Eine Reise durch das jüdische Festjahr

Bevor wir mit den jüdischen Festen beginnen muss man wissen, dass die Juden einen anderen Kalender und somit auch eine andere Zeitrechnung haben als wir. Der jüdische Kalender besteht ebenfalls wie unserer aus 12 Monaten, jedoch orientiert er sich am Mondkalender (unser Kalender orientiert sich am Sonnenjahr). Und da ein Mondjahr kürzer ist als ein Sonnenjahr, haben die Monate weniger Tage als unsere und somit fallen die jüdischen Feste und Feiertage jedes Jahr auf andere Tage. Nach dem jüdischen Kalender befinden wir uns aktuell im Jahr 5781 (Stand September 2020). Die jüdische Zeitrechnung beginnt im Jahr 3761 vor Christus, genauer gesagt, am 6. Oktober, da Gott nach jüdischem Glauben an diesem Tag die Welt erschaffen hat.

Nachfolgend eine Auflistung der jüdischen Monate und die Anzahl der Tage. Als Vergleich stehen die Monate unseres Kalenders in Klammer dabei:
Tischri (September-Oktober): 30 Tage
Marcheschwan (Oktober-November): 29 bzw. 30 Tage
Kislew (November-Dezember): 29 bzw. 30 Tage
Tewet (Dezember-Januar): 29 Tage
Schwat (Januar-Februar): 30 Tage
Adar (Februar-März): 29 Tage
Nisan (März-April): 30 Tage
Ijjar (April-Mai): 29 Tage
Siwan (Mai-Juni): 30 Tage
Tammus (Juni-Juli): 29 Tage
Aw (Juli-August): 30 Tage
Elul (August-September): 29 Tage
Diese Infos sind wichtig, wenn man sich mit den jüdischen Festen auseinandersetzt, da sie so besser zu verstehen sind.

Rosch ha schana

Das jüdische Jahr beginnt mit Rosch ha schana, dem Neujahrsfest. Anders als bei uns findet dieses Fest im Herbst, am 1. Tischri, statt (nach unserer Zeitrechnung Mitte September. Bei uns ist Neujahr am 1. Januar). Im Herbst deshalb, weil mit der letzten Ernte das Jahr für die Bauern vorbei war und somit ein neues Jahr begann. Anders als bei uns dauert dieses Fest zwei Tage und ist jedoch eher ernst. Es gibt keine großen Partys, denn die Neujahrstage sind dafür da, dass man überlegt, was man im vergangenen Jahr alles falsch gemacht hat, um es im nächsten besser machen zu können.
Zu Neujahr wird das Schofar, das Widderhorn, geblasen. Bläst man in das Widderhorn, erklingt ein durchdringender und schriller Ton. Mit dem wird daran erinnert, dass nun das alte Jahr zu Ende ist und ein neues beginnt. Eine Tradition an Rosch ha schana ist, dass man sich gegenseitig ein „süßes Jahr“ wünscht, indem man einen Apfel mit Honig süßt oder ihn in Scheiben schneidet und dann süßt. Einen Apfel deshalb, weil er an die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies erinnern soll und da an Rosch ha schana ein neues Jahr beginnt, wird auch an die Erschaffung Adams gedacht (wir erinnern uns, die jüdische Zeitrechnung beginnt mit der Erschaffung der Welt).
Hierzu könnt ihr mit euren Kids folgendes Spiel machen: Ihr sucht euch vier Kinder aus, die gegeneinander spielen werden. Jedes Kind bekommt einen in Scheiben geschnittenen Apfel auf einem Teller, der mit Honig übergossen wurde. Auf „los“ müssen sie nun so schnell als möglich den Apfel essen. Sieger ist, wer den Mund als erstes leer hat und pfeift.
Sollten mehr als vier Kinder das Spiel machen möchten, braucht ihr natürlich entsprechend mehr Äpfel und Teller.

Jom Kippur

Jom Kippur bedeutet „Versöhnungsfest“ und wird zehn Tage nach Neujahr gefeiert. Wie Rosch ha schana auch, ist Jom Kippur eher ein ruhigeres Fest, bei dem nochmals darüber nachgedacht wird, was man alles falsch gemacht hat. Die meisten Juden beten und fasten an dem Tag und man trägt weiße Kleidung. Es soll alles so schlicht wie möglich sein. Ebenso versucht man an den Tag, sich mit seinen Mitmenschen zu versöhnen. Am Abend zuvor wird ein Gottesdienst gefeiert, in dem die Menschen darum bitten, dass sie von allen nicht gehaltenen Versprechen Gott gegenüber entbunden werden.
Die Juden fasten und beten an diesem Tag. Geht mit euren Kindern ins Gespräch, was es bedeutet, einen ganzen Tag lang zu fasten und zu beten. Hier muss evtl. erst einmal geklärt werden, was fasten bedeutet. Könnten sie sich vorstellen, einen Tag lang so zu verbringen? Was meinen sie, sind Vor- und bzw. Nachteile eines solchen Tages? Kann daraus auch etwas Gutes entstehen?

Sukkot

Das Fest „Sukkot“ beginnt am 15 Tischri und dauert sieben Tage lang. Sukkot bedeutet „Laubhütte“ und wird deshalb auch „Laubhüttenfest“ genannt. Es ist das Fest der Wein- und Obsternte und vom Ursprung her ein Erntedankfest, so wie wir es auch feiern. Das wichtigste Gebot dieses Festes lautet: „Alle sollen während dieser Festwoche in provisorischen Hütten wohnen. Die Sukka (Hütte) muss unter freiem Himmel stehen. Ihr Dach wird aus Ästen, Zweigen und Laub gemacht.“
Aber Sukkot hat noch eine ganz andere wichtige Bedeutung: Hauptsächlich gedenkt man bei diesem Fest an die 40jährige Wüstenwanderung der Israeliten beim Auszug aus Ägypten. In dieser Zeit zogen die Israeliten als einfaches Nomadenvolk durch die Wüste und konnten deshalb keine Ernte einbringen. Aus diesem Grund ließ Gott sie während der eigentlichen Festzeit in Laubhütten wohnen. In der Thora (jüdische Bibel) steht dazu: „Ihr sollt am ersten Tag Früchte nehmen von schönen Bäumen, Palmwedel und Zweige von Laubbäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem Herrn, eurem Gott, und sollt das Fest dem Herrn halten jährlich sieben Tage lang. Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen. Wer einheimisch ist in Israel, soll in Laubhütten wohnen, dass eure Nachkommen wissen, wie ich die Israeliten habe in Hütten wohnen lassen, als ich sie aus Ägyptenland führte.“ Fast Textgleich steht dasselbe in unserer Bibel, in 3. Mose 23, 39-43.
Tage vor dem Fest beginnt jede Familie mit dem Bau der Laubhütte. Dies kann im Garten oder dem Balkon sein. Idealerweise wird sie aus einem Holzgestell gefertigt. Auf das Dach kommen Palmwedel, Bambus, Laub und Zweige. Es muss organisches Material sein und die Sterne müssen noch hindurch scheinen können. Zum Schluss wird das innere mit Fruchtgirlanden und Blumen ausgeschmückt. Ganz wichtig ist noch eine Lichterkette. Während Sukkot findet das Familienleben in der Laubhütte statt. Dort wird gegessen und geschlafen, und auch die Freizeit soll nach Möglichkeit in der Hütte verbracht werden. So wird verdeutlicht, wie das Volk Israel während der Wüstenwanderung in völliger Abhängigkeit zu Gott lebte. Genau diese Abhängigkeit führt zur Gottesnähe, die echte und tiefe Freude mit sich bringt.
An Sukkot haben die Kinder Schulferien und die meisten Geschäfte sind nur kurz geöffnet, so dass auch die Erwachsenen viel Freizeit haben.
Am achten Tag wird „Sinchat Thora“ gefeiert, das Fest der Gesetzesfreude. Dazu basteln die Kinder Fähnchen und dekorieren das obere Ende mit Apfelstücken. Diese schwenken sie in der Synagoge, wenn die Thora-Rollen herausgeholt werden. Dann wird mit Bonbons nach den Kindern geworfen, die sie anschließend essen dürfen. So ausgelassen und fröhlich geht es in der Synagoge sonst nie zu.
Wie wir gerade erfahren haben, basteln die Kinder ein Fähnchen und das dürfen eure Kinder nun auch machen. Dazu braucht ihr gar nicht so viel. Es genügen Reste von Tonpapier, aus denen die Kids sich ein Fähnchen gestalten dürfen. Sie können sich dazu eine Farbe aussuchen, ein Fähnchen aufmalen, ausschneiden und dann noch aus anderen Farben Symbole, Zeichen, Buchstaben, Zahlen, usw. ausschneiden und aufkleben. Ist das Fähnchen fertig, wird es an einen Schaschlikstab geklebt. Oder sie dürfen sich im Freien einen Stecken suchen. Hierbei ist jedoch wichtig, dass keine Äste von Bäumen abgerissen werden dürfen.
Eine Alternative zu den Fähnchen aus Tonpapier, sie bekommen weißes Kopierpapier und dürfen darauf etwas malen oder aus Tonpapier was ausschneiden und darauf kleben. Hier sind der Kreativität eurer Kids keine Grenzen gesetzt.

Chanukka

Als nächstes Fest ist Chanukka, auch Lichterfest genannt, an der Reihe, das am 25. Kislew gefeiert wird. Chanukka heißt „Einweihung“ und findet immer um die Weihnachtszeit statt. Chanukka wird acht Tage lang gefeiert, was mit dem „Öl-Wunder“ zu tun hat. Im 2. Jahrhundert vor Jesus Geburt wurde der jüdische Tempel in Jerusalem von den Griechen zerstört. Dies war für die Juden sehr schlimm, denn jedes Jahr pilgerten sie zum Tempel in Jerusalem um dort die heiligen Feste zu feiern. Und nun war dieser Tempel zerstört! Nachdem die Griechen abgezogen waren, wollten sie ihren Leuchter anzünden, der nach jüdischem Glauben niemals verlöschen darf. Wichtig dabei ist, er darf nur mit geweihtem Öl brennen. Allerdings hatten die Griechen das ganze Öl für den Leuchter vernichtet und um neues geweihtes Öl herzustellen, dauerte es mehrere Tage. Beim aufräumen fanden sie ein ganz kleines Fläschchen Öl, das normalerweise nur für einen Tag reichte. Also beschlossen sie, mit dem kleinen Rest geweihtes Öl die Kerzen anzuzünden. Und dann geschah das Wunder, dass die Kerzen durchgehend acht Tage brannten. Genau so lange, bis das neue geweihte Öl hergestellt war.
In Erinnerung daran, stellen die Juden an Chanukka ihren „Chanukka-Leuchter“ mit acht Armen auf, von denen sie meistens mehrere besitzen, die dann im ganzen Haus aufgestellt werden. An den acht Chanukka-Abenden bekommt man entweder selbst Besuch, oder man geht jemand besuchen. Dies kann die Familie sein oder aber auch Freunde. Für die Kinder ist diese Zeit besonders schön, da sie an jedem Abend ein Geschenk oder Geld bekommen. Von dem Geld sollen sie jedoch einen Teil für einen guten Zweck spenden. Zu Essen gibt es an Chanukka Pfannkuchen, Kartoffelpuffer oder andere in Öl gebratene Gerichte. Sie sollen an das Öl-Wunder erinnern.
An Chanukka wird an jedem Abend ein Licht mehr am Leuchter entzündet. Stellt acht Teelichter nebeneinander auf feuerfeste Unterlagen (Teller oder Alufolie). Dann bekommt ein Kind ein Streichholz und soll mit diesem so viele Teelichter wie möglich anzünden. Wie viele schafft das Kind? Danach werden die Teelichter wieder ausgeblasen und das nächste Kind ist an der Reihe. Entweder es dürfen alle Kinder spielen die Lust haben (bitte darauf hinweisen, dass es niemand machen muss, da manche Kinder Angst vor Feuer haben) oder ihr beschließt im Vorfeld, wie viele Kinder dieses Spiel machen dürfen.
Tipp: Zur Sicherheit einen Eimer mit Wasser daneben stellen!

