und auf sie zu hören, desto größer wird der Nutzen sein, den wir daraus ziehen. Ideen, wie das praktisch aussehen kann? Du zählst bis fünf und entscheidest dann spontan, ohne nachzudenken. Oder du überlässt die Entscheidung dem Zufall und wirfst eine Münze… Seine eigene “Entscheidungsfreude” kann man so auch etwas trainieren! Diese Methoden eignen sich vor allem für “kleinere” Entscheidungen im Alltag.

Tipps

  • Lass dir Zeit für wichtige Entscheidungen.
  • Prioritäten setzen. Wenn du eine grundsätzliche Idee hast, in welche Richtung dein Leben laufen soll, was dir wirklich wichtig ist und worauf du am Ende seines Lebens stolz und dankbar zurückblicken möchtest… dann fällt es dir leichter, größere (Lebens-)Entscheidungen zu treffen.
  • Berate dich mit Freunden und Menschen, die dich gut kennen und auch hinterfragen. Sie sehen deine Schwächen, Stärken und dein Potential manchmal besser als du selbst. Besprich dich aber zumindest manchmal auch mit denen, die eine andere Meinung vertreten als du und dich herausfordern mit ihrer Sichtweise (raus aus der Bubble!). Auch wenn du ihre Einstellung nicht teilst kann es wertvoll sein zu hören, was sie denken und warum.
  • Bete für Weisheit!
  • Und dann triff mutig eine Entscheidung und steh auch innerlich dazu. Lass die anderen Optionen hinter dir und wälze sie nicht noch dauernd in deinem Kopf (“Hätte ich nur…”, “Was wäre wenn ich XY gewählt hätte…”)
  • Wenn du merkst, dass du einen Weg eingeschlagen hast, bei dem es dir nicht gut geht halte nicht krampfhaft an deiner Entscheidung fest sondern triff eine neue. Aber: nicht jede Herausforderung heißt gleich dass dein Weg falsch ist! Hier ist eine gute Unterscheidungsgabe gefragt.
  • Scheitern oder vermeintlich falsche Entscheidungen sind keine Katstrophen, sondern Chancen, zu lernen, zu wachsen und das Leben neu in Angriff zu nehmen.
  • Wichtig ist bei allen Entscheidungen: Mach dich frei von dem Druck des Perfektionismus. Wähle das, was gut für dich ist. Gut ist gut genug – es muss nicht immer das Beste sein!

Wie „Prüfen und das Gute behalten“ für Gründerinnen und Gründer geht

Am 12. Oktober 2024 fand das zweite „Gründergeist Gipfeltreffen” statt: Unser “Klassentreffen” der Kirchenpionierinnen und -pioniere. Unser Festival der Gründungen. Rund 200 Menschen aus dem Südwesten erlebten einen inspirierenden Tag. Das ökumenische, baden- und württembergische Format zog Teilnehmende aus verschiedensten Bereichen an, die neue, ergänzende Formen von Kirche initiieren und gestalten wollen.

Sandra Bils, Professorin für missionarische Kirchenentwicklung der CVJM-Hochschule Kassel, fragte in ihrer Keynote so: „Wie viel Zeit meines kirchlichen Engagements investiere ich in Fortsetzen von Bisherigem, Anfangen von Neuem und bewusstes Beenden und Verlernen? – Wo schneidet ihr auch mal bewusst alte Zöpfe ab und sagt, das war gut, aber hat auch seine Zeit gehabt jetzt?“ Sie erinnerte daran, dass „Ekklesia“ – Kirche – nicht nur ein selbstorganisiertes Cliquentreffen ist, sondern eine Gemeinschaft, die von Gott herausgerufen ist – das bedeute auch ein Rausgehen aus eigenen Räumen.

Tina Hodgett, Priesterin und Pionierin der anglikanischen Kirche, teilte ihre Erfahrungen aus der FreshX-Bewegung in England. Heutige Pioniere seien oft Frauen und nicht-klassisch ausgebildet. Das englische Wort „pioneer“ habe als Entsprechung das Wort „Anfänger“ im Deutschen – so, wie auch Jesus vieles neu und zum ersten Mal gemacht hat.

Der Hamburger Startup-Berater Daniel Terner führte in die Praxis des Gründens ein und verglich den Start mit dem Kinderspiel Topfschlagen: Nach einer großen Idee, einer Analyse der Wunschwirkung und einer ersten Kostprobe der Idee heißt es: „Auf die Knie gehen, näher ran!“ Der kontinuierliche Austausch mit der Zielgruppe ist entscheidend. Gründerinnen und Gründer sind demnach auf der Suche nach dem „Klonk“ – dem Sound des Topfes – und um das zu finden, müssen wir auf die Knie und starten und probieren. Also: Im großen Wandel sind es kleine Schritte des Anfangens und Machens, die uns voranbringen.

Beim Topfschlagen, genauso wie beim Gründen geht es also um „prüfen und das Gute behalten“:

Was ist dein nächster kleiner Schritt in die Richtung einer Kirche der Zukunft?

Was davon „funktioniert“ für dich und deine Freunde? Und was muss dringend neu gemacht werden? Was kannst du lassen und weglassen? Was kannst du aufhören? Und was kannst du neu starten?

Ein Beispiel aus Württemberg: In Neuweiler startete vor einiger Zeit die „Junge Kirche“ innerhalb der Kirchengemeinde. Eine Crew aus hauptsächlich jungen Müttern initiierte monatliche Gottesdienste als Heimatort für alle Generationen – Kinder, Familien, Eltern, Konfis und auch Senioren. Als ich einmal beim Teamtreffen war, spürte ich richtig, wie nah sie dran sind an den Bedürfnissen der Menschen um sie herum. Unser nächster Schritt ist nun ein gemeinsamer Klausurtag, an dem es um Vision, Mission und Strategie geht. Mir gefällt das: Einfach mal loslegen und dann schauen, wo es genau hingehen soll. Die Neuweilerinnen sind für mich ein Vorbild darin. Anfangen und dann prüfen. Prüfen – dann auch mal was verwerfen und das Gute behalten.

Oft hat das damit zu tun, erstmal auf die Knie zu gehen. Nah ran. Auf den Boden der Tatsachen. Nicht zu schnell bei einer Lösung zu sein, sondern „problemverliebt“ den Bedürfnissen der Menschen um mich herum auf der Spur zu sein. Wie beim Topfschlagen.

Und vielleicht wird daraus schon bald dein Traum von Kirche.

Bei Fragen oder Anregungen gerne schreiben: tobi.woerner@ejwue.de

Mehr Infos zum Netzwerk unter www.gruendergeist.info

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