Purim

Purim wird am 14. und 15. Adar gefeiert (nach unserer Zeitrechnung ist das Februar/März). Das Wort „Pur“ ist persisch und bedeutet „Los“. Das Purimfest erinnert an die Jüdin Esther, die vor mehr als 2500 Jahren in Persien (der heutige Iran) gelebt hatte. Zur damaligen Zeit lebten sehr viele Juden in Persien. Der persische König war verheiratet mit Wasti, die sich jedoch eines Abends seinen Befehlen widersetzte und so ließ er sie umbringen. Daraufhin suchte er eine neue Frau und schickte seine Boten aus, im ganzen Land die schönsten Frauen zu ihm in den Palast zu bringen. Darunter war auch Esther, eine Jüdin. Jedoch durfte der König nicht wissen, dass sie Jüdin war, sonst hätte er sie gleich aus dem Palast geworfen. Als sich der König nun die vielen Frauen anschaute, gefiel ihm Esther am Besten und so heiratete er sie. Sie lebten lange glücklich miteinander, bis Esthers Onkel Mordechai mitbekam, wie der Minister Haman einen Plan schmiedete, um alle Juden in Persien umbringen lassen zu können. Denn Haman hasste die Juden und wollte sie alle los haben. Mordechai erzählte Esther alles und bat sie darum, ihrem Volk zu helfen. Daraufhin fastete Esther einen Tag um sich zu überlegen, wie sie ihr Volk retten konnte. Mittlerweile hatte Haman den König davon überzeugt, dass alle Juden im Land umgebracht werden sollen. Der Tag, an dem die Juden sterben sollten, wurde vom König und Haman „ausgelost“, daher auch der Name „Purim“ = Pur = Los. Das Los fiel auf den 13. Adar. Esther blieb nicht mehr viel Zeit und so bat sie den König zu einem Abendessen. Da erzählte sie ihm von der Verschwörung gegen die Juden und auch, dass sie selbst Jüdin sei. Der König wurde sehr zornig auf Haman und befahl, ihn zu töten. So bewahrte Esther ihr Volk vor dem sicheren Tod. Die Geschichte der Esther findet ihr auf in der Bibel, im Alten Testament.
Heute feiern die Juden auf der ganzen Welt das Purimfest in Erinnerung an die kluge und mutige Esther. Da es sich hier um ein Freudenfest handelt, verkleiden sich die Menschen und ziehen so durch die Straßen. Es ist ein sehr fröhliches und ausgelassenes Fest bei dem Trauerreden und Fasten verboten sind. Im Gottesdienst wird das vollständige Esther-Buch gelesen und jedes Mal wenn der Name Haman fällt, dürfen alle Krach machen. An diesem Tag ist es auch wichtig, an Bedürftige Geschenke zu verteilen, damit wirklich alle Menschen mit feiern können. Zu Essen gibt es die leckeren „Haman-Taschen“. Wer mit seiner Gruppe welche backen möchte, findet im Internet viele Rezepte dazu. Oder ihr backt sie zu Hause und nehmt sie in die Jungschar mit.
Als Aktion hierzu könnt ihr folgendes mit euren Kids machen: bereitet zu Hause kleine Zettel vor und gebt jedem Kind einen davon. Die Aufgabe besteht nun darin, einen Mut machenden Spruch darauf zu schreiben, den Zettel zu rollen (wie die Lose beim Jahrmarkt), einen kleinen Gummi darum zu machen und dann in die bereit gestellte Schüssel legen. Hat jedes Kind ein Los in die Schüssel gelegt, werden sie gut durch gemischt und jeder darf sich eines ziehen. So kann jedes Kind einen schönen Spruch als Erinnerung mit nach Hause nehmen.
Wahrscheinlich werden die Kinder nicht ganz so bibelfest sein, dass ihnen schöne Sprüche aus der Bibel einfallen. Von daher wäre es gut, wenn die Mitarbeitenden im Vorfeld welche auf ein Blatt schreiben und dies den Kindern dann geben, damit sie sich einen aussuchen können. Hier ein paar Vorschläge für geeignete Sprüche: „Gott ist bei dir, wohin du auch gehst.“ Josua 1,9; „Der Herr behütet dich.“ Psalm 121,5; „Die Gott lieben werden sein wie die Sonne, die aufgeht in ihrer Pracht.“ Richter 5,31; „Du bist von Gott geliebt.“ Daniel 9,23; „Auf all deinen Wegen wird er dich beschützen, vom Anfang bis zum Ende, jetzt und in aller Zukunft.“ Psalm 121,8; „Verlass dich auf den Herrn, von ganzem Herzen.“ Sprüche 3,5.

Pessach

Das nächste jüdische Fest, heißt „Pessach“ (die meisten kennen es wahrscheinlich unter dem Namen „Passah“). Pessach heißt übersetzt „Vorübergehen“, ist eines der wichtigsten jüdischen Feste und wird im Monat Nisan, also bei uns im März oder April, gefeiert. Pessach dauert eine Woche und erinnert die Juden an die Ereignisse, kurz vor der Flucht ihrer Vorfahren aus Ägypten. Am Abend, wenn Pessach beginnt, besuchen die Juden die Synagoge. Wieder zu Hause, wird der Seder-Abend gefeiert. Seder bedeutet Ordnung, weil der Abend immer gleich ablaufen muss. Der Höhepunkt des Festes ist das Lesen der Geschichte des Auszugs aus Ägypten, sie steht in der Haggada, die jedes Familienmitglied vor sich liegen hat. Hier wird das Leid beschrieben, das den Israeliten in Ägypten widerfuhr. Darin beschrieben sind auch die Plagen, die die Ägypter heim suchten, sowie die Aufzählung der Wunder, die Gott für die Erlösung seines Volkes vollbracht hat. Auf dem Tisch steht der Sederteller, mit sieben bestimmten Speisen. Jede dieser Speisen erinnert an dem Abend an ein Ereignis während der Sklaverei in Ägypten und der Flucht nach Kanaan. Ganz wichtig bei diesem Fest sind die Mazzen. Mazzen sind ganz dünne Brotfladen, die leicht brechen und ohne Sauerteig gemacht werden, wie es sonst bei Brot üblich ist. Deshalb heißt Pessach auch „Fest der ungesäuerten Brote“. Während der kompletten Festzeit darf kein gesäuertes Brot gegessen werden, sondern nur die Mazzen. Der Hintergrund ist folgender: als die Juden aus Ägypten flohen, hatten sie keine Zeit mehr, einen Sauerteig zu machen und ihn gehen zu lassen. In der Eile konnten sie den Teig nur noch raus backen und ihn dann mitnehmen. Deshalb der Name „Fest der ungesäuerten Brote“.
Mazzen (in manchen Geschäften wird es auch „Matzen“ geschrieben) gibt es mittlerweile in sehr vielen Lebensmittelgeschäften das ganze Jahr über zu kaufen. Holt euch eine Packung und sucht euch für dieses Spiel vier Kinder (oder auch mehr) aus. Je nachdem wer mit spielen möchte, bzw. die Mazzen reichen. Alle Kinder bekommen nun einen Teller mit drei Mazzen darauf. Auf das Startsignal hin sollen sie die Mazzen essen. Wer von den Kids schafft es, sie zu essen? Hier muss dazu gesagt werden, dass Mazzen wirklich sehr trocken sind und man sie ohne Belag oder etwas zu trinken kaum hinunter bringt.

Schawout

Sieben Wochen nach Pessach, ist Schawout. Schawout bedeutet „Wochen“, deshalb der Name „Wochenfest“. Dieses Fest wird 50 Tage nach Pessach, also am 6. Siwan gefeiert, nach unserem Kalender Mai/Juni. Dieses Fest hat zwei Bedeutungen: zum einen wird es als (Ernte)Dankfest gefeiert, weil in dieser Zeit die ersten Feldfrüchte geerntet werden. Deshalb schmücken die Leute ihre Häuser mit duftenden Zweigen und Blumen. Und zum anderen wird der Empfang der Thora mit den zehn Geboten gefeiert. Gott hat Mose am Berg Sinai die zehn Gebote übergeben und sie haben Gott gegenüber das Gelübde gegeben „Wir werden tun und hören“. Somit erinnern sich die Juden an den Bund, den sie mit Gott geschlossen haben. Traditionell werden an Schawout Speisen mit viel Milch und Honig gegessen, wie z.B. Käsekuchen oder Eierkuchen mit Quark.
Bei Schawout geht es um den Empfang der zehn Gebote. Teilt eure Kids spontan in gleich große Gruppen ein. Dann bekommen sie zehn Zettel sowie Stifte und sollen die zehn Gebote aufschreiben (jedes Gebot auf einen Zettel). Habt sie alle zehn Gebote zusammen bzw. es fällt ihnen keines mehr ein, sollen sie sie in die richtige Reihenfolge bringen. Welche Gruppe hat die meisten richtigen Gebote und auch in der korrekten Reihenfolge?

Neunter Aw

Der „Neunte Aw“ ist nach unserem Kalender im Juli/August. Der Neunte Aw ist für die Juden ein vorgeschriebener Fasten- und Trauertag, denn an diesem Tag wurde der Tempel in Jerusalem zerstört. Besser gesagt, beide Tempelzerstörungen fanden am Neunten Aw statt. Die erste im Jahr 586 v. Chr. von den Babyloniern, bei der die Juden auch nach Babylon ins Exil gebracht wurden und die zweite Tempelzerstörung war im Jahre 70 n. Chr. durch die Römer. Seither haben die Juden keinen Tempel mehr, denn er wurde nicht wieder aufgebaut. Deshalb wird an diesem Tag auf alles verzichtet, was Vergnügen bereitet (Ausflüge, Spaziergänge, Wanderungen, Schwimmen/Baden, usw.), es soll sogar nichts gegessen und getrunken werden. So bringen sie ihre Trauer zur Zerstörung des Tempels und Exils zum Ausdruck.

Der Neunte Aw ist der letzte jüdische Feiertag der Juden, bevor einige Tage später mit Rosch ha schana, dem Neujahrsfest, ein neues Jahr beginnt. Anders als bei uns, gibt es bei den Juden einige Feiertage, die sie mit fasten und beten verbringen. Und wenn man genau hinsieht stellt man fest, dass viele Feste zeitgleich mit unseren stattfinden. Wie z.B. Chanukka, welches um die Weihnachtszeit ist oder Pessach, das bei uns in die Osterzeit fällt. Ebenso Schawout, das sieben Wochen nach Pessach gefeiert wird, so wie wir sieben Wochen nach Ostern das Pfingstfest feiern.
Vielleicht macht dieser Artikel bei euch Lust auf mehr, über das Judentum, seine Geschichte und die Feste zu erfahren. Wir haben uns in der Jungschar schon viel über das Judentum gemacht und beim Schreiben dieses Artikels ist mir aufgefallen, wie intensiv wir uns mit unseren Mädels damit schon auseinander gesetzt haben. Es gab bei uns schon einige Jungscharabende zu jüdischen Festen. Auch hatten wir jüdische Gäste bei uns, die uns in ihre Kultur mit hineingenommen haben. Habt Mut und nehmt Kontakt zu jemand auf, es lohnt sich für euch und eure Gruppe. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass die Israeliten das von Gott auserwählte Volk sind!

„echt. Im glauben wachsen“ – Themen für das 3. Quartal 2021 im Paket – bestehend aus einem theologischen Einstieg ins Thema, 6 Bibelarbeiten, einem Video, einem Stundenentwurf, zwei Andachten und zwei weiteren Artikeln

Frei von Gemeinde

„Endlich frei!“ Mal ganz ehrlich – wer hatte diesen Gedanken nicht auch an mindestens einem der Lockdown-Sonntage im letzten Jahr? Ich bin Pastor einer landeskirchlichen Gemeinschaft und seitdem wir wieder Gottesdienste vor Ort anbieten können, fällt es auf – die Coronazeit war für einige Gemeindemitglieder wie die lang ersehnte große Pause. Das Problem: Die Pause dauert an, obwohl das Gemeindeleben weitergeht. Ähnliche Beobachtungen schildern auch Bekannte aus anderen Kirchen – und freien Gemeinden. Es scheint also nicht einmal an der Frömmigkeitstradition oder dem Gemeindeprogramm im Speziellen zu liegen. Ich habe es ja auch genossen, dass in einer bestimmten Zeit in unserer Gemeinde erstmal keine Gottesdienste waren. Diese Erleichterung habe ich durch alle Generationen verspürt. Liebe Leser, wenn es bei euch ähnlich war, dann verrät das doch etwas über unsere Gottesdienste und unseren Blick auf Gemeinde als solches!

Unverbindlichkeit unser großes Problem?

Die Gemeindesituationen sind hier und dort dennoch blöd. Wenige machen viel und so richtig sicher, mit wem man jetzt rechnen kann, ist man sich mancherorts auch nicht mehr.

Die vermeintliche Erklärung, die ich mittlerweile öfters höre, lautet: „die Unverbindlichkeit in unserer Zeit“. Manches spräche dafür: Wir bestellen uns Technik und Mode „zur Ansicht“ und schicken sie bei Nichtgefallen einfach wieder zurück. Wir haben Fitness-Studio-Abos, aber gehen nicht regelmäßig hin. So wie wir in unterschiedliche Podcasts reinhören, so tindern sich andere durch die nächsten Wochen.

Sicherlich – vor einigen Jahrzenten sah unsere Umwelt noch etwas verbindlicher aus. Da war für das Leben lang klar, welche Partei man wählt, da wechselte man eher nur aus Not den Wohnort als aus Neugier und Mandate in der Gemeinde wurden auf 6 Jahre vergeben, wenn Aufgaben überhaupt zeitlich begrenzt wurden.

Unabhängigkeit Freiheit

Für einige war Corona dann also wie ein Befreiungsschlag. Manche Aufgaben wurden übernommen, weil es „gemacht werden musste“ oder die Person nicht mutig genug war, „Nein“ zu sagen. Nun hatte man Zeit, überdachte seine Mitarbeit und spürte vielleicht, dass man sich fehl am Platz fühlte und die jeweiligen Aufgaben eine riesige Last darstellten. Gut so! Du gehst zum Gottesdienst, damit sich niemand fragt, warum du nicht da bist? Wenn so eine Motivation endlich fällt, dann beglückwünsche ich dich! Genau für solche Situationen schrieb Paulus: „Christus hat uns befreit, damit wir endgültig frei sind. Bleibt also standhaft und unterwerft euch nicht wieder dem Joch der Sklaverei!“ (Gal 5,1).

Wir sollten nur nicht dem Trugschluss erliegen, dass das Abstreifen von allem automatisch Freiheit bedeutet. Vielleicht haben Ausgangsbeschränkungen und schlechte Internetleitungen ein stückweit für mehr freie Zeit gesorgt.  Unabhängigkeit und unser Wunsch nach mehr Freiheit sind aber deshalb nicht dasselbe.

Denn Unabhängigkeit macht dich am Ende einsam und lässt dich unter deinen Möglichkeiten zurück. Konzeptlos, gehst du in der Netflix-Bibliothek genauso unter, wie an einem Sonntagmorgen, an dem du dich nicht entscheiden kannst, welchen Gottesdienst-Stream du schauen willst. Beispielsweise habe ich im März-Lockdown gemerkt, wie mir feste Rituale in meiner Zeit mit Gott geholfen haben und ich dadurch erst die ganze Ungewissheit unter die Füße bekommen habe. Ein passender Rahmen verhilft dem Bild zum Glanz. So wie ein Fußballspiel ohne Regeln nicht nur chaotisch, sondern auch furchtbar langweilig ist.

Freiwillig, gut Entscheidungen treffen

Wenn ein Vogel sich durch die Lüfte bewegt, dann ist er frei. Ich allerdings wäre auf Dauer eher genervt, wenn es keine Gravitationskraft gebe, und ich ohne Boden unter den Füßen ständig unfreiwillig herumschweben würde. Freiheit hat also auf der einen Seite etwas mit Freiwilligkeit zu tun. Nun ist es aber so, dass wir auf dieser Welt immer und ständig in gewissen Bezügen leben. Zum Beispiel im Miteinander mit anderen Menschen oder bei Dingen, auf die ich nicht allen Einfluss habe, z. B. bei Krankheit. Immer dann geht es auf der anderen Seite um gute Entscheidungen. Die Bibel beschreibt uns, wie Paulus und Silas (Apg 16,25) singend Gott loben, während sie in einem dunklen Gefängnis sitzen. Die äußere Freiheit war in dieser Situation stark eingeschränkt, aber die beiden haben sich auf diese Situation eingestellt. Nichts und niemand konnte sie dazu zwingen, zu verzweifeln. Sie haben freiwillig entschieden, diese unfreiwillige Situation bewusst anzunehmen, um das Beste daraus zu machen. Nehmt das Joch auf euch, das ich euch gebe. Lernt von mir: Ich meine es gut mit euch und sehe auf niemanden herab. Dann werden eure Seelen Ruhe finden.“ (Mt 11,28) und: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts erreichen“ (Joh 15,5). In beiden Versen ist es eine Bitte von Jesus an uns. In beiden Fällen ermutigt er uns zu guten Entscheidungen. Entscheidungen, zu denen du dann auch hältst, machen den Unterschied! Sie führen in die Freiheit.

Freiheit zur Gemeinschaft

So ähnlich ist es doch mit unseren Gemeinden. Ich verstehe das Gefühl von Unabhängigkeit, wenn man zu sehr eingespannt war. Doch irgendwann braucht es einen neuen Rahmen:  gute Bezüge, Freundschaften und Aufgaben, die einen nicht erdrücken, sondern dir zum Glanz und damit zu echter Freiheit verhelfen.

Freiheit entsteht dort, wo Aufgaben, Freundschaften und Bezüge Klarheiten schaffen und dir damit die nötigen Freiräume schenken.

Als die Gottesdienste im März 2021 durch den Lock-Down erst einmal ausfielen, starteten wir in unserer Gemeinde eine Lesegruppe zu einem christlichen Buch. Erstaunlicherweise mit einer regen Beteiligung, trotz der Festlegung zu wöchentlichen Austausch-Zoomtreffen und das über zehn Wochen hinweg. Alle, die diese Entscheidung getroffen hatten, waren beim Abschlusstreffen sehr froh, sich von der Regelmäßigkeit nicht abhalten gelassen zu haben. Auf diese Weise haben wir und, neben unseren Hauskreisen, sehr konkret mit unserem eigenen Glauben und der Anwendung im Alltag beschäftigt.

Die Gemeinde ist der Ort, wo wir Jünger (großgeschrieben) werden. Der Glaube soll unserem Leben eine Form geben. Das gemeinsam zu meistern, ist der Kern von Gemeinde. Wir probieren, lernen, tauschen uns aus, beten, usw. Jesus hat seine Nachfolger immer in Zweier-Teams ausgesandt. Nicht, damit sie anschließend nebeneinander frontal nach vorn ausgerichtet stillschweigend im Gottesdienst sitzen, sondern damit sie sich gegenseitig unterschützen konnten. Nicht umsonst, benutzt Paulus das Bild vom Körper mit vielen Körperteilen (Röm 12,4-5; Eph 4,25). Auch wenn ich das manchmal nicht wahrhaben will, ich brauche die anderen. Im Neuen Testament kommt das kleine Wörtchen „einander“ über 60 Mal vor und zeigt, wie Gott sich unser Leben gedacht hat. Ich alleine bin nicht der Nabel der Welt und ohne die Ergänzung, von Menschen, die mich mögen und denen ich vertraue, nicht vollständig. Mittlerweile genieße ich es sogar, wie verschiedene Formen von gelebtem Glauben oder andere Meinungen mich herausfordern und dabei mich selbst bereichern.

Ein Break tut gut

Vielleicht bewertet die aktuelle Corona-Zäsur in unseren Gemeinden dabei nochmal ganz neu, was sein muss und was nicht. Wenn im Lock-Down danach gefragt wurde, „wann die Gemeinde wieder los geht“ und dabei natürlich unbeabsichtigt damit der Gottesdienst gemeint war, dann zeigt das doch, das eine Neujustierung Not tut. Gemeinde ist eben mehr als ein Kinobesuch: hingehen, Getränk trinken, zuschauen, aufstehen und mal mehr, mal weniger inspiriert wieder nach Hause gehen. Vielleicht sind die Begrenzungen, die in fehlender Mitarbeit deutlich werden auch eine Chance. Die Überlastung und das Zu-viel, welches ich zu Beginn beschrieben hatte, wird enttarnt – wie wichtig! Klarheit tut gut und ist notwendig. Vielleicht entthront Gott auch unsere Ansprüche und nach Wochen von Musikvideos zum Mitsingen im Gottesdienst, freuen wir uns wieder über den Typen vorn am Klavier. Vielleicht gibt es ja sogar Aufgaben, die einfach gemacht werden müssen, das mag sein. Dann ist das ein super Gebetsanliegen. Gott hat uns im Blick. So sind zum Beispiel die meisten unserer Gemeindehäuser immer Top geputzt, weil Gott Menschen mit Leidenschaft für Ordnung und Sauberkeit segnet. Und vielleicht entdecke ich im Beten ja eine Sache, wo ich mich freiwillig und gern einbringen kann.

Better together

Und damit sind wir beim Höhepunkt: In dem Film „Braveheart“ über die Befreiungsschlachten der schottischen Stämme gegen die Armeen des englischen Königshauses im 13. Jahrhundert, gibt es eine imposante Motivationsrede der Hauptfigur William Wallace an seine schlechtbewaffneten Leute. Er sagt: Ja, sie mögen uns das Leben nehmen, aber niemals nehmen sie uns unsere Freiheit.“ Ja, wir wollen Freiheit. Und dafür brauchen wir gute Entscheidungen. Sicherlich auch Mut.

Welche große Kraft es hat, wenn wir zusammen füreinander unterwegs sind, zeigte die große Hilfsbereitschaft bei den Flutschäden im Sommer 2021. Ja, und auch du wirst in deiner Gemeinde gebraucht. Wo willst du dich einsetzen, vielleicht ist die Homepage deiner Gemeinde grottig – aber du könntest da was retten, na dann los. Dir blutet das Herz für eine bestimmte Personengruppe in eurem Ort – sprich es an und mach einen Unterschied. Eigentlich willst du einfach nur mal Leute aus der Gemeinde besser kennenlernen – dann lade sie zum Abendbrot ein oder unternehmt etwas zusammen. Wenn du dich nicht entscheidest, wird auf kurz oder lang für dich entschieden. Du bist frei, also nimm dir Zeit und triff gute Entscheidungen – für ein Miteinander, für eine starke Gemeinde, für dich.

„(R)auszeit“ – eine Freizeit für Kinder

Das Thema

Unter dem Titel „(R)auszeit – mein Sommer mit Jesus“ haben wir zwei Freizeitwochen für Kinder konzipiert. „(R)auszeit“, weil es für viele Kinder ein Bedürfnis ist, in den Ferien einfach mal rauszugehen aus dem eigenen Zuhause; „Auszeit“, weil die Freizeit eine Auszeit vom Alltag sein soll. Kinder lernen in den Bibelgeschichten Jesus (näher) kennen. Wir lassen die Geschichten in Anspielen lebendig werden. Eine Freizeitwoche wird es um „Jesus und das Wasser“ gehen, die andere Woche um „Jesus und die Berge“. Ihr könnt wählen, welche Woche ihr machen wollt, natürlich sind auch beide Wochen nacheinander machbar, in diesem Fall müsste zuerst die Wasserwoche veranstaltet werden, dann die Bergwoche.
Um die Geschichten in die Jetzt-Zeit zu übertragen, haben wir eine Rahmengeschichte geschrieben. Ein Seebär und eine Landratte reisen per Zeitmaschine nach Israel und erleben dort ihr ganz persönliches Reiseabenteuer. Die beiden Figuren nehmen Kinderfragen auf und schaffen eine Klammer um die Bibelgeschichte. Jeden Tag gehen die Rahmenfiguren auch auf einen Gegenstand ein, der zu einem Wasser-/Bergurlaub und zur Geschichte passt. Diese Gegenstände sind auch ein guter Aufhänger, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen oder ihnen den Gegenstand als Erinnerung mitzugeben. Zu jeder biblischen Geschichte findet ihr eine „Vertiefung“, d.h. ein Programmvorschlag für Kleingruppengespräche + Kreativ/ Spielideen zum biblischen Thema.

Filmclips

Bibelanspiele und Rahmengeschichte werden momentan verfilmt, ihr könnt die Clips ab Mitte Juli hier herunterladen. Die Anspiele und die Rahmengeschichte werden als Extradateien abgespeichert, sodass ihr entscheidet, was ihr den Kindern zeigt bzw. selber spielt. Die Anspiele findet ihr schriftlich bereits hier auf der Seite.

Programm

Im Programmplan findet ihr Ideen, was ihr mit den Kindern machen könnt. Wir haben nicht alle Ideen ausgearbeitet, sie sollen euch inspirieren für eigene Ideen. Ebenso findet ihr fertig ausgearbeitete Workshops für kreative Momente. Die Zeitangaben sind nicht in Beton gegossen, macht und gestaltet auch das Programm so, wie es zu den örtlichen Gegebenheiten passt.

Um mit eventuell geplanten oder spontan möglichen Familien-Urlauben nicht zu kollidieren (Wechsel-Rhythmen Samstag – Samstag), empfehlen wir eine Durchführung des Ferien-Konzeptes von Sonntag-Nachmittag bis Freitag-Abend.

Das (R)auszeit-Team

Wir sind dankbar, dass sich in kurzer Zeit unser Freizeitvorbereitungsteam gebildet hat. Dieses Konzept haben entwickelt und erarbeitet (in alphabetischer Reihenfolge):

Aus dem CVJM Baden
Damaris Dietelbach, Hendrik Schneider

Aus dem EJW Württemberg
Jan Bechle, Jana Hinderer, Julia Hofer, Michael Hummel, Anna Mader, Julian Meinhardt, Antje Metzger, Julia Peter, Sascha Petzold, Markus RöckerHanna Sperrer, Jakob Seibold, Dominik Strey

Nun wünschen wir euch gute Freizeitvorbereitungen, tolle Ideen, bereichernde Momente mit den Kindern, viel Mut und Entschlossenheit in der Umsetzung mit aller nötigen Vorsicht und Gottes reichen Segen,

euer (R)auszeit-Team

Programmplan: Jesus und Berge

Sonntag Montag
Was Glück ist (Seligpreisungen) / Mt. 5,1-12 / Gegenstand: Glücksschwein
Dienstag
Jesus kann mehr, als du denkst (Speisung der 5000) / Mk. 6,30-44 / Gegenstand: Vesperdose
Mittwoch
Du kannst dem Nächsten Gutes tun (Barmherziger Samariter) / Lk. 10,25-37 / Gegenstand: Arbeitshandschuhe
Donnerstag
Was Jesus getan hat (Golgatha) / Lk. 23,26-49 / Gegenstand: Holzkreuz
Freitag
Jesus ist immer an deiner Seite (Himmelfahrt) / Lk. 24,50-53; Apg. 1,9-11 / Gegenstand: Karabiner
8:30 Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück
9:00 Beginn: Begrüßung, Spiel … Beginn Beginn Beginn Beginn
9:30 Video:
Rahmengeschichte
Bibelanspiel
Rahmengeschichte
Video:
Rahmengeschichte
Bibelanspiel
Rahmengeschichte
Video:
Rahmengeschichte
Bibelanspiel
Rahmengeschichte
Video:
Rahmengeschichte
Bibelanspiel
Rahmengeschichte
Video:
Rahmengeschichte
Bibelanspiel
Rahmengeschichte
9:45 Vertiefung Vertiefung Vertiefung Vertiefung Vertiefung
10:15 Scrabble XXL Popcorn: Zutaten erspielen + herstellen Die perfekte Minute Sportvormittag Fotobox: Urlaubsoutfit Berge + Requisiten für alle
12:00 Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen
12:30 13:30 Beginn mit Begrüßung (und Snack?) Workshops Workshops Workshops Workshops Workshops
14:00   Snack Snack Snack Snack Snack
14:15/14:30 14:00 Kennenlern Action + Wochenablauf erklären Wurfspiele Ausflug (vielleicht ab Mittagessen) Soziale Aktion Mr. X Challenge für alle Gruppen Geländespiel mit Gegenständen aus der Woche
17:00 Video:
Abschlussgeschichte
Video:
Abschlussgeschichte
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Abschlussgeschichte
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Abschlussgeschichte
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Abschlussgeschichte
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Abschlussgeschichte
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„(R)auszeit“ – eine Freizeit für Kinder

Das Thema

Unter dem Titel „(R)auszeit – mein Sommer mit Jesus“ haben wir zwei Freizeitwochen für Kinder konzipiert. „(R)auszeit“, weil es für viele Kinder ein Bedürfnis ist, in den Ferien einfach mal rauszugehen aus dem eigenen Zuhause; „Auszeit“, weil die Freizeit eine Auszeit vom Alltag sein soll. Kinder lernen in den Bibelgeschichten Jesus (näher) kennen. Wir lassen die Geschichten in Anspielen lebendig werden. Eine Freizeitwoche wird es um „Jesus und das Wasser“ gehen, die andere Woche um „Jesus und die Berge“. Ihr könnt wählen, welche Woche ihr machen wollt, natürlich sind auch beide Wochen nacheinander machbar, in diesem Fall müsste zuerst die Wasserwoche veranstaltet werden, dann die Bergwoche.
Um die Geschichten in die Jetzt-Zeit zu übertragen, haben wir eine Rahmengeschichte geschrieben. Ein Seebär und eine Landratte reisen per Zeitmaschine nach Israel und erleben dort ihr ganz persönliches Reiseabenteuer. Die beiden Figuren nehmen Kinderfragen auf und schaffen eine Klammer um die Bibelgeschichte. Jeden Tag gehen die Rahmenfiguren auch auf einen Gegenstand ein, der zu einem Wasser-/Bergurlaub und zur Geschichte passt. Diese Gegenstände sind auch ein guter Aufhänger, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen oder ihnen den Gegenstand als Erinnerung mitzugeben. Zu jeder biblischen Geschichte findet ihr eine „Vertiefung“, d.h. ein Programmvorschlag für Kleingruppengespräche + Kreativ/ Spielideen zum biblischen Thema.

Filmclips

Bibelanspiele und Rahmengeschichte werden momentan verfilmt, ihr könnt die Clips ab Mitte Juli hier herunterladen. Die Anspiele und die Rahmengeschichte werden als Extradateien abgespeichert, sodass ihr entscheidet, was ihr den Kindern zeigt bzw. selber spielt. Die Anspiele findet ihr schriftlich bereits hier auf der Seite.

Programm

Im Programmplan findet ihr Ideen, was ihr mit den Kindern machen könnt. Wir haben nicht alle Ideen ausgearbeitet, sie sollen euch inspirieren für eigene Ideen. Ebenso findet ihr fertig ausgearbeitete Workshops für kreative Momente. Die Zeitangaben sind nicht in Beton gegossen, macht und gestaltet auch das Programm so, wie es zu den örtlichen Gegebenheiten passt.

Um mit eventuell geplanten oder spontan möglichen Familien-Urlauben nicht zu kollidieren (Wechsel-Rhythmen Samstag – Samstag), empfehlen wir eine Durchführung des Ferien-Konzeptes von Sonntag-Nachmittag bis Freitag-Abend.

Das (R)auszeit-Team

Wir sind dankbar, dass sich in kurzer Zeit unser Freizeitvorbereitungsteam gebildet hat. Dieses Konzept haben entwickelt und erarbeitet (in alphabetischer Reihenfolge):

Aus dem CVJM Baden
Damaris Dietelbach, Hendrik Schneider

Aus dem EJW Württemberg
Jan Bechle, Jana Hinderer, Julia Hofer, Michael Hummel, Anna Mader, Julian Meinhardt, Antje Metzger, Julia Peter, Sascha Petzold, Markus RöckerHanna Sperrer, Jakob Seibold, Dominik Strey

Nun wünschen wir euch gute Freizeitvorbereitungen, tolle Ideen, bereichernde Momente mit den Kindern, viel Mut und Entschlossenheit in der Umsetzung mit aller nötigen Vorsicht und Gottes reichen Segen,

euer (R)auszeit-Team

Programmplan: Jesus und Wasser

Sonntag Montag
Komm mit (Berufung Fischer) / Mk. 1,16-20 / Gegenstand: Flip-Flop
Dienstag
Jesus schenkt dir mehr (Hochzeit zu Kana) / Joh. 2,1-12 / Gegenstand: Wasserflasche
Mittwoch
Jesus ist stärker, als Angst (Sturmstillung) / Mk. 4,35-41 / Gegenstand: Reisekissen
Donnerstag
Jesus sieht deine Not (Teich Bethesda) / Joh. 5,1-16 / Gegenstand: Sonnenbrille
Freitag
Jesus gibt dir ein Beispiel (Fußwaschung) / Joh. 13,1-20 / Gegenstand: Sonnenmilch
8:30 Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück Frühstück
9:00 Beginn: Begrüßung, Spiel … Beginn Beginn Beginn Beginn
9:30 Video:
Rahmengeschichte
Bibelanspiel
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Rahmengeschichte
Bibelanspiel
Rahmengeschichte
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Bibelanspiel
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Bibelanspiel
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Bibelanspiel
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09:45 Vertiefung Vertiefung Vertiefung Vertiefung Vertiefung
10:15 Schnitzeljagd Fotorallye Brett- und Kartenspiele Sportvormittag: Scooter, Badminton, Wikinger Schach, Cross Boule Fotobox: Urlaubsoutfit Meer + Requisiten für alle
12:00 Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen Mittagessen
12:30 13:30 Beginn mit Begrüßung (und Snack?) Workshops Workshops Workshops Workshops Workshops
14:00   Snack Snack Snack Snack Snack
14:15/14:30 14:00 Kennenlern-Action + in Wochenablauf reinnehmen Fang- und Staffelspiele SchwimmnudelAusflug Radtour vielleicht schon ab Mittagessen Wasserolympiade
Alternativ: Das Wunderrezept
Soziale Aktion Eis essen gehen + alle Gruppen hinterlassen sich gegenseitig Geschenke
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Schon wieder eine Passionszeit in der Corona-Pandemie und unter vielen, verschiedenen Einschränkungen. Vieles geht gerade nur digital und virtuell. Das weckt Sehnsucht nach Glaubenserfahrungen mit allen Sinnen. Dazu gibt es Interviews, Grundsatzartikel, eine ganze Osterbox mit viel Material, Andachten und andere Bausteine, um in dieser Passionszeit – und vielleicht darüber hinaus Gottesdienste und Glauben mit Herz, Hand, Haut und Haar zu feiern und zu leben!

jugonet im Interview mit Fynn Campbell

Unsere Gottesdienste sind oft von ähnlichen Elementen geprägt: vom Zuschauen und Zuhören, Mitdenken und Mitsprechen. Im Alltag gibt es aber ganz unterschiedliche Zugänge, Gott zu begegnen und mit ihm unterwegs zu sein. Wir haben mit Fynn Campbell, geborener Jansen, gesprochen. Er ist 25 Jahre jung und lebt und arbeitet im Moment in Gomaringen bei Tübingen.

Hei Fynn, mit was bist du tagsüber im Normalfall beschäftigt?

Unter der Woche röste ich Kaffee und bringe ihn an den Mann oder die Frau. Und am Wochenende bewirte ich teilweise Hochzeiten. Ich mag es sehr, für andere Menschen ein Umfeld zu schaffen, in dem sie ankommen, sich wohl fühlen und genießen können. Deshalb habe ich auch lange als Barista gearbeitet und in einem viereinhalb-Sterne-Hotel Hotelfachmann gelernt.

Wofür schlägt sonst noch dein Herz?

Für richtig guten Kaffee! Darüber hinaus auch fürs Theater. Es war lange meine Überzeugung, dass ich mal Schauspieler werde. Und mein Herz schlägt natürlich sehr für meine Frau Sophie!

2016 bist von deinem Zuhause in Öschingen bei Stuttgart losgelaufen und bist mehrere Monate auf dem Jakobsweg bis Santiago de Compostella in Spanien gepilgert. Das ist ja keine typische Beschäftigung für einen jungen Typen nach dem Abi. Wie kam’s dazu?

In der 8. Klasse habe ich -im Garten meiner Oma – das Buch „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling gelesen. Das ist unglaublich unterhaltsam, man lacht Tränen – und gleichzeitig ist es sehr tief geschrieben und beschäftigt sich viel mit Spiritualität und Gott. Was mich besonders gereizt hat war das Abenteuer. Ich dachte damals: „Das will ich auch machen, einfach so unterwegs sein!“

Nach dem Abitur habe ich dann sechs Monate bei der Deutschen Post gejobbt. In dieser Zeit ging es mir ging es mir emotional nicht so gut. Und ich habe gemerkt: in solchen Momenten befasse ich mich eigentlich ungern mit mir selbst, sondern lenke mich eher ab. Es war daher eine bewusste Entscheidung zu sagen: ich verbringe jetzt vier Monate nur mit mir und Gott. Wer bin ich, woher komme ich, wo will ich hin? Das wollte ich für mich klären. Und ich wollte mich auf den Weg begeben, um Gott neu zu begegnen.

Was hast du unterwegs erlebt?

Richtig viel, darüber könnte ich ein Buch schreiben! Auf jeden Fall habe ich mich selbst auf eine neue Art und Weise erlebt und kennengelernt, meine Grenzen und meine Ängste.

Außerdem habe ich meine Mitmenschen neu erlebt. Auf dem Jakobsweg begegnest du, zumindest in Spanien, vielen Menschen. Alle sind in Wanderklamotten unterwegs und sind fertig vom Laufen – das nimmt jede Fassade weg und da funktioniert das Schubladen-Denken nicht mehr. Ich habe unglaublich viel Gastfreundschaft erlebt, auch schon hier in Deutschland. Und ich habe Freundschaften geknüpft, die bis heute Bestand haben.

Kannst du eine konkrete Erfahrung rausgreifen?

Zu Beginn meiner Reise war ich nicht der große Outdoor-Man, sondern im Gegenteil eher ein ziemlicher Stubenhocker. Ich bin dementsprechend ziemlich naiv losgelaufen – untrainiert, mit einem 18-Kilo-Rucksack völlig überladen. Am fünften Tag, es war ein Freitag, ging es mir richtig schlecht, ich hatte unglaubliche Hüpfschmerzen. Ich wollte abbrechen und meine Eltern anrufen, damit sie mich abholen. Dann bin ich einem Mann begegnet, der mich zu sich und seiner Frau übers Wochenende eingeladen hat. Wir haben uns super verstanden, das Paar hat sich toll um mich gekümmert, ich konnte in einem weichen Bett schlafen. Und am Montag konnte ich dann wieder weiterlaufen.

Ich habe gemerkt: diese Ruhezeit, die hatte ich gebraucht. Da habe beschlossen: das mit dem Schabbat, also dem arbeitsfreien Tag, das will ich für mich auch in Zukunft durchziehen und auch meinem Körper die Ruhe gönnen. Danach hatte ich nie wieder solche Probleme mit der Hüfte.

Du beschreibst dich auf Instagram und Facebook immer noch als „pilgrim“ (Pilger), obwohl du im Moment ja nicht in der Welt unterwegs bis. Was steckt für dich hinter dieser Selbstbezeichnung?

Für mich hat das viel damit zu tun, auf dem Weg zu sein. Das Leben ist ein Prozess, wo du auf verschiedenen Wegabschnitten und in unterschiedlichen Landschaften unterwegs bist. Manchmal tun dir die Füße weh, manchmal stehst du auf einem Berg, genießt die wunderschöne Aussicht und denkst: Dafür ist es das alles wert!

Auch wenn ich manchmal denke, ich kann nicht mehr, der Rucksack, die Last ist zu schwer, mir geht die Kraft aus, weiß ich: am nächsten Tag geht es wieder weiter. So habe ich das auf dem Jakobsweg öfter erlebt: Abends bin war ich platt und konnte nicht einschlafen, weil mir die Gelenke so weh getan haben… Und dann wachst du am nächsten Morgen auf, setzt deinen Rucksack auf und merkst: es geht doch, ich kann weiterlaufen und sogar schöne Momente genießen.

Hat das Pilgern deine Beziehung zu Gott verändert?

Ja, auf jeden Fall. Ich durfte ganz neu das Thema Gebet entdecken -betend, singend und beatboxend! (Das geht super im Wald!) Ich habe viel Fürbitte gehalten für Freunde, Familie und Bekannte, einfach weil ich die Zeit dafür hatte. Diese neue Gebetsroutine habe ich mitgenommen.

Ich bin eigentlich ein sehr geselliger Mensch. Die ersten zwei bis zweieinhalb Monate auf dem Jakobsweg war ich aber viel allein unterwegs, das war für mich sehr herausfordernd. Aber dabei bin ich mir viel mehr der Gegenwart Gottes bewusst geworden. Und das wirkt auch heute noch nach, wenn ich unterwegs bin. Ich weiß: Gott ist jetzt hier. Er ist mit mir unterwegs, egal wohin ich gehe.

Braucht es diese monatelange Auszeit? Oder kann man Pilger-Erfahrungen auch schon im Kleinen machen?

Zum Pilgern muss es nicht immer die große Weltreise sein; vor allem wenn es darum geht, Gott in der Natur zu erfahren. Ich war neulich zum Beispiel einfach zwei Tage auf einem Wanderweg in der Nähe unterwegs mit einem Zelt und habe entdeckt, wie schön es hier bei uns ist. Das kann jede*r bei sich machen, und dann würde ich mir einfach gezielt ein paar Sachen vornehmen, für die ich in dieser Zeit im Gebet eintreten will.

Auch auf dem Jakobsweg selbst kann man mal einen Wochenend-Trip machen oder 3-4 Tage unterwegs sein und so ein bisschen das Pilger-Gefühl bekommen. Jakobswege gibt es überall – das ist wie ein Netz, das durch ganz Europa verläuft, immer mit dem Ziel „Santiago de Compostella“.

Außer deiner Leidenschaft fürs Pilgern zeichnet dich auch aus, dass du großer Kaffee-Genießer bist. Du hast dich vor kurzem mit einem Freund als Kaffeeröster selbständig gemacht. Wie seid ihr darauf gekommen?

Im letzten Frühjahr hat Corona einige meiner Pläne durcheinandergewirbelt. Stattdessen hat sich ergeben, dass ich einem guten Kumpel, der als Eventcaterer arbeitet, unter die Arme greifen konnte. Wir haben gemerkt, dass wir super zusammenarbeiten. Und weil wir beide schon lange eine große Leidenschaft für guten Kaffee haben kam die Idee auf: Hei, lass uns doch unseren eigenen Kaffee machen!

Was ist euch wichtig in eurer Arbeit?

Bei COFY ist uns wichtig, dass wir einen sehr direkten Kontakt zu den Bauern haben. Corny, mein Geschäftspartner, war schon in Peru und Brasilien und hat unsere Kaffeebauern kennengelernt. Wir stellen sicher, dass alle fair bezahlt werden, indem wir teilweise das 2-4 fache vom Weltmarktpreis zahlen.

Außerdem ist uns wichtig, aufs Klima zu achten, indem wir z.B. CO2-neutrale Verpackungen nutzen.

Und: pro verkauftem Kilo spenden wir 2 Euro an ein Kinderhilfswerk und ermöglichen Kindern in Äthiopien den Schulbesuch. Nächstenliebe ist ein wichtiger Wert in unserer Unternehmens-Vision.

Schließlich ist uns natürlich wichtig, dass der Kaffee einfach extrem gut schmeckt! Es gibt da krasse Unterschiede in der Qualität, sowohl bei den noch grünen Bohnen als auch beim gerösteten Kaffee. Kaffee hat bis zu 1000 festgestellte Aromen, das sind doppelt so viel wie beim Wein – da gibt es jede Menge spannende Geschmacksnoten, von fruchtig, frisch, pflaumig, über Jasmin- oder Schwarztee-Noten bis hin zu Zartbitter- oder Kakaoaromen…

Da merkt man echt deine Begeisterung für die schönen Dinge des Lebens! Glaube ist ja für viele Christ*innen eher eine ziemlich kopflastige Sache, zu der zum Beispiel vor allem Bibellesen und theologische Diskussionen gehören. Wie ist das bei dir: spielen für dich Genuss und Bewegung im Glauben eine Rolle? Oder sind das total getrennte Bereiche?

In meiner Vorstellung ist Gott unglaublich groß und vielseitig. Oft begrenzen wir ihn, indem wir ihm menschliche Eigenschaften zuschreiben. Aber ich glaube, er ist so viel vielfältiger, als wir uns vorstellen können! Und genauso vielfältig, wie er ist, sind die Zugänge, die wir als Gläubige zu ihm haben können. Deshalb würde ich nicht sagen, dass diese „verkopften“ Sachen schlecht sind. Wenn das für dich der richtige Zugang ist, dann ist das richtig schön! Dann genieß das und leb das.

Gerade die Gottesdienste in unseren evangelischen Kirchen zeigen aber manchmal wenig von dieser Vielfalt, die du ansprichst, weil sie sehr wort-fokussiert sind. Was würdest du dir da wünschen?

Da wünsche ich mir, auch im institutionellen Bereich, mehr Freiheit. Lasst uns schauen: wie können wir kreative Wege zu Gott entdecken und nutzen? Für mich sind diese Zugänge Bewegung, Genuss, Musisches und Gemeinschaft. Und da gibt es noch 10 000 mehr! Wir sind vielfältig und unterschiedlich gemacht und dürfen das auch so ausleben in unserer Beziehung zum himmlischen Vater.

Ein ganz konkreter Traum von mir wäre, ein Abendmahl zu feiern als richtige Mahlzeit, bei der wir in der Kirche an einer großen Tafel zusammenkommen. Jede*r darf kommen, wie er oder sie ist. Der eine bringt Salat mit, die andere Baguette, es gibt guten Wein und wir genießen einfach die Gaben, die Gott uns schenkt. In dieser guten Gemeinschaft darf gelacht werden und geweint werden, wir haben eine gute Zeit zusammen und feiern Jesus. 

Das hört sich wirklich nach einem verlockenden Gottesdienst an! Da wäre ich gerne dabei. Danke, dass du deine Erlebnisse mit uns geteilt hast!

Bewegung, Genuss, Natur, Gemeinschaft… als Zugänge zu Gott? Vielleicht inspirieren die Gedanken aus diesem Interview euch, auch im Blick auf eure Gottesdienste mal neue, vielfältige Wege auszuprobieren!

Mehr von Fynn erfahrt ihr unter www.instagram.com/fynnstakram und  www.cofy.de

Wann ist ein Gottesdienst ein Gottesdienst? Braucht es Kirchenbänke, Orgel, Altar… gehört das Singen unverzichtbar dazu, die Predigt oder das Gebet? Ist ein Gottesdienst nur dann ein Gottesdienst, wenn wir uns in einem Raum versammeln – oder geht das auch digital? Nicht nur Fragen nach dem „Wie“? sondern auch nach dem „warum überhaupt?“ stellen sich, wenn wir übers Thema Gottesdienst nachdenken. In diesem Text stellen wir euch 10 Entdeckungen vor, die man beim Lesen des Neuen Testaments zum Thema Gottesdienst machen kann. Dazu gibt es jeweils weiterführende Fragen, mit denen ihr in eurem Team ins Gespräch kommen könnt. Wir wünschen euch spannende Einsichten und Diskussionen!

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Psalm 31,9)

These 1: Eine Rückbesinnung auf das Neue Testament öffnet beim Thema „Gottesdienst“ neue Horizonte und Gestaltungsräume.
Was das Gottesdienst-Feiern angeht bringen wir in der Kirche eine lange Tradition und einen reichen Erfahrungsschatz mit. Viel Gutes ist da im Lauf der Jahrhunderte gewachsen und erprobt worden. Wenn wir neu über Gottesdienst nachdenken lohnt es sich aber, ganz zum Ursprung zurück zu gehen. Die Orientierung am Neuen Testament (NT) hat für uns Vorrang vor kirchlicher, auch lutherischer Tradition.[1] Auch der protestantische Predigt-Gottesdienst ist darum vom NT her zu hinterfragen. Im Hören auf die Schrift kann beides wachsen: Wertschätzung bisheriger Tradition und Horizont-Erweiterung mit dem Mut, das Gottesdienst-Feld neu zu erforschen.

Zum Weiterdenken: Wie stark ist auch euer Jugendgottesdienst vom Grundmuster des Predigt-Gottesdienstes geprägt? Kann gemeinsames Arbeiten an neutestamentlichen Texten euch im Team neue Gottesdienst-Horizonte eröffnen?

„Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr euren Leib hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.“ (Römer 12, 1)

These 2: Gottesdienst ist im Neuen Testament die „Hingabe des ganzen Lebens“. Unser Sprachgebrauch von „Gottesdienst“ als Veranstaltung wird dieser wichtigen Botschaft nicht gerecht.
Das Neue Testament wurde ursprünglich auf griechisch geschrieben. Das Wort, das bei uns mit „Gottesdienst“ übersetzt wird, lautet dort „latreia“. Mit „latreia“ ist aber nicht zuerst die Versammlung der Christen gemeint, sondern die Hingabe des gesamten Lebens. Damit wird deutlich: Nicht mehr ein Ausschnitt des Lebens – eine heilige Zeit, eine heilige Handlung oder ein (Tier-)Opfer – macht den Gottesdienst aus. Angesichts der ganzen Hingabe Gottes in Christus macht nur noch ein Gottesdienst Sinn, in dem wir uns selber bringen als „Ganzopfer“ – das heißt mit unserer Zeit, unserem Leben, unserer Existenz. Paulus sieht auch seinen eigenen apostolischen Dienst als solchen Gottesdienst (Röm. 1,9; Phil 2,17 u.a.).[2] Nennen wir das Christentreffen, das im NT als „Versammlung“ bezeichnet wird, „Gottesdienst“, brechen wir dieser elementaren Herausforderung des NT die Spitze ab[3] und verdunkeln ein Stück weit den Anspruch des Evangeliums auf unser ganzes Leben.

Zum Weiterdenken: „Mein ganzes Leben ist Gottesdienst“ – welche Gedanken und Gefühle löst dieser Satz bei dir aus? Wäre eine gründliche Bibelarbeit mit meinem Jugendgottesdienst-Team über diese Stellen hilfreich? Müssten wir nicht öfter vom Alltags-Gottesdienst und vom „Leben als Dankopfer“ reden?

Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat eine Offenbarung, er hat eine Zungenrede, er hat eine Auslegung. Lasst es alles geschehen zur Erbauung! (1. Korinther 14,26)

These 3: Die ersten Christentreffen waren stark interaktiv. Davon sollten auch unsere Treffen geprägt sein.

Natürlich gab es in besonderen Fällen bei den ersten Christen auch die lange Lehrpredigt – wie z.B. bei Paulus in Troas (Apg. 20,6-11). Der einschlafende Eutychus, der aus dem Fenster stürzt, zeigt aber wie ungewohnt das für die sonst um den Tisch versammelten Christen war. Einander ermutigen, einander ermahnen war das „Normalprogramm“. „Einander“ (griechisch: allälon) ist deshalb eines der häufigsten Wörter der Paulusbriefe. Das „Tragen der Last des Anderen“ (Gal. 6,2), das „ins Leben des Anderen sprechen“ ist in reinen Von-Vorne-Veranstaltungen aber leider kaum umsetzbar.

Zum Weiterdenken: Wie sehr haben wir uns innerlich auf einen Gottesdienst „von vorne“ festgelegt? Welche interaktiven Formen sind in Jugendgottesdiensten praktizierbar? Wären Austauschrunden zu einer Impulsfrage hilfreich? Ist z.B. ein „einander segnen“ denkbar?

Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ein Glied. (1. Korinther 12,27)

These 4: Das Leitbild für Gemeinde im Neuen Testament ist nicht eine „Zuhörerschaft“, sondern ein organisches, aktives Miteinander des Leibes Christi.
Gemeinde als „creatura verbi“ („Geschöpf des Wortes“), als „Glaubensereignis“, als Gemeinschaftsbildung im Hören auf das Evangelium entspricht guter lutherischer Tradition. Aber Gemeinde ist auch „creatura spiriti“ („Geschöpf des Geistes“)[4]. Im Zusammenspiel der vom Geist geschenkten Gaben entsteht Gemeinde[5]. Jedes „Gemeinde-Glied“ hat den anderen am Leib Christi nötig – und das nicht nur theoretisch. (1. Kor 12,15 ff.). Eine rein aufnehmende (Predigt-)Gemeinde, ein stark „kanzelorientiertes Treffen“ entsprechen deshalb eigentlich nicht dem neuen Gottesvolk. „Ihr seid das von Gott erwählte Volk; ihr seid eine königliche Priesterschaft, eine heilige Nation, ein Volk, das ihm allein gehört und den Auftrag hat, seine großen Taten zu verkünden.“ (1.Petr. 2,9 NGÜ).
Zum Weiterdenken:  In Jugendgottesdienst-Teams können die Gaben Vieler zum Zug kommen. Würdigen wir auch die, die nicht auf der Bühne sichtbar sind? „Beiträge“ sollen nicht auf den Kreis der „Veranstalter“ begrenzt sein. Welche Beteiligungs-Elemente sind möglich? Was ist an Gebetsstationen, offene Phasen, „open mic“… denkbar?

Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. (Kolosser 3,16)

These 5: Auch wenn Glaube aus dem „Gehörten“ erwächst (Röm. 10,17) ergibt sich daraus nicht der Vorrang der Kanzelrede.
Das Wort Gottes soll in vielfältigen Formen bei uns „zu Hause sein“. (Kol. 3,16). Interessant, dass diese „Fülle des Wortes“ nicht in der Predigt von vorne besteht, sondern auch vom „einander“ lebt: „Lehrt und ermahnt einander…“. Glaube, der aus dem Wort Gottes erwächst, braucht also gerade das „einander“, auch den Dialog. Nach dem Johannesevangelium entsteht Glaube sogar erstrangig durch die gelebte Einheit der Christen und ihr Miteinander (Joh. 17). Ihre gegenseitige Liebe (Joh. 13,34 f.) ist die starke Botschaft, die Glauben weckt.

Zum Weiterdenken: Was verstehen wir unter „glaubensweckender Verkündigung“? Hat diese nicht viele Gesichter, viele Gestalten? Was könnte das heißen: „to be, to do and to say the gospel“ (Darrell Guder)? Gelingt uns eine Kommunikation des Evangeliums als Gesamtkunstwerk auf allen „Kanälen“?

Grüßt einander mit dem Friedenskuss. Alle Gemeinden hier lassen euch grüßen.

(Römer 16,16)

These 6: Die Zusammenkünfte der ersten Christen waren vor allem dezentral. Eine Versammlung der „Ortsgemeinde“ war eher die Ausnahme.
Die „Grußliste“ in Römer 16 legt nahe, dass die Gemeinde in Rom aus mindestens sieben Oikos-Gemeinden (Oikos = Hausgemeinschaft) bestand[6]. Diese waren hochvernetzt und verstanden sich als „Leib Christi in Rom“, auch wenn sie praktisch nie als „Ortsgemeinde“ zusammenkamen. Ähnliches lässt sich für Korinth, Laodizea, Kolossä und andere Orte zeigen[7]. Eine Oikos-Gemeinde von 15-40 Personen machte Tischgemeinschaft, Beteiligung und ein intensives „Einander“ möglich. Die Zusammenkunft als Großgruppe (Ortsgemeinde) war schon wegen der Verfolgung problematisch und die Ausnahme. Während wir mit dem Stichwort „Gemeinde“ die Ortsgemeinde (Parochie), ein Kirchengebäude und sonntägliche Gottesdienste verbinden, stand den ersten Christen also immer ein Netzwerk überschaubarer, interaktiver Gemeinschaften vor Augen, wenn sie von Gemeinde redeten.

Zum Weiterdenken: Welche Horizonterweiterung bedeutet es, wenn wir Gemeinde als Netzwerk denken, wenn jede kleine oder große Einheit „ganz Kirche, aber nie die ganze Kirche“ (Hans-Joachim Eckstein) ist? Welche Mischung aus „cells“ (Kleingruppen), „cluster“ (15-40 Personen, Tischgemeinschaft) und „celebration“ (Von-Vorne-Veranstaltungen) ist hilfreich? Sind wir zu sehr „celebration“-orientiert in unserem Denken?

Ich bitte (…) auch für die, die (…) an mich glauben werden, dass sie alle eins seien. Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir, so sollen auch sie in uns sein, auf dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.

(Johannes 17,20.21)

These 7: Die Einheit der Gemeinde in dem einen Gottesdienst zu sehen war den ersten Christen fremd.
Diese These ergibt sich aus der Versammlungspraxis. Bei „Einheit“ dachten die ersten Christen nicht an „alle in einem Raum“. Einheit im neutestamentlichen Sinn bedeutete zunächst das Miteinander in der überschaubaren Gemeinschaft. Dann aber auch die intensive Netzwerkbildung zwischen den Oikos-Gemeinden vor Ort und weltweit. Die Gemeinden wussten voneinander, beteten füreinander, spendeten füreinander, waren personell durch freie, reisende Mitarbeitende verknüpft[8].. Diese organische Vernetzung könnte – im Bild vom Körper gesprochen – als „Blutkreislauf“ des Leibes Christi (Finanzen, Mitarbeitende = Ressourcen, Energie) und als „Nervensystem“ des Leibes Christi (Briefe, wechselseitiges Gebet – vgl. die Brieferöffnungen des Paulus) beschrieben werden.

Zum Weiterdenken:  Wie konkretisiert sich für uns Einheit in der Gemeinde Jesu Christi – in der kleinen Gruppe, im Jugendgottesdienst, vor Ort, in der Region, weltweit? An welchem „Blutkreislauf“ und an welchem „Nervensystem“ haben wir Teil?

Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen

(Apostelgeschichte 2,46)

These 8: Die Tischgemeinschaft war die Urform christlicher Zusammenkünfte.
Natürlich sind Einflüsse der Synagoge auf die Gemeindepraxis der ersten Christen vorhanden.[9] Neu gegenüber jüdischer Praxis war bei den ersten Christen die Aufwertung von Haus- und Tischgemeinschaft, das „Brotbrechen“ beim „Mahl des Herrn“ – die dauerhafte Weiterführung des von Jesus neu interpretierten Passahmahls. Grundmuster der Christentreffen war ein Abendessen, ein Abendmahl. Im griechisch-römischen Raum war es üblich, nach einem gemeinsamen Essen ein so genanntes „Symposion“ zu halten, bei dem Wein getrunken, gefeiert und sich über verschiedene Themen ausgetauscht wurde. Diese Tradition in den Blick zu nehmen hilft ein konkreteres Bild urchristlicher Zusammenkünfte zu bekommen.[10]

Zum Weiterdenken: Ist dann nicht auch eine an Apostelgeschichte 2 orientierte Form von Tischgemeinschaft mit Austausch, Input und Gebet ein „vollwertiges“ Christentreffen im neutestamentlichen Sinn, also ein „Gottesdienst“? Beim Kochen und Essen entstehen oft die besten Gespräche – wie lässt sich diese Tischgemeinschaft einbeziehen in euren Gottesdienst? Welche Chancen bieten z.B. „Brunch-Gottesdienste“?

Der Kelch des Segens, den wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?

(1. Korinther 10,16)

These 9: Christentreffen ohne Abendmahl waren nicht denkbar.

Dass Martin Luther und seine Schüler die Form der mittelalterlichen Messe in Frage stellten war berechtigt. Die Ausgliederung des Abendmahls im weiteren Verlauf der Kirchengeschichte als seltenes Sakrament oder als Anhang an den „normalen“ Gottesdienst führte aber in eine unbiblische Spur. Dass in unseren (Jugend-)Gottesdiensten das Abendmahl einen verschwindend geringen Stellenwert hat ist mehr als bedenklich.

Vom NT her ist eine Zusammenkunft der Christen ohne das Abendmahl kaum denkbar. In Brot und Wein kommt er uns nahe, werden Vergebung und Gemeinschaft sicht- und schmeckbar. „Das tut zu meinem Gedächtnis!“ (1. Korinther 11,24f) fordert Jesus seine Jünger auf.

Zum Weiterdenken:  Welche Bedeutung hat das Abendmahl für uns? Welche Abendmahls-Praxis leben wir selber, auch als Team? Welche neue Formen (wie z.B. „Feierabendmahl“ auf Kirchentagen) könnten ausprobiert werden?

Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28,19.20)

These 10: Die Gottesdienst-Zusammenkünfte sind wie eine bewusste Atemübung für das tägliche Atmen
Sprache – auch im Blick auf das Wort „Gottesdienst“ –lässt sich nicht per Knopfdruck ändern. Wenn wir unsere „Sonntagmorgen-Treffen“ weiterhin als Gottesdienst bezeichnen ist es wichtig, dass wir sie ähnlich sehen wie z.B. eine Atemübung. Eine Atemübung ersetzt nicht das tägliche Atmen. Aber sie macht Sinn, wenn sie zu einem besseren Atmen im Alltag hinführt. Das Sonntagstreffen wäre dann eine bewusste Zeit des Gottesdienstes, damit der eigentliche Gottesdienst im Alltag gelingt. Wenn wir so von Gottesdienst sprechen, dann leuchtet auch das alte Wort für Gottesdienst, „Messe“, neu auf (von „missio“ = Sendung). Das Treffen der „berufenen Zeugen“ (Karl Barth)[11] wird immer in die Sendung führen, in die gelebte Hingabe. Beim Zusammenkommen der Christinnen und Christen werden wir gestärkt für den Gottesdienst im Alltag der Welt, das Ausleben unserer göttlichen „Mission“.

Zum Weiterdenken:  Welche Konsequenzen hätte dieser Blick für die Verkündigung, für den Schlussteil eines Gottesdienstes? Wie kann das „Aussenden“ in den „Alltags-Gottesdienst“ Gestalt gewinnen?

Diese Thesen wurden im Rahmen des „Jahres des Gottesdienstes“ 2012 für den Fachausschuss Jugendgottesdienste und junge Gemeinden im EJW aufgestellt. Für die Veröffentlichung bei JO wurden sie noch einmal überarbeitet und aktualisiert.


[1] Der lutherische Predigt-Gottesdienst wird bei der Rückbesinnung viel beleuchtet, die neutestamentliche Botschaft zu „Gottesdienst“ leider weniger. Luthers berühmte Gottesdienst-Definition bei der Einweihung der Thorgauer Schloßkirche 1544 – „dass nichts anderes darin geschehe, denn dass unser lieber Herr selbst mit uns rede durch sein heiliges Wort, und wir wiederum mit ihm reden durch Gebet und Lobgesang“- wird viel zitiert. (Z.B. im Vorwort von Bischof Frank O. July zu Hans-Joachim Eckstein / Ulrich Heckel / Birgit Weyel (2011): Kompendium Gottesdienst. Tübingen. S.5).

[2] Vgl. Eckstein/Heckel/Weyel (2011): Kompendium Gottesdienst, S. 22f. Vgl. Peter Wick (2003):Die urchristlichen Gottesdienste. Stuttgart. S.172.: “Falls die Gefangenschaft des Paulus mit seiner Hinrichtung enden werde, so wäre sein Tod das Trankopfer…das über dem „Glaubensschlachtopfer“ und der „Glaubensliturgie“ der Philipper vergossen würde“ zu Phil.2,17.

[3] Auffällig, wie häufig auch in neuerer Gottesdienst-Literatur alttestamentliche Zitate sind (vor allem aus den Psalmen im Blick auf den Tempel-Gottesdienst), wie wenig aber die zentralen neutestamentlichen Stellen bedacht werden.

[4] Vgl. Hans Küng (1967). Die Kirche. Freiburg. 3. Auflage. S. 200 ff.

[5] Grundstruktur der Christentreffen war im hellenistischen Raum das „deipnon“ und das „symposion“ Vgl. Peter Wick (2003):Die urchristlichen Gottesdienste. Stuttgart. S.193-222.

[6] Vgl. Peter Lampe (1989): Die stadtrömischen Christen in den ersten beiden Jahrhunderten. Tübingen.

[7] Vgl. Roger Gehring (2000): Hausgemeinde und Mission. Gießen. S. 238 ff.

[8] Vgl. Walter Kirchschläger (2008): Wie Kirche lebt. Neutestamentliche Orientierung. für eine zukünftige Kirche. http://www.unilu.ch/files/wie-kirche-lebt.pdf

[9] In der theologischen Literatur wird meist von der Parallele zum „Synagogen-„Gottesdienst“ ausgegangen (Vgl. Eckstein/Heckel/Weyel (2011): Kompendium Gottesdienst, S. 24ff.). Aber fand ein „Gottesdienst“ in unserem Sinn in der Synagoge statt?  Das „Lehr- und Bethaus“ der Juden war von Interaktion bestimmt, dort wurde nicht nur am Sabbat gelehrt und gebetet. Anwesende konnten sich beteiligen, es gab –im Gegensatz zum Jerusalemer Tempel – so gut wie keine „Hauptamtlichen“. „Weil die Beschäftigung mit den Schriften keine kultische Tätigkeit war, behielt die Synagoge auch am Sabbat ihren profanen Charakter…Architektonisch ist sie nicht mit Tempeln, sondern mit hellenistischen Versammlungsräumen verwandt.“ Wick (2003), S. 113

[10] Wick (2003), S. 193 ff.

[11] Karl Barth , Kirchliche Dogmatik IV/3, S. 780ff.

Ideen für deine Fastenzeit

Wir sind in der Fastenzeit. Fastenzeit. Das klingt dieses Jahr wie Lockdownverlängerung. Nach Verzicht. Nach Disziplin. Nach durchhalten. Ehrlichgesagt habe ich davon genug.

Trotzdem will ich die Fastenzeit dieses Jahr nutzen. Für mich und mein Leben. Ganz ohne Verzicht.

Stattdessen will ich mir jeden Tag eine halbe Stunde Zeit für mich nehmen. Nur für mich. Also nicht fürs Aufräumen meiner Wohnung, nicht um meine Bucket-List abzuarbeiten und auch nicht fürs Lesen oder Musik hören. Nein. Für mich. Für meine Gedanken und meine Gefühle. Okay, ein paar Minuten meiner halben Stunde verbringe ich auch mit Gott.

Wie das geht?

Erstens. Mich zurückziehen.

Ich schalte alles aus, was mich ablenkt: mein Smartphone, mein PC, auch die Musik mach ich aus. Ich suche mir einen Platz, an dem ich gerne und ungestört bin zum Beispiel in meinem Lieblingssessel, oder gehe raus an die frische Luft.

Zweitens: Mir Zeit schenken.

Dann schenke ich mir Zeit und warte ab. Jetzt bin ich wichtig. Und das was ich denke und fühle. Alles, was mir in den Sinn kommt, darf da sein. Und das Beste, ich muss nach meiner halben Stunde nichts fertig haben, nichts geleistet haben. Ich darf jeden Gedanken auch wieder sein lassen. Muss nichts zu Ende denken. Darf auch gar nichts denken. Darf einfach da sein.

Drittens: Gott bei mir sein lassen.

Wenn mir danach ist, darf ich mit Gott ins Gespräch kommen. Kann ihm von meinen Gedanken erzählen. Kann ihr sagen, wie sich mein Leben gerade so anfühlt.

Vielleicht unterscheidet sich meine Fastenzeit so doch ein wenig vom andauernden Lockdown. Der Vorteil der Fastenzeit jedenfalls ist, dass sie nach 40 Tagen endet. Ganz sicher. Vielleicht können mir diese 40 Tage so auch helfen ein wenig Struktur in den Lockdown zu bringen. Und von Tag zu Tag zu leben. Einen nach dem anderen zu Leben. Vielleicht gewinne ich so sogar wieder ein wenig Freude. Nutze diese begrenzte Zeit für ein Experiment. Probiere etwas aus. Wage etwas Neues.

Du hast Lust bekommen deine Fastenzeit auch als Experimentier-Zeit zu nutzen?

Dann klick doch mal hier rein: www.übersleben.de

Dort findest du unter anderem einen Fastenzeitkalender, zum Bestellen oder Ausdrucken, der dich wie ein Tagebuch durch die Fastenzeit begleitet. Du kannst auch mit diesem Notizkalender eine tägliche halbe Stunde gestalten. Jede Woche gibt es Impulse zu einem anderen Lebensthema, die dich einladen übers Leben nachzudenken. Da der Kalender undatiert ist, kannst du jederzeit damit anfangen.

Außerdem treffen wir uns jeden Sonntagabend in small groups und teilen miteinander unsere Erfahrungen. Auch das kannst du ganz leicht mit deinen Freund*innen oder deiner Jugendgruppe machen. Trefft euch dazu digital am besten immer zur gleichen Zeit. Erzählt einander von euren Fastenzeit-Experimenten, unterstützt euch beim Dranbleiben und betet für- und miteinander.

jugonet im Interview

Samuel Coppes, Du bist Pastor von „dorf. kirche düsseldorf“, einem Erprobungsraum von Kirche. Was ist das genau – und was begeistert dich an dieser Art von Arbeit? Die Erprobungsräume sind ein Experiment, das es so oder mit anderem Namen in einigen Landeskirchen gibt. Auch in unserer Landeskirche, der EKiR, wird seit letztem Jahr ausprobiert, nämlich wie neue Formen von Kirche aussehen können. Das machen wir auch hier vor Ort in Düsseldorf. Uns treibt die Sehnsucht an, dass Menschen in der Kirche ein Zuhause finden können, die das bisher nicht haben. Das begeistert mich als Pionierpastor, weil es eine leidenschaftliche Suche ist: Danach, wie Gott wirkt und wie Menschen in der heutigen Zeit damit in Verbindung kommen können. Dafür haben wir uns auf den Weg gemacht und uns mit Kompliz:innen verbündet, die die gleiche Leidenschaft haben.

Wie gestaltet ihr eure Gottesdienste? Was ist da das Spezielle an einem Erprobungsraum? Das Spezielle an unserem Erprobungsraum ist, dass wir erstmal gar keine Gottesdienste feiern. Oder vielleicht auch sehr ähnliche Dinge tun, es aber nicht so nennen. Denn wir merken immer wieder: das Bild davon wie Gottesdienst oder auch Kirche aussieht, ist sehr stark geprägt. Wir stellen uns also eher die Frage: was passiert eigentlich im klassischen Gottesdienst, was gut ist, um gemeinsam Glauben zu leben? Die Predigt hat z.B. verschiedene Aspekte in sich, etwas zu lernen über theologische Inhalte oder für den eigenen Glauben ermutigt zu werden. Wir fragen uns also, wie könnte das in einem neuen Format vorkommen. In Düsseldorf gibt es beispielsweise monatliche Events, in der Redner:innen eine Stunde über ein Thema referieren und drumherum ist nur ein soziales Happening. Wie wäre es, einmal im Monat auch so eine Veranstaltung mit einem ausführlichen Themenschwerpunkt stattfinden zu lassen, während andere Dinge, die üblicherweise in einem Gottesdienst stattfinden in kleinen Zellgruppen zu etablieren?

Was bedeutet das theologisch? Einerseits greifen wir ein urreformatorisches Anliegen auf: Die Welt um uns herum in ihren Fragen wahrzunehmen und uns zu fragen: Wie kann Kirche die Botschaft des Evangeliums in diese Zeit hinein übersetzen? Und wie verändert sich die Form von Kirche, wenn sie sich diese Frage stellt? Andererseits die Missio dei: Gottes Wesen ist es, in die Welt der Menschen zu kommen und der Auftrag von Kirche und uns Menschen darin ist, dieser Bewegung nachzugehen. Das heißt konkret beim Thema Gottesdienst, es ist nicht die Aufgabe der Menschen, in unsere Gottesdienste reinzufinden und sich daran anzupassen, sondern die Form der Gottesdienste muss davon bestimmt sein, das sich Menschen, die keinen Bezug zu kirchlichen Formen haben, daran Teil haben können.

Unser Thema sind ja Gottesdienste mit Herz und Hand, Haut und Haar.. Welche Erfahrungen habt ihr damit prinzipiell – und gerade auch in Zeiten von Corona gemacht? Damit verbinde ich vor allem, Gottesdienst partizipativ zu gestalten. Für mich macht es einen Riesenunterschied auf der Ebene von Erfahrungen, ob ich selbst aktiv teilnehme oder für mich etwas gestaltet wird. Denn dann kommen meine Sinne in eine ganz andere Auseinandersetzung mit dem Thema. Das kann ein Abendmahl sein, das eben nicht von Vorne ausgeteilt wird, sondern mit einem gemeinsamen Essen verknüpft ist, eine Liturgie mit verteilten Sprechrollen, die auch über Videokonferenz die Möglichkeit bietet, eine Verbindung zu schaffen. Während der Coronazeit liegt in einem solchen Ansatz auch eine Riesenchance, weil Nähe durch Teilhabe viel eher entsteht, auch wenn sie physisch auf Entfernung stattfindet. In der Adventszeit haben wir Erfahrungsräume mit Stationen gestaltet, quasi als Dauer-Gottesdienst mit versetzter Teilnahme. Hier konnte trotzdem interagiert werden durch aufgeschriebene Gedanken o.Ä. Auch wenn ich diesen Ansatz sehr schätze, kann er sehr herausfordern, weil man eben nicht nur mal passiv rein schnuppern kann, sondern eine persönliche Auseinandersetzung fordert, selbst wenn sie darin besteht, nicht teil zu nehmen.

Was hilft Menschen Gottesdienst mit Herz und Hand zu feiern? Hast Du da ein paar gute Tipps und Ideen für Jugendgottesdienste? Wir denken in Prototypen, in Formaten, die wir ausprobieren. Am Anfang steht der Prozess, hinzuhören, wo könnten Menschen Anknüpfungspunkte finden? Dafür haben wir uns Zeit genommen. Darin entstehen immer wieder Ideen, die wir in einem Format ausprobieren. Das kann zum Beispiel eine Wanderung sein, die mit spirituellen Übungen verbunden ist. Wir probieren aus, schauen, welche Dynamik ein Format hat und lassen es dementsprechend bleiben, verändern es oder machen genauso weiter. Damit können wir uns immer wieder an verändernde Umstände anpassen. Auch hier hilft das weiße Blatt und die Idee, was eigentlich passieren soll. Wie kann ein Jugendgottesdienst eigentlich aussehen, wenn nicht etwas bestimmtes passieren muss, aber eine größere Idee damit verfolgt wird? Am Ende des Tages muss aber nicht alles aus Prinzip neu erfunden werden, im Gegenteil. Für unsere Wanderung haben wir auf einen großen Schatz von spirituellen Übungen zurück gegriffen, der uns eben nur sehr passend erschien für das, was Menschen heute suchen. Die haben wir in einen passenden Rahmen eingefügt und geschaut, was passiert.

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